Review Primordial – Storm Before Calm

PRIMORDIAL haben sich im Laufe der Jahr zu einer Ausnahmeerscheinung im Metal-Business gemausert, denn es gibt wohl kaum Bands die auf ihren Outputs dermaßen einzigartig klingen und sich mit keiner anderen Band vergleichen lassen. Ihr Mix aus Black Metal, Pagan Metal und irischem Folk wird von keiner anderen mir bekannten Gruppe so überzeugend, vielfältig und stark rübergebracht und gespielt, wie es PRIMORDIAL tun. Ein Geheimnis der Iren ist sicherlich auch, dass sie das Element Stille gerne benutzen und versuchen, eine packende Stimmung aufzubauen. Das gelingt ihnen mehr als nur gut, ja es macht sogar den eigentlichen Reiz der Musik aus, denn hier steht nicht eine besonders hohe Bpm-Zahl im Vordergrund, sondern das Gesamtwerk an sich. Es werden Geschichten von längst vergessenen Welten und Völkern erzählt, aber auch einfach nur über die Schönheit und Vielfalt der Natur. Ja, diese Jungs stehen ihren Wurzeln und ihrer Geschichte so nahe, wie sonst keine ach so böse und naturverliebte Black Metal-Band. Und genau das macht die Band zu etwas besonderem.

„The Heretics Age“ schlägt mit voller Wucht zu und offenbart bereits nach einer halben Minute göttliche Melodien, die jedoch nach einmaliger Wiederholung nicht mehr wiederkehren. Ja, auch so können PRIMORDIAL den Hörer leiden lassen, denn danach schlägt der Opener in eine garstige Attacke um und zeigt den ganz einzigartigen, aber für manche wohl auch eigenartigen Stil der Band. In einem Marschrhythmus klingt das Lied nach 6 Minuten aus und wohl nur die wenigsten wissen was ihnen gerade wiederfahren ist. „Fallen To Ruin“ ist mit zehn Minuten der längste Song der Platte und beginnt mit akustischen Gitarren, die man in dieser Form wohl auch nur bei wenigen Bands hören wird. Das gleiche Thema wird dann von den elektrischen Klampfen übernommen und macht ihn zu einem schleppenden Epos. Das Lied mag beim ersten Durchlauf etwas sperrig wirken, entfaltet sich aber wie die meisten Stücke nach mehrmaligem hören. Anhand dieses Beispiels merkt man gut dass es sich bei PRIMORDIAL nicht um eine Band handelt, die für „good, friendly, violent Fun“ steht, sondern eine der Gruppen ist, denen man zuhören soll und auf die man sich einlassen muss, um sie zu schätzen. Nach sechs Minuten scheint „Fallen To Ruin“ anfangs auszuklingen, nur um danach zum finalen Schlag auszuholen und den Hörer im Songmaterial aufgehen zu lassen.

„Cast To The Pyre“ beginnnt mit einer hypnotischen Melodie die sich wie ein roter Faden durch das gesamte Lied zieht. Auch dieses Lied mag anfangs unter anderem durch Alan.A. Nemtheangas gesprochenen Text etwas schräg und daneben klingen, erfüllt aber wieder mal vollends seinen Zweck. Man höre sich nur mal die betörend gesungenen Strophen an, die sich sonst wohl keine andere Band leisten könnte. Nach 5 Minuten zeigt Songwriter Ciarán MacUillian wieder sein ganzes Können. Es erstaunlich wie ein Lied durch ein paar einfache Akkorde auf der Gitarre ein gänzlich neue Bedeutung bekommt und eine geniale Stimmung aufbauen kann. „What Sleeps Within“ ist im Gegensatz dazu schon fast eingängig. Für PRIMORDIAL Verhältnisse selbstverständlich. Beginnt der Song mit rauschenden Gitarren und wirrem Drumspiel, wird durch ein Schrei Alan A. Nemtheangas ein geiler Banger eingeläutet. Und wiedermal offenbart sich nach einigen Minuten ein göttliches Riffgewitter, welches jeden Metalfan begeistern sollte. Um es mal mit anderen Worten zu beschreiben: Herrscht während den ersten beiden Strophen und Refrain noch ein rauer Wind, alles erscheint grau und schwarz und es ziehen sich immer mehr Gewitterwolken zusammen, bricht nach drei Minuten urplötzlich ein Sonnenstrahl durch die Wolkendecke, zerbricht diese in ihre Einzelteile und man sieht die schöne Mutter Erde in ihrer vollen Farbenpracht. Genau so fühlt man sich beim Hören dieses Songs.

„Suns First Rays“ ist eine rein instrumentale Nummer, die fest in der irischen Volksmusik verwurzelt ist. Vom charismatischen Bandkopf Alan A. Nemtheanga wird das Stück folgendermaßen umschrieben: „The first rays of a Glorious Dawn, the warmth upon your face… the sensation that the land is awakening…“ Ich denke weitere Worte erübrigen sich. “Sons Of The Morrigan” reiht sich nahtlos in die Liste von überlangen Songs wie „Fallen To Ruin“ und „Cast To The Pyre“ ein. Das Stück handelt von einstigen Zeiten, in denen es noch echte Männer und Krieger gab, die Frau und Kind zurück ließen um die Welt zu erobern. Genauer gesagt sind es die letzten Worte und Gedanken des Helden vor seinem Tod, welcher seine letzten Wünsche offenbart. Eine tolle Hymne für jeden echten Krieger. „The Hosting Of The Sidhe“ ist die Vertonung eines Gedichtes von William Butler Yeats, ein irischer Dichter der wohl kurz vor den Aufnahmen des Albums verstorben ist. Das Stück ist wohl eher als Outro, als richtiges Lied anzusehen, da der Text nur gesprochen wird und auch sonst keine richtigen Riffs vorkommen. Trotzdem ein wieder mal betörendes Stück.

PRIMORDIALs „Storm Before Calm“ ist ein kleines Meisterwerk geworden, denn diese Iren bringen dem Metalhörer das, was man in Zeiten, in denen sehr viel Schund veröffentlicht wird, nur allzu selten spürt: Das Gefühl, wahre Kunst mitzuerleben. Sie leben und sterben in ihrer Musik und reißen jeden, der sich auf sie einlässt, förmlich mit. Das macht für mich den Unterschied zwischen Musikern und Künstlern aus. Zusätzlich zu den ohnehin schon genialen Lyrics hat Alan A. Nemtheanga Linernotes verfasst, in denen er jeden einzelnen Song erklärt und somit den Texten auch gleichzeitig mehr Bedeutung zuordnet. Das sehr stimmige Coverartwork rundet das Gesamtpaket dann noch mal ab und somit gibt es hier eine uneingeschränkte Kaufempfehlung.

Wertung: 10 / 10

Geschrieben am 5. April 2013 von Metal1.info

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