Review Kragens – Dying In A Desert

Gibt’s eigentlich anständige Musik aus Frankreich? Eher kaum, vor allem für Metalheads wird da so gut wie gar nichts geboten. Das könnte sich mit Kragens ändern, sofern man – wie man es heute bei vielen Bands sein muss – aufgeschlossen gegenüber fast allen Metalstilen ist und sich auch nicht dagegen sträubt, diese vermischen zu lassen.Einige der Bandmitglieder sind schon seit über 20 Jahren in der Szene aktiv, haben sich also nicht durch das mehr oder weniger Nichtvorhandensein selbiger in Frankreich nicht unterkriegen lassen und sind unbeirrt ihrem Weg gefolgt.

Zwar kein besonders geschmackvolles, aber trotzdem gut aussehendes Cover hat JP Fournier hier beigesteuert, aber dazu später noch ein Satz, jetzt erst mal zur Musik. Wer sich nach dem Lesen von „Frankreich“ noch nicht abgewendet hat, darf sich dran erfreuen, dass Kragens gar und ganz uneuropäisch zu Werke gehen, sondern verdammt amerikanisch klingen.
Schon der Opener legt ohne Intro los mit einem Riff wie aus einem Nevermore-Song und thrasht anständig daher, steht gut am Anfang. Gesanglich wird auch schon so einiges ausgepackt, ob jetzt melodischer Power Metal-Gesang im Refrain, Thrash-Vocals in den Strophen oder die hohen Owens-Screams gen Ende zeigen, dass sich Kragens hier nicht auf eine sture Richtung festlegen wollen. Beim ebenfalls harten und schon ohrwurmfähigem „Carnivore Ritual“ kommen auch kurz mal Obituary-artige Death-Vocals zum Einsatz.

Zurück zum Cover und dem wenig freundlichem Soldaten, oder was auch immer. Im selbstbetiteltem „Kragens“ – musikalisch gesehen ein schnörkelloser Banger – versuchen die Franzmänner sich an einem deutschen Text. So was geht meistens schief, und auch hier glückt das Experiment nicht. Auszug gefällig? „krieger von metall – die wachen der angst – warum belugen – das sib der schlange – ritter von metall…..“ klingt ja schon so, als hat der arme Kerl keine Ahnung, was er da mit gequälter Stimme von sich gibt. Eine Zeile wie „Heil Kragens – Heil das Gut“ dürfte man sich hierzulande wohl nicht erlauben, vor allem weil gegen Ende des Liedes auch noch ein paar sich wiederholende „heil, heil, heil“-Rufe sind. Ob ein durchschnittlicher deutscher Konzertveranstalter die Band buchen wird, steht also schon in Frage ;)

Zum Glück halten sie den Rest der Scheibe in Englisch, die Texte sind da zwar nicht tiefgehender oder sinnvoller, aber ihr deutsch sollten Kragens an den Nagel hängen.Am meisten merkt man hier schon den Einfluss von Nevermore, Iced Earth und Annihilator doch auch Manowar („Satan The Killer“, ganz simpler Bassriff) dürfte den Jungs nicht gänzlich fremd sein.

Zwar gibt’s hier und da einige Längen und langweilige Parts (vor allem eben das genannte „Satan The Killer“), aber im Großen und Ganzen machen sie ihre Sache wirklich gut. Zumindest instrumental und gesanglich, mit den Lyrics kann ich hier absolut gar nichts anfangen, da sie eigentlich alle ziemlich dumm sind.
Manche werden sich an der doch recht großen Stilvielfalt der 52-minütigen Platte stören, denn Heavy-, Power-, Thrash- und Speed-Metal wird hier zwischendurch auch mal mit kleinen Black- und Death-Spielereien sowie dem ein oder anderen modernen und elektronischen Element angereichert.
Ist jedenfalls die erste Band aus unserem Nachbarland, die ich mir immer wieder gut anhören kann. Allein deshalb sollte man Kragens mal probehören. Für die Texte gibt’s ´nen Punkt Abzug, ansonsten will ich hier keine Einwände finden, diese CD nicht gut zu finden, sofern man mit Mischmasch-Scheiben gut klarkommt.

Wertung: 7 / 10

Geschrieben am 5. April 2013 von Metal1.info

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