In Flames - Colony Album Artwork

Review In Flames – Colony

Zwei repektive drei Jahre nachdem sich IN FLAMES mit „The Jester Race“ und „Whoracle“ in die Herzen der Melodic-Death-Metal-Fans gespielt hatten, legten die Schweden schon wieder nach. Die große stilistische Weiterentwicklung bringt „Colony“, so der Titel des Werks, nicht mit sich – ein Satz, den viele IN-FLAMES-Fans aus heutiger Sicht gerne noch öfter über ein Album gelesen hätten. Denn zumindest in der Retrospektive ist „Colony“ so etwas wie der Abschluss der ersten Schaffensphase der Göteborger, ehe es mit „Clayman“ und den Folgealben moderner und softer wurde.

Los geht’s gleich mit einem ordentlichen Kracher, „Embody The Invisible“. Groovige Drums, catchy Gesang und ein Überfluss an Melodien, die das Herz aufgehen lassen, machen schon den Einstieg zu einem absoluten Hit. Das scheint auch das Stichwort für „Ordinary Story“ zu sein: Etwas düsterer und gemächlicher, dafür aber mit gefühlvollen Piano-Breaks aufgelockert, nach denen IN FLAMES jeweils die volle Metal-Breitseite auspacken, ist der Song der Inbegriff von allem, wofür die Schweden auf diesem ihrem dritten Album stehen.

Ganz generell sind IN FLAMES in Sachen Songwriting wieder einen Schritt weitergekommen: Hatte „Whoracle“ massenweise gute Riffs, ist die Stärke dieses Albums eher sein Fluss: Die Tracks klingen organischer – und das trotz kleinerer Experimente wie besagten Piano-Einsprengseln. So gelingt es IN FLAMES, gleichermaßen ihren Stil beizubehalten und weiterzuentwickeln. Denn nach wie vor stehen die eher traditionellen Gitarrenduelle von Jesper und Björn genauso im Fokus wie ein moderner Touch im Arrangement: IN FLAMES sind dem Melodic Death Metal schon auf „Colony“ nicht mehr ganz so treu, wie es sich Puristen damals vielleicht gewünscht hätten. Heute hören wohl auch diese Fans mit tränenfeuchten Augen „Colony“, während sie „Battles“ in den Toaster stecken.

Mit dem Titeltrack sowie „Zombie Inc.“ bleiben IN FLAMES noch am ruhigeren Ende ihrer Komfortzone, ehe mit „Pallar Anders Visa“ ein eher verzichtbares Instrumental folgt, das 1:41 Minuten lang blass bleibt, um dann ausgeblendet zu werden. Immerhin: Das folgende „Coerced Coexistence“ wirkt im Kontrast dazu extra-hart, wenn der Song eigentlich auch nur IN-FLAMES-Standardkost ist. Das ist – leider – ein allgemeines Problem des Albums. Denn so stark IN FLAMES losgelegt haben, so stark lassen sie leider zur zweiten Albumhälfte hin auch nach: „Resin“ bleibt blass, das Remake des „Lunar Strain“-Openers „Behind Space ’99“ ist gut gemacht, aber keine „neue“ Leistung – und auch „The New World“ als letzter Track fügt dem bisher Gebotenen leider nichts mehr hinzu. Nur das knackige „Insipid 2000“ lässt dazwischen nochmal aufhorchen: Hier liefern IN FLAMES einen guten Mix aus traditioneller Kost, elektronischen Einsprengseln, kraftvollen Riffs und einem griffigen Refrain.

Mancher IN-FLAMES-Fan der ersten Stunde mag in „Colony“ bereits den Anfang vom Ende gesehen haben. Ganz so schlimm ist es rückblickend betrachtet nicht – zumindest nicht vor dem Hintergrund der letzten Machwerke der Schweden. Dennoch: Das Level, auf dem IN FLAMES mit den ersten Songs loslegen, können sie über den weiteren Albumverlauf nicht aufrechterhalten. Und so reicht es, trotz Traumstart, am Ende leider nicht fürs Siegertreppchen, sondern nur für einen Platz im vorderen Mittelfeld der IN-FLAMES-Diskografie.

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Wertung: 7 / 10

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