In Zeiten, in denen quasi jeder schon mit relativ geringem (finanziellen) Aufwand mit Studioaufnahmen vergleichbare Homerecordings machen kann, ist der gute, alte Klang früher Black Metal-Demos fast schon in Vergessenheit geraten – entsprechend ungewohnt klingt der höhenlastige, fiese Sound des SIGNUM:KARG-Debüts zunächst in meinen Ohren.
Hat man sich jedoch in „Chöre aus dem Schlund der Zeit“ eingehört, wirken die flirrenden Gitarren und das gefühlt nur durch die Becken und hin und wieder einen Tomwirbel vertretene Drumming fast schon sympathisch. Und auch sonst trifft „Old School“ den Nagel hier relativ gut auf den Kopf: Zwar sind die Songs mit jeweils an die zehn Minuten Spielzeit ungewöhnlich lang für traditionellen Black Metal, ansonsten jedoch ist das Setherial-Shirt des Sängers auf den Promophotos doch ein recht gutes Indiz, wo man nach Vorbildern der Truppe zu suchen hat: Nicht sonderlich innovativ, nicht sonderlich anspruchsvoll, aber tight und vor allem groovy geht man hier zu Werke, so dass die Songs trotz ihrer Länge nicht langweilig werden. Naja, ok, zugegeben, ein bisschen:
Sicherlich, die Ideen, die in den Songs verarbeitet sind, rechtfertigen prinzipiell eine Überlänge – genauso gut könnte man jedoch mit dem guten alten „In der Kürze liegt die Würze“-Sprichwort argumentieren, und ein neunmalkluges „Weniger ist manchmal mehr“ hinterherschicken – gibt es doch die ein oder andere Stelle, an der man wohl auch ohne großen Atmosphäreverlust die ein oder andere Minute Spielzeit zu gunsten einer etwas eingängigeren, übersichtlicheren Songstruktur hätte streichen können. So steht auf der Anzeige des Players eine Vier bei der Songzahl, dennoch aber eine 42 bei der Spieldauer – was bei am Ende doch recht truem Black Metal auf Dauer doch ein wenig ermüdet.
SIGNUM:KARG legen mit „Chöre aus dem Schlund der Zeit“ ein wirklich achtbares Debüt auf den Tisch, das gerade durch seinen rohen, spröden Klang für dichte Atmoshäre sorgt – sich jedoch mitunter etwas zieht, ja, gerade gegen Ende hin durch die Kombination aus sperrigem Sound und sperriger Komposition doch ziemlich anstrengend wird. Ein beherzter Griff zur „Komositions-Schere“, um damit den ein oder anderen nicht unbedingt nötigen Song-Teil zu entfernen und die Songs so etwas zu schlanker und eingängiger zu gestalten, wäre hier gewiss dienlich gewesen – ist es doch eine wichtige Erkenntnis hinsichtlich des Songs schreibens, dass auch eine gute Idee einmal eine Idee zu viel sein.
Für Fans traditionellen, bösen Schwarzmetalls mit noch erkennbarer Melodieführung jedoch allemal den kurzen Weg auf Myspace oder dergleichen wert, um sich selbst ein Bild zu machen…
Wertung: 6.5 / 10