Devin Townsend hier, Devin Townsend da. Wo arbeitet dieser arbeitswütige Mensch eigentlich nicht mit? Diesmal sind es Strapping Young Lad, die sich mal eben 6 Jahre Zeit ließen, um einen vierzigminütigen Bastard auf die Menschheit loszulassen. Seit jeher ist Oberguru Townsend für seine ausgegorene Brutalität bekannt und so mangelt es daran sicherlich auch nicht auf „SYL“. Kaum eine andere Band vermag es eine deftige Härte so melodisch umzusetzen. Soilwork fallen mir da noch spontan ein – muss wahrscheinlich Zufall sein, dass auch dort Townsend seine Finger mit im Spiel hat.
Was einem nach Einlegen der Platte sofort auffällt, ist die bestechend gute Produktion; selten einen so druckvollen Sound gehört. Nächster positiver Effekt: Townsend’s vielseitige Stimme. Lasst ihn kreischen, growlen, clean singen; schlecht wird es nie. Jed Simon und Byron Stroud sorgen für das passende Riffgewitter, und über den erhabenen Gene Hoglan ist sowieso kein Wort mehr zu verlieren. Wer erwartet bei diesen Musikern also noch schlechte Songs? Niemand! Denn dazu gäbe es auch garkeinen Grund.
Auch wenn bisher noch kein anderes Strapping Young Lad-Album in meinem Schränkchen steht und Vergleiche zu früheren Werken flachfallen, kann ich skrupellos und ohne ein schlechtes Gewissen zu haben behaupten, dass „SYL“ auf ganzer Linie ein Meisterwerk ist. Nach dem kurzen melodischen Instrumental „Dire“, brettert einem „Consequence“ gnadenlos die Birne weg. Herrlich chaotisch setzt sich die Scheibe mit „Relentless“, „Rape Song“ fort und geht in das wunderbare „Aftermath“ über, das erst mit Geprügel und einem gemäßigten Mittelteil überzeugt, bevor dann wieder alles gen Grund und Boden gebolzt wird. Mein Lieblings-Song von „SYL“ ist aber „Force Fed“. Beginnend mit chaotischen Lyrics, über ein paar Industrial Elemente hinweg und auf zum hymnischen Refrain, der sich einem sofort in den Kopf setzt und es sich dort gemütlich und bequem macht. Der einzigste Song, der ganz und gar aus dem Album herausfällt ist der finale Track, namens „Bring On The Young“. Mit seinen 6 Minuten und der rausgelassenen Geschwindigkeit passt er meines Erachtens überhaupt nicht auf das Album. Doch soll dies den Rest der Platte nicht trüben, denn insgesamt betrachtet ist „SYL“ ein Album, das man einfach lieb haben muss. Wie formulierte Herr Townsend es doch gleich? „Leute, die meine Musik nicht mögen, sind entweder blöd oder tot. Für beide hab ich keine Zeit.“ – wie verdammt recht er doch hat…
(Steffen)
Wertung: 9.5 / 10