Review Metallica – Master Of Puppets

  • Label: Elektra
  • Veröffentlicht: 1986
  • Spielart: Thrash Metal

Mit dem meisterlichen Thrash-Monster „Kill ’Em All“ und dem deutlich melodiöseren, nicht minder genialen „Ride The Lightning“ hatten sich METALLICA die Messlatte bereits in schwindelerregende Höhen gehängt. Gleich zwei Meisterwerke noch zu toppen ist nicht nur für die inzwischen bekannteste Metal-Band der Welt eine massive Herausforderung. Weniger als zwei Jahre nach dem Vorgänger und nur fünf Jahre nach Bandgründung legte das Quartett dann mit „Master Of Puppets“ das bereits dritte Album vor und erschuf damit ein Wahnsinnswerk, über dessen Brillanz sich sowohl Fans als auch Kritiker bis heute einig sind.

Strukturell halten sich METALLICA bei „Master Of Puppets“ an das Erfolgsrezept von „Ride The Lightning“: Wie auch schon „Fight Fire With Fire“ beginnt hier „Battery“ ebenfalls mit ruhigen Akustikgitarren, bevor das Lied abrupt in einen Hochgeschwindigkeits-Thrasher übergeht, der bis heute zu Recht zu METALLICAs besten Songs zählt. Auch an vierter Stelle findet sich mit dem Geisteskrankheiten behandelnden „Welcome Home (Sanitarium)“ ein balladeskes Stück, bevor der absolut grandiose und bis heute leider massiv unterschätzte Geniestreich „Disposable Heroes“ mit seinen schiebenden Riffs und Ohrwurmmelodien die zweite Hälfte einläuten darf. Mit „Orion“, dem Instrumentalstück der Platte, strebt die Band hier anders als beim mystischen „The Call Of Ktulu“ eher einen breiten, spacigen Klang an, der vom markanten Bassspiel Cliff Burtons getragen wird, ehe das furiose „Damage Inc.“ die Scheibe ebenso rasant beendet, wie „Battery“ sie begonnen hat.

Thematisch beschäftigt sich die Band auf „Master Of Puppets“ mit Zwängen und Abhängigkeiten der Menschheit, die metaphorisch in Form eines Puppenspielers auftreten, dessen Hände auch auf dem bis heute klügsten und kunstvollsten Albumcover der Band zu sehen sind. Der Titelsong und gleichzeitig das nach wie vor wohl beste Lied, das METALLICA bis zum heutigen Tag geschrieben haben, spielt in diesem Zusammenhang auf Drogenabhängigkeit an. Das Opus Magnum der Truppe kann nicht nur durch seine auf brillante Art und Weise chromatisch komponierten Weltklasseriffs, sondern auch durch einen wundervoll melodischen Mittelteil überzeugen, der mit der inzwischen ikonischen zweistimmigen Gitarrenmelodie bis heute unverändert begeistern kann. Auch in gemäßigteren Tempi wissen METALLICA zu überzeugen. Das düstere, stampfende, auf den Cthulhu-Mythos anspielende „The Thing That Should Not Be“ beweist, dass METALLICA sich auch in erbarmungslos bösen und bedrückenden Bereichen wie zu Hause fühlen.

Generell spielt „Master Of Puppets“, wie auch schon sein Vorgänger, in Sachen Musikalität durch das konsequente Miteinbeziehen von klassischer Musiktheorie in ganz anderen Ligen als andere Thrash-Metal-Platten dieser Zeit. Anthrax-Gitarrist Scott Ian beschrieb das Meisterwerk der Metal-Legenden treffend als ein Album, das nicht nur die Genregrenzen erweitert habe, sondern etwas viel größeres als Thrash Metal sei. Neben James Hetfields markantem Gesang dürfte dieses Merkmal der Band dazu verholfen haben, sich langfristig als bekannteste und beliebteste Metal-Band aus dieser Zeit etablieren zu können und sich damit noch mal ein ganzes Stück mehr von ebenfalls sehr erfolgreichen Genrekollegen wie Slayer, Anthrax, Exodus oder Megadeth abzuheben. Wenn man an der Platte auf Teufel komm raus einen Kritikpunkt sucht, findet man diesen einzig in „Leper Messiah“, das sich in der ersten Hälfte schon arg schleppt, bevor es dann in der zweiten glücklicherweise noch die Kurve bekommt.

„Master Of Puppets“ gilt bis heute vollkommen zu Recht, zusammen mit „Ride The Lightning“, als bestes METALLICA-Album und als eines der besten Metal-Alben aller Zeiten. Die kompositorische Kreativität und Komplexität, die sicherlich zu größten Teilen vom nach diesem Werk leider verstorbenen Cliff Burton geprägt wurde, war damals ein Meilenstein im Metal-Sektor und kann auch trotz viel Konkurrenz im Prog-Bereich bis heute beeindrucken. Fantastische Melodien für die Ewigkeit treffen scharfkantige, kraftvolle Riffs, die sich sofort ins Hirn brennen. Trotz ihrer 30 Jahre, die die Scheibe inzwischen auf dem Buckel hat, scheint es unwahrscheinlich, dass sich der Status des Albums in den kommenden 30 grundlegend verändert.

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Wertung: 9.5 / 10

Publiziert am von Simon Bodesheim

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