Der Untergrund lebt!
Dass dies keine bloße Floskel irgendwelcher Krachfetischisten darstellt, wird zurzeit von zahlreichen Bands/Projekten zur Genüge bewiesen. Formationen wie Sonne Adam, Ofermod oder Necros Christos lieferten zuletzt allesamt gute bis sehr gute Arbeit ab und sorgen bei Fans dementsprechend für Begeisterungsstürme. Es zeigt sich immer wieder, dass es eben keinen Arsch voll Kohle und einen Deal mit einem Major-Label bedarf, um interessantes, qualitativ hochwertiges Liedgut an den Mann zu bringen.
Wie auch immer, über das spanische Label Memento Mori erscheint nach zwei EPs und einer Compilation nun also die erste Full-Length des aus Portland (USA) stammenden Soloprojekts SYMPTOM.
Im Black/Death-Metal-Bereich sind Soloprojekte ja gang und gäbe. Im besten Fall erschafft der Alleinherrscher spannende, weil nicht unbedingt alltägliche Genrebeiträge. Im schlechtesten Fall handelt es sich um amateurhaft umgesetzte Rohrkrepierer.
Schön also, wenn man von „Opulent Atrocity“ schon nach einem Durchgang aus voller Überzeugung behaupten kann, einen Kandidaten der ersten Kategorie zu hören. An sich habe ich von dem Projekt SYMPTOM noch nie etwas gehört, die Tatsache, dass diesem Werk anscheinend eine Art „Konzept“ zugrunde liegt, steigerte das Interesse daran aber umso mehr. Als zentrales Thema steht hier das ehemalige Hot Lake Hotel in Orego (USA) Pate. Kurzer geschichtlicher Hintergrund: Besagtes Hotel öffnete 1864 seine Pforten und wurde nach einigen seltsamen Ereignissen über die Jahre unter anderem zu einer medizinischen Heilanstalt, einer Psychiatrie und einem Nachtclub umfunktioniert und irgendwann gänzlich geschlossen. In jenem Gebäudekomplex soll es seither aufgrund verschiedener Vorkommnisse spuken. Eine klassische Geistergeschichte also.
Musikalisch wird dieser Geschichte mit einem knochentrockenen, brutalen Mix aus Death Metal und Doom Leben eingehaucht. Schon das stimmungsvolle Quasi-Intro „The Town Under One Roof“ zeigt erste Facetten der Dunkelheit, welche den Hörer noch erwartet, auf. Die bedrohliche Stimmung passt wunderbar zum Gesamtkonzept und schafft es mühelos, den Hörer bei Laune zu halten. Die dumpfe Produktion trägt ebenfalls zum positiven Hörgenuss bei und lässt Brecher wie „Into The Scalding Spring“ oder den abwechslungsreichen „The Hanging Gardener“ im richtigen Licht erstrahlen. Gilmores Organ grollt dem Hörer mal aggressiv, mal beschwörend von den tiefsten Abgründen aus entgegen und lässt stellenweise das Gefühl aufkommen, man würde jeden Moment seinem Schöpfer entgegentreten, wohl wissend, dass dieser keine Gnade walten lassen wird. Kurzum: absolut hörenswert, wenn auch zugegebenermaßen nicht sonderlich originell.
Das Mastering der Platte übernahm übrigens ein gewisser Javier Felez, welcher schon unter anderem mit Teitanblood das Vergnügen hatte. Eine hohe Qualität ist also fast garantiert, denn in eine ähnliche Richtung geht es schlussendlich auch auf „Opulent Atrocity“. Zu den textlichen Ergüssen kann ich nichts sagen, da sie mir nicht vorliegen. Die Gespenstergeschichte weiß jedenfalls auch ohne das Wissen um die genaue Wortwahl zu begeistern.
Ein solches Werk sollte am besten am Stück gehört werden, wer jedoch trotzdem auf Anspieltipps Wert legt: zum Antesten empfehlenswert wäre neben den bereits erwähnten Stücken definitiv „The Third Floor“, etliche Gänsehaut-Momente garantiert! Genug geschwafelt, ein Fazit im eigentlichen Sinne spare ich mir, wer auf Necros Christos und Konsorten steht, sollte diesen Death Metal der verdorbensten und dunkelsten Sorte definitiv antesten. Es lohnt sich!
Wertung: 8.5 / 10