Heimlich still und leise haben sich A LIFE [DIVIDED] nach der Veröffentlichung ihres letztes Studiowerks „Passenger“ in das Zentrum der Aufmerksamkeit gespielt. So wurden die Newcomer rund um Eisbrecher-Gitarrist Jürgen Plangger u.a. vom bayerischen Radiosender Rock Antenne zu den Newcomern des Jahres 2011 gewählt und waren auf dem Amphi Festival zusehen. Anfang 2013 stand mit „The Great Escape“ die zweite Studioproduktion unter der Vertrieb vom AFM auf dem Plan. Und trotz steigender Bekanntheit bleiben die Musiker sich und ihrem Stil treu.
Dass die Plattenfirma ein ganz heißes Eisen im Feuer hat, zeichnete sich bereits nach dem Release der neuen Single „The Last Dance“ ab. Diese kletterte in den deutschen Alternative Charts weit nach oben. Und zum 10-jährigen Bandjubiläum gelingt den Süddeutschen mit „The Great Escape“ nach dem Singleerfolg nun auch der große Wurf auf Albumebene: Bereits der Opener „Lost“ ist ein krachender Ohrwurm mit Hitpotential, ebenso wie „It Ain’t Good“. Bandleader und Sänger Jürgen hat mit mehreren Mitgliedern von Lacrimas Profundere hervorragende Musiker an seiner Seite und zeigt auf „The Great Escape“ seine bis dato beste Leistung als Sänger. Egal ob ihm rockigen Duett mit Lord Of The Lost-Sänger Chris Harms bei „Perfect Day“ oder alleine bei den eher sanften Tönen von „Clouds Of Glass“ und „Feel“ – Jürgen hat im Rahmen des vierten Albums und in Zusammenarbeit mit Tue Madsen an den Reglern einen nicht zu verachtenden Wiedererkennungswert in seiner Stimme geschaffen. Dazu ist das Zusammenspiel aus seiner Stimme und den Instrumentalisten inzwischen spürbar eingespielt.
Eben jener Madsen sorgte dafür, dass die Gitarren bei „The Great Escape“ richtig krachen und im Verhältnis zum Gesang sowie den etwas verhalteneren Elektroelementen hervorragend ausbalanciert sind. Der Gitarrenfokus passt zum Gesamtkontext des Konzeptalbums, welches sich mit dem Thema Flucht in unterschiedlichen Situationen beschäftigt. Auch den Texten merkt man an, dass A LIFE [DIVIDED] ihr neues Studioalbum nicht Hals über Kopf in die Läden geworfen haben, nur weil der Erfolg zunahm. Die Verbindung aus Worten und Melodien sind durchweg stimmig. So verzeiht man auch, dass relativ schnell klar wird, warum „Feel“ derzeit bei Bayern 3 in der Rotation läuft. Hier und da fehlt es etwas an Ecken und Kanten. Dies gilt besonders für den eher unspektakulären Albenabschluss „If You Want To“, der qualitativ überraschend deutlich abfällt.
Allgemein hält „The Great Escape“ das anfangs hochkarätige Niveau der ersten fünf Songs nicht bis zum Ende. Dennoch überwiegt ganz klar das Positive: Mit viel Gespür, Sinn und Verstand rocken Jürgen und Co. mit Anlehnungen an Depeche Mode, Linkin Park und Devin Townsend sowohl die hiesigen Radiosender als auch den Untergrund. Zurecht. Hier vermischen sich fette Gitarren mit Hitpotential und einer ausgefeilten Produktion. So darf am Rande auch gerne auf die Charts und alles weitere geschielt werden.
Wertung: 8 / 10