Konzertbericht: Mono w/ Instrument

2012-12-13 München, Hansa 39


Die japanische Band MONO kann definitiv als eine Konstante bezeichnet werden: Zum einen veröffentlicht die Band seit mehr als zehn Jahren regelmäßig Alben, welche ausnahmslos als großartig bezeichnet werden können, zum anderen geht die Band jedes Jahr (auch ohne ein neues Album) ausgiebig auf Welttournee und macht in diesem Zusammenhang stets auch in München Halt. Mit dem neuen, noch stärker auf orchestrale Elemente setzenden Album „For My Parents“, welches im September erschien, ist es nun im Dezember endlich soweit und die Post-Rock-Legende lädt gemeinsam mit dem lokalen Support INSTRUMENT ins Hansa 39.

Die Musiker von INSTRUMENT könnten dem Münchner Szenespezialisten teilweise noch von der Indie-Rock-Band Cosmic Casino bekannt sein, welche seit einigen Jahren nicht mehr existiert. Das erste Mal richtig in Erscheinung getreten ist diese „Nachfolge-Band“ vor einigen Jahren, als sie als Support auf der Deutschlandtour von The Unwinding Hours auftrat – hier waren die Post-Rock-Anleihen bereits vorhanden, es herrschte aber doch noch eine gewisse Affinität zur geradlinigen Rockmusik vor, welche sich primär im nicht sonderlich spektakulären Gesang niederschlug. Heute Abend wird deutlich, dass die Band eine Wandlung durchgemacht hat: Zwar werden manche Lieder immer noch von Gesang unterstützt, generell ist aber eine stärkere Ausrichtung auf ausschweifende, repetitive Songs erkennbar. Diese längeren Songs sind – trotz einiger eruptiver Momente – insgesamt allerdings leider eher belanglos und wollen sich nicht so recht im Ohr festsetzen oder (irgendwie geartete) Emotionen hervorrufen. In den Liedern, welche durch Gesang unterstützt werden, schaut die Sache dabei schon anders aus: Die in Richtung Aereogramme und Biffy Clyro tendierenden Flächen und rhythmischen Spielereien wissen hier sehr zu gefallen. Als lokaler Support wird INSTRUMENT vom zahlreichen Publikum viel Sympathie entgegengebracht, so dass nach ein bisschen mehr als dreißig Minuten ein schöner Auftakt bilanziert werden kann, der allerdings nicht weltbewegend ausfällt.


MONO ist eine der Bands, welche das Publikum – besonders im Live-Setting – mit Gänsehautmomenten überschüttet, indem die Mitglieder für eine stetig durchgehalten emotional definierte Stimmung sorgen. An diesem Abend beginnt die Einstimmung auf das Kommende bereits in der Umbaupause, welche mit dem ersten Satz der berühmten dritten Symphonie des Komponisten Henryk Górecki untermalt wird. Auch wenn ein Großteil des Publikums diesen Song mit lautem Bierflaschenklimpern und Gesprächen übertönt, ist in vielen Gesichtern erkennbar, dass das Abkapseln von der Außenwelt bereits begonnen hat. Nach gut zwanzig Minuten ist es schließlich soweit, das Licht erlischt und ein Meeresrauschen ertönt. Unterstützt von sehnsüchtigen Streicherklängen und den typischen, flirrenden Gitarren, welche MONO so sehr perfektioniert haben, betreten die vier Musiker schließlich die Bühne. Während die beiden Gitarristen Takaakira Goto und Yoda sich wie gewohnt auf kleinen Stühlen niederlassen und vollkommen in ihrer eigenen Welt verschwinden und sich Bassistin Tamaki Kunishi knapp dahinter aufstellt und das Konzert über mit wehenden Haaren ihren Bass bedient, lässt sich Schlagzeuger Yasunori Takada an seinem beeindruckenden Drumset nieder, welches neben einem großen Gong auch mit einer stattlichen Pauken ausgestattet ist.
Ohne weiteres Gehabe eröffnet die Band anschließend ihr Set mit „Legend“, dem Opener ihres neuen Albums. Auch wenn auf „For My Parents“, sowie auf dem Vorgänger „Hymn To The Immortal Wind“ das Holy Ground Orchestra die gigantischen Arrangements unterstützt, fängt die Band das Fehlen eines gesamten Orchesters auf, als wären die Songs nie anders gedacht gewesen. Spätestens bei den lauten und schlicht atemberaubenden Momenten der neuen Songs sind alle Kritiker, welche den Vorwurf äußerten, dass das Schlagzeug auf „For My Parents“ kaum noch vorhanden sie, verstummt: Die schiere Wucht der Paukenschläge, des mächtigen Gongs und das leidenschaftliche Schlagzeugspiel sorgen in der Kombination mit den beinahe brennenden Gitarrensounds für eine durchgehende Trance, im Publikum sowie auf der Bühne.

Auch wenn MONO als mehr oder minder „klassische“ Post-Rock-Band anfingen und stark mit dem Kontrast zwischen sehr leise und sehr laut spielten, ist die Tatsache, dass heute ausschließlich Songs der beiden neuen Alben ihren Weg in die Setlist finden, nicht störend. Ganz im Gegenteil: Auch wenn das Gefühl für die ganz ruhigen Momente im Laufe der Bandgeschichte einer durchgehenden orchestralen Fläche gewichen ist, sorgt eben das konsequente Beschreiten dieses Wegs für Begeisterung. Tamaki wechselt in manchen Songs immer wieder von ihrem Bass an ein Klavier, was die bezaubernden und fesselnden Melodien noch einmal stärker hervorhebt. Auch die Tatsache, dass die Lautstärke im Hansa 39 über den Konzertverlauf nahezu wahnwitzige Formen annimmt, führt die Leidenschaft und Emotionalität dieser Band nur noch deutlicher vor Augen (auch wenn diese meist geschlossen sind). Sicherlich tragen hierzu auch Takaakira und Yoda bei, welche immer wieder auf dem Boden kniend oder auch liegend ihre Gitarren spielen und trotz ihrer minimalen Bewegungen keinen Zweifel daran lassen, dass sie ihre Musik zu jeder Sekunde lieben und leben.
Nach dem unfassbar großen „Ashes In The Snow“ erklingt mit „Everlasting Light“ schließlich der letzte Song des Abends. Während sich diese Nummer bereits auf dem Album immer weiter steigert, weiß der Song live noch mehr zu begeistern. Nach den finalen Schlagzeug-Schlägen verabschiedet sich die Band nach 90 Minuten von ihrem Publikum und verlässt die Bühne. Eine Zugabe gibt es nicht – diese wäre angesichts dieses nahezu perfekten Konzerts aber auch überflüssig gewesen, da alles gesagt (oder eben nicht gesagt) wurde.

Setlist MONO:
1. Legend
2. Nostalgia
3. Dream Odyssey
4. Pure As Snow (Trails Of The Winter Storm)
5. Follow The Map
6. Unseen Harbor
7. Ashes In The Snow
8. Everlasting Light

FAZIT: Egal wie oft man MONO live sieht, ist es doch jedes Mal aufs Neue ein atemberaubendes und emotional packendes Erlebnis. Die Professionalität der vier MusikerInnen ist schlicht umwerfend, die Songs an Leidenschaft kaum zu überbieten. Sicher wäre es schön, noch einmal alte Songs live zu hören – doch so großartig diese auch sind, würden sie in diesem orchestralen Set beinahe stören. Unterstützt von Instrument ist dieser Dezemberabend sicherlich einer derjenigen, welche man nicht so schnell vergessen wird. Auf hoffentlich bald, MONO.

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