Konzertbericht: Stahlzeit w/ Defuse My Hate – Tourbericht

2012-03-09 - 03-10 Heilbronn, Kempten

Ob man nun Metaler, Rocker oder einfach zeitweise Liebhaber härterer Klänge ist, einmal im Leben einer Show von Rammstein beizuwohnen, steht bei den Meisten auf den oberen Rängen ihrer imaginären to-do-Liste. An der Umsetzung hindern im Vergleich zur Nachfrage meist rares Auftreten wie horrende Ticketpreise. Dabei kann es so einfach sein. Man schaue sich kurzerhand im Feld der Tributbands um und wird sogleich die derzeit wohl gefragteste, nämlich STAHLZEIT entdecken, die für gerade mal ein Drittel des Preises einer Rammsteinkarte bei gleichzeitig wohl fast adäquater Show performen. STAHLZEIT garantieren nämlich bei ihren so-called „Big Shows“, bei denen die Hallen für aufgefahrenes Material groß genug sind: „Zwei Trucks – 15 Tonnen Equipment. Die spektakulärste Show seit dem Original!“. Große Versprechung, dessen Einhaltung Metal1 auf Wochenendtour in Heilbronn und Kempten unter die Lupe nahm.

Wer die Heilbronner Harmonie, Tourstopp am Freitag, schon als groß befindet, dem sei im Vorfeld gesagt: selbst das ist zu klein für alle Showeffekte der Top-Tributer. Aber dazu später mehr. Startschuss gab zuerst die Vorband, ebenfalls aus dem Frankenland, DEFUSE MY HATE. Mit einer ordentlichen Portion melodischem Death Metal heizten die Rock’N’Growler die Halle ordentlich vor.


Nicht unbedingt selbstverständlich, war das Publikum doch nicht gerade die Klientel, die normalerweise von Growlröhre Christian „Chrischi“ und Co. bedient wird. Nichtsdestotrotz, eingeleitet von einem für diesen Abend wohl vergleichsweise düsteren Intro wurde mit dem Opener des Erstlings und gleichnamigen Albums „The Diary“ grooviges Todesblei, kredenzt mit reihenweise Coreelementen, auf die Menge losgelassen. Die gestreuten Cleanparts von Zweitvokalist Lukas harmonierten dazu perfekt passend mit den tiefen Growls und kräftigen Screams von Chris, die herausstechenden wie einfallsreichen Gitarrenparts plus treibenden Drums komplettierten das Gesamtpaket und hinterließen beim Hörer ein wohliges Grinsen.

Nach einer halben Stunde Umbaupause, in der auf der Bühne so allerhand aufgefahren wurde, was großes erwarten ließ, begannen STAHLZEIT um Punkt 21:00 Uhr mit ihrer fantastischen Show, die wohl tatsächlich nur im Original ihresgleichen findet. Der Sound, man kann es nicht anders ausdrücken, war bombastisch genial, musikalisch saß auch alles perfekt, ja, man hätte bei geschlossenen Augen wirklich denken können, Rammstein selbst vor sich zu haben. Aber auch geöffnet, wollte man seinen Augen nicht so richtig trauen, denn Helis optische Ähnlichkeit mit Tillmann ist einfach unbestreitbar. Dazu könnte Backvokalist und Gitarrist Roland gut und gerne ein Double von Eisbrechers Noel Pix sein. Doch zurück zur Show.
Schon ab der ersten Sekunde war das Publikum verständlicherweise Feuer und Flamme. Die Bühne nicht minder. Im Minutentakt explodierten Rauchsäulen, schossen Feuerbälle und meterhohe Flammen in die Höhe, sprühten Funken und allerlei andere Pyros aus allen Ecken und Winkeln der Bühne. Wer schon mal auf einer Rammsteinshow zugegen war oder sich manche der unzähligen youtube-live-Mitschnitte angeschaut hat, konnte einfach nur mit offenem Mund dastehen und fasziniert zusehen, wie wirklich jede Einzelheit der Vorlage vorhanden war.


Nicht nur Feuer- wie Equipmenteinlagen sondern noch vielmehr die Art der Bewegung der einzelnen Mitglieder, sogar die Mimik. Die Liebe zum Detail überzeugte schlichtweg auf ganzer Linie, was die überwältigende Publikumsresonanz nach dem offiziell letzten Song „Pussy“ bestätigte. Ein Meer klatschender Hände inmitten eines dichten Konfettiregens. Selbstverständlich ließ man STAHLZEIT damit nicht von der Bühne, „Sonne“, „Ich Will“ und „Engel“ folgten somit in feuergeschwängerter Luft.Nach sage und schreibe 120 Minuten ging somit der erste Tag erfolgreich zu Ende.

Wer meint, so etwas sei nicht zu toppen, fehlt weit. Allein schon die ungefähr dreifache Größe der Kemptener Big Box am Samstag war eine Sache für sich, die auch endlich den vollen Umfang des STAHLZEIT-Programms erlauben sollte. Waren es in der Harmonie „nur“ rund 800 Besucher, verzeichnete man in Kempten allein über 2000 im Vorverkauf.

Wie den Tag zuvor wurden die Tore der Big Box um 19:00 Uhr geöffnet, die Hallentore an sich eine halbe Stunde vor Anfang. Dabei war die Situation an sich filmreif. Zufällig marschierte man ein paar Meter der Türen entfernt, als sie geöffnet wurden und die Massen im wahrsten Sinne des Wortes hineinströmten. Dabei nicht etwa gemäßigten Schrittes, sondern rennend, ergo einen haarscharf fast umrennend, bis sie mit einem Jubelschrei, die erste Reihe erreicht zu haben, gegen die Brüstung klatschten. Ja, das macht vielleicht deutlich, wie gefragt die mittlerweile europaweit meistgebuchte Tributband bei Fans wirklich ist.
So war es nicht verwunderlich, dass DEFUSE MY HATE an diesem Abend ebenfalls vor einem prall gefüllten Saal spielten, der ihre Musik ebenso begeistert aufnahm wie das Publikum in Heilbronn, eigentlich sogar noch besser. So feierte man die melodiös gestimmte Groovekombo schon beim deftigen „Bleed“ gehörig ab und sang beim eher einfach gestrickten, dafür umso mehr ins Ohr gehenden „Eyes Of Fire“ bereits fleißig mit. Spätestens ab der fetten Death Metal-Nummer „Fight“ war man des größten Teils der Masse Herr und lies zusammen mit Publikumschor das Set mit dem Hammer-Refrain-Song „Rise“ gen Ende klingen. Abgeschlossen wurde unter lautem Beifall nach „Drowning“ mit „Broken Smile“, was nochmals das Talent des Quartetts, eingängige Rhythmen mit trotzdem interessanten Melodien zu paaren, beispielhaft vorführte.
Diesmal 40 Minuten Umbau. Intro, ein lauter Knall und STAHLZEIT marschierten zu „Links 2-3-4“ auf die Bühne. Wiederholt wurde alles geliefert, was man von einem Rammstein-Auftritt erwartet hätte. Eine gigantische Show mit Flammen und Explosionen soweit das Auge reichte, ausgeklügelt beachtliche Lichtshow sowie exzellente Performance aller Musiker. Das alles führte die sich mehr und mehr in Freudenrausch und Ekstase befindlichen Besucher durch zwei Stunden bester Hits der Industriallegende.Nachdem dutzende Kehlen bei „Rammstein“, selbstredend passend untermalt von jeder Menge Glutbombardement, freudig mitgebrüllt hatten, kontrastierte danach „Mutter“ mit beinahe romantischer Performance in Gestik und Mimik von Meister Reißenweber in blaukaltem Bühnenlichtgewand.


Weiteres Highlight auch hier: der Titeltrack des letzten Longplayers „Liebe ist für alle da”, was – sowie eigentlich jeder andere Song – permanent textsicher von einem steten Fanchor begleitet wurde. Beim anschließenden „Morgenstern“ wieder was für\’s Auge: während der ersten Töne hüpften von der Decke mehrere rötliche Funken treffsicher zwischen die Beine der Tributkombo, wo sie anschließend zu roten Riesenfeuern mutierten und die Bühne in ein gleißend rotes Licht tauchten.

Ob nun Funkenregen, Eisfontänen oder einfach die Interaktion von Heli und Co, spätestens beim heißgeliebten „Benzin“ war man verschwitzt und langsam heiser vom Mitsingen im wahrsten Sinne auch hier Feuer und Flamme für STAHLZEIT, die es mit ihrer absolut wahnsinnigen Bühnenshow plus den amüsanten theatergleichen Zwischenspielen schafften, allen Anwesenden mehr und mehr klar zu machen: Die Fassade um den Ausspruch: „Ein Rammsteinkonzert ist in seiner Form einzigartig“, ist eventuell am Bröckeln.Selbst die Bootnummer bei „Haifisch“ wurde nicht vergessen, bei der Keyboarder Thilo eine Runde im Schlauchboot schwamm und zur Freude aberdutzender ausgestreckter Hände Shirts in die Menge warf.Nach dem mit Funkenbogen verzierten „Du riechst so gut“ folgte ein weiterer heißer Höhepunkt mit dem Titel „Feuer frei“, zu dem die drei Frontgestirne monströse Feuerssäulen gen Hallendecke spuckten.
Beim Porno-Liebling „Pussy“ beließ man es wie am Vortag lediglich bei einem Schnipselregen statt wie bei Rammstein mit vorangehender Schaumparty, wodurch die ersten Reihen wahrscheinlich äußerst dankbar einem geteert-und-gefedert-Gefühl entkamen.
Zu End folgte ein ohrenbetäubender Jubel und gut eine Minute lang Zugaberufe, die in schallenden Applaus mündeten, als das Sextett unter flammendem Inferno zur „Sonne“ startete. Nach „Ich Will“ dann endlich das große Finale, welches in Heilbronn aufgrund zu kleiner Location leider nicht möglich gewesen war: Heli mit Till Lindemann-adäquaten feuerspeienden Stahlflügeln. Jenes eindrucksvolle Bild war es, das die grandiose Show in einer atemberaubenden Feuersbrunst beendete.


Fazit: Wer sich anfangs noch über den Ticketpreis von knapp 30 Euronen beschweren wollte, dem wurde ab der ersten Minute klar: Verlangtes Geld war ein Nichts zu dem, was geboten wurde und was einer Rammstein-Show mehr als nur nahe kam. Mit einer Mega-Technik von über 300.000 Watt für Licht und Ton sowie 15 Tonnen Bühnenmaterial inszenierten, untermalt von einem Bombast-Livesound, Band und Bühnencrew einen unvergesslichen Abend, bei dem sich selbst live-Rammsteingänger eingestehen mussten: STAHLZEIT haben es einfach drauf und sind jeden weiteren Besuch wert!

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SETLISTS:
DEFUSE MY HATE
Intro
The Diary
Bleed
Eyes Of Fire
Needing To Find
Out Of The Ashes
Trivial Words
Fight
Rise
Drowning
Broken Smile
Outro

STAHLZEIT
Intro
Rammlied
Links 2-3-4
Sehnsucht
Asche Zu Asche
Tier
Mein Herz Brennt
Heirate Mich
Rammstein
Mutter
Liebe Ist Für Alle Da
Morgenstern
Spiel Mit Mir
Mein Teil
Lust
Spieluhr
Benzin
Ich Tu Dir Weh
Ohne Dich
Haifisch
Du Riechst So Gut
Feuer Frei
Waidmanns Heil
Du Hast
Pussy
– – – – – -Sonne
Ich Will
Engel

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