Konzertbericht: A Life [Divided] w/ Insane

2012-01-06 Backstage, München


Am 6. Januar 2012 zogen nicht nur die Heiligen Drei Könige um die Häuser, sondern auch A LIFE [DIVIDED] kehrten in ihrer Heimat ins Backstage ein, um das neue Jahr gebührend zu empfangen. Bereits 2011 lief alles andere als schlecht für Frontmann Jürgen Plangger und seine Mitmusiker: So gewann die Band mit ihrem Album „Passenger“ im Rücken u.a. den Newcomer-Preis von Rockantenne. In München versuchten die Durchstarter zum Jahresbeginn noch eins draufzulegen, doch scheiterten trotz ausverkauftem Haus an einem furchtbaren Publikum.

Schon mit der Geretsrieder Supportgruppe INSANE begann der Abend eher zweifelhaft. Ihren Namen machten die Jungs sofort alle Ehre: So betrat das Quartett mit Ledermasken, bayerischer Tracht und Perücken die Bühne. Mag dies musikalisch noch kein Qualitätsmerkmal sein, so offenbarten die folgenden 45 Minuten eine Kombination unterschiedlichster Elemente, wie sie kaum katastrophaler aussehen könnte: Das Intro „Patrona Bavariae“ nebst Fahne war dabei noch das geringste Übel. Sonst mischten INSANE (im wahrsten Sinne ihres Bandnamens) in klangvollen Songtiteln wie „Ich hasse alles“ oder der absoluten Krönung am Ende namens „Doppelfickerspiegelpanzer“ verschiedenste Metalfacetten mit Industrial, Polka und vertrauten Melodien aus Film, Funk und Fernsehen. Wie gut dieser Mix beim teilnahmslosen Publikum ankam, offenbarte schließlich die Frage von Sänger Bass-T, ob denn noch alle da wären. Wenn bei ca. 350 Leuten der bandeigene Mercher der einzige (!) ist, der nach einem kurzen Moment lethargischer Stille laut „Ja!“ brüllt, sagt dies alles. Selbst der kurze Gastauftritt von Jürgen Plangger (oder O-Ton Bass-T: der Jürgen von Eisbrecher) am Mikro verpuffte spurlos. Verrückt wie fahrlässig ließen INSANE hier eine Chance ungenutzt.


Der Grundstein für den Abend war damit bereits vor dem Hauptact A LIFE [DIVIDED] gelegt. Die mühten sich zwar redlich und versuchten über rund zwei Stunden alles, um ein denkwürdiges Konzert auf die Beine zu stellen. Doch das Publikum ließ Jürgen & Co. mehrfach auflaufen und stimmungstechnisch im Regen stehen, selbst wenn es sich um etwas Plumpes wie Zugabe-Rufe handelte. Erfreulicherweise beschränkten sich die Musiker fernab des Stimmungsfiaskos nicht nur auf ihr letztes Erfolgsalbum „Passenger“, sondern spielten auch etliche Nummern aus früheren Jahren mit den wenig beachteten Veröffentlichungen „Virtualized“ und „Far“. Zwar mischten sich so hier und da einige Füller in die Setliste, doch insgesamt spielten A LIFE [DIVIDED] immer ein zumindest grundsolides Rockkonzert mit viel Engagement. Und neben einer Reise in die Vergangenheit gaben die Rocker auch einen Ausblick auf die Zukunft, welcher besonders mit dem härteren „The Lost“ nebst Ohrwurmrefrain sehr vielversprechend ausfiel. Ob man allerdings ausgerechnet mit dem Münchner Publikum an diesem Abend die „Hey“-Sprechchöre für die Albenproduktion des Tracks aufnehmen musste, sei dahingestellt. Schwachbrüstig und dünn fiel nämlich auch in diesem Fall die Reaktion aus. Derweil gaben sich A LIFE [DIVIDED] größte Mühe, für Abwechslung zu sorgen: So mischte die Kombo u.a. eine Depeche Mode-Coverversion in die Setliste und spielte eine um ein Akkordeon erweiterte Version von „The End“.


Lediglich an den Pausen sollten Jürgen und seine Bandkollegen noch feilen. So verschwanden die Musiker plötzlich von der Bühne oder verweilten völlig kommentarlos zwischen zwei Stücken. Demnach vermochte auch keiner so recht zu sagen, wann genau der Zugabenblock begann, in dem mit dem akustisch vorgetragenen „The Ordinary“ noch einmal ein ruhiges Ausrufezeichen gesetzt wurde, bevor Alphavilles „Sounds Like A Melody“ und DER A LIFE [DIVIDED]-Song schlechthin „Heart On Fire“ ein wahrlich furioses Rockfinale eingeläutete. Doch selbst das konnte den Konzertabend nicht vollends retten, geschweige denn zu dem Vorzeigekonzert machen, das die Jungs wohl klammheimlich angedacht hatten. Ein von Jürgen mittendrin eingeworfenes „Mei, das ist halt München“ war zwar scheinbar durchweg positiv gemeint, doch ergab durch die (unbeabsichtigte) Doppeldeutigkeit an diesem Abend viel mehr Sinn. Oder kann es wirklich das Ziel sein, dass das Konzertpublikum bei der Konservenmukke nach der eigentlichen Show (in diesem Fall „Purple Rain“ von Prince) größtenteils lauter mitsingt als davor?

Publiziert am von und Uschi Joas

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