Konzertbericht: Subway To Sally w/ Nachtgeschrei

31.10.2011 Muffathalle, München

„Er ist ein Ergebnis des Nachdenkens darüber, was und wer wir sind und für wen wir Musik machen“, so kommentiere Subway To Sally-Frontmann Eric Fish die Veröffentlichung der neuen CD „Schwarz in Schwarz“. Mit den Vorgängerwerken „Bastard“ und „Kreuzfeuer“ hatten sich die Potsdamer zunehmend von ihren Folkrock-Wurzeln entfernt und sich mehr dem „Rockfolk“ zugewandt – mit Erfolg, wie u.a. der Triumph bei Bundesvision Song Contest beweist. Doch der Erfolg hatte seinen Preis. Anno 2011 gehen Subway to Sally nicht nur mit ihrer Studioproduktion sondern auch live zurück zu den Wurzeln.

Während StS bereits unterschiedlichste Facetten ihrer Musik durchlebt haben, sind die Hessen NACHTGESCHREI gerade drauf und dran, sich im Genre der härteren Mittelaltermusik zu etablieren. Zurecht, wie ihr rund 45-minütiger Supportauftritt bewies. Mit einer im Vergleich zur diesjährigen Clubtour leicht veränderten Setliste verzückten die Newcomer mit einer melodiösen Mischung aus Dudelsack, Gitarre und Drehleier – meist geführt von Sänger Hottis markanter Stimme. Was instrumental mit „Fiur“ anfing, steigerte sich kontinuierlich zu schnelleren Folkmetal-Kompositionen wie „Niob“, „An mein Ende“ und „Herzschlag“. Für die meisten Subway to Sally-Fans waren dies scheinbar völlig neue Klänge, doch das Münchner Publikum würdigte die Hingabe der Süddeutschen und diese zahlten es mit einer energiegeladenen Best Of-Show zurück. Nur vereinzelt scheiterte Hotti mit seiner Stimme an der Technik. Ansonsten spielten Nachtgeschrei einen der, wenn nicht sogar den besten Support-Gig in langer Zeit. Umso schlimmer, dass der Frontmann mit seinem charakteristischen Organ die Band im April 2012 verlassen wird. Immerhin kam der Tourabschluss in München einem echten Paukenschlag gleich.

Setlist:
01. Fiur
02. Herz aus Stein
03. Räuber der Nacht
04. Niob
05. Glut in euren Augen
06. Meister
07. Herzschlag
08. An mein Ende
09. Fernweh
10. Windstill

Schwarz und feurig – so begannen SUBWAY TO SALLY ihren Auftritt. Und so sollte es bleiben, sowohl musikalisch als auch bei den zahlreichen Pyroeffekten. Selten erstrahlte eine Konzertbühne in einem klareren Schwarz/Weiß-Kontrast als an diesem Abend. In tiefschwarzen Mänteln gekleidet betraten die Musiker die Bühne und wurden anschließend entweder von Feuer oder weißen Scheinwerfern illuminiert. Ein sehenswertes Schauspiel, selbst beim wiederholten Male. Wohin der (Konzert-)Weg führt, zeigten bereits die ersten Lieder: entweder in die musikalische Gegenwart oder vor das Jahr 2007. Mutig eröffneten Subway to Sally mit einem Doppelpack von „Schwarz in Schwarz“, bevor es mit „Tag der Rache“ und „Unsterblich“ zurück in altehrwürdige „Hochzeit“- bzw. „Engelskrieger“-Zeiten ging. Zwischen und während den Stücken griffen die Musiker immer wieder zu Fackeln und anderen optischen Werkzeugen, um gezielt Akzente zu setzen. Die Funken flogen und mit Bombastsound unterlegt spielten die ostdeutschen Szene-Urgesteine vor einer grandiosen Kulisse in der ausverkauften Muffathalle eines ihrer besten Konzerte in München bis dato.
Es schien beinahe so, als ob es weder „Bastard“ noch „Kreuzfeuer“ je gegeben hätte. Nur die hervorstechendsten und eingängigsten Stücke aus dieser Schaffensperiode wie „Besser du rennst“, „Die Trommel“ und „Tanz auf dem Vulkan“ schafften es in die aktuelle Toursetliste. Echte Füller suchte man indes bei der Songauswahl 2011 vergebens.
Bei „Das schwarze Meer“ tauchte Sänger Eric Fish passend zum Text in eben jenes vor der Bühne ein, bevor ein hervorragender Balladenblock mit dem akustischen „Feuerkind“ gekrönt wurde. Vergessen auch die Zeiten, in denen „Eisblumen“ als weichgespültes Popremake auf Radiosendern hoch und runter lief.

In der zweiten Konzerthälfte läutete „Böses Erwachen“ den wieder rockigen Auftakt zum Schlussspurt ein. Schwarzer Dampf wurde in Unmengen ins Publikum geblasen und längst hatten sich die Musiker auf ihr Münchner Publikum eingelassen und umgekehrt. Das Konzert mutierte zu einem Selbstläufer der allerersten Güte und selbst wenn die Band ungewohnt oft betonte, wie dankbar sie ihren Fans sei und wie groß die Ehre wäre, den Abend mit ihnen zu teilen – es passte ins Gesamtbild. Beinahe wirkte der Auftritt wie eine Art Versöhnung zwischen Subway to Sally und ihren Anhängern, die in den letzten Jahre vom Glauben an die Gruppe beinahe abgefallen wären. Nun zahlten es die Folkikonen ihnen zurück und stießen dabei auf eine Gegenliebe, die in einigen Momenten sogar für ungläubiges Staunen bei Eric, Bodenski und Co. sorgte.
Doch meist blieb für Momente des Innehaltens weder auf noch vor der Bühne Zeit: Gegen Ende kamen schließlich die Videoleinwände bei „MMXII“ und beim Hitmedley mit „Sieben“, „Ohne Liebe“ und „Veitstanz“ vermehrt zum Einsatz. Ein weiterer Hingucker und als mit „Falscher Heiland“ sowie dem obligatorischen „Julia und die Räuber“ noch zwei weitere Zugaben folgten, hatte die Schwarze Folkszene Münchens eines ihrer verloren geglaubten Kinder längst zurückgewonnen.

Setlist:
01. Kämpfen wir!
02. Schlagt die Glocken
03. Tag der Rache
04. Unsterblich
05. Mephisto
06. Die Trommel
07. Das schwarze Meer
08. Wo Rosen blühn
09. Eisblumen
10. Feuerkind (akustisch)
11. Mir allein
12. Böses Erwachen
13. Wenn Engel hassen
14. Nichts ist für immer
15. Besser du rennst
16. Tanz auf dem Vulkan
17. Kleid aus Rosen
18. MMXII

19. Medley (Sieben, Ohne Liebe, Veitstanz)
20. Falscher Heiland
21. Julia und die Räuber

Publiziert am von und Uschi Joas

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