Festivalbericht: Summer Breeze Open Air 2009

12.08.2009 Dinkelsbühl

Summer Breeze Open Air 201012.-15. August, Dinkelsbühl

Am zweiten Augustwochenende war es mal wieder soweit: das Summer Breeze Open Air im beschaulichen Dinkelsbühl ging in seine nächste Runde.

Wo die angereisten Metalheads im Vorjahr noch bis zu 12 Stunden und länger im Stau stehen mussten, machte sich anno 2009 auf der Autobahn und den Landstraßen nach Dinkelsbühl trotz unzähliger Anreisender eines nicht breit: Hektik. Die Veranstalter hatten genau den richtigen Schritt in Richtung Festivalerfolg getan, als sie Mitte des Jahres eine 3ha große Fläche kauften, um dort Platz für die Kontrollen vor dem Festivaleingang zu schaffen. Kaum nennenswerte Wartezeiten trugen so zur Entspannung der angereisten Metalheads bei und verhinderten, dass einige die Lust schon vor dem eigentlichen Festivalbeginn verloren.

Zelt aufgebaut, das erste (haha, klar…) Bier geöffnet und schon fand man sich im Partyzelt wieder, das an diesem Tag ganz unter dem Zeichen von fünf talentierten Newcomer-Bands und den nachfolgenden Acts aus dem Metal Blade-Kader stand.

Mittwoch:

Den Anfang machten CYRCUS, bei denen sich schon eine überraschend große Menge vor der Bühne angesammelt hatte. Für die erste Band des Festivals überhaupt eine beachtliche Leistung, die die Jungs aus Nordrhein-Westfalen erzielen durften.

Weiter fing es für mich dann mit den sympathischen Südtirolern von DREAMSHADE, meinem persönlichen Geheimfavourit des Newcomer-Contests. Obwohl sich der Platz vor der Bühne hier bereits wieder leerte, ließen sich die sechs Mannen nicht davon abschrecken und bewiesen kompromisslos, dass technisch versierter Melodic Death Metal nicht aus Götheborg kommen muss. Mit Tracks der Marke „As Serenity“ und „Buried“, die beide von der aktuellen EP „Where Death Is Most Alive“ stammen, können sie bei den angereisten Fans Wellen der Begeisterung auslösen und auch bei der Jury einen bleibenden Eindruck hinterlassen.

Ganz gereicht hat es für Dreamshade letztendlich dann aber doch nicht, weil da noch die österreichischen Newcomer SECOND RELATION waren, die sich den Sieg sowohl hart erkämpft, als auch ehrlich verdient haben. Wie einige andere Bands des heutigen Tages hatten SECOND RELATION die Volljährigkeit allesamt noch nicht erreicht. Umso überraschender und faszinierender war, was bei der letzten Band des Newcomer-Contests da aus den Lautsprechern kam. Progressiver Metal, der stellenweise ein klein wenig an Opeth erinnerte, traf irgendwo die Mitte zwischen Heavy Rock und kleineren Parts Death Metals – auch Cynic lassen hier grüßen. Und weil sich SECOND RELATION doch nicht in endlos anmutenden Frickeleien verloren, sondern pure Spielfreude versprühten, wurde das Publikum schnell in den Bann der Österreicher gezogen. Da war es dann auch kein Wunder mehr, dass sich die Jury in ihrem Urteil einig war: SECOND RELATION sollten am Donnerstagmorgen die Hauptbühne eröffnen.

Um 22:00 Uhr ging es dann weiter zu einer der Death Metal-Bands der Stunde: VOMITORY. Das das Zelt mittlerweile gerappelt voll war, war alles aber kein Wunder und so durften sich die Schweden über ein miteiferndes und aktives Publikum freuen, das bei den beiden Startnummern „The Carnage Rages On“ und „Revelation Nasaue“ schon mächtig ins Schwitzen kam.

Ein wenig verwirrt standen die Leute anschließend schon im reichlichst gefüllten Party-Zelt, als anstatt straffen Schweizer Metalklängen der Marke Cataract reinster Death Metal made in Holland aus der Anlage dröhnte. GOD DETHRONED ließen sich davon jedenfalls in keinster Weise beirren und schickten Sänger Henri Sattler los, um dem Publikum mit seinen kantigen Growls auch so richtig einzuheizen.
Ein wenig gemächlicher ging es nach einer knappen Stunde mit POWERWOLF weiter, die sich – mit reichlich Schminke in Schale geworfen – zwischen zwei Truppen der durchaus härteren Gangart beweisen mussten und, der Menschenmasse im Zelt zu urteilen, auch problemlos beweisen konnten. Mit ihrem neuen Album „Bible Of The Beast“ im Rücken wusste der Power Metal-Schwadron vor allem mit neueren Songs zu überzeugen, ließ aber auch die Fans der beiden Vorgängeralben nicht ganz leer ausgehen. Dass sich POWERWOLF vor allem zum Schluss hin vermehrt an das Publikum wanden und dieses gesanglich in ihre Show mit einbunden, gab einer durchweg gelungenen Performance den Rest – da konnte man sich einen Wolf freuen.
Dann endlich enterten die Schweizer Hardcore/Thrasher CATARACT die Bühne, wodurch die Mittwochnacht für viele Besucher ihrem Höhepunkt entgegensteuerte. Death-lastig war die Musik der Eidgenossen immer schon zu einem gewissen Teil, einzelne Bandmitglieder trugen ihre eigenen musikalischen Vorlieben auch mit Death- oder Massacre-Shirts nach außen, gaben ununterbrochen Vollgas. Die Security wird es ihnen vielleicht weniger gedankt haben, die war nämlich gut damit beschäftigt, die zahlreichen Crowdsurfer aufzufangen – die, so bekam man inmitten des Geschehens schnell mit, wollten nicht nur auf Händen durch die Luft getragen werden, sondern hatten teilweise auch ihre lieben Probleme im wilden Moshpit, der ihnen nur noch die Flucht nach oben ließ. Mit den beiden Rausschmeißern „Vanished In The Dark“ und „Nothing’s Left“ war dann auch jeder wunschlos glücklich, der an diesem Abend für CATARACT noch aufgeblieben war. Klasse!

Donnerstag:

Bei all der Klasse, die die blutjungen Second Relation an den Tag gelegt hatten, fragte man sich doch, wie es die female fronted-Band KATRA überhaupt jemals aus Finnland heraus geschafft hat. In Sachen Gesang kann hier wirklich nur das Attribut „nervtötend“ verwendet werden. Ob die gute Frau, die sich vergeblich zwischen Within Temptation, Nightwish und Konsorten ansiedeln wollte, nur einen schlechten Tag hatte, war bis Redaktionsschluss nicht bekannt. Auf jeden Fall konnte man gut nachvollziehen, warum weitaus mehr Blicke auf die leere Pain Stage als auf die spielenden Finnen gerichtet waren.

Nachdem der Spuk nach einer guten halben Stunde zum Glück vorbei war, betraten die Regensburger DEADLOCK um Frontmann Johannes und Sängerin Sabine die Pain Stage. Direkt mit dem Intro „Manifesto“ (auch auf der aktuellen, gleichnamigen Scheibe zu finden) machten die Bayern klar, dass sie sich heute auf keine Kompromisse einlassen und sich nicht für irgendwelches „Metal oder nicht Metal?“-Gequatsche hergeben würden. Stattdessen legten sie einen ihrer besten Auftritte überhaupt hin und ließen sowohl bei alten als auch neuen Fans keine Wünsche offen. Weiter ging es mit „Martyr To Science“ vom aktuellen Langspieler und „Code Of Honor“ vom 2007er-Werk „…“. Bewusst gegen den Kopf mancher Leute stießen DEADLOCK dann auch mit ihren derzeitigen Hits „The Brave / Agony Applause“ und „Deathrace, bevor Sabine ihre gesanglichen Qualitäten bravourös mit ihrem Solo „Dark Cell“ unter Beweis stellte. Beeindruckende Show, deren Message jeden zum Denken animieren sollte!

Vom modernen „Core meets Melodic Death“ zu traditionellen Klängen polnischer Abstammung. Wenn in Sachen Death Metal unser Nachbarland Polen genannt wird, kann das nur eines bedeuten: VADER sind wieder am Start. Seit nun mehr fast einem Viertel Jahrhundert tummeln sich die Mannen um Piotr „Peter“ Wiwczarek schon im internationalen Death Metal-Geschehen, wissen mit jeder Show weiter zu überzeugen – da machte auch ihr Auftritt an diesem Donnerstagnachmittag keine Ausnahme. Vor der Main Stage war schon die Hölle los, so viele Zuschauer hatte man an einem frühen Nachmittag selten gesehen – VADER rechtfertigten dies jedoch mit üblen Nackenbrechern der Sorte „Dark Age“ und „Black To The Blind“, die sie gleich am Anfang ihrer Performance einbauten. Mit seiner unverkennbaren Stimme steuerte Piotr die Band zielsicher durch die Show, streifte quer durch den, mittlerweile beachtlich gefüllten, Backkatalog und hatte so für jeden VADER-Fan etwas parat. Da bluteten die Ohren zurecht!

Unsere einheimischen JACK SLATER konnten ihre Klasse bereits wenige Wochen vor dem Breeze auf dem Eisenwahn Festival beweisen, machten den Leuten, die sie dort gesehen haben, schonmal Lust auf den Summer Breeze-Auftritt. Der fand zwar, im Gegensatz zum Eisenwahn, nicht unter freiem Himmel sondern im Party-Zelt statt, büßte aber trotzdem keinen Funken seiner Intensität ein. Mikrofonbefeuchter Horn, Dreh- und Angelpunkt der Brutal Death Metal-Kapelle, gab sich energisch wie eh und je, schraubte der versammelten Hörerschaft mit einer beachtlichen Portion Groove in Windeseile den Kopf von den Schultern. Die beiden „Kinderfresser“-Teile durften dabei genau so wenig fehlen, wie das allseits bekannte „Blut macht frei“. Und auch wenn JACK SLATER schon immer irgendwo aneckten, kommt man dennoch nicht umhin, eine grandiose Show wie diese zu würden.

EQUILIBRIUM gehören zu einem bayerischen Festival wie die Butter auf die Butterstulle – und dennoch wird man der Münchner Formation langsam aber sicher ein wenig müde. Wer ständig mit den selben Songs unterwegs ist, läuft diese Gefahr ganz zwangsläufig und so hatten die Jungs und das Mädel zwar ein Heimspiel, aber noch lange nicht alle Besucher auf ihrer Seite. Wer konnte, nutzte ihre Spielzeit für eine kleine Bierpause oder besorgte sich was Nahrhaftes an einem der zahlreichen genau so leckeren wie günstigen Imbissstände – oder schaute sich den Auftritt eben doch an. Der wurde durch ein falsch eingespieltes Intro ein wenig verzögert, startete dann aber mit den altbekannten „Wurzelbert“ und „Snüffel“ durch, ehe es Zeit für die Stimmungsbringer „Sturm“ und „Met“ wurde, wovon letzteres von der anwesenden Meute Zeile für Zeile mitgesungen wurde. Alles in allem also ein souveräner EQUILIBRIUM-Auftritt, der aber alles andere als unverzichtbar war.

BENEATH THE MASSACRE konnten bereits auf dem Brutal Assault restlos überzeugen und so war der Gang ins Partyzelt kein schwerer, als es wieder Zeit für eine Portion Extreme Metal war. Die Kanadier um Frontmann Elliot (einen derartig sympathischen Muskelberg gibt’s in der Szene wahrscheinlich nur einmal) zockten auch sofort los und gaben Nackenbrecher der Marke „Society’s Disposable Son“, „Our Common Grave“ und „Untitled“ zum Besten. In Sachen Blickfang war der Mittelpunkt natürlich klar auf Fronter Elliot ausgelegt, aber auch Gitarrist … und Meister des Dicksaiters … sorgten immer wieder für offene Münder. Vor allem letzterer spielte seinen threadless Bass, als wäre es eine Gitarre und gab eine atemberaubende Geschwindigkeit zum besten. BENEATH THE MASSACRE lieferten auf jeden Fall einen Auftritt ab, an dem man sich auf der Dinkelsbühler Wiese noch einige Zeit lang erinnern wird.

Nachdem WALLS OF JERICHO beim Wacken Open Air und einigen danach anstehenden Clubshows noch ohne ihre sympathische und hübsche Frontfrau Maria auskommen mussten, da diese wegen einem Todesfall in der Familie wieder zurück in die Staaten fliegen musste, konnten die Fans auf dem Summer Breeze schon nach dem Brutal Assault beruhigt werden: Maria würde wieder dabei sein und – wie sich herausstellen sollte – ihr Bestes geben, um ihren Fans eine unvergessliche Show zu bieten. Dass sie damit nicht zu viel versprochen hatte, machte die ausgiebig tätowierte Frontfrau schnell zu einer unumstößlichen Tatsache. Der Auftritt hätte energischer und kraftvoller nicht sein können und die Veranstalter taten letztendlich wirklich gut daran, die Band auf der Pain Stage untergebracht zu haben – bei gleichzeitig bis zu vier (!) einzelnen Moshpits wäre im engen Zelt schnell die Lust verloren gegangen. So aber konnten WALLS OF JERICHO Songs wie „There’s No I In Fuck U“ und „I Know Hollywood And You Ain’t It“ sicher ins Ziel bringen und einen verdammt groovigen Auftritt perfektionieren. Schön, dass du wieder zurück bist, Maria!

Ein Festival in der Größenordnung wie das Summer Breeze wäre kein gelungenes Festival, wenn die einheimischen Thrash Metal-Titanen verschmäht werden würden. So war es auch nicht weiter verwunderlich, unsere geliebten KREATOR auf dem Billing zu finden – zumal diese kräftig die Werbetrommel für ihr Anfang des Jahres erschienenes Album „Hordes Of Chaos“ schlagen wollten. Erfrischend war trotzdem zu sehen, dass Mille Petrozza und seine Jungs den Fokus nicht hauptsächlich auf neuem Material hatten, sondern auch viele ältere und vor allem auch bekanntere Hits wie „Pleasure To Kill“, „Extreme Aggression“ oder „Terrible Certainty“ aufs Publikum losließen. Selbstverständlich kamen dann auch Titel wie „Hordes Of Chaos“, der grenzgeniale Titelsong der neuen Scheibe oder das vom gleichen Silberling stammende „Destroy What Destroys You“ zum Einsatz – inklusive der für Mille so typischen Ansprachen, über deren Informations- oder Sinngehalt sich immer wieder streiten lässt, die aber – genau so klar – auch zu KREATOR gehören wie das „h“ in Thrash Metal. Die Jungs aus dem Ruhrpott lieferten jedenfalls wieder einen erstklassigen Auftritt, an dem es rein gar nichts auszusetzen gab. Hier was man eben, was man hat!

„It’s time to rock some ass off!“ war das Motte der BACKYARD BABIES, die Unwissenden eine kleine Eintäuschung verpassten, als sie die Bühne enterten. Anders als der Bandname vermuten lässt, handelt es sich dabei nämlich nicht um eine all-girl-Truppe im schärfsten Rocker-Sinne, sondern eher um vier – dennoch recht ansehliche – Rocker-Burschen, die sich an diesem Abend zum Ziel gesetzt haben, der versammelten Headbanger-Gemeinde in Dinkelsbühl mit ein wenig gediegeneren Klängen einzuheizen. So wurde dann auch von der ersten Sekunde an ungebändigter Rock-Flair versprüht, der seinen Ausgangspunkt vor allem in den aktuellen Titeln der Schweden hatte. Egal ob „Everybody Ready?“, „Star War“ oder „People Like Us“ – die BACKYARD BABIES boten Hymnen zum Mitsingen, Songs, die sich auch noch lange nach der Show im Gedächtnis der Zuschauer festhalten würden – und genau dafür muss man die Schweden lieben, gelingt ihnen doch das Kunststück, auch trotz noch so klischeehaften Stageactings immer die nötige Ernsthaftigkeit und Professionalität mit und über ihre Musik zu vermitteln. Rock N Roll, Baby!

Weitaus weniger gemächlich ging es im Anschluss bei ANAAL NATHRAKH von statten, die wenige Tage vorher ebenfalls schon auf dem Brutal Assault Open Air überzeugen konnten und sich deshalb bei ihrem ersten Auftritt auf dem Festival mit einer beachtlichen Erwartungshaltung seitens der anwesenden Meute konfrontiert sahen. Die Briten sind allerdings schon lange genug im Geschäft um mit solcherlei Dingen umgehen zu können und so machten sie einfach das, was sie am besten konnten und wofür man sie auch über europäische Grenzen hinaus liebte: eine verquere Mischung aus bösartigem Black Metal und heftigem Grindcore, mit einer ganz eigenen Art Gefrickel angereichert – oder kurzum: Einem Genremix, der es in sich hat und zahlreiche offene Münder im Publikum hervorzauberte. Egal ob „Bellum Omnium Contra Omnes“ oder „Submission Is For The Weak“ – Frontmann Dave beherrscht die komplette Palette des Extreme Metal-Gesangs und bewies diese nicht nur bei den genannten Songs. ANAAL NATHRAKH waren für die einen unglaublich ekelhafter Krach, für die anderen aber wohl etwas vom Feinsten, was Großbritanniens Metal-Szene derzeit zu bieten hat. Vollkommen zurecht übrigens.

Wenn KATATONIA die Bühne entern, ist im Publikum ein Wechselbad der Gefühle zu beobachten. Die einen wurden von unglaublicher Spannung auf den bevorstehenden Auftritt fast zerrissen, die anderen waren da eher skeptischer, hatten vorherige Shows noch in guter Erinnerung. Tatsächlich haben die Schweden das leidliche Problem, nicht gerade als Garant für konstant gute Shows zu gelten – und so sollte es auch an diesem Summer Breeze-Abend der Fall sein. So richtig wollte das Publikum nicht mitziehen, der Band gelang es trotz Songs wie „Consternation“ oder „I Am Nothing“ kaum, die Meute in ihren Bann zu ziehen. Die wenig beeindruckende gesangliche Leistung von Jonas Renske tat an diesem Abend ihr Übriges dazu, dass KATATONIA nicht nahtlos an ihren grenzgenialen Auftritt aus dem Jahr 2006 anknüpfen konnten – böse Zungen könnten nun sagen: nicht einmal annähernd. Schade, denn vom Auftritt der Schweden sprachen im Voraus viele, die hohen Erwartungshaltungen konnten aber leider nicht erfüllt werden.

Bei SUFFOCATION, die sich anschließend im Party-Zelt die Ehre gaben, wusste man jedoch, was man zu erwarten hatte: keine großen Überraschungen, aber eine brutale Show, die keinen Zuschauer unberührt lassen würde. So und nicht anders sollte es auch kommen, die Brutal Tech Deather, die erst vor knapp einem Monat ihren neuen Langspieler „Blood Oath“ unters Volk gebracht haben, stellten ihre Klasse eindrucksvoll unter Beweis. Im Fokus steht bei jeder Show nicht nur Frontmann Frank Mullen (mit seiner allseits bekannten Handbewegung ohnehin), sondern immer auch schon der Ausnahme-Schlagzeuger Mike Smith, der die Messlatte für atomuhrgenaue Präzision und akzentuiertes Spiel an diesem Abend für den Rest des Festivals in beachtliche Höhe legen konnte. Egal ob „Blood Oath“ (der Titelsong der neuen Scheibe), „Coem Hell Or High Priest“ oder „Effigy Of The Forgotten“ – das Publikum war am ausrasten, wurde von den schleppenden Gitarren und dem unwiderstehlichen Drive mitgetragen und fand sich in zahlreichen und beinahe nie zum Stillstand kommenden Circlepits wieder. So muss Death Metal made in USA klingen!

Freitag:

UNSUN sind aufgrund ihrer Frontfrau Aya zwar äußerst schön anzusehen, bieten rein musikalisch aber kaum mehr als weichgespülten Gothic Metal mit unangenehm plakativen Pop-Touch, so dass man sich schon fragen kann, warum der ehemalige Vader-Gitarrist Mauser hier so fleißig seine Finger mit ihm Spiel hat. Man konnte zu solch früher Stunde (es schlug gerade mal 11:00 Uhr, als die Band die Bühne betrat) jedenfalls Blöderes tun, als sich das erste Bier des Tages zu genehmigen und damit auf den nächsten Act der Main Stage zu warten.

Der war, nach einem kurzen Zwischenspiel von The New Black auf der Pain Stage, schnell in Form der norwegischen THE CUMSHOTS gefunden – und die sollten sich sehr schnell zum ersten Highlight bzw. Geheimtip des Festivals mausern. Der Mann der Stunde war Max Cargo, der mit Elvis-Locke am Vorabend schon für reichlich Spaß im Backstage-Bereich sorgte und nicht zu zimperlich mit der anwesenden Damenwelt umsprang, gleichermaßen aber eher einen einen Amerikaner aus den Südstaaten erinnerte. Dass die Jungs allesamt aus Norwegen kamen und ihr Geld dort – neben der Band – teilweise als Comicbuch-Autoren oder Fernsehshow-Moderatoren verdienten, wusste bis dorthin kaum einer. Das änderte jedoch nichts an der absolut mächtige Mischung aus US-amerikanischem Rock N Roll und dem Norwegen eigenen Metal, der nicht nur von der härteren, sondern auch von der düsteren Gangart sein durfte. Death N Roll war es dann letztendlich auch am ehesten, was aus der Anlage kam – mit punkiger Attitüde, die sich vor allem in Form von Fronter Cargo materialisierte. Als sich dessen Mikrofonkabel im Lautsprecher verhedderte, gab er einfach einen halben Song liegend zum Besten, nur um den im Fotograben stehenden Pressevertretern anschließend sein Gemächt unter die Nase zu halten und ein Bad in der Menge zu nehmen. Das ist Rock N Roll, schmutzig, dreckig, ausgeflippt – THE CUMSHOTS!

Weitaus weniger spektakulär ging es im Anschluss mit BATTLELORE weiter, deren musikalischer Ausdruck natürlich streitbar ist, nicht aber ihr Stageacting. Das war, noch die Cumshots im Gedächtnis, denkbar flach und uninspiriert, machte alles in allem nur wenig Lust, der Geschichte mehr Aufmerksamkeit als nötig zu widmen.
Selbiges galt im Anschluss für CALLEJON, die zwar mit einer beachtlichen Menschenmasse vor der Bühne loslegen konnten, live aber – zumindest für mich persönlich – nie die Klasse oder den Kult erreichten, den sie auf ihren Platten hervorzauberten. Das spielerische Talent der Deutschen lässt sich nicht bestreiten, jedoch wurde kaum etwas geliefert, was auch nachhaltig im Gedächtnis bleiben konnte. Aufgrund der heftig knallenden Mittagssonne taten einige Zuschauer auch besser daran, eines der raren schattigen Plätze aufzusuchen und sich auf die nächsten Shows zu freuen.

SKYFORGER waren eine dieser Bands, deren Auftritte man sich schon lange herbei sehnte. Die Letten machen sich zwar nicht gerade rar auf deutschen Ackern, beehren uns aber dennoch immer nur in größeren Abständen und so durfte man gespannt sein, welche Geschichten lettischer Folklore das Quintett dieses Mal auf Lager hatte. Tatsächlich fanden trotz der beschränkten Spielzeit Songs von jedem der bisher vier Alben Platz in der Setlist, boten damit einen bunten Ausflug in die Welt der Folk / Pagan-Black Metalller, die – im Gegensatz zu vorherigen Auftritten – auch endlich wieder vollzählig auf der Bühne stehen konnten.

Schnell auf die Main Stage gewechselt kam man in den Genuss eines andere skandinavischen Metal-Exports: THE HAUNTED. Das Quintett treibt bereits seit 1996 sein Unwesen, darf auf sechs Studioalben und zahlreiche andere Veröffentlichungen zurückblicken und gilt ob seiner ganz eigenen Auslegung des Thrash Metals überall als gern gesehener Gast. So auch auf dem Summer Breeze, das sich die Schweden bereits zum zweiten Mal verpflichtet hat. Im Mittelpunkt stand klar das Album „rEVOLVEr“, von dem schnell Songs wie „The Flood“ oder „Medication“ zum Besten gegeben wurden, aber auch die aktuelle Scheibe „Versus“, die mit „Little Cage“ oder „Moronic Colossus“ vertreten war. Peter Dolving, seines Zeichens Frontmann der Truppe, fiel durch fehlender Haarpracht auf dem Kopf auf, die sich dafür scheinbar umso mehr am Kinn in Form eines Rauschebartes niedergeschlagen hatte. Das war aber auch schon alles an äußerlichen Änderungen, denn spielerisch und musikalisch sind THE HAUNTED schon seit Jeher ein Qualitätsgarant und konnten die Zuschauer auch auf dem Summer Breeze wieder davon überzeugen. Toll!

Ein wenig war die Sonne – zum Glück! – schon hinterm Horizont verschwunden, als SCHANDMAUL die Bühne für einen stimmungsvollen Auftritt betraten. In prallster Mittagssonne konnte die Band noch nie wirklich überzeugen, weswegen die Stagetime um 18:15 Uhr gerade noch annehmbar war. Mehr als annehmbar war dann auch der Auftritt, den die Deutschen auf dem Summer Breeze ablieferten und der sich den Zuschauern nachhaltig ins Gedächtnis gebrannt haben dürften. Nicht nur aufgrund der Unterstützung durch die holden Damen Anna Katharina Kränzlein und Birgit Muggenthaler, sondern auch durch die gesamte Performance, die authentischer beinahe nicht hätte sein können. Stimmungsgaranten wie „Missgeschick“, „Walpurgisnacht“, „Wolfmensch“ und „Frei“ durften bei einer gelungenen Performance wieder dieser natürlich nicht fehlen und ebneten SCHANDMAUL geradewegs den Weg ins Herzen der anwesenden Zuschauer. Wie Sänger Thomas Lindner im Voraus ankündigte, wollte sich die Band nach dem Auftritt erstmal für mindestens ein Jahr zurückziehen, um an einem neuen Album zu arbeiten – nach dieser Show können wir darauf wirklich gespannt sein!

Nicht weniger heiß herbeigesehnt war der Auftritt der schwedischen Metal-Kampfmaschinerie SABATON, die sich gewohnt martialisch gab – sowohl äußerlich als auch musikalisch, wobei beide Faktoren keinerlei Wünsche offen ließen. Mittlerweile ist die Truppe um Fronter Joakim gern gesehener Gast auf zahlreichen Festivals, auch Übersee wurde schon erfolgreich bespielt und so war es kaum verwunderlich, dass sich am noch frühen Freitagabend die bisher meisten Zuschauer vor der Pain Stage eingefunden hatten, um den Klängen und Geschichten der Kriegsreporter zu lauschen. Das aktuelle Studiomitbringsel, der Langspieler „The Art Of War“, wurde natürlich in entsprechender Hülle und Fülle abgefeiert, obgleich ältere Hits wie „Primo Victoria“ oder „Wolfpack“ ebenso zum Zug kamen. Für viele Zuschauer war die knapp einstündige Spielzeit der Schweden dann auch viel zu kurz, weswegen auch Minuten nach Schluss noch „Sabaton, Sabaton!“-Sprechchöre zu hören waren. Da darf man sich getrost auf den nächsten Auftritt der Truppe freuen!

Genau 21:00 Uhr schlug es, als CYNIC – zum Bedauern vieler anwesender Fans – die Bretter der Party-Zelt-Bühne betraten und sich viele schon auf einen mehr oder weniger prickelnden Sound entstellten, der einer Band wie CYNIC sehr schnell zum Verhängnis werden konnte. Die schlimmsten Befürchtungen konnten sich allerdings nicht bestätigen, als die US-amerikanischen Ausnahme-Metaller endlich loslegen konnten. Mit ihrer absolut eigenen – und vielerorts vollkommen zurecht als genial bezeichneten – Mischung aus progressiven Death Metal Elementen Fusion Jazz und einer gehörigen Portion Technical Death waren die Amerikaner zwar noch nie sonderlich leicht zu verdauen, dafür aber umso hörenswerter. So auch auf dem Summer Breeze, das das Quartett freilich auch auf einer der freistehenden Bühnen hätte unterbringen können. Mit leichten Soundproblemen (hier und da waren die Gitarren nicht differenziert genug oder es gab Probleme in der Abmischung der Laustärke, bzw. dadurch Schwankungen) konnten CYNIC jedoch umgehen, souverän meisterten sie diese und gaben dafür Meisterwerke wie „King Of Those Who Know“ und „The Space For This“ zum Besten. Wer danach nicht ebenso begeistert wie verwirrt war, hat was falsch gemacht!

Als nächste Enttäuschung nach Katatonia mussten leider AMORPHIS herhalten, an die im Vornherein ebenso große, wenn nicht sogar größere Erwartungshaltungen gestellt wurden – die die Finnen aber leider nicht erfüllen konnten. Sänger Tomi Joutsen, seit vier Jahren Mitglied der Band, präsentierte sich gesanglich auffällig schwach, verbockte einige Töne und einstiege, wirkte nahezu müde. Aus instrumentaler Sicht gab es an bekannten Titeln wie „From The Heaven Of My Heart“, „Silver Bride“ oder „The Smoke“ zwar nichts auszusetzen – eine wirklich beeindruckende Stimmung, wie sie AMORPHIS schon oft von der Bühne versprüht hatten, kam aber die ganze Zeit über nicht auf. Auch das abschließende „House Of Sleep“, normalerweise der beste Weg, das Publikum zum Ausrasten zu bringen, stieß heuer nur auf wenig Begeisterung, weil Joutsen sich auch hier wieder nicht von seiner Glanzseite präsentieren konnten. Eine Band wie AMORPHIS steht und fällt mit ihrem Frontmann und obwohl dessen unverwechselbare Stimme schon ganz große Taten vollbracht hat, konnte er an diesem Summer Breeze-Abend leider kaum überzeugen. Schade, sehr schade.

AMON AMARTH gaben sich im Anschluss zwar die größte Mühe, den zahlreich auf dem Festivalgelände umherstreifenden Fans eine würdige Show zu liefern, scheiterten aber auch hierbei stellenweise am Kater, der vor allem Frontmann Johann Hegg deutlich anzumerken war. Am Vorabend mochten es die Schweden noch ein wenig zu bunt getrieben haben, an diesem Freitagabend jedenfalls zeigten sie sich nicht gerade von ihrer energiegeladensten Seite – was auch durch aufwändige Licht- und Pyroeffekte nicht mehr ausgebügelt werden konnte. Zwar nahm das Publikum Hymnen wie „Twilight Of The Thunder God“ (vom gleichnamigen, neu erschienenen Album) oder „Asator“, „Runes To My Memory“ und „Fate Of Norns“ dankbar an – es wusste aber auch, dass AMON AMARTH schon in deutlicher besserer Form aufgetreten sind heute Abend nicht alle Energiereserven mobilisieren konnten oder wollten. Der obligatorische Rausschmeißer „Death In Fire“ war deswegen kaum mehr als ein Alibi für eine weitere recht schwache Show, die man so bitte nicht noch einmal von den ansonsten so starken Wikingern sehen möchte.

Samstag:

12:10 Uhr – Zeit für die nächste kaum sehenswerte female fronted-Metalband? Nein, bei THE STORM war das glücklicherweise und zur großen Erleichterung einiger schon anwesender Zuschauer nicht der Fall. Die in Dänemark zwar schon recht namenhaften, bei uns aber noch weitestgehend unbekannten Mannen um Frontfrau Pernille (die übrigens auch auf dem neuen Volbeat-Album „Guitar Gangsters & Cadillac Blood“ zu hören ist) bilden eine Ausnahme in dieser Beziehung, wiesen durch absolut eingängige – aber dennoch nicht langweilige – Melodieführungen und eine ebenso klare wie ausdrucksstarke Gesangsstimme zu überzeugen. Kein Wunder also, dass Michael Poulson sich auf dem angesprochenen Album ein Duett mit seiner hübschen Landsfrau geliefert hat. THE STORM waren bis dato jedenfalls die mit Abstand beste female fronted-Band, die zu so früher Stunde spielen durfte.

Weitaus weniger gemächlich und versöhnlich ging es wenig später mit einer schwedischen Kult-Truppe weiter: GRAVE. Ola Lindgren hat sich wieder mit seinen Mannen zusammengerauft, um den Dinkelsbühler Acker in Schutt und Asche zu zerlegen – mit vollem Erfolg, so viel sei schonmal verraten. Es gibt nur wenige Bands, die sich mit einer derartigen Kontinuität grandiose Alben wie die Schweden aus dem Ärmel zaubern können. Dementsprechend voll war es – trotz langsam aber sicher unerträglicher Hitze – vor der Main Stage, als gegen halb zwei die ersten so wohl bekannten Death Metal-Klänge aus der PA dröhnten. Der Opener „Deformed“ stimmte ganz gut darauf ein, was mit „Obscure Infinity“ und „Into The Grave“ seinen weiteren Verlauf nehmen sollte: kantiger, schnörkelloser Death Metal made in Schweden, wie ihn GRAVE seit Jahren perfektionieren und nie müde werden, sich weiter zu verbessern; obgleich man rein musikalisch natürlich keine Überraschungen mehr von diesem Quartett erwarten darf. Den Zuschauern jedenfalls hats gefallen, GRAVE haben eine beeindruckende, nackenbrechende Show abgeliefert und sich – wieder einmal – für die Zukunft empfohlen. Ganz großer Death Metal!

Moderner ging es mit dem niederländischen Hardcore-Kommando BORN FROM PAIN weiter, dessen Zuschaueranzahl aber, verständlicherweise, langsam unter der immer fieser niederbrennenden Sonne leiden musste. Unsere Nachbarn ließen sich davon jedoch nicht irritieren, gaben von der ersten Minuten an alles und bekamen es von den anwesenden Hardcore-Jüngern auch eindrucksvoll gedankt. Ein Moshpit gab sich mit dem nächsten die Klinke in die Hand, während die Band ihrerseits auf der Bühne umhersprang, als gäbe es kein Morgen mehr. Energisch ist das und etwas, woran sich einige andere Bands des Tages noch ein Beispiel hätten nehmen können. Ein klein wenig besorgt schien im Nachhinein Simone Simons der ebenfalls aus den Niederlanden stammenden EPICA, um ihre Haut, und bereitete sich deswegen vor der Show mit einer dicken Portion Sonnencreme auf die bevorstehende Sonnenschlacht vor. Die Haut wird es ihr gedankt haben, die Besucher sowieso, denn EPICA zeigten sich trotz lähmender Hitze frisch wie schon eine Weile nicht mehr, wussten die Fans von der ersten bis zur letzten Sekunde restlos zu begeistern und zeigten all den begründet weniger wertgeschätzten female fronted-Kapellen der Vortage, was eine gute Schnittstelle aus Symphonic und Gothic Metal ausmacht – von einer Frau gesungen, wohl gemerkt.

Als LEGION OF THE DAMNED gegen halb 8 die Pain Stage betraten, hatte sich die Sonne – zur Erleichterung alles – schon soweit zurückgezogen, dass man sich die Band anschauen konnte, ohne dabei gebraten zu werden. Auch die Niederländer selbst haben von den nachmittaglichen Höchstemperaturen mitbekommen und den vor ihnen stehenden Fans einige Mut zusprechende Worte parat. Das war es dann aber auch schon mit netten Förmlichkeiten, die nächsten Songs über war nämlich gnadenlose Thrash-Brutalität angesagt, wie sie die Holländer nicht uriger auf die Bühne zaubern könnten. Und obwohl ORANJE zuletzt keine großen Siege im Fußball vorweisen konnten, zeigten uns unsere Nachbarn, dass einheimische Thrash Metal-Acts von LEGION OF THE DAMNED noch einiges lernen könnten. Die Souveränität, mit der das Quartett seit mittlerweile 17 Jahren (damals noch unter dem Namen Occult) am Ball ist, ist ebenso beeindruckend wie die Eingängigkeit und ungezähmte Schlagkraft von Songs wie „Slaughtering The Pigs“, „The Final Godsend“ oder der Band-Hymne „Legion Of The Damned“. Wer sich hierzu vor die Bühne bewegt hat, hat es mit Sicherheit nicht bereut.

Anders stand es im Anschluss bei vielen schon wieder um die dänischen VOLBEAT bestimmt – nach grandiosen Auftritten überall in Deutschland waren die Erwartungen hoch, das neue Material der aktuellen Scheibe „Guitar Gangsters & Cadillac Blood“ wollte endlich in würdiger Manier ausreichend zelebriert werden. Dennoch dauerte es überraschend lange, bis der Funken endlich auf das Publikum übersprang, VOLBEAT taten sich ungewöhnlich schwer damit, in einen vernünftigen Rhythmus zu kommen. „Radio Girl“ und „Sad Man’s Tongue“ hätten in der Setlist vielleicht an späterer Stelle stehen sollen, Michael Poulson war noch nicht richtig in der Materie angekommen, schien noch nicht auf Betriebstemperatur zu fahren – entsprechend holprig wurde vor allem der gesanglich sehr anspruchsvolle Elvis-Verweis „Sad Man’s Tongue“ vorgetragen – sehr zum Leidwesen der anwesenden Anhängerschaft. Im weiteren Verlauf gelang es den Dänen aber zunehmend besser, sich den Weg in die Herzen des Publikums zu bahnen, bei „Mary Ann’s Place“, „River Queen“ und „The Gardens Tale“ konnte auch Poulson endlich in voller Größe auftrumpfen, rettete einen nicht sehr erfolgsversprechenden Auftritt letztendlich doch noch. Nicht das Beste, was VOLBEAT je abgeliefert haben, aber auch nicht das schlechteste.

Mit seiner Hauptband End Of Green ist Michelle Darkness gern und oft gesehener Gast auf dem Summer Breeze, stellte im vergangenen Jahr gar den neuen End Of Green-Langspieler „The Sick’s Sense“ publikumswirksam auf Getränkebechern vor. In diesem Jahr war er nun mit seinem Nebenprojekt, praktisch seiner Solo-Spielwiese, BURY ME DEEP zu Gast. Wer sich nun im Voraus dachte, das dabei auch eine große Portion End Of Green mit im Spiel sein würde, sollte im Nachhinein alles andere als falsch liegen. Tatsächlich hätte das Material von „Nearly Down“ auch ebenso gut von der Hauptband des Frontmanns sein können – war es aber nun mal nicht. Das machte den Auftritt des Schwaben allerdings nicht schlechter, BURY ME DEEP konnten überzeugen und – für sich gesehen – eine erstklassige Performance auf die Bühne bringen, an der es nichts auszusetzen gab.

Die Ehre, als letzte Band des Festivals auf der Main Stage zu spielen, wurde keiner geringeren als OPETH zuteil, die kurz nach halb 11 im Scheinwerferlicht auftauchte. Und da die Schweden schon immer Taten statt spröder Worte oder aufwändiger Bühnendesigns für sich sprechen lassen, gab es weder eine eindrucksvolle Bühnendeko noch ausladende Ansagen – oder doch nicht? Nun ja, ein wenig überraschend war es schon, dass Mastermind Mikael Akerfeldt weitaus mehr nicht gesungene Worte von sich gab als sonst. Die Fans dankten es ihnen ganz offensichtlich trotzdem, ließen sich tief in die beeindruckende Welt des Extreme Progressive Metal-Acts abgleiten. Wenn auch nur für kurze Zeit, denn allem Anschein nach hatten die Schweden schnell mit Soundproblemen auf der Bühne zu kämpfen, was sich jedenfalls davon ableiten ließ, das Akerfeldt in regelmäßigen Abständen zu seinem Monitor und Gitarrist Fred zeigte, bald schon beinahe wild gestikulierte. Was wirklich falsch gelaufen ist, kann ich nicht sagen, Fakt ist jedoch, dass OPETH danach nicht mehr die gleichen OPETH wie am Anfang der Show waren – die Band wirkte verdammt irritiert, verlor mehr als einmal den Faden und man musste schon befürchten, dass die Schweden die Bühne frühzeitig verlassen würden. Dass dies letztendlich nicht der Fall war, war eventuell nur den noch überraschend positiven Reaktionen des gesamten Publikums zu verdanken. Einen derartigen Auftritt jedenfalls habe ich von OPETH noch nie gesehen und es wäre interessant zu wissen, mit welchen Problemen die Mannen um Mikael Akerfeldt hierbei zu kämpfen hatten.

Das Summer Breeze Open Air ist seinem exzellenten Ruf jedenfalls erneut gerecht geworden, wird immer mehr zum Wacken des Südens – mit ausschließlich positiven Seiten; zumindest bisher noch. Die moderaten Preise für Getränke und Essen (wobei vor allem letzteres qualitativ und in Sachen Portionen keinerlei Konkurrenz bei Festivals vergleichbarer Größenordnung hat), der noch annehmbare Ticketpreis und vor allem das absolut abwechslungsreiche und grandiose Billing, sowie die perfekte Organisation machen das Summer Breeze auch garantiert 2010 wieder zu einem unverzichtbaren Highlight in der deutschen und europäischen Metallandschaft.

Publiziert am von Marius Mutz

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