Konzertbericht: 10 Jahre Schandmaul

14.11.2008 München

10 Jahre Schandmaul – unter diesem schlichten und doch vielsagenden Titel begrüßte die Münchner Folkrocker-Combo ihre Fans am 14.11.2008 im mit ca. 6500 Zuschauer restlos ausverkauften Zenith in München. Dem Ort, an dem genau an diesem Tag vor 10 Jahren die Erfolgsgeschichte der Band begann – genauer gesagt im Musiklokal „Hexe“ in Gröbenzell, ca. 20 km westlich der bayerischen Landeshauptstadt.

Schon viele Stunden vor dem Marathon-Konzert versammelten sich die Schandmauljünger vor der Konzerthalle und so war bereits ca. eine Stunde vor dem Auftritt das Zenith sehr gut gefüllt, wobei die gute Laune und Vorfreude unter den Wartenden, die aus ganz Deutschland mit von der Band organisierten Bussen angereist kamen, allgegenwärtig zu sein schien. Neben den Fans gab es noch reichlich Kameras, die das Konzert für alle Daheimgebliebenen aus unzähligen Perspektiven mitschnitten und gleichzeitig die Bilder für die beiden Videowände links und rechts von der Bühne lieferten.

Um ca. 19:55 Uhr erklang Johnny Cash’s „Hurt“ und begleitet von einer tobenden Menge gab es auf den beiden Videowänden dazu einige Standbilder aus den letzten 10 Jahren. Von vordergründig peinlich bis anmutig über nachdenklich bis fröhlich wurden viele Phasen des Musikerlebens der Münchner eingefangen. Dazu gab es die Cover der einzelnen Alben, die auf jeweils unterschiedlich viel Applaus stießen. Am Ende zählten schließlich die Band auf Video und die Fans in der Halle gemeinsamen von 10 bis 0 und damit konnte das 3,5-stündige Jubiläumskonzert mit sage und schreibe 37 Songs beginnen…

Den Anfang machte passenderweise „Vor der Schlacht“ und von der ersten Minute an standen die Fans geschlossen wie ein 7. Mitglied hinter der Band. Jedes Lied wurde frenetisch mitgesungen und mitgetanzt, besonders die rar gewordenen Perlen der ersten Alben „Wahre Helden“, „Von Spitzbuben und anderen Halunken“ und dem alles überragenden „Narrenkönig“. Die Setliste bestand insgesamt aus einem gelungenen Potpourri, wobei mir persönlich „Die drei Prüfungen“, „Der Wandersmann“ und „Sichelmond“ fehlten. Aber bei einer Auswahl von ca. 100 Liedern konnte man es unmöglich allen recht machen. Damit allerdings möglichst viele auf ihre Kosten kommen, durften die Fans 10 Songs via Abstimmung im Internet wählen. Selbst das von der Band wenig gemochte „Trinklied“ wurde zu diesem Anlass noch ein letztes Mal (?) ausgepackt, während neuere Kompositionen wie „Mitgift“ mit etwas älteren Liedern wie „Die letzte Tröte“ zu einem neuartigen Medley vermengt wurden. Außerdem wurden (erwartungsgemäß) die 3 Lieder der Nibelungentrilogie ebenfalls zu einem einzigen Stück zusammengestellt.

Um die vielen Stunden darüber hinaus möglichst abwechslungsreich und interessant zu gestalten, holten sich Schandmaul vereinzelt Gäste ins Programm. So wurde z.B. der Song „Königin“ und einige weitere Stücke unterstützt von einem Chor sowie Frau Schmidt (Subway to Sally) an der Geige und Benni Cellini (Letzte Instanz) am Cello. Von meinem Standpunkt aus war die Akustik leider nicht so gut, als dass ich einen größeren Unterschied zur bereits live performten Version der Songs gehört hätte. Aber an dieser Stelle möchte ich nicht repräsentativ für alle Anwesenden sprechen,. da ich doch ziemlich weit am Rand stand und man in der Mitte eventuell mehr vom Chor und den zusätzlichen Streichern gehört hat.

Für die Fans der ersten Stunde ließen sich Thomas, Anna, Birgit, Stefan, Matthias und Ducky ebenfalls etwas einfallen: So gab es in der Mitte einen gleichen Block bestehend aus 4 Liedern (siehe Setliste, 20 bis 23), der auf einer künstlich verkleinerten Bühne gespielt wurde, die an die Anfänge der Band erinnern sollte. Um die Intimität der ersten Stunde wenigstens für ein paar Minuten wieder aufleben zu lassen, wurden extra Scheinwerfer aufgebaut und Instrumente verschoben, während der Rest der Bühne dezent im Dunkeln verschwand.

Selbst Erinnerungen an das Akustikprogramm „Kunststück“ wurden wach, als man bei „Geisterschiff“ mit der ruhigen Version anfing und dann schließlich in die schnelle Albenversion von „Wie Pech und Schwefel“ wechselte. Sehr gelungene Einlage bei genau dem richtigen Song.Auch das von der „Hexenkessel“-DVD bekannte Drum’n’Bass-Solo wurde noch einmal reaktiviert und bewies erneut, was für exzellente Musiker Matthias und Stefan sind.Sänger Thomas Lindner zeigte außerdem die beste Sangesleistung, die ich jemals von ihm gehört habe. Ungewohnt textsicher und ohne Schwächen meisterte er sein Marathonprogramm gekonnt. Über die Qualitäten von Anna Kränzlein an der Geige und Birgit Muggenthaler-Schmack an unterschiedlichen Flöten und Dudelsack wurde an anderer Stelle bereits hinreichend oft berichtet. Kurz gesagt: Einmalig und phänomenal.
Gegen Ende wurde es erwartungsgemäß emotional. So emotional, dass Birgit direkt auf der Bühne in Tränen ausbrach und von Anna getröstet werden musste. Allerdings sah man der gesamten Band an, wie emotional dieser Abend für alle war.

Insgesamt war es mit Sicherheit ein sehr gutes Konzert, welches vielleicht sogar einen Tick zu lang war, da sowohl den Musikern als auch den Fans die Puste merklich ausging. Ob es der (erhoffte?) musikalische Meilenstein war, der neue Türen geöffnet und den Grundstein für ein 20-Jahres-Konzert in der Olympiahalle gelegt hat, werden u.a. die DVD-Verkaufszahlen und die Chartplatzierung des nächsten Albums im Jahr 2010 zeigen. Wünschenswert wäre es, denn hier machen echte Musiker echte Musik und vermitteln damit echte Gefühle. Allerdings muss man auch festhalten, dass die wahren Helden von einst inzwischen eine musikalische Anderswelt betreten haben. Dies wurde durch den Querschnitt durch die letzten 10 Jahre besonders deutlich.

01. Vor der Schlacht
02. Kein Weg Zu Weit
03. Wolfsmensch
04. Hofnarr
05. Missgeschick
06. Leb!
07. Lichtblick
08. Die letzte Tröte / Mitgift (Medley)
09. Anderswelt
10. Königin
11. Die goldene Kette
12. Drachenmedley (Der junge Sigfrid, Drachentöter, Krieger)
14. Das Mädchen und der Tod
15. Geisterschiff
16. Kalte Spuren
17. Vogelfrei
18. Trinklied
19. Der Kurier
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20. Die drei Lieder
21. Die Braut
22. Teufelsweib
23. Sonnenstrahl
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24. Drum ’n‘ Bass-Solo
25. Das Tuch
26. Gebt Acht
27. Herren der Winde
28. Frei
29. Walpurgisnacht
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30. Sturmnacht
31. Seemannsgrab
32. Prinzessin
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33. Feuertanz
34. Der Letzte Tanz
35. Willst Du?
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36. Denk An Mich
37. Dein Anblick

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