Konzertbericht: ASP akustisch

08.10.2008 München, Muffathalle

Was bei Schandmaul das Kunststück und bei Subway to Sally die „Nackt“-Tour waren, sind bei ASP die romantischen Herbstabende: Konzerte, bei denen nicht die krachenden Gitarrenriffs im Vordergrund stehen, sondern die Akustikgitarren, Geigen, Celli und nicht zuletzt die alles überragende Stimme des Sängers. Als grundlegende Thematik für diese Konzertreihe haben sich ASP den Krabat-Liederzyklus ausgesucht, der auch gleichzeitig die Thematik für das letzte Studioalbum namens „Zaubererbruder“ darstellte. Krabat dürften die meisten noch aus Schulzeiten als inzwischen verfilmten Roman von Otfried Preußler kennen.

Nach einem stilgerechten Gong begann das Konzert pünktlich um 20 Uhr in der ausverkauften Muffathalle im Münchner Stadtzentrum. Nach und nach betraten die bekannten Bandmitglieder sowie die Gastmusiker (Sylvia Eulitz am Cello, Ally Storch-Hukriede an der Geige, Thomas Zöller an den Dudelsäcken und Carlos Serrano del Rio an den Percussion) die Bühne, ehe der schwarze Schmetterling selbst mit dem Koraktor in den Händen vor sein Podest trat. Zu diesem Zeitpunkt hatten sich die meisten der anwesenden Fans bereits an die Bestuhlung gewohnt, die allzu heftige Tanzeinlagen im Keim erstickte. Die Beleuchtung auf der Bühne wurde zunächst nur spärlich eingesetzt, um ASP selbst in den Vordergrund zu rücken. Dies änderte sich nach ca. 3 Songs, so dass alle Musiker zusammen ihre volle Wirkung entfalten konnten.
Neben den Krabat-Stücken gab es auch einige Klassiker der Band im akustischen Gewand zu hören. Besonders die Zugaben in Form von „Und wir tanzten“ sowie „Ich will brennen“ schickten wohlige Schauder über die Rücken. Grundsätzlich ist ASP’s Stimme live einfach nur unglaublich gut und unvergleichlich wandelbar, genau so wie man sie von den zahlreichen Alben der Band kennt. Ich kriege noch eine Gänsehaut, wenn ich bloß daran denke, während ich diese Zeilen schreibe. Mal im Stile eines Opernsängers, dann im sanften Duett mit der ehemaligen Faun-Sängerin Lisa Pawelke und anderen Bandmitgliedern. Der Abwechslungsreichtum kannte quasi keine Grenzen, obwohl man der Band die Strapazen der letzten Monate deutlich ansah. Umso erstaunlicher war es, dass man sich gegen Ende hin noch einmal steigern konnte. Mit Sicherheit trug auch das an diesem Abend hervorragende Münchner Publikum seinen Teil dazu bei.

Nach der Hälfte des Konzerts folgte eine 20-minütige Pause, die angemessen war für den eher festlichen Rahmen des Abends. Der zweite Teil wurde schließlich u.a. mit „De Profundis“ eingeleitet. Besonders bei diesen Liedern wurde deutlich, wie schwer es den Zuhörern und der Band selbst fiel, nicht in die Gefilde der Rock/Metal-Konzerte abzudriften. Bei den Zugaben wurden schließlich die „Regeln etwas gelockert“, so dass abseits der Stühle doch noch getanzt wurde.
Für Unterhaltung abseits der Musik sorgte ASP selbst durch einige erheiternde Geschichten, bei denen er unter anderem darauf hinwies, dass man mit einer Akustiktour das Rad nicht neu erfunden hätte und noch weitere Touren dieser Art folgen werden. Um dies genauer zu erklären, zog ASP einen sexuellen Vergleich, den wohl jeder kannte: Man hat immer einmal zum ersten Mal Sex – und dann hat man zum ersten Mal guten Sex. Wie locker die Band auch mit Kritik umgeht, wurde besonders dadurch deutlich, als man gewisse Parallelen zweier Songs nutzte, um plötzlich Robbie Williams‘ „Let me entertain you“ zum Besten zu geben.

Neben dem bereits oben erwähnten Duett mit Überraschungsgast Lisa, sang der schwarze Schmetterling zusammen mit seinem langjährigen Bandkollegen Andreas Groß das Stück „Zaubererbruder“, welches ursprünglich zusammen mit Subway to Sally-Frontmann Eric Fish aufgenommen wurde. Dennoch stand die Leistung des Gitarristen der des erfahrenen Sängers im Nichts nach, obwohl er sich sichtlich etwas unwohl dabei fühlte.
Aufmerksame Gäste konnten bis zum Endes des Krabatzykluses auch die Projektion eines Mühlrades an einer Seitenwand verfolgen, die erst endete, als der Meister schließlich seinen „Bühnentod“ fand. Diese Kleinigkeiten und eine Reihe herausragender Musiker sorgten für einen rundum gelungenen Abend, der selbst mit guten 3 Stunden keine Sekunde zu lang ausfiel und zurecht mit vielen Standing Ovations honoriert wurde.

Setliste:

01. Betteljunge
02. Beschwörung
03. Krabat
04. Die Teufelsmühle
05. Stille der Nacht
06. Wolfsspuren
07. Denn ich bin der Meister
08. Ballade von der Erweckung
09. Nie Mehr
10. Abschied
– PAUSE –
11. De Profundis
12. The Last Lovesong
13. Biotopia
14. Der Schnitter Tod
15. Spottlied
16. Zaubererbruder
17. Me
18. Duett
19. Der geheimnisvolle Fremde
20. Am Ende
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21. Variete Obscur
22. Werben
23. Und wir tanzten
24. Ich will brennen

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