Konzertbericht: Sun Of Sadness w/ Downscarred

30.08.2008 Rheinbach, Club Ahorn

Im Underground herrschen noch andere Gesetze: Die Goten von DOWNSCARRED mussten dementsprechend auf das Publikum warten und nicht andersrum. Doch die Lage wollte sich kaum verbessern und so begab es sich, dass man die Zuschauerzahl an einer Hand abzählen konnte, was der Musik der Wittener Gruppierung jedoch nun wirklich nicht gerecht wurde. Professionell wie man nunmal ist wurde das Programm dennoch engagiert in mehr als einer dreiviertel Stunde abgearbeitet; zwar präsentierte sich Sänger Marco ein wenig wortkarg zwischen den Songs, aber dafür war sein Organ umso lautstarker und variabler beim Intonieren der Texte und das ist es ja was letztlich zählt. Immerhin war man in puncto Merchandise-Verkauf klarer Punktsieger gegen den Hauptact SUN OF SADNESS. Die hatten nämlich erst gar nichts mitgebracht.

Setliste DOWNSCARRED:

01. Prolog: The Flower
02. White Lilies On A Coffin
03. Agony Of Love
04. I Have Brought The Tears
05. Angst der Ewigkeit
06. Lost
07. Ecstasy
08. The Child That Died Too Young
09. Mondnacht
10. Velvet Robe
11. Reflections, Part XI
12. Dying Heart

(CH & SeS)

Ist ein Stern enorm massereich, dann leuchtet er zwar sehr hell, verfügt als Konsequenz daraus aber nur über eine recht kurze Lebensdauer. Sein Abtreten inszeniert er dafür noch einmal ausgesprochen aufsehenserregend, als Super- oder sogar als Hypernova. Mit einem solchen Vorgang haben wir es mit bei SUN OF SADNESS zu tun, denn mit einem finalen Aufleuchten der Klasse dieser Band endete ihr Dasein am 30.08.2008.

Das besagte Aufleuchten fand natürlich dort statt, wo vor 12 Jahren alles begonnen hatte, in der kleinen aber sehr feinen Musikkneipe Ahorn im idyllischen Rheinbach, welches sich, gesäumt von Apfelplantagen und reichlichen Getreidefeldern, in der Nähe von Bonn in die Landschaft schmiegt. Vor Beginn des Festes bestand für den investigativen Metal1-Redakteur schon die Möglichkeit, einen Blick auf die Setliste zu werfen, welche eine herbe Enttäuschung parat hatte: Abschiedsbrief musste außen vor bleiben, der vermutlich allercoolste Track der Band. Eine ausführliche Erklärung lieferten die Jungs allerdings später im Interview. Ansonsten war aber alles dabei, als die Truppe gegen 21.45 Uhr mit dem üblichen Opener Oceans Of Emptiness derbe drauf los rockte. In dem kleinen, leider nicht übermäßig gut gefüllten Raum (alles in allem waren vielleicht 70 Leute da, Personal, Presse und Vorband bereits eingerechnet), kamen die Songs sehr wuchtig daher, was natürlich vor allem an den dichten Arrangements, für die die Band immer einstand, lag. Quer durch den Garten der drei Alben ging es dann über eineinhalb Stunden lang und ich wage die Behauptung, dass praktisch keiner der Anwesenden auch nur eine Minute bereut haben dürfte. Apropos drei Alben: Aushilfssänger Horn von Jack Slater erwies sich einmal mehr als witziger Frontmann, Schmünzler zauberten sich auf die Gesichter des Auditoriums bei Ansagen wie „der nächste Song ist vom ersten, zweiten oder dritten Album“ oder „Den Song habe ich jetzt aber gut gesungen, finde ich“.

Der Rest der traurigen Sonnen schien sich allerdings mehr auf das eigene Spiel zu konzentrieren, den meisten Betrieb machte am Keyboard Bandmitgründer Sebastian, der auch einige Songs sang, da Horn nach eigener Aussage soviele Lieder nicht lernen konnte. Insgesamt stellte sich das aber als feiner Kontrast dar, kreischte Horn die düsteren Texte eher ins Mikro, überzeugte Sebastian durch tiefes Death-Metal-Shouten. Wie gesagt, die Konzentration lag hauptsächlich darauf, keine derben Fehler in die Songs einzubauen, was auch vorzüglich gelang und in Verbindung mit einem einwandfreien Sound für ein intesives Erleben der Musik sorgte. Besonders hervorzuheben ist dabei And Darkness Dwells, welches mit unbändiger Energie ins Publikum geblasen wurde und mit dem Opener, sowie Finalsong, Oceans Of Emptiness am meisten für Wehmut gesorgt haben dürfte. Selber Schuld, wer zumindest diese beiden Songs nie live gehört hat, immerhin besteht weiterhin die Möglichkeit, beide Lieder auf CD zu beziehen. Ein Blick auf die nach wie vor vorhandene Homepage lohnt sich also.

Für die Anwesenden jedenfalls hat es sich gelohnt, Haare flogen und diverse Näcken dürften am nächsten oder auch übernächsten Tag noch die Zeche für eineinhalb kurzweilige Stunden gezahlt haben. Horn äußerte sich in gewohnter Eloquenz folgendermaßen zu dem Thema: „Normalerweise spiele ich mit meiner Band immer vor einer Truppe hässlicher, pickeliger, stinkender Männer. Jetzt sehe ich hier zwei hübsche Mädels und denke: da habe ich im Leben aber einiges falsch gemacht.“ Trotz allem Spaß kam man aber nicht umhin, nach drei Zugaben das Kapitel, nein, das Buch Sun Of Sadness endgültig zu schließen. Rührend die anschließenden Verbrüderungsszenen auf der Bühne, jeder Musiker umarmte den anderen und so wurde es auch jedem noch so hartgesottenen Metaller klar, hier ist eine echte Perle zu Grabe getragen worden. Vom Gefühl her ist die Hypernova zu einem schwarzen Loch geworden, aber mit der unauslöschlichen Musik glüht sie weiter, strahlend und hell.

Setliste SUN OF SADNESS:

01. Oceans Of Emptiness
02. Gewalt
03. Dreaming
04. In The Forest
05. And Darkness Dwells
06. Ghost
07. No Looking Back
08. Suspiria
09. Liebe
10. Resurrection
11. Sonne der Traurigkeit
12. Cold
13. Through The Night
14. Questions
15. Anthropomanzie

16. Duck Age
17. Falling Down
18. Oceans Of Emptiness

(JM)

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