Freitag:
Das mittlerweile sechste Up From The Ground Festival stand wie jedes Jahr im letzten Augustwochenende vor der Tür. Das Billing war gespickt mit einer Vielzahl von Highlights vor allem im Bereich des Todbleis, die Freude also riesengroß und nur das Wetter schien noch nicht ganz so in Feierlaune zu sein. Nachdem Alain schon am Donnerstag anreiste, machte ich mich erst am Freitag früh um sieben auf den dreistündigen Weg in schöne Städtchen Gemüden am Main in Unterfranken um eine noch etwas verkatert wirkenden Luxemburger aus seiner Zeltbehausung zu klingeln. Nachdem wir uns dann recht schnell gefunden hatten und ich mein Zelt aufgebaut hatte, ein Bier geköpft wurde, machte ich mich auf den Weg zur Akkreditierungsstelle, die dankbarer Weise am Arsch der Welt lag. Dankbarerweise hat so ein Hintern zwei Backen und unsere Zelte befanden sich auf der einen, und die Akkreditierung auf der anderen Backe um es einmal bildlich auszudrücken. Natürlich musste es dann auch gleich einmal ordentlich regnen, doch glücklicherweise konnte ich mich unter einer Eisenbahnbrücke unterstellen. Von weitem hörte man schon Tourettes Syndrome beim Soundcheck lärmen, ansonsten aber eine noch recht verschlafene Stimmung oder eben die Ruhe vor dem Sturm! (nt)
Den Opener TOURETTES SYNDROME aus dem Land der Koalas und Eukalyptosbäume konnten weder Alain noch ich sehen, da wir es vorzogen erstmal ein Mittagsbier zu genießen. Trotzdem möchte ich hier etwas kritisieren. Warum holt man keine engagierte Nachwuchsband als „Local Opener“ (Australien ist ja sooo „local“) und gibt ihnen die Chance beim UFTG aufzutreten. Anstatt den Favoriten KromleK und Betrayal beim Openervoting eine Chance zu geben, verpflichtet man eine Band, die nun wirklich vom subjektiven Eindruck niemanden interessiert hat, nur weil sie zufällig in Deutschland auf Promo-Tour ist. Die Frage nach den Gründen, dürften wohl nur die Veranstalter selbst beantworten können. (nt)
Von OBSCURA aus München kannte ich genausowenig wie von den Nürnbergern DRYROT, so dass dem Bierstand erstmal genausoviel Aufmerksamkeit wie der Musik geschenkt wurde. Aus der Ferne gefielen mir die Münchner, die meines Erachtens sogar ein paar progressive Elemente in ihrem Death Metal eingebaut hatten und recht viele Leute für die frühe Uhrzeit vor die Bühne locken konnten, wesentlich besser als die Mittelfranken. Hinter der Bezeichnung Neo-Thrash versteckte sich Metalcore im Stile von Hatebreed. Besonders innovativ klang das wirklich nicht, aber an der Performance selbst gab es kaum was zu bemängeln und sie zockten routiniert (kein Wunder bei 16 Jahren Bandgeschichte) ihr halbstündiges Set herunter. (nt)
Während wir beiden vorherigen Bands nur am Bierstand rumhingen, ging es für JACK SLATER das erste mal vor die Bühne wo sich der Platz bereits gut gefüllt hatte. Die Kölner kamen relaxt auf die Bühne, spielten ihre Instrumente ein und begannen mit einer waschechten Jazzeinlage nach ein halben Minute kam dann aber das erlösende Break und man bekam den gewohnten Metzgore um die Ohren geblasen. Der Sänger unterhielt zudem mit seinen lustigen Ansagen das Publikum und allgemein war es ein gelungener Auftritt. Trotzdem vertrieb ich mir die Zeit doch eher damit Amon Amarth-Luftballons auf zu blasen und mich mit dem AA-Sonnenschild vor dem Regen zu schützen. (as)
Nach Jack Slater, die mir richtig gut gefallen haben enterten HIDDEN IN THE FOG die Bühne, welche erst recht kurz vorm UFTG ins Billing gerutscht sind und groß angepriesen wurden. Es wurden sogar Vergleiche mit Dimmu Borgir im Programmheft gemacht, was die Erwartungen in die Höhe schraubt, auch wenn ich kein Fan der Norweger bin. Ums kurz zu machen: Gefallen haben mir HIDDEN IN THE FOG ganz und garnicht. Scheinbar ging es auch anderen so, dass man sich lieber darauf beschränkte sich die Band erträglich zu trinken. Der Gesang erinnerte mich irgendwie an eine kastrierte Katze, die man auf der Streckbank in die Länge zog und die Songs an sich konnten mich wenig begeistern. Alles war natürlich nicht schlecht, denn das Material scheint durchaus seine Klasse zu haben, jedoch ist es an vielen Stellen für meinen Geschmack viel zu vertrackt und nicht wirklich bühnentauglich. Die richtige Atmosphäre wollte einfach nicht aufkommen, auch wenn sie sich auf der Bühne viel Mühe gaben. (nt)
Die nachfolgenden HARMONIE DIES, CRIMINAL und HEARSE fielen bei uns leider einerseits dem Wetter zum Opfer, andererseits gab es aber auch wirklich so viel zu entdecken. Da wäre zum einen der Bierstand, welcher sich auf Grund der moderaten Preise (2€ für 0,4l Bier) hervorragend dazu eigenet seinen Eigenpegel anzuheben oder einfach mal auf den Tresen lasziv zu phosen um danach eine ungewollte Bruchlandung hinzulegen und zum anderen der wirklich hervorragende Backstagebereich. Dort befand sich ein weiterer Bierstand, bei dem man ohne langes Anstehen den begehrten Gerstensaft erhalten konnte. Alain und Zora nutzen dies schamlos aus um sehr zur Erheiterung der umstehenden Leute sich eine kleine Bierschlacht zu liefern. Dort trafen wir auch einen mindestens ebenso dem Bier zugeneigten Helfer (!?) von Legion of the Damned, den wir noch oft treffen sollten. Nass waren wir ja sowieso schon, auch wenn das Pressezelt mit dem wohl besten kulinarischen Angebot für ein Festival überhaupt, eine tolle Möglichkeit bat einmal im Trockenen zu verschnaufen. Ein riesen Lob geht hier an das Verpflegungteam, denn die jeweils für drei Euro erhältlichen Schupfnudeln mit Gemüse und Pilzen (mein Favorit), Nudeln mit Bolognese oder Tomatensauce und Leberkäse mit Kartoffelsalat schmeckten wirklich ausgesprochen gut. Vom regulären Angebot, welches aus Steak, Bratwürsten, Döner und Pizza bestand nahmen wir fortan nichtmehr so oft gebrauch. Angesichts der kühlen Temperaturen hätte nurnoch Glühwein zum Aufwärmen gefehlt. (nt)
Wirklich besser wurde das Wetter nicht, doch die versammelte Fanschar der Holländer GOD DETHRONED ließ sich davon wahrlich nicht beindrucken. Was für ein Feuerwerk todesmetallischer Klangkunst, welches der sympathische, glatzköpfige Frontmann Henri mit seinen Mannen da obfeuerte. Man konzentrierte sich weitesgehend auf das noch aktuelle Album „The Lair Of The White Worm“ sowie den Vorgänger „Into The Lungs Of Hell“ und bitte seht es mir nach, dass ich mir nichtmehr ganz sicher bin ob und wie viele Songs vom kommenden Album „The Toxic Touch“ gespielt wurden, denn der Auftritt konnte mich richtig mitreißen. Kaum hatte ich meine Fotos im Graben geschossen ging es für mich ab in die bangende Meute und wenn schon nicht die Sonne strahlte, dann konnte man zumindest in den Gesichtern der Bandmitglieder ein zufriedenes Lächeln entdecken. Höhepunkt war mit Sicherheit der Übersong „Sigma Enigma“ welcher lautstark gefordert wurde und nur mit den Worten „And now…sing!“ angekündigt wurde. Ein grandioser Auftritt, bei den nur der Sound vielleicht etwas besser hätte sein können, aber umso mehr freue ich mich auf die gemeinsame Tour der Niederländer mit Vader und Severe Torture.
Wo waren wir nur bei den darauf spielenden LEGION OF THE DAMNED? Da war ich auf jeden Fall und habe Fotos gemacht, aber warum kann ich mich beim besten Willen nichtmehr dran erinnern? Sachdienliche Hinweise bitte an meinen Bewährungshelfer! (nt)
Größer hätte der Kontrast nicht sein können, denn in Mitten von LotD und den Death Grind – Göttern Suffocation durften die finnischen Waldschrate von KORPIKLAANI ran. Ich ging davon aus, dass sie in Mitten des sehr deathigen Billings es wirklich hart haben würden die Besucher zu begeistern, doch weit gefehlt. Vor der Bühne versammelte sich eine wirklich ansehnliche Menge, die schon sehnsüchtig auf Abwechslung in Form von Humppa Metal – Klängen wartete. Umso größer war der Jubel als die Band mit einer Finnland-Flagge bewaffent, die man im übrigen für unverschämte 25 Euro auch beim Merch-Stand kaufen konnte, die Bühne enterte und es sich Sänger Jonne Järvelä hinter dem bekannten Mikroständer mit einem Geweih als Dekoration bequem machte. Los ging’s mit dem kurzen, aber umso schneller und knackigeren „Journey Man“ und recht schnell war klar, warum die Band die Leute als gäbe es Freibier. Man kann einfach wunderbar abfeiern und saufen, womit auch schon die Grundbedürfnisse eines jeden Festivalbesuchers optimal abgedeckt waren. Etwas enttäuscht war ich jedoch, dass es fast nur Songs vom aktuellen Album „Tales Along This Road“ zu hören gab. Einfach schade, dass „Cottages And Saunas“ fehlte, welcher für mich zu einem Korpiklaani-Konzert einfach dazugehört und vom „Spirit Of The Forest“-Album spielte man nur „Wooden Pints“. Was nun aber wirklich lebensnotwendig war konnte natürlich nicht weggelassen werden und hierbei handelt es sich um „Beer Beer“ als drittletzten Song, bei den es für viele kein Halten mehr gab und ordentlich mitgegröhlt wurde, auch wenn der Sound ziemlich schlecht im Vergleich zu den anderen Bands war. Als Zugabe wurde dann neben „Midsummer Night“ mit „Li Lea Voibmi“ ein echtes Schmankerl geboten, welches aus der Zeit stammt, als die Gruppe noch Shaman hieß und einen schönen Abschluss bildete. (nt)
Da ich das Gedudel von Bands wie Korpiklaani nicht abkann, kam ich erst für SUFFOCATION wieder aufs Gelände und besorgte mir sogleich einen guten Platz vor der Bühne. Und schon ballerte es aus allen Rohren, denn SUFFOCATION baten zu einem technischen Death Metal Fest und alle kamen. Durch mein ständiges Gebange fiel mir erst später auf dass Gitarrist Terrance Hobbs auf der Bühne fehlte und Bassist Derek Boyer nur im sitzen spielen konnte. Frank Mullen informierte dann das Publikum dass Hobbs wohl Probleme mit der Einreise hatte und sich Boyer das Bein gebrochen hatte. Die fehlende Präsenz dieser beiden Unglückpilze machten die restlichen Bandmitglieder aber mit tollem Stageacting wett. Vor allem Frank Mullen rannte wie ein Derwisch über die Bühne. Musikalisch gab es von jedem Album ordentlich etwas auf die Mütze, einzig und allein „Jesus Wept“ hätte ich mir noch gewünscht, ansonsten war die Setlist perfekt. Dass der Sound makellos war braucht nicht weitererwähnt zu werden. Für viele, nicht nur für mich bereits schon zu dem Zeitpunkt der Auftritt des Wochenendes. (as)
Nachdem Suffocation für das Brechen fast aller Nacken vor der Bühne von ihren Freunden und Kollegen OBITUARY gelobt wurden, ging es mit eben jenen weiter. Losgelegt wurde erstmal ohne John Tardy, denn der Opener hieß „Redneck Stomp“ und verzichtet gänzlich auf Gesang. Lange musste man auf den sympathischen Fronter der lebenden US Death Metal – Legende nicht warten und mit einem weiteren Song aus dem aktuellen Album ging es weiter. Nach dem technisch anspruchsvollen Highspeed-Geholze von Suffocation waren OBITUARY eine Wohltat. Hier von einer Art Erholung zu sprechen wäre Blasphemie, doch die Songs laden natürlich zum gemützlichen Bangen ein. Zum Spaß beigetragen hat auch der extrem gute Sound, den die Truppe erwischt hatte und dass es gänzlich aufgehört hatte zu regnen. So zockten sie über mehr als eine Stunde genüsslich ihr Set herunter, bei dem sich eigentlich keine großen Überraschungen vorfinden ließen und recht viele Songs vom aktuellen Album „Frozen In Time“ gespielt wurden, jedoch auch Platz für einige ältere Klassiker war. Zwischendrin gab Donald Tardy noch ein Schlagzeugsolo zum Besten, welches ideal zum simplen Sound von OBITUARY passte, da es im Gegensatz zu allen anderen Schlagzeugsolos nicht mit komplexität Aufwartete, aber trotzdem hocheffektiv in seiner Wirkung. Als krönender Abschluss eines routinierten Auftritts durfte natürlich „Slowly We Rot“ als Bandhymne auf keinen Fall fehlen, bei dem nochmal die letzten Kräfte mobilisiert wurden, da vor allem der knöcheltiefe Boden doch ziemlich an die Substanz ging. Wenigstens konnte man jedoch beim Bangen auch mit ein oder zwei Bier zu viel kaum umfallen, da man tief genug einsank um festen Halt zu haben. (nt)
Samstag:
Die Nacht war erstaunlich lange, denn große Lust bei Regen aus dem Zelt zu klettern hatten weder ich noch meine Zeltnachbarn und so machten es sich Alain und ich erstmal bei einem luxemburgischen Guten-Morgen-Bier gemützlich um dann die UFTG-Frühstücksausgabe zu testen. Mit 2,50 Euro für ein Rührei, Weißwurscht, Marmelade oder Honig mit Brötchen und Kaffee ein bezahlbares Vergnügen, auch wenn es nicht ganz so wie zu Hause geschmeckt hat. Während Alain es dann Vorzog das stille Örtchen des Gasthaus zur Linde aufzusuchen bewegte ich meinen schäbigen Körper in Richtung Einlass um beim UFTG- und metal1-Forumstreff mit meiner Anwesenheit im Gegensatz zum Freitag zu glänzen. Leider traf ich dort nur den Martin, welchen auch das P.I.L.Studios gehört und bald darauf gesellte sich auch noch ein vom Vortag oder besser gesagt von der Nacht gezeichneter Path of Golconda – Gitarrist namens Rüdiger hinzu. Musikalische Untermalung bekam der nette Smalltalk durch den Samstagsopener SILENT OVERDRIVE, welcher uns doch recht gut zu gefallen wusste. Sehr einprägsamer Thrashmetal mit ein paar Core-Einflüssen hier und da, sollte den „Frühaufstehern“ die Müdigkeit aus dem Gesicht klopfen. Dankbarerweise hatte man den größten Teil der Fläche mit Stroh ausgelegt, so dass man nichtmehr knöcheltief im Schlamm versank, jedoch reichte das Stroh scheinbar nicht für die große Fläche vor der Bühne, sondern nur für die ersten fünf Reihen. (nt)
Während Nicolai sich mit den andern vom UFTG-Board unterhielt hatte ich ein bisschen Zeit mir DEMOLITION genauer an zu schauen. Die Ösis gaben ordentlich Gas auf der Bühne, und auch vor der Bühne lief schon so einiges, zumindest scheinen sie ihre feste Anhängerschar aus Österreich mitgebracht zu haben. Mit ihrem Thrash Metal der alten Schule konnten sie aber sicherlich nicht jeden beeindrucken, denn der klang doch schon recht altbacken. Der Zielgruppe aber wird es wohl gefallen haben. (as)
Bei VERDICT war aus bisher ungeklärten Gründen kein Redakteur von metal1.info anwesend. Man munkelt sie hätten die Zeit zum Flüssigkeitsausgleich genutzt und hübschen Mädels hinterhergesehen. (nt)
Als nächsten betraten REQUIEM aus der Schweiz die Bühne, von denen ich im Vorfeld schon viel Gutes gehört hatte. Das Gute, was ich gehört hatte, beschränkte sich jedoch leider auf die Meinungen von Fans und leider aus Zeitmangel nicht auf Stücke unserer Nachbarn. Ein riesen Versäumnis wie sich ab den ersten paar Takten der Gruppe herausstellen sollte. Hätte ich doch nicht kurz zuvor zu Mittag gegessen, denn der Old School Death Metal von REQUIEM ging ordentlich auf die Magengrube, sorgte aber andererseits für ein Freudiges Grinsen in meinem Gesicht. Wie ich von einem herumstehenden Fan erfahren durfte heißt das aktuelle Album „Government Denies Knowlage“ und soll sein Geld auf jeden Fall wert sein. Die Band auf der Bühne jedenfalls lieferte mit absoluter Spielfreude und tightem Sound die besten Verkaufsargumente dafür. (nt)
Abwechslung naht und einer meiner Favoriten schlendert auf die Bühne. Mit schwarzem Corpsepaint und schweren Nietenarmbändern heizen die Norweger KOLDBRANN dem Publikum ein, allerdings auf eine ganz besondere Art und Weise. Kein „True Norwegian Black Metal“-Gehabe sickert durch, sondern eine Mischung aus Black Metal der alten Schule und rohem modernen Sound wird geboten. Von beiden Alben Koldbranns, „Nekrotisk Inkvisition“ und der neuen Scheibe „Moribund“, wurden die Highlights ausgewählt und ohne eine Miene zu verziehen wiedergegeben. Leider war der Sound der Gitarren ein wenig zu bemängeln, da die Techniker wohl nicht geschnallt haben, dass es bei Koldbrann keine Lead Guitar und keine Rhythm Guitar gibt, sondern dass beide Gitarristen die gleiche Stellung haben. Daher ging der Sound bei meinem Lieblingsstück „Kaosmanifest“ leider ziemlich in die Hose. Dennoch kann man darüber hinwegsehen, denn selbst visuell machen Koldbrann einiges her. Sänger Mannevond im Destruction-Shirt (da sollten sich einige Black Metaller was abschauen) und immer wieder beim Schütteln der langen blonden Mähne. Zu guter Letzt kündigte Mannevond den Titel „Bestial Swarm“ an und stellte den Gastmusiker „Mister Iblis from Endstille“ vor. Iblis gesellte sich ganz ohne Schminke im Gesicht zu den Nordmännern auf die Bühne, und man durfte ein Keif-Kreisch-Duett der Extraklasse miterleben. Koldbrann haben mal wieder bewiesen, dass Norwegen auch noch gute Black Metal Bands hervorbringen kann… Dennoch schienen einige Leute vom Auftritt enttäuscht zu sein. Dazu kann man nur sagen: Leute, es gibt nicht nur Endstille und Gorgoroth. (al)
Es folgte für mich die Überraschung des Tages: DIE JAPANISCHEN KAMPFHÖRSPIELE! Mit allem habe ich gerechnet, doch nicht mit einem derart guten Publikumszuspruch, wie ihn die sympathische Truppe wohl auch selbst kaum erwartet hätte. Binnen Sekunden sorgten sie selbst für ihr „Grind-Punk-Hellelujah“ und mit Krachern wie „Verpackt in Plastik“, „Alle wollen gut aussehen (und tun es nicht)“, „Im Schlafanzug zu Plus“ oder „Zieh die Jacke falschrum an“, bei welchen vom Publikum beim Ankündigen der Songs artig mitgebrüllt wurde, stand man absolut auf der sicheren Seite. „Ein bischen Grind muss sein“, sangen schon ihre Kollegen die „Excrementory Grindfuckers“, mit denen sie auf Fleischmarsch-Tournee waren und diesen Wunsch kamen die Krefelder ein aufs andere Mal nach. Doch was musste ich da hinter mir vernehmen: „Können die nicht mal ein Stück spielen, das länger als zwei Minuten ist?“, allerdings wurde der Unwissende schnell über die JaKas aufgeklärt und es konnte weitergehen mit einer kleinen Provokation an die die Kriegstreiber von Endstille, die bald darauf spielen sollte, denn bei nach den Worten „Seid ihr gegen Krieg“ folgte zustimmender Jubel und nur vereinzelt finstere Blicke seitens ein paar Endstille-Fans. Ob das nun wirklich als Provokation gedacht war, kann ich nicht 100%ig sagen; ich jedenfalls fand die Aussage gut, genauso wie den Auftritt an sich auch, bei denen die Grindpunker mit enorme Spielfreude auf der Bühne punkten konnten! (nt)
Nach den gewohnt sehr unterhaltsamen JaKa machte ich mich bereit für SINISTER. Und diese hatten mit den gewohnten Problemen zu kämpfen. Der Sound war einfach grottenschlecht. Andere Bands können das mit interessanter Musik vielleicht noch kaschieren, da SINISTER aber von Natur aus schon monoton klingen, ist ein schlechter Sound bei diesen Songs ein Genickschuss für die Band. So verwundert es auch nicht dass erstaunlich wenig Leute den Weg vor die Bühne fanden. Viele alte Fans haben die Band bereits abgeschrieben und junge Metalheads hören halt lieber In Flames als sich mit Band wie SINISTER zu beschäftigen. Mir hat’s trotzdem gut gefallen, denn die Jungs kamen sympathisch wie eh und je rüber und ich erkenne die Songs auch bei schlechtem Sound. (as)
Wenn Koldbrann schon auftreten, können die deutschen Black Metal-Kollegen ENDSTILLE natürlich nicht fehlen. Dieses mal nicht nur mit Corpsepaint im Gesicht, sondern auch noch von oben bis unten mit Blut zugekleistert, schreiten Iblis & Co auf die Bühne und wickeln das Publikum mit ihren atmosphärischen Klängen um den Finger. Die Menge tobt heute zum ersten Mal ordentlich und Iblis verzieht sein Gesicht ab und an zu einer Grimasse. Keifend und kreischend ist die Darbietung. Die zu jeder Setlist Endstilles gehörenden Stücke wie „Frühlingserwachen“, „Bastard“ und „Navigator“ werden gespielt. Der Sound ist keinesfalls zu bemängeln; mit Sicherheit einer der besten Auftritte Endstilles, den ich gesehen habe. Desweiteren kündigt Frontmann Iblis eine bald erscheinende Split mit den deutschen Underground Black Metallern „Graupel“ (Mitwirkender der Band ist ein früheres Mitglied der deutschen Legende „Nagelfar“; bisher ist nur das Album „Auf Alten Wegen…“ erschienen) an, worauf man sich nun doch sehr freuen kann. Vielleicht entkommen Enstille so ihrem Ruf als Teenie-Black-Metal-Band, wobei dieser Ruf meiner Meinung nach nicht gerechtfertigt ist. Abschließendes zum Auftritt: sehr gelungen, Endstille schaffen es dank Iblis immer wieder, einen guten Eindruck zu hinterlassen, da dieser wirklich über ein außerordentliches Organ verfügt…(al)
Etwas verspätet tauchte ich bei ONE MAN ARMY & THE UNDEAD QUARTET vor der Bühne auf, da ich noch schnell etwas Cola Whiskey auf dem Camping vernichten musste. So war die Band bereits in vollem Gange und zockte gerade „So Grim, So True, So Real“, ein perfekter Einstieg für mich. An die genaue Setlist kann ich mich nicht mehr erinnern, allerdings wurden alle Hits ihres Debüt-Albums gespielt. Johan Lindstrand stand souverän auf der Bühne und man merkte dass er ein alter Hase im Geschäft ist. Aber auch die restlichen Mitglieder machten einen enthusiastischen Eindruck. Ein toller Auftritt einer Band die noch eine rosige Zukunft vor sich hat. (as)
Der wahre King of Trve Death fistfukking, fetusraping Metal from Necrohell war an diesem Samstag David Hasselhoff. Ohne Frage, denn mit „Looking for Freedom“ als Pausenmusik direkt nach One Man Army traf man den Nerv der versammelten Meute, die spontan eine Riesenpolonaise durch den Matsch startete, die sich sehen lassen konnte. Auch nach Verklingen der ungewohnt sanften Klänge wurde nochmal die volle Dröhnung Schlager gefordert. Mit Sicherheit eines der Highlights abseits des Geschehens auf der Bühne. So sind se eben, die grimmen Metaller! (nt)
DISMEMBER zogen nun verdammt viele Leute vor die Bühne und starteten energiegeladen in ihr Set. Der Sound war matschig und stumpf wie es sich für die Band gehört und so klang man live wirklich genauso wie auf Platte, erstaunlich! Gespielt wurden soweit ich mich erinnern kann die meisten Hits, nach einer halben Stunde machte ich mich aber wieder auf, Richtung Bierstand, denn dann wurde es mir doch etwas zu monoton. Außer einem immer dicker werdenden Matti Kärki hatte die Band optisch jedenfalls nicht sehr viel zu bieten. (as)
Flugs das Fallen Yggdrasil – Longshirt gegen einen Månegarm-Pulli ausgetauscht, welcher bei den sinkenden Temperaturen auch wesentlich angebrachter war, und schon konnte es losgehen mit Jari Mäenpää und Band, besser bekannt als WINTERSUN. Natürlich ist er die Identifikationsfigur und hat das bisher einzige, nach der Band betitelte Album, auch komplett selbst eingespielt, aber manche übertreiben es doch etwas. Schon beim Soundcheck vor der Bühne war dichtes Gedränge und als Jari dann höchstpersönlich die Bühne betrat war der Jubel umso größer. Man kam sich zumalen vor wie bei einem Robbie-Williamskonzert – es hätte nunrnoch „Jari ich will ein Kind von dir“ – Plakate gefehlt. Ok, Spaß bei Seite. Das war natürlich etwas übertrieben und den Vorschusslorbeeren vor dem Auftritt ließ er auch Taten folgen. Der Mann ist einfach der Helle Wahnsinn und glänzte nicht nur einmal mit einem über einminütigen Gitarrensolo, bei dem viele ein feuchtes Höschen bekommen haben sollten oder einfach nur in Ehrfurcht erstart sind. Auch wenn der Sound beim Opener „Winter Madness“ und dem kurzen, aber umso heftigeren „Beyond The Dark Sun“ doch noch ziemlich zu Wünschen übrig ließ, sich aber darauf stark besserte, wurde die Band ordentlich abgefeiert. Es dürfte wohl kein Song vom akutellen Album gefehlt haben, jedoch hätte man sich doch mal gewünscht einen Song vom heiß ersehnten Nachfolgealbum „Time“ zu hören. Vielleicht auf der gemeinsamen Tour mit Amon Amarth und Týr im Herbst. Hightlight war für mich das getragene „Sleeping Stars“ welches einfach Gänsehautstimmung verursachte. Zwar ein Auftritt ohne echte Überraschungen, doch auf alle Fälle war er sehens- und hörenswert. (nt)
Pünktlich für GOREFEST schlug es mich mit ein paar Bekannten wieder aufs Gelände. Da ich sie bereits auf dem W:O:A 2005 gesehen habe, wusste ich dass uns wohl eine großartige Show erwartet, und so war es dann auch. Die Holländer legten los als gäbe es kein morgen und die Fans fraßen ihnen aus der Hand. Sänger Jan-Chris zeigte wiedermal dass er ein absolutes Ausnahme-Organ hat und es mit jedem aufnehmen kann, und die beiden Gitarristen entlockten ihrem Instrument ein Hammerriff nach dem anderen. So wurde viel vom neuen genialen Album „La Muerte“ gespielt, aber auch Klassiker von der „False“ oder „Erase“ fanden ihren Weg in die Setlist. Unterm Strich war es ein klasse Auftritt der ihnen bestimmt viele neue Fans beschert hat. (as)
Die nicht uneingeschränkt dankbare Rolle des Headliners am Samstag durften MORBID ANGEL übernehmen. Nicht ganz dankbar daher, weil viele sichtlich abgekämpft von 2 oder 3 Tage Partymarathon bei nicht ganz idealen Wetter, waren und schon sehr gezeichnet waren. Wer dann aber doch noch irgendwie gegen die Müdigkeit ankam und noch stehen konnte bewegte seinen Hintern in Richtung Bühne um einen weiteren Dinosaurier der US Death Metal Szene sehen zu können. Die Amerikaner ließen sich mächtig Zeit um überhaupt einmal die Bühne zu entern (sie waren wohl sehr knapp vorher erst angekommen) und den Soundcheck zu machen. Geschlagene 50 Minuten später als in der Running Order vorgesehen, die an diesem Wochenede sehr gut eingehalten wurde, konnte die Show dann im „Domination“ Line Up beginnen. David Vincent im bekannten Latex-Pentagramm-Shirt konnte seiner Rolle als Entertainer immer wieder gerecht werden und animierte die doch recht mitgenommene Menge ein ums andere Mal zum Bangen. Die Truppe spielte fehlerfrei, nahezu in Perfektion und Klassiker wie „Rapture“, „Maze Of Torment“ oder „Dominate“ ließen das Publikum bangen und einige sicher den ein oder anderen Ohrgasmus erleben. Natürlich gröhlten alle bei „Chapel Of Ghouls“ den Refrain („Ooohohoooh“), aber trotzdem konnte mich das ganze nicht ganz so wirklich mitreißen. Es war wohl auch meine eigene Müdigkeit, jedoch ist eine Legende wie MORBID ANGEL etwas ganz besonderes und ich hätte mir für das diesjährige UFTG keinen besseren Headliner vorstellen können (nt)
Und so ging das UFTG mit dem Erwachsen am Sonntag morgen zu Ende. Man konnte in viele erschöpfte, aber keinesfalls enttäuschte Gesichter Blicken, denen das Festival scheinbar genauso gut gefallen hat wie mir selbst. Abgesehen davon, davon, dass man wohl mit Abstand das beste (todesmetallische) Billing des gesamten Festivalsommers hatte mit vielen Bands, von denen mich vor allem God Dethroned, Wintersun, Obituary, Japanische Kampfhörspiele, Requiem und die alles überragenden absoluten Helden des Festival Suffocation, begeistern konnten, gab es mal wieder die Gelegenheit für mich viele neue überaus nette Leute kennenzulernen. Darüber hinaus muss man einfach die überaus freundschaftliche Atmosphäre unter den Besuchern loben und erleichtert feststellen, dass es auch noch Festivals ohne ein Übermaß an braunen Vollidioten gibt. Mitverantwortlich hierfür ist mit Sicherheit auch die Ausrichtung des Festivals auf Death und etwas Thrashmetal, was für NS-Ideologien herzlich wenig Nährboden bietet.
Auf jeden Fall müssen die netten Damen am Spülklo hier noch einmal extra gelobt werden, denn wo man sich sonst auf übervollen Dixis ekeln muss, so waren die Spülklos immer sehr sauber. Bitte im nächsten Jahr beibehalten. Zudem war die neue Raumaufteilung auf dem Festivalgelände sehr gut, so dass man immer schnell an sein Bier kam und kaum durch Warteschlangen aufgehalten wurde. Zudem kann man nur hoffen, dass die günstigen Preise für Verpflegung auch 2007 gehalten werden können. Mit der Security selbst hatte ich im Gegensatz zu einigen Besuchern, wie ich nachher im UFTG-Forum erfahren sollte, keine Probleme. Was mich allerdings störte war, dass man als Camper ohne Auto bis ins hinterste Eck des Campgrounds verscheucht wurde. Einerseits verständlich, da die Leute mit Auto ja auch ihr Geld für ihren Platz zahlen, andererseits natürlich jedesmal ärgerlich, wenn man ne halbe Ewigkeit zum Zelt laufen musste. Dafür reagierte man am Samstag mit dem Stroh sehr gut auf den kaum mehr begehbaren Boden des Festivalgeländes.
Zwar bekam man nicht nur durch die genialen Bands ein feuchtes Höschen, sondern auch durch das kalte Regenwetter (Hey, wir sind hier nicht beim Rock am Ring!), doch der guten Laune und dem gänzlich gelungenem Festival tat dies keinen Abbruch und ich freu mich jetzt schon aufs nächste Jahr! (nt)