Konzertbericht: Schandmaul w/ Fiddler’s Green

2006-07-02 Augsburg

Eigentlich sollte man meinen, dass man nach dem x-ten Schandmaulkonzert wirklich alles von der Band gesehen und erlebt hat. Doch an Abenden wie gestern in Augsburg auf dem „Megasommer“ wurde wieder einmal besonders deutlich, welche Kleinigkeiten Konzerte dieser Kapelle jedes Mal zu etwas Besonderem machen. Dieses Mal war es z.B. Thomas’ Ansage, in der erklärte, dass es einmal eine Klausur gab, bei der der oberste Tagespunkt „Thomas will ein Solo“ lautete, da ansonsten immer nur E-Gitarren, Flöten und Geigen Soli spielen würden. Diese wirklich herrliche Einlage, die vom Publikum frenetisch gefeiert wurde und Thomas zu einem „Hey, das ist eine Akustikgitarre, ich bin nicht so laut.“ verleitete, führte zu einem mehr oder weniger spektakulären Gitarrensolo des Leadsängers am Ende von „Sichelmond“ (wo er sich dieses Mal im Gegensatz zum Zenith textsicher zeigte). Später setzte er sogar noch eins drauf, doch um – nach eigener Aussage – die anderen nicht neidisch zu machen, verzichtete er danach auf weitere Soloausritte. Allein daran merkt man, wie sehr die 6 Schandmäuler ihre Auftritte genießen, auch wenn die an sich perfekte Location dieses Mal spärlicher gefüllt war und man auch schon eine bessere Akustik auf den Konzerten der Mäuler erleben dürfte. Trotzdem widmeten sich Thomas und Co. den anwesenden Fans wieder „Mit Leib und Seele“ – wortwörtlich und auch von der Setliste her, die den Besuchern der Tour nur allzu bekannt vorgekommen sein dürfte. Einzig und allein die Reihenfolge wurde etwas angepasst und statt dem hervorragenden Marathontanz- und Springmedley bestehend aus „Das Tuch/2 Brüder/Teufelsweib“ gab es dieses Mal nur dritteres. 1-2 Lieder Abwechslung hätten hier sicher nicht geschadet, besonders da immer noch rund die Hälfte der neuen Songs auf ihre Livepremiere wartet und mit „Geisterschiff“ und „Dunkle Stunde“ 2 Songs ersatzlos rausgenommen wurden. Wie Thomas selbst anmerkte, hätte man bei den sommerlichen Temperaturen auch draußen eine Party feiern können, doch leider ließ man das Konzert trotz angenehmer Sommernachtstemperaturen in der Halle stattfinden.

Bevor das Münchner Sextett die Bühne betrat, war es erst einmal an der Zeit für die Vorband in Form von Fiddler’s Green: Für mich war es das erste Fiddlerskonzert nach dem Ausstieg von Peter Pathos und so galt mein Hauptaugenmerk natürlich vorwiegend dem Neuling Pat. Leider kann ich die Begeisterung der meisten Fiddlersfans nicht ganz teilen, denn der Neue wirkte teilweise noch wie ein Fremdkörper. Dazu kam, dass seine Ansagen zusammen mit Albi (der durch eine Schiene am Bein noch gehandicapt war und viel im Sitzen sang) viel zu schnell waren und so einige Pointen gewaltig untergingen. Hier ist noch eindeutig Raum für Verbesserung geboten und es wird sicherlich noch einige Zeit dauern, bis Pat in die gewaltigen Fußstapfen eines Peter Pathos treten kann, obwohl es doch einige Ähnlichkeiten zwischen den beiden gibt und man deutlich die Bemühungen vom Rest der Band sah, ihn sofort als vollwertiges Mitglied zu integrieren. Spielerisch gab es von den Fiddlers in gut 60 Minuten Altbewährtes und auch neuere Sachen. Mir gefiel die Auswahl der Songs dieses Mal persönlich sehr gut: Neben dem perfekten Opener „Tarry Trousers“ gab es unter anderem mein derzeitiges Lieblingsstück „The Crawl“, das obligatorische Springlied „Queen of Argyll“, die Hommage an Andre in Form von „Folk Raider“, den groovigen „Goldwatch Blues“, die inoffizielle Bandhymne „Shut Up and Dance“,„Rocky Road to Dublin“ und als Zugabe schließlich „Girls Along The Road“. Beeindruckend war wie immer Albis Performance bei „Mary Mack“. Wer den Text schneller vortragen kann, dem geb ich einen aus. Eine komplette Setlist wird eventuell noch nachgereicht. Anfangs zeigte sich das anwesende Publikum wenig begeistert, doch je näher sich der Auftritt der Erlangener dem Ende neigte, desto mehr Anwesende feierten den Irish Independent Speedfolk mit, so dass unterm Strich ein guter Auftritt blieb und man im Gegensatz zu Regicide hier auch eine würdige Vorband für Schandmaul gefunden hatte.

Die Münchner boten nach einer kurzen Umbaupause schließlich ihre bereits bekannte Show, wobei der Überraschungseffekt durch den Vorhang am Anfang dieses Mal leider verloren ging, da er erst kurz davor noch aufgebaut wurde. Schade. Das als doch eher zurückhaltend geltende Augsburger Publikum erwies sich jedoch schnell als genauso textsicher und begeistert von den neuen Stücken wie der Rest Deutschlands. Natürlich durften die ganzen Klassiker wie „Walpurgisnacht“ und die „Herren der Winde“ nicht fehlen und so führte die musikalische Reise die Zuhörerschaft von der Gegenwart bis zu den Anfängen von Schandmaul querbeet durch alle 5 Alben. Bei „Käptn Koma“ musste die Band dieses Mal auf den Namensgeber in Form einer Flasche Rum leider verzichten und vielleicht war dies auch der Grund, warum man sich nicht auf einen gemeinsamen Anfang einigen konnte und das Publikum aufgefordert wurde rhythmisch einzuzählen: „1, 2, 3, 4!“ Wieder einmal bewiesen die 4 Männer und 2 Frauen die nötige Portion Humor und ein großes Improvisationstalent, um kleinere Pannen und Missgeschicke sympathisch wirken zu lassen. Dies zeichnet sie seit Jahren aus und es bleibt zu hoffen, dass dieses besondere Etwas Schandmaul ewig erhalten bleibt.

Für den Sommer wurden neben dem Taubertal noch einige andere Open Air Auftritte bei diversen Festivals angekündigt, bevor auf der Herbsttour die Setlist noch einmal komplett umgeworfen wird und man noch einmal quer durch Deutschland tourt, um schließlich am 30.12. beim Münchner Funkenflug das Jahr wieder einmal vor heimischem Publikum ausklingen zu lassen.

Setlist:

01.   Das Mädchen und der Tod
02.   Drachentöter
03.   Kein Weg zu weit
04.   Vogelfrei
05.   Die Tür in mir
06.   Vor der Schlacht
07.   Käptn Koma
08.   Sichelmond
09.   Feuertanz
10.   Lichtblick
11.   Der Untote
12.   Teufelsweib
13.   Mitgift
14.   Walpurgisnacht
15.   Dein Anblick
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16.   Tyrann
17.   Herren der Winde
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18.   Der Letzte Tanz
19.   Sonnenstrahl

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