Konzertbericht: Schandmaul w/ Regicide

2006-04-29 München, Zenith

Fast genau einen Monat nach dem sehr erfolgreichen Release ihres neuen Albums „Mit Leib und Seele“, das es bis auf Platz 10 der deutschen Albencharts brachte, bestritten SCHANDMAUL mit REGICIDE im Schlepptau den Deutschlandauftakt ihrer Tour in ihrer Heimatstadt München im Zenith. Entsprechend begrüßte Frontmann Thomas die ca. 2500 anwesenden Fans mit einem herzlichen „Hallo Heimat!“.

Doch bevor die Schandmäuler die Bühne betraten, nahm das Drama in Form von REGICIDE Punkt 20 Uhr seinen Lauf: Nach ihrem zweifelhaften Auftritt auf dem Funkenflug Festival Ende letzten Jahres, der mit eisernem Schweigen seitens des Publikums quittiert wurde, hatte ich die Band rund um die beiden Sänger Frauke Richter und Timo Südhoff bereits abgeschrieben. Doch dann überraschte mich das 3. Studioalbum der Oldenburger „Break the silence“ positiv und so beschloss ich ihnen eine zweite Chance zu geben. Leider stellte sich bald heraus, dass sich nicht viel geändert hatte. Sehen bzw. hören wollte sie immer noch nur ein kleiner Teil der Schandmaulanhänger und der Sound klang einfach mies. Zugute halten muss man Frauke und Co. allerdings, dass sie sich Mühe gaben, doch mir persönlich gefiel der Gesang gar nicht, was u.a. daran lag, dass er im Vergleich zur CD sehr schlecht abgemischt wurde. Einzig und allein Gitarrist Jan Janssen und Bassist Christian Hanke mit ihren Soli hinterließen einen bleibenden Eindruck. Geigerin Jonna Wilms befindet sich derzeit im Schwangerschaftsurlaub und wurde dementsprechend vertreten, was mir persönlich gar nicht aufgefallen wäre. Gespielt wurden (natürlich) vorwiegend Stücke des neuen Albums und vereinzelt ältere Sachen, wobei sich mangelnde Abwechslung relativ schnell bemerkbar machte. Einzig und allein im Mittelteil des rund 40-minütigen Auftritts wirkte es so, als ob sich mehr Leute auf die Band einlassen würden. Am Ende gab es jedoch wieder keine Rufe nach Zugaben, sondern laute Forderungen nach den Headlinern des Abends – Schandmaul. Ein derber Schlag ins Gesicht für Regicide, für die München ein heißes Pflaster bleibt, um das sie in Zukunft vielleicht einen Bogen machen sollten.

Nach 30 Minuten Umbaupause war es Zeit „Mit Leib und Seele“ auf seine Livetauglichkeit hin zu prüfen – was mit Leib und Seele geschah. Eine riesige Leinwand mit dem-SCHANDMAUL-Logo bildete den Hintergrund einer deutlich vergrößerten Bühne, auf der sich die 6 Mäuler nun mehr denn je austoben können. Jedes einzelne der neuen Stücke war live über jeglichen Zweifel erhaben. Selbst „Dunkle Stunde“, das mich auf Platte alles andere als vom Hocker riss, wusste zu gefallen. Natürlich durften weder die „Herren der Winde“ noch die „Walpurgisnacht“ fehlen, obwohl ich zugeben muss, dass ich mich daran im letzten Jahr etwas satt gehört habe, was wiederum die Qualität dieser Klassiker nicht schmälern soll. Zwischenzeitlich nahm sich sogar Schlagzeuger Stefan die Zeit, um kurz nach vorne zu kommen und zu verkünden, dass der FC Bayern den DFB Pokal gewonnen hat, was auf gemischte Publikumsreaktionen stieß. Ansonsten waren die Fans selbst beim neuen Material sehr textsicher, wohingegen Thomas wieder einmal 2 kleine Aussetzer bei „Sichelmond“ und „Das Tuch“ passierten. Für die Tanzlustigen gab es mit dem neuen Medley aus „2 Brüder“, „Das Tuch“ und „Teufelsweib“ einen echten Marathon, der selbst dem eingefleischtesten Fan alles abverlangte. An jenem Abend wurden im Zenith jedenfalls nicht die Gehwege hochgeklappt, sondern gesprungen, was die Beine hergaben. Lobenswert erwähnen möchte ich auf jeden Fall noch den Bühnenaufbau, der es zwar für Fotografen schwieriger macht, jedoch besonders für die Fans weiter hinten deutlich besser ist. Auf den 2 Podesten konnten selbst die Zuschauer vom anderen Ende der Halle noch den ein oder anderen Blick auf das Sextett erhaschen, das in schöner Regelmäßigkeit abwechselnd nach oben stieg. Am Sound sollte sich der Tontechniker von Regicide ein Beispiel nehmen und von der genialen Lichttechnik kann sich jeder an Hand der Fotos einen recht guten Eindruck machen. Als letztes Lied des ersten Blockes gab es dieses Mal „Dein Anblick“, was meiner Meinung nach ein wunderbarer Schluss war, ohne das letzte Lied davor groß anzukündigen. Die Fans sangen Text einfach weiter: „Die Sonne, die Sterne tragen Kunde von dir, jeder Lufthauch erzählt mir von dir. Jeder Atemzug, jeder Schritt, trägt deinen Namen weit mit sich mit“, bis ein Streicherintro „Der Tyrann“ und damit die Zugaben einläutete. Am Ende gab es tosenden Beifall und die Bestätigung dafür, dass es eine gute Idee war, das Konzert von der zu kleinen Tonhalle in das Zenith zu verlegen, um mehr Menschen einen wunderbaren Abend zu bescheren. An der Setlist gibt es meiner Meinung nach nichts auszusetzen. Vom neuen Schandwerk fehlte mir lediglich „Zauber der Nacht“. Sonst war alles da, was ich unbedingt hören wollte, nachdem die CD hier immer noch auf Heavy Rotation läuft. Für’s Männerauge gab’s ganz nebenbei noch sehr enge Kostüme der Damen und im Gegensatz zu früher sind nun schwarz und weiß die dominierenden Farben.

Setlist:

01.   Das Mädchen und der Tod
02.   Drachentöter
03.   Kein Weg zu weit
04.   Sichelmond
05.   Dunkle Stunde
06.   Vogelfrei
07.   Die Tür in mir
08.   Vor der Schlacht
09.   Geisterschiff
10.   Feuertanz
11.   Käptn Koma
12.   Lichtblick
13.   Der Untote
14.   Mitgift
15.   Die zwei Brüder/Das Tuch/Teufelsweib
16.   Walpurgisnacht
17.   Dein Anblick
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18.   Tyrann
19.   Herren der Winde
20.   Der Letzte Tanz
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21.   Sonnenstrahl

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