Neu-Wulmstorf ersäuft (im Met) – so könnte das Fazit des diesjährigen Metal Bash Festivals lauten. Aber fangen wir von vorne an: Da sich die Veranstaltung von Remedy Records offensichtlich an das Hamburger Publikum richtete, kann von langer Anfahrt keine Rede sein. Bereits früh morgens kam meine Horde an der Schießsportanlage an, um noch im Pieselregen einen Blick auf das Gelände und die erste Band, die JapanerInnen von SAEKO zu erhaschen. Die Combo rund um die namensgebende Sängerin sorgte aber unfreiwillig für Unterhaltung, Headbanging fernab jeglichen Takts und ein ausgesprochen seltsames Outfit gekoppelt mit einer nervtötenden Stimme wusste nicht wirklich zu überzeugen. Als nächstes standen NOT FRAGILE auf der kleinen, aber feinen Bühne. Oldschooliger Speed Metal lockte trotz des Wetters schon etwas mehr Leute hervor. A propros: Selbiges hatte sich mittlerweile zu einem katastrophalen Wechselspiel aus heftigem Gepladder und kurzen Verschnaufpausen entwickelt. Das Wasser stand auf dem Gelände schon fast stiefelhoch, was mich und Begleiter zu einem Einkaufs“bummel“ mit Auto animierte. Somit entgingen uns BLACK DESTINY und REVIVER weitestgehend, letztere hatten immerhin schon einige Banger um sich geschart.
Nun hatte Thor sich beruhigt und ließ einige Sonnenstrahlen durchblitzen, bestes Wetter für brasilianisch-keltisches Feuer. TUATHA DE DANANN zeigten sich und waren sicher nicht nur für mich die Neuentdeckung des Festivals. Ihr Auftritt erschien zwar zunächst etwas seltsam – „Wie jetzt – Südländer machen einen auf Kelten?“ – aber schon bald ging ihr Folk Metal zwischen Elvenking und Cruachan in Bein- und Nackenmuskel. Dass Leadsänger Bruno für die Folkparts selbst zur Tin Whistle griff, verschaffte ihm zusätzliche Sympathiepunkte. Beeindruckend zeigte sich auch der zart gebaute Gitarrist/Sänger Rodrigo, der für die Growls ein überraschendes Organ parat hatte.
Nun war wieder Parkplatz angesagt, denn DOOMSHINE wollte von uns niemand so recht sehen. Frisch betankt ging es dann weiter mit SOUL DEMISE, die endlich mal etwas extremeren Metal auf die Bretter legten. Ihr schnörkelloser Schweden-Death wurde begleitet von zahlreichen irren Grimassen des Frontmaniacs Roman und etlichen fliegenden Haaren. Währenddessen amüsierten wir uns über einige Leute, die tatsächlich trotz der ungünstigen Witterung das neue Angebot wahrgenommen und einige Zelte aufgeschlagen hatten. Daraufhin gab sich Remedy-Mastermind Jörn selbst die Ehre und bestieg mit seiner Truppe Torment die Bühne, um unter dem Namen MOTÖRMENT eine Covershow für Lemmy & Co zu performen. Ihm gelang es dabei zweifellos den Großmeister des Thrash’n’Roll zu imitieren, zur Verwechslung fehlten nur noch ein paar Warzen.
Vor meinem persönlichen Headliner war nun noch einmal selbstgemachtes Flüssiggold tanken angesagt, weswegen ich von den V8 WANKERS nur noch den Schluss mitbekam. Macht aber nix, dafür standen nun endlich die fünf Südgermanen auf der Bühne. EQUILIBRIUM waren an der Reihe, ihren ersten Norddeutschlandgig zu zelebrieren. Drummer Markus musste zwar mangels Keyboarder (entsprechende Einspielungen kamen also vom Band) auf Klick spielen, dies trübte aber nicht die ungeheure Party, die Band und Publikum miteinander feierten. Neben dem von Frontsau Helge obligatorisch in die erste Reihe gereichten Mets gab es noch eine Zugabe mit eben diesem Song, für die ein Sänger aus der Fanschar rekrutiert wurde. Nach einer Stunde war das Wikingerinferno leider schon vorbei, während PARAGON war noch einmal Erholung angesagt, um noch einmal Kräfte für den eigentlichen Headliner MOONSORROW zu sammeln. Dieser legte ebenfalls einen fulminanten und optisch wie akustisch starken zweiten Deutschlandauftritt hin, konnte aber nicht ganz so überzeugen wie fünf Monate zuvor im Headbanger’s Ballroom. Es reichte jedoch zu einem gehörigen Grad von Erschöpfung, weswegen dies schon das Ende des Festivals für mich und meine Begleiter bedeutete. Da Suidakra im Vorfeld ihren Auftritt bereits abgesagt hatten, machten wir uns nun auf den Weg in die Gemächer, um am nächsten Morgen mit irren Nackenschmerzen aufzuwachen. Insgesamt hinterließ das Metal Bash bis auf das zunächst schlimme Wetter und die etwas zu hohe Power/Heavy/Speed Metal-Schlagseite einen ausgezeichneten Eindruck. Ein charmantes Event und hervorragendes Wacken-Warm-Up, nächstes Jahr gerne wieder!