Als Coverprojekt begannen Acoustic Revolution ihre musikalische Karriere vor rund zehn Jahren. Nun stehen die Jungs mit ihren eigenen Kompositionen auf eigenen Beinen. „Haunted By Numbers“ heißt ihr neuestes Werk, welches dieses Jahr erschien. Worin die Herausforderungen bei rein akustischer Rockmusik liegen und was die drei Männer abseits der Musik von Zahlenspielen aller Art halten, erfahrt ihr hier im Gespräch mit Tom, Dennis und Germar, die sich alle drei die Zeit für das Interview nahmen. Außerdem erfahrt ihr exklusiv etwas über die Zukunftspläne des Trios.
Was wohl nur die wenigsten wissen: Euch gibt es bereits seit rund zehn Jahren. Ursprünglich war Acoustic Revolution nur euer Nebenprojekt zu Undercover, einer süddeutschen Coverband, die inzwischen nicht mehr existiert. Wie kam es dazu, dass sich euer Hauptaugenmerk immer mehr zu Acoustic Revolution verschoben hat?
Tom: Nun ja. Das lag ganz einfach daran, dass Acoustic Revolution einfach mehr Engagements bekommen hat und wir uns dann entscheiden mussten, wo wir weitermachen wollten. Und das war zu diesem Zeitpunkt eine einfache klare Entscheidung für Acoustic Revolution.
Woran lag es, dass ihr erst nach fünf Alben von 2000 bis 2008 vom Berliner Produzententeam Valicon entdeckt wurdet?
Dennis: Wir haben die ersten Jahre fast ausschließlich Coversongs gespielt und erst für das „Ramble & Roam“-Album nur noch eigene Songs aufgenommen. Und zu dieser Zeit gab es auch die ersten Gespräche mit Valicon.
Diese fünf Alben sind konzeptionell bunt gemischt, von normalen Studioaufnahmen bis hin zu Live-Material. Außerdem habt ihr sogar ein Weihnachtsalbum gemacht. Waren das alles verschiedene Experimente, die ihr bewusst eingegangen seid oder wie kam es dazu?
Germar: Wir kamen ja aus einer „stinknormalen“ Top 40 Band. Und das haben wir die ersten Jahre bei AR so weitergemacht. Das Weihnachtsalbum ist ja letztendlich auch ein komplettes Coveralbum. Wir haben natürlich auch mit Liveaufnahmen experimentiert. Gerade bei Coversongs wollten wir ja bewusst nicht wie das Original klingen. Und das war natürlich durch unsere Besetzung gerade live am besten möglich.
Mit welchen dieser Werken könnt ihr rückblickend betrachtet am ehesten und am wenigsten leben?
Tom: Also, ich persönlich kann dann wohl am ehesten tatsächlich mit dem Weihnachtsalbum leben. Das hat eben nicht diesen Top 40 Charakter. Es ist eben ein Weihnachtsalbum. Viele große Künstler haben das auch schon gemacht ohne in die „Coverecke“ zu rutschen. Und dann noch das „schwarze“ Album. Das war letztendlich der erste Versuch, weitestgehend aufs Nachspielen zu verzichten. Der Rest war, finde ich zumindest, nicht dieselbe Band, die wir heute sind. Das war Undercover in „Acoustic-Verkleidung“.
Anfangs habt ihr auch mit Acoustic Revolution größtenteils Covernummern gespielt. Wann und warum habt ihr den Entschluss gefasst, euch an Eigenkompositionen zu versuchen und diese dann als Standard zu etablieren?
Tom: Wir wollten eben keine Coverband mehr sein. Dafür sind wir vor vielen Jahren nicht Musiker geworden. Wir wollen unser eigenes “Zeug” machen und nicht überlegen, welcher Radiohit denn als nächstes einstudiert werden muss. Außerdem – so gerne wir auch auf eine Mass Bier ins Biezelt hocken – dort 4 bis 5 Stunden die bekannten einschlägigen Songs zum besten zu geben, muss man auch wollen *grinst* Nix gegen Coverbands. Da kommen wir ja schließlich auch her. Es gibt viele sehr gute Bands, die sich sehr viel Mühe und Gedanken machen, wie sie die Leute unterhalten können. Auch “handwerklich” sind die oft sehr gut. Aber wir haben eben den Schritt gewagt, diese Zeit und Energie in eigene Songs zu stecken.
Wie würdest du selbst eure Musik und euren Sound damals und heute beschreiben?
Dennis: Mal abgesehen von den Coversongs von damals haben wir unsere Instrumentierung weiter ausgebaut. Oft gestrichener Kontrabass, viel Mandoline und Banjo und nicht zuletzt die Bass Drum haben unseren Sound voller und vielseitiger gemacht.
Worin liegt für euch der Reiz, rein akustische Musik zu machen? Fühlt ihr euch ab und an limitiert oder könnt ihr immer alles umsetzen, was euch musikalisch vorschwebt?
Tom: Manchmal juckt es uns schon in den Fingern, wenn wir mal eine andere Band richtig rocken sehen. Mal wieder richtig auf die Mütze. Aber gerade das ist ja auch die Herausforderung und unsere Leidenschaft, eben mit dieser „beschränkten“ Rock’n’Roll Instrumentierung trotzdem zu rocken.
Bei eurem aktuellen Album „Haunted By Numbers“ seid ihr strategisch genauso vorgegangen wie beim Vorgänger „Ramble And Roam“, d.h. es gab erst eine Single und dann eine komplette CD. Nach welchen Kriterien wählt ihr aus, welche Nummer ihr sozusagen stellvertretend für ein Album im Vorhinein veröffentlicht?
Germar: Das ist immer so ein Bauchgefühl. Man weiß es ja nicht, welche Nummer bei den Zuhörern dann am besten ankommen. Das ist ja dann auch ein Teil der Produzentenarbeit, mit zu überlegen, welche Nummer denn jetzt als Single geeignet ist. Aber wir waren uns bis jetzt immer einig. Das ist ja schon mal nicht schlecht *grinst*
Wieso fiel die Wahl 2010 auf „The Abyss Of Greed“ und 2012 auf den Albumtiteltrack „Haunted By Numbers“?
Germar: Alle Beteiligten fanden, dass die beiden jeweils die stärksten Nummern waren. Die Reaktionen auf die beiden Singles bestätigen uns, dass wir ganz gut lagen.
Wie zufrieden seid ihr mit eurer jüngsten Veröffentlichung und den Reaktionen dazu?
Dennis: Wir sind sehr zufrieden. Wir haben uns noch mehr auf unsere klassischen Instrumente (Kontrabass, Banjo und Mandoline) konzentriert und haben damit mehr darauf geachtet, unseren vielfältigen Sound weiter auszubauen. Es zeigt sich, dass das sehr gut ankommt und Spaß macht.
Allgemein: Wie wichtig sind für euch Reviews? Lest ihr eure Kritiken und wie steht ihr zu der Kritik eines Redakteurs?
Tom: Es ist wichtig, präsent zu sein. Das beste Album hilft nix, wenn keiner weiß, dass es existiert. Wir stehen gerne zu allen Kritiken. Ob gut oder schlecht. Musik ist sehr viel Geschmackssache und eine schlechte Kritik kann am Ende auch eine gute sein, wenn sie uns neue Anstöße gibt. Und wenn uns mal ein Redakteur in der Luft zerreißen sollte, was Gott sei Dank noch nicht passiert ist, können wir dann auch drüber stehen. Ich finde auch einige Musik scheiße, die andere sehr toll finden. So ist es eben. So soll es auch sein.
Baut „Haunted By Numbers“ auf euren bisherigen Releases auf oder ist es eigenständig – sozusagen als Beginn einer neuen Entwicklung bei Acoustic Revolution – zu sehen?
Germar: Nein. Es ist eine klare Weiterentwicklung von „Ramble and Roam“. Wie gesagt, mit noch mehr Augenmerk auf die traditionellen Instrumente.
Habt ihr musikalisch auf dem Album ein bestimmtes Konzept verfolgt? Wenn ja, was hat euch zu diesem Schritt bewegt?
Dennis: Wir haben bewusst nicht mehr alle Stücke mit vollem Schlagzeug gemacht. Live haben wir ja auch keins. Auf einem Album ist es aber schwierig, die Energie von einem Livekonzert einzufangen. Aber bei dem ein oder anderen Song hat dann die Bass Drum völlig gereicht.
Gibt es etwas an dem Album, womit ihr nicht 100% zufrieden seid?
Tom: Dazu ist es noch zu „frisch“. Die Euphorie ist noch nicht vergangen. Das kommt erst später, wenn man mit Abstand nochmal drauf schaut. Aber Kleinigkeiten findet man immer. Hahaha, eins vielleicht. Wir finden das Cover mega, aber durch die vielen eher dunklen Farben kann man die Autogramme schlecht lesen ;-)
Wo siehst du die größten Unterschiede zwischen „Haunted By Numbers“ und „Ramble and Roam“?
Germar: Wie gesagt, mehr traditionelle Instrumente und ein paar Songs ohne volle Drums.
Wie läuft das Songwriting bei euch so ab? Trägt jeder etwas dazu bei oder ist das ein spezieller Prozess eines Bandmitgliedes?
Germar: Es trägt meistens jeder einen Teil dazu bei. Einer kommt mit einer Idee und dann gehen wir oft gemeinsam an einen Song heran. Es kommt aber auch natürlich vor, dass einer alleine mit einem fertigen Song ankommt.Es ist ganz unterschiedlich. Eine feste Vorgehensweise haben wir nicht.
Kannst du vielleicht kurz auf die Texte zu den einzelnen Songs eingehen? Generell widmet ihr euch auf „Haunted By Numbers“ sehr den Zahlen wie z.B. die Lügen einer Waage, Tempolimits und Schulerinnerungen. Wie entstand diese Idee und was fasziniert euch daran?
Germar: Erinnerungen und Erfahrungen sind natürlich guter Stoff, um einen Text zu schreiben. Und die Lügen einer Waage…haha…ohne Worte. Diesen Zahlen muss sich jeder Mensch im Leben hier und da mal stellen. Leeres Konto oder zu schnell gefahren…das kann jeder irgendwie nachvollziehen.
Beschäftigen euch die „Zahlenspielchen“ auch abseits der Musik?
;-)
Warum habt ihr euch dazu entschieden, nur noch englischsprachige Kompositionen zu machen, obwohl ihr alle deutsche Muttersprachler seid?
Tom: Während unserer Coverband Zeit haben wir ja schon hauptsächlich englischsprachige Songs gecovert. Man gewöhnt sich an die Sprache und bekommt ein Gefühl dafür, gerade ich als Sänger. Mit den Jahren und der Erfahrung hat sich das aber wieder geändert. Ich bin gar nicht mehr so davon abgeneigt, auch mal was Deutsches zu machen. Tatsächlich denken wir darüber auch gerade nach.
Ihr habt dieses Jahr u.a. auf dem WGT und dem Shamrock Castle gespielt. Wie würdet ihr diese Auftritte bewerten?
Dennis: Solche Festivals zu spielen ist immer eine tolle außergewöhnliche Sache. Es ist immer was los. Man trifft andere Bands und bekommt die Gelegenheit, viele Menschen zu erreichen, die einen noch nicht kennen. Dort ergeben sich oft auch neue Möglichkeiten wie z.B. die Zusammenarbeit mit Musikerkollegen.
Mit wem würdet ihr gerne einmal zusammen auf einer Bühne stehen?
Tom: Bruce Springsteen.
Germar: Hmm, mit ganz vielen guten Musikern…
Dennis: Muse z.B.
Wie sehen eure Pläne für die nächsten Jahre aus? Lasst ihr alles auf euch zukommen, geht regelmäßig ins Studio und arbeitet an neuen Songs oder habt ihr auch eine größere Vision?
Tom: Die letzten Monate sind wir nach der CD-Veröffentlichung viel getourt und haben uns grade eine kleine Pause gegönnt. Im Moment denken wir gerade darüber nach, ob wir eben nicht doch mal etwas mit deutschen Texten machen sollen und fangen gerade an, Ideen zu sammeln. Wir stellen gerade eine Clubtour durch die großen deutschen Städte zusammen, die dann nächstes Jahr starten wird. Termine dafür stehen allerdings noch keine fest.
Wir danken euch vielmals für das Gespräch!