Interview mit Thomas Corpse von Jess And The Ancient Ones

Mit ihrem Debut haben JESS AND THE ANCIENT ONES ein wahres Feuerwerk an psychedelisch anmutenden und schwer groovenden Okkult-Rock-Klängen in die Musikwelt gebracht. Bei Metal1 gab es dafür fast die Höchstwertung – das Album ist demnach ein absoluter Geheimtipp für die Szene. Im Interview mit Thomas Corpse erfahrt ihr mehr über okkulte Erfahrungen, über deren Rolle in der Musik der Band und über den persönlichen Weg, den das Songwriting nimmt.

Zuerst einmal vielen Dank dass du dir die Zeit genommen hast, meine Fragen zu beantworten. Wie geht’s dir heute?
Momentan ist es 02:40 Uhr und ich bin wahnsinnig müde. Verließ alles in letzter Minute, schätze also, ich liebe die Eile. In sechs Stunden reisen wir ab nach Helsinki, um das Tuska Open Air Festival zu besuchen. JATAO werden am Sonntag auftreten, also haben wir noch ein paar Tage, was immer schön ist. Wir werden einige Bands antesten und ein paar kühle Getränke genießen.

Wie würdest du jemanden, der eure Musik noch nie gehört hat, eben diese beschreiben?
Vielleicht ist es Epic Heavy Rock, mit einem Touch von Psychedelia und Folk? Wir entwickeln uns stetig weiter, es ist also schwer, unsere Musik in ihrer Gesamtheit durch einen Namen einzugrenzen. Wer weiß, wie sich unser nächstes Werk anhören wird? Die Lieder schreiben sich von selbst, wenn die Zeit dafür gekommen ist, und das ist meiner Meinung nach eine faszinierende Sache. Du weißt nie, was darunter lauert.

Euer Debüt ist mittlerweile veröffentlicht, wie geht’s dir damit? Bist du zufrieden mit dem Resultat und mit den ersten Pressemeinungen?
Ich bin sehr zufrieden mit dem Album, denn es ist der Spiegel, der uns zeigt, dass sich die Zeit weiterbewegt hat. Es ist eine Art Karte, die einen zu sich selbst zurückführt. Wir haben den Sound, die Kunst und das Format (Vinyl) bekommen, wie wir es uns gewünscht hatten. Mehr kann man sich nicht wünschen. Die Meinungen der Medien waren größtenteils herzlich und es hat uns sehr überrascht, wie viel Aufmerksamkeit uns mit einem mal zuteilwurde. Arbeite hart und gehe deine Ziele für all deine kommenden Reisen an. Das ist es, was JATAO tun werden.

Gibt es ein spezielles Konzept hinter dem Album? Wenn ja, welche Idee steckt dahinter? Im Infozettel lese ich, dass eure Texte auf den persönlichen okkulten Erfahrungen des Schreibers beruhen, ist das der rote Faden?
Thomas Fiend und ich schreiben alle Texte zusammen. Unsere Worte beruhen auf unseren Erfahrungen, Visionen und auf Resultaten bestimmter Tätigkeiten. Wir folgen dem Pfad der linken Hand und funktionieren dadurch wie eine alchemistische Verbindung zwischen den gesetzlosen Welten und dem Weltlichen. Wir komponieren Musik anhand von dem Flüstern und den Worten, die jeder in sich verweilen hört, wenn man hinter die Spiegel blickt.

Teilt die ganze Band diese Erfahrungen? Es scheint, als wären die Schreiber sehr fasziniert von dem, was sie in die Texte bringen. Hat es dieselbe Wichtigkeit für dich, auch neben der Musik?
Alles ist für den Schreibenden persönlich, doch andere Menschen können die Ehrlichkeit und die Aufrichtigkeit in den Werken Anderer spüren. Wir arbeiten als dichte Einheit wenn es an das Arrangieren der Musik geht, doch die Samen dafür werden in Einsamkeit gesät.

„Sulfur Giants” ist mein persönlicher Lieblingssong auf dem Album. Es ist episch, bezaubernd und ich muss es einfach immer und immer wieder hören. Bitte sag uns doch etwas über die Texte und von was sie handeln.
Es handelt von einer Reise durch den Kosmos, von der Grabstätte zum Mutterleib. Die Welt wird hier als ein Versagen angesehen, eine Ebene völliger Ignoranz, die in den Windungen der Schlange haust. Der Autor sucht hier nach einer Balance und nach einer Anleitung durch den roten König, der in Form der Schwefelgiganten („Sulfur Giants“) auftritt.

“The Devil (In G-Minor) klingt ziemlich atypisch, vergleicht man es mit dem Heavy Psychedelic Metal/Rock, den ihr auf eurem Debut spielt – es klingt eben wie Jazz, wie man ihn hört, wenn man in einer total verrauchten Kneipe sitzt. Was ist die Idee hinter dem Song?
Der Song hat sich in einem ziemlich schnellen Tempo und eigentlich von selbst geschrieben. Eine Erinnerung an eine meditative Session unter Einfluss. Es ist immer großartig etwas Unerwartetes zu tun. Keine Gesetze sollten die persönlichen Kreationen von jemandem einschränken.

Ein paar Worte über das Songwriting: Sind alle Bandmitglieder involviert oder nur ein oder zwei von euch?
Thomas Fiend und ich arbeiten zusammen, oder auch separat, während wir die Basis eines Songs abrunden. Es ist ein persönlicher Zustand der Ergründung und wir tendieren dazu, es so zu belassen. Jedes Bandmitglied hat natürlich seinen eigenen Part in der Band, doch wie schon gesagt, sie kommen ins Bild, wenn es ans Arrangement geht.

Das Artwork schaut übrigens einfach großartig aus, wer ist dafür verantwortlich?
Ritual Tuoppi von Nucleart hat bei unsrem Debüt die Grafiken übernommen. Wir haben viel über die Details diskutiert, dementsprechend denke ich, dass wir ein erfolgreiches Resultat erzielen konnten. Man könnte sich nicht mehr wünschen, würde ich sagen. Ritual ist ein sehr talentierter Künstler, daran gibt es keine Zweifel. Hoffentlich werden wir auch in Zukunft mit ihm arbeiten.

Viele Bands produzieren Videos für deren Songs. Habt ihr auch so etwas vor?
Ein paar Pläne wurden bereits geschmiedet, doch wir werden sehen, was die Zukunft bringt. Es wäre schön, in der Sache etwas Neues zu machen, und genau deshalb werden wir uns da auch Zeit lassen. Es ist definitiv etwas auf dem Weg. Ich freue mich drauf!

Wir befinden uns momentan in so etwas wie einer Retro-Welle. In eurer Musik gibt es auch jede Menge Retro-Charme. Was denkst du über Bands wie Graveyard, Ghost und natürlich auch über The Devils Blood? Manchmal klingt euer Debüt ähnlich zu Letztgenannten, wurdet ihr von The Devils Blood beeinflusst?
Wir teilen die gleichen Einflüsse wie die Bands, die du genannt hast, und ich denke, dass du deshalb das Gefühl hast. Unsere Einflüsse gehen viel weiter zurück in der Geschichte, wir ziehen uns die Inspirationen nicht aus der gegenwärtigen Szene. Jeder hat seinen Weg zu gehen und ich wünsche unseren Gefährten das Beste.

Gibt es Release-Pläne für die Zukunft? Und wie schaut’s mit euren Tour-Plänen aus?
Ein paar Sessions werden in naher Zukunft stattfinden. Leider kann ich bis jetzt noch nichts verraten. Für die neuesten News sollte man das Soziale Netzwerk nutzen.

Zuletzt würde ich dir gerne ein kleines Brainstorming vorschlagen. Was kommt dir zuerst in den Kopf wenn du diese Begriffe liest?
Eloy: Space Rock? Ich weiß, ich habe den Namen schon einmal gehört…
Metal1.info: Hier und jetzt, Cheers!
Deep Purple: Let’s go space trucking.
H. P. Lovecraft: Der Kosmos hat dich zu früh genommen, doch hoffentlich werden wir dich zu einer anderen Zeit an einem anderen Ort treffen.
Doom Metal: Dieser süße Geruch, was könnte es sein?

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