Interview mit Mem von Stein von Exumer

Totgeglaubte leben länger – wer EXUMER als Kultband aus vergangener Zeit in Erinnerung hat, liegt zwar nicht völlig daneben, hat die Rechnung aber ohne die Teutonen-Thrasher gemacht, die es nun noch einmal wissen wollen. Nach einigen livehaftigen Gehversuchen in den vergangenen Jahren meldeten sich die Veteranen 25 Jahre nach dem letzten Full-Length-Album kürzlich mit dem starken „Fire & Damnation“ aus dem Studio zurück. Sänger Mem von Stein lieferte uns die Einzelheiten.


Hi, Mem! Danke erst mal, dass du dir Zeit für das Interview nimmst! Wie läuft’s bei dir und wo befindest du dich gerade?
Ja, kein Problem, geht klar! Wir sind gerade auf dem Weg zurück in die USA, nachdem wir in Essen spielten und eine Woche davor in Mexiko unterwegs waren.

Bringen wir die offensichtlichste Frage gleich zu Beginn hinter uns: Was hat euch 25 Jahre nach dem letzten Studioalbum dazu gebracht, eine Reunion mitsamt neuer Full-Length zu durchzuziehen?
Eigentlich die Freundschaft zwischen mir und Ray, und am Anfang zwischen Paul, Ray und mir (Gitarrist Ray Mensh, ehem. Bassist Paul Arakiri – Anm. d. Red.). Paul besuchte mich 2007 über Halloween in New York und ich war traurig, als er wieder nach Hawaii flog. Kurz danach rief ich Ray in Deutschland an und fragte, ob wir nicht wieder die Band aktivieren wollen, um uns so regelmäßig zu sehen. Ray sagte zu und Paul war auch an Bord – bis 2009. Danach wurde Paul klar, dass die Band sehr viel Zeit in Anspruch nimmt, daher entschloss er sich, nach der „5 Nights of Fire“-Tour auszusteigen.

Was hast du in der Zwischenzeit so getrieben, warst du noch musikalisch aktiv?
Ich war in allerlei Bands tätig: Phobic Instinct, Of Rytes, Humungous Fungus und nach meiner zweiten Auswanderung in die USA im Jahre 1998 gründete ich dort 2000 Sun Descends.

Mittlerweile habt ihr Familie oder zumindest ein Leben abseits der Musikszene. Welchen Stellenwert nehmen EXUMER da ein?
Einen großen, da wir uns zu hundert Prozent auf die Band konzentrieren, wenn wir die Band machen. EXUMER nimmt schon viel Zeit in Anspruch, aber es ist unsere Band, also machen wir es gerne.

Und wie hat sich dein Leben verändert, seit EXUMER wieder aktiv sind?
Viel unterwegs, viel Fliegerei, aber auch sehr viel Spaß mit meinen Freunden. Ich kenne Ray seit 1983 und Tony (Bassist Tony Shiavo – Anm. d. Red.) ist mein bester Freund in NYC.

Auch die Metalszene hat sich im Laufe der Jahre natürlich weiterentwickelt. Kannst du uns sagen, welche Veränderungen du dahingehend feststellen kannst, wenn du sie mit euren Anfangstagen vergleichst?
Durch das Internet hat sich der Zugang zu Bands ernorm vereinfacht und manchmal nimmt es etwas von der Magie weg, die früher da war. Das fällt mir am meisten auf. Thrash Metal erlebt seit ein paar Jahren einen zweiten Frühling und davon profitieren wir natürlich auch.

Selbst wenn ihr nie zur Speerspitze des Thrash gezählt habt, so könnt ihr euch doch über euren Kultstatus freuen. Gab’s da auch Druck, den Erwartungen gerecht zu werden oder wart ihr da absolut zuversichtlich?
Wir wollten eigentlich nur unser Ding durchziehen. Wir wollen, dass die Band sich nicht gezwungen anhört und dass es ehrlich klingt. Das sind unsere größten Anliegen. Der Rest erledigt sich meistens von alleine.

Welche Erwartungen hattet ihr selbst an euch, als ihr „Fire & Damnation“ in Angriff genommen habt?
Wir wollten das beste Album abliefern, das in unserer Macht liegt, und unserem Sound treu bleiben. Das war unser Ziel. Keine langen Songs, sondern Vollgas von Anfang bis Ende. Das war die Idee für dieses Album.

Ja, die Tracks sind recht kompakt ausgefallen, was mir sehr gefällt. Worauf habt ihr beim Komponieren sonst noch Wert gelegt?
Impulsivität, Ehrlichkeit, Passion und Aggression, verbunden mit dem Spirit unserer Scheiben aus den Achtzigern.

Mit „Fallen Saint“ und „I Dare You“ habt ihr auch zwei Achtziger-Nummern neu eingespielt. Warum gerade diese beiden?
Wir wollten was Besonderes für die Fans machen. Also suchten wir uns zwei Songs von den alten Platten aus, die uns gefallen, und tauschten Sänger aus. Paul singt auf „Fallen Saint“ und ich auf „I Dare You“. Original war es umgekehrt.

Seit den späten Achtzigern hat sich auch im Bereich Studioarbeit eine Menge getan. Wie hat sich eure jetzige Herangehensweise im Vergleich zu früher verändert?
Ha, ja klar ist es anders, aber es kommt immer noch auf die Performance an. Wenn die stimmt, dann ist es recht einfach, ein cooles Recording hinzukriegen.

Waldemar Sorychta hat als Produzent für’s neue Album agiert. Wie seid ihr auf ihn gekommen und wie war die Arbeit mit ihm?
Wir mochten Waldemars Arbeit am letzten Sodom-Album und dachten uns, dass er der richtige Mann für den Job ist. Er lag in unserem Budget und er und sein Team holten das Optimale aus der Band raus.


Hier bei Metal1 konntet ihr mit „Fire & Damnation“ ordentlich punkten. Wie fiel denn das Feedback von Fans und Presse generell bisher aus?
Extrem positiv, fast durchweg, und das hat uns natürlich gefreut. Wir beobachteten, wie andere Bands ihre Comebacks gestalteten und waren uns bewusst, was man richtig oder falsch machen kann. Ich hoffe, dass die Resonanz uns da Recht gegeben hat. Bisher schon…

Über welchen Zeitraum habt ihr die Songs auf der aktuellen Scheibe geschrieben? „Waking The Fire“ geht ja zum Beispiel schon auf das Jahr 2009 zurück.
Wir fingen 2008 an, Ideen zu sammeln und machten die Songs dann 2011 in Deutschland im Proberaum fertig. Damit konnten wir garantieren, dass wir uns wie eine Band anhören und nicht wie ein Projekt zwischen zwei Kontinenten…

Wie gestaltet sich denn der Band-Alltag, wenn die Bandmitglieder auf zwei verschiedenen Kontinenten leben?
Es ist eigentlich nicht anderes wie mit vielen anderen Bands. Slayer proben ja auch nicht dreimal pro Woche. Wir kommen zusammen, wenn Touren oder Aufnahmen anstehen und proben dementsprechend.

Stichwort Touring: Wie du erwähnt hast, wart ihr in Mexiko unterwegs und habt auf dem Evil Horde Metalfest in Essen gespielt. Sind für 2012 noch weitere Live-Aktivitäten geplant, auch hierzulande?
Ja, entweder USA-Tour im Herbst oder sogar Europa. Aber wir sind auf alle Fälle noch aktiv dieses Jahr.

Wie sieht denn euer Publikum auf Konzerten aus? Kennen euch die jungen Leute?
Wir haben viele, die gerade mal sechzehn, siebzehn sind, und ’ne Menge Old-School-Fans von früher. Die Kids haben die Band durch das Internet entdeckt und dafür kann man dankbar sein.

Okay, wir sind fast durch! An dieser Stelle recht herzlichen Dank für deine Antworten! Abschließen würde ich das Interview gerne mit unserem traditionellen Metal1.info-Brainstorming – ich nenne dir einfach ein paar Begriffe und du sagst, was dir zuerst dazu einfällt!
US-Präsidentschaftswahl: Obama!
Metal Blade: Worldwide domination!
Vinyl oder CD? Vinyl!
New York: Hardest city in the world!
Metal1.info: Rules o.k.!

Nochmals danke für deine Zeit, viel Spaß auf den Shows und alles Gute für die Zukunft! Wenn du noch was an unsere Leser loswerden willst, das letzte Wort gehört dir:
Vielen Dank für den Support in den letzten 27 Jahren. Spread the fire!

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