Ob die Schweden von THE EMBODIED das „Next Big Thing“ in der Metal-Szene sein können, muss sich in der nächsten Jahren erst herausstellen. Mit ihrem selbstbetitelten Debütalbum legen sie jedenfalls schon mal ein starkes Album zwischen Heavy Metal und Melodic Death Metal vor. Gitarrist Jon Mortensen erzählt uns unter anderem von der Entstehung des Albums, der näheren Zukunft und warum Deutsche und Finnen irgendwas im Wasser haben müssen.
Hy Jon! Danke, dass du dir die Zeit für das Interview nimmst. Wie geht es euch dieser Tage?
Kein Problem, die Ehre ist ganz unsererseits! Uns geht’s wirklich gut, wir machen momentan ganz neue Erfahrungen. Der ganze Trubel macht schon irgendwie Spaß. Wir sind noch immer sehr aufgeregt wegen unserem Debüt und den ganzen tollen Reviews, die es bekommt. Man kann also schon sagen, dass es gerade wirklich gut läuft.
Zu eurem Debütalbum kann ich euch auch nur gratulieren, ich mag es sehr gerne und wie ich an den positiven Reviews sehe, bin ich da nicht der Einzige. Wie zufrieden seid ihr mit dem Album und würdet ihr jetzt etwas daran anders machen?
Danke dir! Es ist atemberaubend, wenn man etwas schaffen kann, das von so Vielen geschätzt und gewürdigt wird. Also Horns Up an alle, die es gekauft haben! Und die Reviews mögen wir wirklich, sie sind zwar sehr kritisch, aber auf eine gute Weise. Bestimmt bekommen wir auch noch schlechte Reviews und ja, manche Leute mögen es… und manche nicht…Wir sind wirklich zufrieden mit der Veröffentlichung, aber nicht völlig. Wenn wir das wären, sollten wir an dieser Stelle aufhören. Die Zeit für die Aufnahmen war begrenzt, wir hätten also hier und da noch einiges verbessern können. Wenn man aber die kurze Zeitspanne bedenkt, die wir hatten, ist es doch wesentlich besser geworden, als wir uns das vorher erwartet haben. Zusammen mit Andy (LaRocque, Produzent und King Diamond-Gitarrist; Anm. d. Red.) haben wir so viel zusammengetragen, dass wir uns sicher waren, mit dem Sound in die richtige Richtung zu gehen, den THE EMBODIED-Sound. Er war eine große Hilfe und hat uns jeden Tag inspiriert, außerdem haben wir oft auch gut gelacht, haha. Aber ja, natürlich denken wir, dass es ein Killer-Album ist, aber wahrscheinlich würden wir ein paar Dinge anders machen oder ein paar Variationen mehr ausprobieren, einfach weil wir’s können. Wir haben aber auch schon ein paar Ideen für das nächste Album, das wird natürlich auch großartig werden!
Euer Debütalbum ist jetzt schon ein paar Tage draußen, die meisten unserer Leser werden euch aber wohl noch nicht kennen. Stell ihnen THE EMBODIED also bitte vor.
Wenn du die schwedische Metal-Szene magst, wirst du uns auch mögen. Wir sind entstanden aus Disharmonie in einem System von Musik und Medien, religiösen Verschwörungen und politischem Scheiß. Metal ist in erster Linie eine Reaktion auf etwas und THE EMBODIED ist eben diese Reaktion. Wir sind wie alle Metalfans und halten zusammen. Wir haben schon einiges hinter uns, schauen aber lieber nach vorne. Chris und ich haben das angefangen, wie es alle anderen Typen mit massivem musikalischem Interesse machen würden. Metallica, Maiden, Black Sabbath… Das ist Metal, und wir lieben es!
Wie würdest du eure Musik beschreiben? Ich finde, die Mischung eures Sounds klingt ziemlich frisch und kann nicht so einfach mit Anderem verglichen werden.
Musik zu schreiben und zu spielen sollte aus eigenem Interesse geschehen. Wir schreiben Dinge, die wir mögen und lassen uns hier und da inspirieren. Ich hab einmal mit einem Kerl geredet, der begeistert davon war, dass wir so viele großartige Bands in Schweden haben und ich hab ihm gesagt „Da ist irgendwas in unserem Wasser“, haha. Nein, im Ernst, das Klima für Metal hier ist super und wir haben einige Meister des Metal hier, die uns den Weg leiten. Wie schon gesagt haben wir etwas gefunden, auf das wir reagieren können und das hat uns geholfen, die Musik zu schreiben und unseren Sound zu finden. Seinen Sound kann man auch viel leichter finden, wenn man sich nicht auf eine Band versteift, die einen beeinflusst. Viele wollen wie Metallica klingen und… Nun ja, es ist schwierig, etwas zu erschaffen, wenn man seinen Stil völlig auf dem von jemand anderem aufbaut. Andy hat uns viel geholfen, weil er sich immer angehört hat, was wir zu sagen hatten und immer aufmerksam zugehört hat, wie uns was wir gespielt haben. Wir entwickeln und immer weiter und finden so unseren eigenen Sound.
Wenn ich das Album höre, denke ich manchmal an „Clayman“ von In Flames, Soilwork oder Iron Maiden-mäßige Melodien. Haben diese Bands euch beeinflusst? Was sind eure Haupteinflüsse?
Yeah, damit hast du den Nagel direkt auf den Kopf getroffen! Wir haben aber alle einen ziemlich unterschiedliche Musikgeschmack, ab und zu finden wir aber was, das wir alle mögen. Das bringen wir dann in die Gruppe ein und das ist vielleicht ein Teil davon, wie wir unseren Stil entwickeln. Man kann aber sagen, dass wir selbst unsere Haupteinflüsse sind.
Als ich eure Musik zum ersten mal gehört habe, habe ich eher Growls oder Schreie als klaren Gesang erwartet. Wie kam es zu den klaren Vocals?
Das war Marcus‘ Idee. Wir hatten zuerst mehr klassische Power Metal-Ansätze mit ein paar 70er Jahre Riffs, das hat uns im Endeffekt aber doch nicht gefallen und die Evolution hat sich dann für uns darum gekümmert. Wir haben unseren eigenen Sound so sehr gebraucht, um uns ausdrücken zu können, also haben wir extrem hart daran gearbeitet. Ich und Chris wollten mehr Blast Beats spielen, mehr Thrash und Melodic Death. Agust liebt den alten 70er Jahre Hard Rock-Sound, Axel steht auf komplexen Progressive Metal und Marcus kommt aus der Hardcore-Ecke, liebt aber genauso auch Power Metal. Zuerst hatten wir gar keine Growls in den Liedern, haben dann aber ein paar hinzugefügt, um den Sound zu erweitern. Wir machen uns immer Gedanken um die Dynamik der Musik und brauchen das als solide Grundlage, um mit dem Songwriting zu beginnen.
Wie läuft das Songwriting bei euch ab, ist bei euch jeder beteiligt?
Ich und Chris schreiben ein Riff oder eine Melodie, damit arbeiten wir dann um den ersten Entwurf eines Songs zu entwickeln. Im Normalfall kommt dann Marcus dazu und schreibt die Texte oder die Lead-Melodie, oder auch beides. Danach nehmen wir alles mit zu den Proben und dort wird es von allen in der Band bis zur Perfektion weiterentwickelt. Manchmal kommt es auch vor, dass einer von uns die ganze Arbeit macht, aber das passiert sehr selten.
Gibt es auf dem Album ein Konzept?
Wir wollten, dass die Band an sich das Konzept ist. Es ist eine Einführung in das, was THE EMBODIED ist, unsere Gedanken über die Gesellschaft und verschiedene Vorschriften. Marcus Jarl hat das Coverartwork gemacht und damit einen verdammt guten Job hingelegt, er hat die Idee von THE EMBODIED genau eingefangen. Wir zeigen die Geschichte von fünf Typen mit verschiedenen Hintergründen, mit unterschiedlichen Meinungen und Vorstellungen vom Leben. Wir sind ein Teil von etwas Größerem und das bezieht sich auf die Band. Das ist die Idee hinter dem Torso mit den Organen, wir glauben dass die einzelnen Teile ein Ganzes ergeben. Vielleicht schreiben wir in der Zukunft mal ein Konzeptalbum. Aber nur, wenn es wirklich passt… und nicht, weil es in Mode ist, das zu tun. Was wir machen, machen wir, weil wir es mögen, weil wir es tun wollen. Immer.
Kannst du noch mehr über die Entstehung des Covers sagen?
Marcus Jarl war uns sehr nahe, als er es entworfen hat. Da dies unser erstes Lebenszeichen für die Welt da draußen sein würde, wollten wir ein perfektes Erscheinungsbild abliefern. Er hat uns gut zugehört und kam auch mit eigenen Ideen auf uns zu bis wir ihm dann, mehr oder weniger, freie Hand gelassen haben. Es ist eben so, er erschafft ebenfalls etwas, und das ist auch eine Kunstform, da wollen wir keinem reinreden. Trotzdem gab es zwischen uns und dem Label ein paar Reibereien wegen dem Logo, haha. Wir werden sehen, wie sich das in Zukunft entwickelt, das sind gute Männer, mit denen wir da arbeiten!
Erzähle gerne etwas über die Texte im Allgemeinen!
Meistens basieren sie auf dem Konflikt in unserem Inneren. Wir tendieren dazu, ein Problem zu sehen und es dann wieder zu vergessen. Was wir wollen, ist einen oder zwei Gedanken in den Köpfen der Leute zu hinterlassen, aber auch nicht immer. Wir sind keine anmaßenden Snobs, die denken, dass man unbedingt etwas Moralisches oder Politisches zu sagen haben muss. Manchmal ist es einfach nur eine Geschichte und der Hörer entscheidet dann selbst, ob es für ihn eine Bedeutung hat oder einfach nur eine gute Geschichte ist. Die Menschen vergessen leicht, dass Musik auch etwas ist, das man einfach genießen kann. Wir sind nicht Rage Against The Machine und werden es auch nie sein, aber manchmal haben wir den Drang, etwas sagen zu wollen, und dann sagen wir es auch.
Meine Lieblingslieder auf dem Album sind „Flawless“ und „Deception“, sie sind so extrem kraftvoll und haben starke Refrains. Habt ihr auch selbst Favoriten?
Das ist schwer zu sagen und kommt auch immer auf die momentane Stimmung an. Wir lieben jeden der Songs, versuchen aber, es manchmal auch durch die Augen der „Unschuldigen“ zu sehen. „Flawless“ bekommt überwältigend gutes Feedback, das fühlt sich großartig an, haben wir so aber nicht erwartet. Im Normalfall bewerten wir die Songs danach, wie viel Spaß sie machen, wenn wir sie live spielen.
Wie zufrieden seid ihr allgemein mit dem Feedback der Presse und der Fans? Und was hattet ihr erwartet, bevor das Album rauskam?
Wir sind tatsächlich begeistert darüber, wie das Album angenommen wird, vor allem weil es unser erstes Album ist. Dieses Jahr bleiben wir aber noch ganz ruhig, bis wir einen kompletten Überblick über die Reviews haben. Bald veröffentlichen wir ein Video und wir hoffen, dass wir damit unsere Fanbase vergrößern können. Oh, und die Fans, wir lieben sie wirklich! Sie haben uns schon mit Komplimenten überhäuft, bevor das Album überhaupt draußen war, haha. Aber wir müssen jetzt cool bleiben und realistisch bleiben, wir sind noch lange keine Superstars. Abwarten.
Das gerade angesprochene Video habt ihr zu „As I Speak“ gedreht. Wie war es, einen Videoclip zu drehen? Und wann werden wir das Video sehen können?
Wir hatten wirklich viel Spaß beim Dreh und haben viel Quatsch gemacht. Mit einem richtigen Team wäre es sicher einfach gewesen und nun sind wir wirklich aufgeregt wegen der Veröffentlichung. Unser Produzent Fredrik Götesson gibt dem Video gerade den letzten Schliff, sehr bald sollte es also so weit sein. Haltet einfach die Augen offen, es wird auf unserem offiziellen YouTube-Kanal erscheinen.
Nochmal zu den Reviews: Wie wichtig sind sie euch? Und was ist mit negativer Kritik, könnt ihr diese als Verbesserungsvorschläge annehmen?
Natürlich ist es immer enttäuschend, wenn ein intoleranter oder eingeschränkter Schreiber einen runtermacht für etwas, das er oder sie selbst nie hätten besser machen können… Aber ja, wir mögen die Leute, von denen wir Kritik mit Verbesserungsmöglichkeiten bekommen. Wir sind keine Scheißkerle, die sowas einfach ignorieren, weil auch das manchmal der Schlüssel sein kann, mehr über sich selbst als Musiker rauszufinden. Jeder hat das Recht seine Meinung zu sagen, aber auch wir sind ganz normale Menschen wie alle anderen und stehen total auf Leute, die uns gut finden. Jeder tut das.
Bis jetzt kamen die meisten Reviews aus Deutschland. Denkst du, Deutschland ist der oder einer der größten Märkte für Heavy Metal in Europa? Und welche deutschen Bands hörst du gerne?
Man kann nichts dagegen sagen, dass Deutschland großen Einfluss auf die europäische Metal-Szene hatte und hat, keine Frage. Aber ich glaube, momentan hat der Norden die Überhand, hahaha. Die Metalfans sind auf der ganzen Welt die Selben, tolle Menschen, alle mit einer anderen Geschichte. Schweden, Finnland, England und Deutschland könnten möglicherweise schon sowas wie die „Big 4“ in Europa sein, ja.Was deutsche Bands angeht denke ich immer an Kreator, Helloween, Udo und viele mehr. Ihr müsst auch irgendwas im Wasser haben, haha. Oder im Bier? Aber uns interessiert es nicht, aus welchem Land du kommst, solange du verdammt gute Musik spielst. Die Musik ist alles, was zählt.
Habt ihr vor, mit dem Album auf Tour zu gehen?
Ja, aber wir arbeiten alle Vollzeit, also müssen wir bei den Planungen alles ganz genau bedenken. Jetzt gerade konzentrieren wir uns auf Schweden, nächstes Jahr aber wollen wir in Europa richtig durchstarten. Deutschland, Finnland, England, Norwegen und noch viele Länder mehr. Wir sind auch immer offen für Angebote.
Wie wichtig sind soziale Netzwerke wie Facebook oder MySpace für THE EMBODIED?
In unserer Zeit muss man die Wichtigkeit des Internets verstehen und akzeptieren. MySpace fühlt sich im Moment ziemlich abgefuckt an, viele Leute benutzen es aber immer noch, also müssen wir auch da präsent sein. Facebook ist da wesentlich einfacher zu benutzen und sehr hilfreich für Musiker. Wir nehmen jede Möglichkeit wahr, die wir haben, um uns zu präsentieren, aber am Ende kommt es alles auf die Musik und die Liveauftritte an.
Was ist deiner Meinung nach heutzutage wichtiger, wenn ein neuer Release ansteht: CDs oder MP3-Downloads?
Wir glauben an beides, MP3s sind die Zukunft, aber Viele wollen immer noch etwas Wirkliches haben, das sie in die Hand nehmen können. Im Moment erlebt die Schallplatte einen Aufschwung und wir hoffen, da auch dran teilhaben zu können. Ich selbst bevorzuge auch LPs.
Das war auch schon meine letzte Frage. Lass uns das Interview mit dem traditionellen Metal1.Brainstorming beenden. Was fällt dir ein zu…
Modern oder traditionell: Nimm das Beste aus beiden!
Göteborg: Fisch, Fisch und mehr Fisch… yeah, und Metal!
Chuck Norris: Verkörpert den Metal-Kult.
Religion: Droge. Aber jeder hat auch das Recht, an Einhörner zu glauben.
Eurokrise: Politiker sollten verantwortlicher gemacht werden.
Metal1.info: Gut, aber ihr solltet Englisch zur Standardsprache machen ;)
THE EMBODIED in zehn Jahren: Wer weiß? Hoffentlich leben wir dann noch!
Danke nochmal für deine Zeit! Wenn du unseren Lesern und euren deutschen Fans noch etwas sagen willst, dann raus damit!
Stay Metal, kauft das Album und empfehlt uns in eurer regionalen Metal-Szene! Wir lieben euch!