Interview mit John Fred Young von Black Stone Cherry

Die amerikanischen Südstaaten-Rocker von BLACK STONE CHERRY sind bereits seit 2001 in der Musikwelt unterwegs. Vor Release des neuen Albums „Between The Devil And The Deep Blue Sea“ konnten wir mit Drummer John Fred Young ein interessantes Gespräch über Ranches, Atomkraft, Nüchternheit auf der Bühne und vieles mehr führen.

Hey John. Wie gehts Dir heute?
Pascal, gut, danke, wie gehts dir denn? Ich texte hier gerade Sylvie ein bisschen zu.(lacht)

Wie ist Köln? Habt ihr schon den Dom besichtigt?
Danke der Nachfrage, aber nein, wir waren schon vor ein paar Jahren auf dem Dom, dieses Jahr nicht. Er ist aber wirklich toll.

Gratulation zum neuem Album. Das, was ich davon gehört habe, klingt wirklich sehr gut.
Danke erstmal für deine netten Worte. Ehrlich gesagt, haben wir mehr als ein Jahr gebraucht, um es aufzunehmen. Nach unserer Deutschland-Tour mit den legendären Motörhead im Dezember 2009 kamen wir im Januar 2010 heim und haben angefangen, das Album zu schreiben. Wir brauchten bis November. Wir haben uns wirklich reingehängt, und haben uns auch Co-Schreiber aus Nashville, Kalifornien, und Detroit dazu geholt. Das hat wirklich Spaß gemacht. Wir waren zwar anfangs dagegen. Nicht dass es nicht toll wäre, aber wir wollten nicht, dass sich der Sound der Band verändert. Aber es war auch nicht so, dass sie für uns geschrieben haben, sondern sie haben mehr oder weniger Ideen beigesteuert, wo man etwas besser machen könnte. Es ist einfach gut, Leute von außen zu haben, die sagen „Ja, das klingt gut“ oder „Versuch das mal“. In Deutschland wird es übrigens eine Special Deluxe Edition mit 15 Songs geben…

…Interessant, weil unsere Version nur sieben Songs hatte…
Ja, was passiert ist, ist, dass zu der Zeit, wo die Songs an die Presse rausgingen, nur sieben Songs gemastert waren. Unser Freund Ted, der das Mastering übernimmt, war in Japan, als dort das Erdbeben geschah…

…ihm geht’s gut…?
Ja, ihm geht es gut.

Wie liefen denn die Aufnahmen? Wie läuft bei euch das Songwriting und was ist deiner Meinung nach das Schwierigste dabei?
Das Wichtigste ist, dass alle Songs authentisch klingen. Wir wollen, dass alles echt und einzigartig, 100 % nach BLACK STONE CHERRY klingt und nicht nach wischi waschi.(lacht) Ich meine……es gibt nur ungefähr acht Dinge aus dem Leben, über die du schreiben kannst. Gutes Songwriting heißt für mich, Mittel und Wege zu finden, Dinge so auszudrücken, wie sie noch niemand vor dir ausgedrückt hat, und das haben wir auf „Between The Devil And The Deep Blue Sea“ versucht umzusetzen.

Im Gegensatz zu Eurem letzten Album “Folklore And Superstitions”, habt ihr dieses Album in Los Angeles aufgenommen. Was war der Grund dafür?
Wir hatten die Chance, mit Howard Benson zusammenzuarbeiten. Er hat in den USA mit einigen Bands sehr große Erfolge gehabt, zum Beispiel mit My Chemical Romance, Three Days Grace, P.O.D., vieles, was hierzulande wohl nicht so bekannt ist…

…P.O.D. und Three Days Grace kennt man aber in Deutschland…
Echt? Okay, alles klar. Ich hab mir das gedacht, aber ich weiß es halt nicht. Komisch, dass es Bands gibt, die hier sehr erfolgreich sind, und die in Amerika keiner kennt, und solche in Amerika, die dort großen Erfolg haben, aber nicht in Europa touren.

Und was Euren Umzug wegen der Aufnahmen angeht….
Was die Aufnahmen anbelangt, haben wir hier in Howards Studio in North Hollywood aufgenommen. Wir wollten eigentlich in der Nähe unserer Heimat aufnehmen, wie wir es bei den ersten beiden Alben getan haben, aber so war es einfacher für Howard, ansonsten hätte er sein komplettes Equipment und seine Crew mit nach Nashville bringen müssen. Wir sind aber sehr stolz darauf, dass wir mit ihm zusammen arbeiten konnten.

Was ist dein Lieblingssong auf dem Album und gibt es, was die Lyrics betrifft, eine Art Konzept?
Da gibt es ein paar: „Such A Shame“, ein sehr melancholischer, energiegeladener Song, und „All I’m Dreaming Of“, der sehr träumerisch ist, er hat Mandoline, Banjo und solche Instrumente drin. Klar, eigentlich liebe ich das ganze Album. Natürlich willst du das härtere Zeug live spielen, um das Publikum reinzubringen, aber man muss die richtige Balance finden. Hier in Deutschland wurden wir aber immer mit offenen Armen empfangen und hatten eine tolle Zeit mit dem Publikum.

Ihr habt schon eine Single aus dem Album veröffentlicht, „White Trash Millionaire“. Worum geht’s darin?
In diesem Song geht es darum, unsere Kultur zu zelebrieren. Es geht nicht darum, irgendjemanden aus dem Süden auf die Schippe zu nehmen. Es geht darum, dass jeder seine Couch, seine Ranch und seine Kippen hat, und auf der Terrasse abhängen kann. Als mein Vater und mein Onkel jung waren, formten sie eine Band, die „Kentucky Headhunters“, die später auch einige Grammys gewannen. Wir übernahmen ihren Proberaum. Er ist so etwas wie eine Zuflucht, und in dem Song geht es einfach darum, das Leben mit seinen Freunden, Partys, seiner Familie und der Kultur des Südens zu genießen. Man muss kein Milliardär sein, um das Leben genießen zu können.

Wie die ersten beiden Alben wird „Between The Devil And The Deep Blue Sea“ über Roadrunner veröffentlicht. Ihr scheint glücklich mit der Zusammenarbeit zu sein.
Ja, wir sind überglücklich. Roadrunner sind einfach fantastisch. Wir sind seit sechs Jahren bei ihnen, seit 2005. Es sind einfach großartige Leute, die auf der ganzen Welt arbeiten. Das klappt einfach richtig gut, weil wir auch auf internationale Touren gehen, und das Label uns dabei unterstützt.

Ihr seid jetzt seit 10 Jahren im Geschäft. Was hat sich für euch seit dem Beginn eurer Karriere und euren Erfolgen verändert?
Wir begannen im 4.Juni 2001.Das ist auch Chris Robertsons Geburtstag. Jedes Jahr, wenn wir Geburtstag feiern, feiert also auch er Geburtstag. Er wird dieses Jahr 25, wir werden 10. Ja, viel hat sich verändert, wir haben unsere Musik immer weiter verbessert, und werden das auch weiter tun. Was uns aber wirklich von anderen Bands abgehoben hat, ist das viele Touren, die Performances, die man nie wieder vergisst. Wir sind da, um Leute zu unterhalten. Wir wollen, dass die Leute das Konzert verlassen und hinterher sagen: „Diese Band war viel besser als alle Anderen“ Aber als Menschen verändert haben wir uns nicht.

Werdet Ihr bald wieder eine Europatour unternehmen, wenn das Album fertig ist? Und tourt ihr lieber in Europa oder in Amerika?
Wenn das Album rauskommt, am 31.Mai, werden wir erst die Festivals, Rock am Ring und Rock Im Park spielen, und im Herbst wiederkommen. Europa und Amerika? Sind beide großartig. In Amerika haben wir natürlich eher die Chance, für und vor unseren Familien zu spielen. Wir lieben Touren aber so oder so, egal wo. Jedes Land hat großartige Plätze, wo es sich lohnt hinzugehen. Und ich sage dir: Rock Am Ring und Rock Im Park…das wird unglaublich.

Ihr habt euch in der Vergangenheit öfters deutlich gegen Alkoholkonsum ausgesprochen. Habt ihr diesbezüglich schonmal negative Erfahrungen gemacht, im Kontakt mit anderen Bands?
Wir sind eigentlich nicht gegen Alkoholkonsum. Am Anfang haben wir auf Tour nicht viel getrunken. Wir wollten einfach sicher gehen, dass wir live eine so gute Show wie möglich machen. Wir waren vielleicht auch etwas zu vorsichtig am Anfang. Da waren einfach so viele Bands, die so besoffen auf der Bühne standen, dass sie nicht mehr richtig spielen konnten. Wir trinken inzwischen auch auf Tour, aber wir besaufen uns nicht bis zu dem Punkt, bis wir nicht mehr richtig spielen können. Und Drogen? Nimmt keiner von uns. Man muss einfach auf seinen Körper achten.

Ihr habt wohl alle vom Erdbeben und dem Tsunami in Japan gehört? Wie wurde die Katastrophe in den USA aufgenommen, und glaubst du, dass sie als Konsequenz aus der Atomenergie aussteigen sollten?
Ich denke, dass es einfach eine unglaubliche Tragödie ist, für all die Familien und Kinder. In Amerika ist es überall in den Nachrichten, es gibt überall Spendenaktionen, Help Funds und so Zeug. Ich weiß über Nuklearenergie aber nicht genug, um irgendetwas Gescheites darüber zu sagen. Auch von den anderen keiner, außer den Wissenschaftlern. Aber was ich davon höre, ist, dass es eigentlich eine sehr saubere Energie ist. Das Problem ist, dass es einfach zerstörerisch sein kann, wenn es falsch behandelt wird oder wenn es eine Kernschmelze gibt. Die Frage ist einfach, ob man das Risiko eingeht. Aber wir können auch nicht voraussehen, wann ein solcher Tsunami oder ein Erdbeben die Erde trifft. Das ist halt die Natur. Es ist ein Akt Gottes. Die gesamte Band und ich fühlen sehr mit dem japanischen Volk. Wir haben vor drei Jahren mit Mötley Crue mal dort gespielt, und es ist einfach ein unglaublich wohlwollendes und liebenswertes Volk. Hoffentlich pendeln sich die Dinge dort wieder ein.


Okay. Wir sind fast durch mit dem Interview. Wenn es Dir passt, würde ich es gerne mit dem traditionellen Metal1-Brainstorming beenden. Ich nenne Dir ein paar Begriffe, und du sagst mir, was Dir dazu einfällt.

Kentucky Fried Chicken: Gegrillt ist besser.
Budweiser: Budweiser… König der Biere.
American Idol: Es hat wirklich gute American Idols gegeben. Steven Tyler war dort Richter, er hat auch ein großes Herz. Was mir aber immer in der Seele wehtut, ist, wenn Leute dort hingehen, und ihre Träume mit einem Schlag zerstört werden.
Libyen: Das ist noch so eine Sache, die die ganze Zeit in den Nachrichten läuft. Ich hoffe echt, dass wir eines Tages Frieden auf der Welt haben werden.
Harrisburg: Harrisburg? So wie…
Harrisburg…wo 1979 der atomare Unfall war.
In…Pennsylvania? Ach, das in Amerika…ok. Weißt Du was? Das war, bevor ich geboren wurde. Ich kann mich nicht entsinnen, etwas darüber zu wissen, ich weiß ja nicht mal, in welchem Bundesstaat es ist. Furchtbar, nicht wahr? Da sind aber sicher inzwischen sehr viele Löcher drin…das ist extrem schlecht für die Leute, die dort wohnen, da müssen einfach mehr Sicherheitsmaßnahmen ergriffen werden.
Metal 1.info: Metal1.info…musst du einfach lieben. Dort kriegst du alles, was du brauchst.

Okay. Danke, dass Du Dir Zeit für das Interview genommen hast. Alles, was mir bleibt, ist dir viel Spaß auf Tour und mit dem neuen Album zu wünschen.
Danke Pascal, dass Du Dir die Zeit genommen hast, das Interview mit uns zu machen. An alle Leser, alle Rocker, alle Metalheads, Gott segne euch. Holt Euch das neue BLACK STONE CHERRY – Album, es erscheint am 27. Mai. Bis dann.

Publiziert am von Pascal Stieler

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