Interview mit Ulrich Retzow von IZO

Seit 10 Jahren im Münchner Underground aktiv, konnten IZO wegen diverser Besetzungswechsel nie so richtig durchstarten. Nun steht mit „Katharsis“ eine vielleicht wegweisende MCD in den Startlöchern – und Schlagzeuger und Bandleader Ulrich Retzow im Metal1.info-Interview Rede und Antwort:

Hey! Schön, dass du Zeit für ein Interview mit Metal1.info hast! Wie läufts?
So weit, so gut! Wir sind gerade mitten im Songwriting und versuchen ein paar Gigs im Frühjahr ans Land zu ziehen.

IZO dürften vielen unserer Leser nicht unbedingt ein Begriff sein – stell dich und die Band doch bitte kurz vor.
Wir sind eine vierköpfige Band aus München, wir haben uns im Frühjahr 2006 gegründet und im darauffolgenden Sommer unser Debütalbum aufgenommen. Leider kamen wir seinerzeit nicht zu einer richtigen Promophase, da zwei Mitglieder der Band nicht aufgrund beruflicher Geschichten die Band verlassen mussten. Alles in Allem lief das auf eine komplette Umgestaltung des LineUps hinaus und so ist inzwischen bis auf mich niemand mehr übriggeblieben. Es war nicht leicht die richtigen Leute zu finden mit denen man harmoniert und vor allem gut arbeiten kann. Aber dies haben wir jetzt hoffentlich hinter uns gelassen. Im letzten Jahr haben wir unsere aktuelle MiniCD aufgenommen und blicken jetzt wagemutig in die Zukunft und planen schon die nächste Produktion.

Ihr habt viele Besetzungswechsel hinter euch, die euch zeitweise auch ganz ausser Gefecht gesetzt haben. Ärgert dich, dass ihr dadurch wertvolle Zeit verloren habt, oder bist du im Nachhinein froh über diese „Besinnungsphase“?
Solche Dinge denke ich würden jeden ersteinmal ärgern, aber jeder der schonmal in einer Band gespielt hat weiß, dass es in der Regel nicht so einfach ist die richtigen Menschen zu finden. Meiner Ansicht nach kann man eine Band mit einer Beziehung vergleichen, dort funktioniert es eben auch nur mit bestimmen Leuten und mit anderen halt nicht so richtig. Im Moment bin ich mehr als zufrieden mit dem heutigen LineUp, so haben sich endlich die richtigen Leute zusammengefunden mit denen es endlich wieder richtig Spaß macht, sowohl Live als auch Privat. Ich habe das Gefühl es war wohl eine Pause nötig, um endlich den richtigen Weg einzuschlagen, sich zu auf das zu besinnen was man möchte und wohin man in Zukunft gehen will. Ich denke es ist wichtiger das wir endlich soweit sind und da trauert man dann rückblickend auch nicht mehr den vermeintlich verlorenen Jahren nach.

Habt ihr also jetzt ein Lineup gefunden, dem du zutraust, länger bestehen zu bleiben?
Ich denke ich hatte bis dato noch kein vergleichbares LineUp, also zumindest habe ich mich bis dato noch nie so wohl gefühlt und so gesehen hat sich dann das Warten schon gelohnt. Man kann zwar natürlich niemals nie sagen, aber wenn man es könnte würde ich es tun.

Es hat sich ja auch musikalisch einiges getan, schenkt man den beiden letzten Tracks eurer kommenden MCD, „Katharsis“, Glauben. Repräsentativ für kommende Veröffentlichungen?
Ich denke in gewisserweise ja, andererseits auch nein. Diese Beiden Songs sind recht zeitnah zur damaligen Produktion entstanden. So gesehen sind sie vielmehr ein Versuch mal über die bestehenden Grenzen auszubrechen und Erfahrung zu sammeln. Insgesamt kann ich sagen, dass es in Zukunft einfach weniger „Göteburg“ werden wird und man sich an durchaus wesentlich düsterer aber auch komlett „fremden“ Stilrichtungen versuchen wird. Ich kann jetzt schon sagen das zukünftige Stücke sehr viel Facettenreicher sein werden und sich nurmehr des Stils bedienen der dem Stück zuträglich erscheint und nicht mehr recht monoton in einem bestimmten verharren und dann irgendwann aus sind. Ich mag die beiden Songs sehr gerne, aber wenn ich diese heute nocheinmal ausarbeiten würde wären es vermutlich zwei komlett andere Songs.

Wie kam es zu dem doch drastischen Sinneswandel, den ihr seit eurem Debüt durchgemacht habt? Hängt der Stilwechsel mit den neuen Bandmitgliedern zusammen?
So gesehen fängt ja auch „Katharsis“ in gewisser Weise dort an, wo „Sons of IZO“ aufgehört hat. Dies liegt vor allem daran, dass die ersten drei Songs eigentlich recht Zeitnah zum Debüt entstanden sind. Ich habe damals die Absenz der anderen dazu genutzt mit meinem damaligen Leadgitarristen neue Songs zu schreiben. Da dieser auch die meisten Songs mit mir auf „Sons of IZO“ geschrieben hat ist es nur logisch das es eine Verwandschaft zum Album gibt. Es ist aber auch einfach schon recht lange her, heute würde ich solche Songs nicht mehr schreiben. Was durchaus nicht so gemeint ist das ich sie schlecht finde oder einfallslos – es ist vielmehr der Wandel meines persöhnlichen Geschmacks, ich habe mich in den letzten Jahren einfach vom Schwedenmetal gelöst und gehe lieber meine eigenen Wege, die von ProgRock bis Blackmetal Einflüssen über Klassik recht breit gefächert sind.

Wer hat denn bei IZO wie viel Anteil an den kreativen Erzeugnissen der Band?
Zum Größten Teil komme ich mit relativ ausgearbeiteten Ideen in den Bandraum, und dann arrangieren wird das Ganze zu einem Song. Jedoch haben bei uns sowohl Michi (Bass) als auch die beiden Gitarristen Manu und Max gute Ideen bishin zu relativ fertigen Songs – so stammen zum Beispiel die beiden Intros von „Disobedience“ und „Path“ komplett von Michi. Es ist nur meistens so das ich schon eine ziemlich komlette Vorstellung von dem fertigen „Produkt“ habe und somit die Songentwicklung steuere.
Wir arbeiten aber zum Beispiel derzeit an einem Song von Manu der sehr an seine musikalische Vergangenheit anknüpft, was ich persönlich sehr interessant finde. Ich finde nur so kopiert man sich nicht und es bringt auch frischen Wind, setzt Akzente die vielleicht nicht aufs erste hören nach IZO klingen, im Ganzen dann aber unverkennlich IZO sind.
Ich sehe die MCD als ein kleines Experiment an bei der wir gerade zum Ende hin viel ausprobiert haben. Wir werden uns in Zukunft sicherlich irgendwo dazwischen treffen und neue Elemente einbauen, aber halt definitiv weg vom reinen“oldschool“ Schweden Sound, was nicht heißt das diese Element komlett verschwinden werden.

Hört man sich die MCD an, meint man den Stilwechsel genau zwischen „Evocation -> Bargaining“ und „Path->Acceptance“ ausmachen zu können. Stimmt das, beziehungsweise ist der Bruch an dieser Stelle wirklich der Weiterentwicklung zwischen den Song-Entstehungszeiten zuzurechnen, oder ist der Wandel, den die Musik auf „Katharsis“ durchmacht, textlich begründet und Teil eines Konzeptes?
Dieser Stilbruch ist tatsächlich der unterschiedlichen Entstehungszeit zuzuschreiben, die beiden Songs allem voran Path ist in einer Art Jamsession entstanden, Katharsis habe ich hauptsächlich zuhause komponiert. Die herangehensweise war diesmal eben auch komplett anders als bei den ersten drei Stücken, die ja quasi drei Jahre zur Reifung hatten. Die beiden Stücke Katharsis und Path waren auch die ersten, die wir in der damaligen Besetzung zu stande gebracht haben. Das textliche Konzept war eher einem Zufall geschuldet, ursprünglich war es nicht als Konzept gedacht. Da wir derzeit keinen reinen Sänger haben, blieben auch die Texte an mir und Michi hängen. Wir haben unabhängig voneinander geschrieben, beim Korrekturlesen ist mir dann aufgefallen das sie aber ziemlich gut zusammenpassen und so entstand die Idee für das Konzept. Das lustigerweise es auch musikalisch auf die Thematik eingeht ist eher ein Zufall als komplett im vornerein geplant. Bei einem reinen Konzeptalbum wäre ich sicherlich anders vorgegangen, sowohl textlich wie auch musikalisch. Alles in Allem bin ich aber sehr froh das es dann doch noch so gut aufgegangen ist, das kann man ja meistens vor einer Produktion schlecht einschätzen.

Wovon handelt dieses Konzept denn im Detail?
Thematisch handelt das Album gewissermaßen um den Zerfall einer Persönlichkeit und entwickelt sich schließlich zu dessen letzter Erkenntnis, seiner persönlicher Läuterung. Es ist angelehnt an den Trauerzyklus nach Kübler-Ross und beinhaltet die typischen fünf Phasen:

1. Indifferent ? Denial
2. Disobedience ? Anger
3. Evocation ? Bargaining
4. Path ? Depression
5. 5.Katharsis ? Acceptance

Wie schon gesagt im Grunde war diese Konzept eher einem Zufall geschuldet, aber dafür ist ganz ordentlich geworden.

Für das Artwork konntet ihr mit Tavis Smith, dessen Werke bereits CDs von Opeth, Katatonia oder Devin Townsend zieren, gewinnen. Wie stellt man das an, beziehungsweise: Wie kann man sich das als Undergroundband leisten?
Also leisten kann man sich das als Undergroundband eigentlich nicht. Spaß beiseite, wir haben nach einem Artwork-Künstler gesucht und einfach mal angefragt was Travis so haben will. Es ist tatsächlich nicht so teuer wie man meinen würde, Travis macht das halt auch zum Teil aus Spaß habe ich das Gefühl, er scheint in dieser Hinsicht noch ziemlich idealistisch zu Handeln. Man könnte ja meinen das er gerade wegen den ziemlich großen Aufträgen, wie die oben genannten, keine kleinen Aufträge annehmen würde, dem ist aber gewiss nicht so. Falls Bands Interesse haben sollten würde ich ihn einfach mal anschreiben!

Die MCD ist, wenn ich nicht irre, bislang für den Musik-hungrigen Fan noch garnicht käuflich erwerblich, oder? Wann wird sich das ändern, und in welcher Form? Bringt ihr die CD selbst heraus oder sucht ihr ein Label?
Genau, wir haben derzeit noch ein paar Eisen im Feuer, wir müssten diesbezüglich bald bescheid wissen. Es wäre natürlich wünschenwert, wenn wir das Ganze über ein Label promoten könnten, deshalb müsst ihr euch noch ein wenig gedulden. Sollte das alles nichts werden planen wir im Frühjahr (Januar) mit einem Eigenrelease.

Wenn du IZO in einem Satz beschreiben müsstest, wie würde er lauten?
Da würde ich jetzt am liebsten ein Zitat des gleichnamigen Films bringen, der wäre aber nicht ganz Jugendfrei und ich möchte Eurem wie unserem Ruf nicht schaden.

Ok, das war dann auch schon meine letzte Frage – an dieser Stelle würde ich das Interview gerne mit dem Metal1.info-Brainstorming beenden:

München: Snobish, FC Bayern
Homöopathie: Firlefanz
Euro: zu wenig
Korea: 1,2 Mio stehendes Heer von Norkorea, Atombombe, geiles Spiel gegen Brasilien
10 Jahre IZO: Hoffentlich schöne weitere 10 Jahre und viele Alben und viele Gigs und bitte bitte keine Besetzungsänderungen mehr, hab langsam aber sicher die Schnauze voll davon!
IZO in 10 Jahren: Nach der Headlinertour bei der uns Opeth supporten durften wurden wir endlich in Las Vegas verplichtet und spielen jetzt täglich densselben Mist bis an unser Lebensende :)

Ich bedanke mich für die Auskunftsbereitschaft und wünsche dir und der Band alles Gute! Wenn du noch etwas loswerden willst, hast du jetzt die berühmten letzten Worte…
Vielen vielen Dank an Eure/Deine Unterstützung und dass du uns die Möglichkeit für dieses Interview gegeben hast! Vielen Dank hier auch natürlich an alle die immernoch zu uns halten und sich auch nicht von den qualvollen letzten Jahren haben abschrecken lassen. Hier auch noch Dank an alle ex-IZOs und an meine Bandkollegen und die anderen Bands bei denen ich mitspiele!

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