Mit ihrem zweiten Album „Too Many Humans“ haben THE LAST FELONY nicht nur bewiesen, dass sie mehr sind als eine Eintagsfliege, sondern dass sie bereits jetzt auf einem Level mit ihrem zahlreichen kanadischen Death Metal – Kollegen befinden. Die fünf Montrealer bewegen sich auf ihrem Lifeforce-Debut irgendwo zwischen dem brutalen, technischen Abrissbirnensound von Beneath The Massacre und den vom Hardcore beeinflusstern Death-Metallern von Despised Icon, maschinengewehrartige Blastbeatsalven à la Cryptopsy inklusive. Zwischen der gerade abgeschlossenen Mini-Tour mit Ion Dissonance und der demnächst bevorstehenden, in der sie als Support für Despised Icon unterwegs sein werden, fand Bassist und Textschreiber Seb Painchaud die Zeit, uns einige Fragen zu beantworten.
Hey Leute! Danke für Eure Zeit. Wie geht es Euch?
Uns geht es super, wir sind gerade von ein paar erfolgreichen Shows mit unseren Freunden Ion Dissonance zurückgekommen.
Könnt Ihr Euch kurz unseren Lesern vorstellen, da es vielleicht einige gibt, die THE LAST FELONY noch nicht oder bloß flüchtig kennen?
Wir haben die Band in 2006 gegründet und unser erstes Album auf einem lokalen Label veröffentlicht (Galy Records, Anm. d. Red.). Wir konnten bereits mit großartigen Bands wie Despised Icon, Cryptopsy, Misery Index, Origin, um nur ein paar zu nennen, spielen. Wir haben bei LIFEFORCE Records unterschrieben und kürzlich unser 2. Album „Too Many Humans“ durch sie veröffentlicht. Gerade bereiten wir uns auf unsere erste Europa-Tour vor.
Wann habt ihr Euch entschieden, THE LAST FELONY zu gründen und wer oder was waren die Hauptantriebe dafür?
Unser Sänger Joss und unser Drummer Vince haben die Band aus dem Grund gegründet, weil sie brutalere Musik spielen wollten, als dass, was wir vorher gemacht hatten. Zu der Zeit spielten sie beide Gitarre, nahmen ihre neu … Instrumente und begannen, heftigere Musik zu spielen, während sie die notwendigen Musiker rekrutierten.
Gebt uns einen kleinen Überblick über den Musikstil, den ihr macht: Wie würdet ihr euch selber beschreiben – im Hinblick auf euren Sound und das Songwriting – und was denkt ihr, unterscheidet Euch von anderen Bands, vor Allem, da es sehr viele Technical Death Metal Bands in Québec gibt?
Wir wollen einfach nur heftige Musik machen, ohne auf irgendwelche Genregrenzen zu achten. Wir sind hauptsächlich eine Death Metal Band, aber wir haben auch Black Metal und Deathcore-Einflüsse. Was uns, glaube ich, wirklich von anderen abhebt, ist, dass wir das Technische in unserer Musik durch die große Masse verschiedener Melodielinien und Gegenmelodien, die gleichzeitig ablaufen, erreichen, viel eher als durch die Masse an Noten pro Minute.
Euer Bandname THE LAST FELONY impliziert auf eine gewisse Weise einen negativen und skeptischen Ausblick auf die Welt. Wie kamt ihr auf diesen Namen und was bedeutet er für Euch?
Eigentlich ist der Name einfach nur das, was du daraus machst. Er hat keine besondere Geschichte. Für mich ist die letzte Straftat die, die den Unterschied macht, zwischen Geschnapptwerden, und Aussteigen, während du vorne liegst.
Außer Death Metal sind ja auf jeden Fall noch andere Einflüsse in eurer Musik enthalten: Gang Vocals, die von Hardcore-Bands verwendet werden, und ein sehr düstere Riffs, die einen an Black Metal erinnern. War das Absicht oder haben diese Elemente quasi automatisch Einfluss in Eure Musik erhalten? Wie zufrieden seid ihr mit dem Ergebnis?
Es war Absicht, in dem Sinne, dass wir diese musikalischen Einflüsse bereits in unserem Sound hatten. Wir wollten sie aber mit dem neuen Album wirklich noch ein bisschen stärker hervorbringen. Wir haben absichtlich einen Song geschrieben, der unsere Black Metal – Seite aufzeigt, „Water Cooler Suicide“, der das Album abschließt, genausowie einige vom Deathcore beeinflusste Parts wie das Ende von „No One Would Notice If You Died“. Wir wollten mit den Liedern auf dem Album in verschiedene Richtungen gehen. „Televisionary“ galt als „der langsame Song“, bis wir die Lyrics geschrieben hatten, denn wir hatten beabsichtigt, einen langsameren, härteren Song zu schreiben, als das auf dem Rest des Albums der Fall war.
Von welchen Bands bezieht Ihr Eure musikalischen Einflüsse? Eher von reinen Death Metal Bands oder auch von solchen aus anderen Genres?
Ein bisschen von Allem, vor Allem da wir uns überhaupt nicht über Musikgeschmäcker einigen können. Wir mögen alle unterschiedliche Sachen, sowohl innerhalb des Metalgenres als auch außerhalb.
Wie wurde das Album von Euren Fans und von den Medien aufgenommen? Legt Ihr viel Wert darauf, wie Eure Releases von Musikmagazinen bewertet werden oder sind Euch negative Kritiken sowieso egal?
Natürlich ist es immer schön, eine gute Kritik zu bekommen. Bei negativen Kritiken macht der Autor auch manchmal auf etwas aufmerksam, was sich lohnt, im Hinterkopf zu behalten, wenn man das nächste Album schreiben möchte, aber die meiste Zeit verlieren die Reviews eigentlich alle Glaubwürdigkeit, wenn und weil sie uns mit Bands vergleichen, die überhaupt nicht klingen wie wir und von denen wir absolut keine Fans sind, oder wenn sie einfach unlogische Aussagen machen. Häufig kannst du hinterher sagen, dass der Reviewer unseren Musikstil schlichtweg nicht mag, und dass er einfach lieber bei Bring Me The Horizon oder anderem Kram bleiben sollte.
Warum habt ihr Eure neue CD “Too Many Humans” genannt? Ich finde, dass es ganz gut zu Eurem Stil past, da ja auch Euer erstes Album einen eher Death-Metal-typischen Namen hatte. Ist „Too Many Humans“ ein Konzeptalbum oder fandet Ihr den Namen einfach nur passend?
An sich ist es kein Konzeptalbum. Die Tracks hängen nicht miteinander zusammen, haben aber alle die selbe misanthropische Sicht auf die Menschheit. Versteh mich aber bitte nicht falsch, wir haben nicht diese „Kvlt Black Metal“-Einstellung. Es geht nicht um die Verbrechen der Menschheit gegen die Natur, die Schwäche der Menschheit oder den üblichen Scheiß, den man bei all den Bands sieht, die das Wort „misanthropisch“ verwenden. Es geht wirklich um das tägliche Leben und den Frust, den es mit sich bringt, in einer großen Stadt zu leben, aber auch um die Dummheit von Menschen, mit denen wir täglich zurecht kommen müssen. „No One Would Notice If You Died“ basiert auf einer echten Begegnung, die ich, ohne dass ich es wollte, mit einer Prostituierten im Industrieviertel von Montreal hatte.
Was habt Ihr, verglichen mit Eurem letzten Album, versucht zu verbessern? Gab es auf „Aeon Of Suffering“ etwas, womit Ihr im Rückblick nicht zufrieden wart?
Wir haben unseren Sound eigentlich erst am Ende des Songwriting-Prozesses von Aeon Of Suffering gefunden. Ich würde sagen, dass zwei oder drei Tracks wirklich nach THE LAST FELONY klingen, der Rest basierte auf Dingen, die wir ausprobierten, um herauszufinden, was wir tun mussten, um unseren Sound zu finden. Auf dem neuen Album hatten wir einen Plan, wie wir die Sachen angehen und was dabei herauskommen sollte. Es ist also deutlich fokussierter als das Album davor.
Wie alle euer Co-Musiker aus Québec sprecht Ihr Englisch und Französisch. Eure Songtexte sind aber ausschließlich in Englisch gehalten. Habt Ihr jemals daran gedacht, in der Zukunft französische Lyrics in Eure Songs zu integrieren, so wie Despised Icon, die das ein paar Mal gemacht haben?
Auf keinen Fall. Ich hasse es, in Französisch zu schreiben. Der größte Grund dafür ist, dass „Québecois“ sehr unterschiedlich zu dem eigentlichen Französisch ist. Daher müsste ich dann wohl so richtiges Slang-Französisch verwenden, damit die Texte so aussehen, wie ich auch rede, oder ganz normal auf Französisch schreiben, was mir nicht natürlich erscheint. Bei Lyrics konzentriere ich mich hauptsächlich darauf, dass es so klingt, als würde ich vor dir stehen und dich beschimpfen, nicht darauf, pseudo-philosophische Texte zu verfassen, die ich niemals im echten Leben verwenden würde.
Reden wir über Euer neues Label: „Too Many Humans“ ist das erste Album, das über Lifeforce Records veröffentlicht wurde. Seid ihr zufrieden mit dem Produktionsprozess? Was war für Euch einfacher oder schwieriger als während der Aufnahme des ersten Albums?
Mit Lifeforce ist alles einfacher. Sie sind ein tolles Label und stehen zu 100% hinter uns. Wir könnten uns von ihnen nicht mehr wünschen.
Warum habt Ihr Euch gerade für Lifeforce entschieden?
Sie kamen auf uns zu, nachdem wir letztes Jahr unsere Zwei-Song-Promo veröffentlicht hatten, und wir haben sofort gesehen, dass es ein Label ist, das die Bands von Hand aussucht und so sehr fördert wie es nur kann, nicht so eins, das sehr viele Bands signed und im Prinzip nur Scheiße an die Wand wirft, schaut, was hängen bleibt, und dich dann rausschmeißt, wenn du nicht so viele Platten verkaufst, wie sie dachten.
Im Oktober werdet Ihr unter Anderem mit Misery Index und vor Allem Euren Freunden von Despised Icon touren. Dies werden einige ihrer letzten Auftritte sein, bevor sich die Band auflöst. Glaubt ihr, dass das diese Tour zu etwas ganz besonderem für Euch machen wird oder geht ihr die Konzerte an wie jedes andere?
Diese Shows werden sicher etwas ganz Besonders, erstens weil es Despised Icons letzte Tour ist und zweitens, weil wir von Freunden umgeben sein werden. Wir haben schon viel Zeit mit Misery Index auf Tour verbracht. Sie sind einfach großartig, coole Leute, mit denen man super abhängen kann. Natürlich kennen wir auch Despised Icon schon seit Jahren. Wir freuen uns riesig auf diese Zeit und auf die Shows, aber wir werden mit genauso viel Einsatz und genauso viel Energie auf die Bühne gehen wie immer.
Plant Ihr auch Auftritte in Deutschland, wart ihr schonmal da, oder würdet Ihr gerne dort spielen?Wir werden im November im Rahmen unserer ersten Europa-Tour nach Deutschland kommen. Es wurde gestern angekündigt, schaut mal auf Myspace nach all den Ländern und Terminen. Wir werden Misery Index, Grave und Arsis supporten. Wir freuen uns sehr auf Deutschland, vor Allem, da wir die Möglichkeit haben werden, die Leute von Lifeforce Records zu treffen.
Alex Erian von Despised Icon hat sich neulich in einem Interview sehr kritisch über die Hardcore und Metalszene geäußert: Er sprach davon, dass viele Bands eher das Aussehen, mit Tattoos und zusammenpassenden Bühnen-Outfits, kümmert, als die eigentliche Musik. Was denkt Ihr darüber und was ist Euch wichtig, wenn ihr live spielt?
Ich gebe ihm Recht, wenn er das sagt. Viele Bands sind so, und traurigerweise auch viele Fans. Vor Allem bei jungen Core-Bands, die es auf das junge Publikum abgesehen haben, geht es wirklich viel mehr um das Aussehen als um irgendwas Anderes. Musikalisch kopieren sie sowieso nur das, was gerade angesagt ist. Wem das nicht auffällt, der ist blind.
Wenn wir live spielen, wollen wir mit so viel Energie und Brutalität wie möglich rüberkommen. Es ist uns vollkommen egal, wie wir aussehen. Je dreckiger, desto besser.
Wie wichtig ist Euch das Internet? Was denkt Ihr über illegale Downloads und Copyrights? Haltet Ihr es für notwendig, Musikpiraterie hart zu bestrafen, oder sollte Musik für jeden zur freien Verfügung stehen?
Ich denke, dass Musik-Downloads einer Band wie uns mehr als alles Andere helfen. Natürlich ist es schwerer, CDs zu verkaufen, aber es hat uns glaube ich gleichzeitig viel präsenter gemacht. In der ersten Woche, nachdem „Too Many Humans“ rauskam, wurde es 12.000 mal runtergeladen. Klar werden deine Taschen dadurch nicht voller, aber so entsteht in der ganzen Welt eine Fanbasis für deine Musik. Wenn Du nicht gerade Metallica bist, bietet Dir das Internet mehr Gutes als Schlechtes.
Gibt es eine Band, mit denen Ihr noch nie gespielt habt und mit denen Ihr unbedingt mal touren wollt?
Ich persönlich würde liebend gerne mal mit Ulcerate spielen, ihr neues Album „Everything If Fire“ ist momentan eines meiner Lieblings-Metal-Alben, und ich würde es wirklich toll finden, sie einfach nur mal zu sehen, geschweige denn, mit ihnen die Bühne zu teilen.
Was für Tipps würdet Ihr jungen Leuten in Amerika oder Europa geben, die eine Band gründen wollen?
Nehmt Euch Zeit, um Euren eigenen Sound zu finden. Wir haben schon genug As I Lay Dying – Klone da draußen. Wenn Ihr der Musikwelt nichts Interessantes bieten könnt, dann bleibt daheim. Außerdem, zeigt Respekt gegenüber anderen Bands, wenn ihr tourt, und nehmt NIEMALS die Cymbals vom Drum Kit, während es noch auf der Bühne steht. Das ist eigentlich meine größte Sorge, wenns um Lokalbands geht.
Was für eine Rolle spielt Musik in Euren Leben? Habt Ihr noch reguläre Jobs oder seid ihr Vollzeit-Musiker?
Wir müssen alle ganz normal arbeiten, damit wir unsere Rechnungen bezahlen können. Alles, was wir mit der Band verdienen, investieren wir wieder dort hinein, so wie man es halt macht, wenn man ein neues Geschäft aufmacht. Wir machen das, weil wir es lieben. Wir machen mit der Musik kein Vermögen, sondern eher Schulden. Zwischen den Touren arbeiten wir tags (oder, wie ich, nachts), damit wir es uns leisten können, wieder auf Tour zu gehen.
Wenns Dir passt, würde ich das Interview gerne mit dem traditionellen Metal 1 – Brainstorming beenden: Ich nenn Dir ein paar Begriffe und Du sagst mir, was Du darüber denkst.
Deutsches Bier – Ich kanns nicht erwarten, was davon zu trinken, wenn wir in Deutschland sind.
Wall Of Death – Immer verdammt cool bei großen Auftritten, aber lokale Bands sollten es einfach lassen, wenn bei kleinen Shows nur 20 Leute mitmachen.
Québec – Technical Death Metal – Hauptstadt der Welt
Poutine (kanadische Fast-Food-Spezialität, bestehend aus Pommes mit Käse und Bratensauce; Anm. d. Red.) – Je nachdem, wo Du es kaufst, ist es entweder das schlechteste oder geilste Essen, das es gibt.
Wacken – Ich würde alles geben, um dort zu spielen.
Metal 1.Info – Danke, dass Ihr Euch Zeit für uns nehmt!
Es macht immer Spaß, mit Magazinen zu plaudern, die sich mit Hingabe für Metal interessieren. Checkt auf jeden Fall mal UNFALLEN aus, den neuesten Death Metal Act aus Québec.