Mit ihrem „Sognametal“-Debüt namens „Attende“ konnten die Norweger von MISTUR einiges an Staub aufwirbeln. Mit Gitarrist André tauschten wir uns über Nebel, Windir-Nachfolger und Sprachverwirrungen aus.
Hallo André,vielen Dank, dass du dir für das Interview Zeit nimmst. Es tut mir leid, dass ich auf bokmål schreibe, aber es ist praktisch unmöglich in Deutschland nynorsk zu lernen.Kannst du als erstes die Band unseren Lesern vorstellen? Wofür steht MISTUR in der norwegischen bzw. weltweiten Metalszene?
Mistur ist eine Black Metal-Band aus den mächtigen Bergen und Fjorden des Sogndal, Norwegen. Das Projekt wurde von mir und Espen 2003-2004 gegründet. Im Sommer 2005 kam die Demo „Skoddefjellet“ raus, welche wirklich gute Kritiken bekam und Lust machte mehr Musik zu schreiben. In den folgenden Jahren spielten wir kleine Konzerte und komponierten Musik für eine neue Platte. Im September 2008 zogen wir dann ins Akkerhaugen Tonstudio außerhalb von Notodden ein um unser erstes Full-Length einzuspielen. Danach begannen wir die Zusammenarbeit mit dem deutschen Label Einheit Produktion und veröffentlichten unser Debüt „Attende“ im August 2009.
Warum habt ihr einen isländischen Bandnamen gewählt?
Wir wollten einen einfachen Namen haben, der gleichzeitig unsere Musik beschreibt. Mistur (auf Norwegisch skodde, auf Deutsch Nebel) ist ein mystisches und stimmungsvolles Phänomen, etwas was – wie wir fühlen – unsere Musik auf viele Arten beschreibt. Weil es in Norwegen schon eine Band namens „Tåke“ (was das Gleiche nur auf bokmål bedeutet), entschieden wir uns für die isländische Version.
„Attende“ ist seit einigen Wochen draußen. Seid ihr zufrieden mit der Platte und was denkt ihr über die Reaktionen der Presse?
Wir haben viele Jahre an der Platte gearbeitet. Einige Melodien entstanden schon, als das 2005er Demo rauskam. Der ganze Prozess ist sehr durchdacht weil wir nicht irgendeinen Scheiß auf die Debüt-Platte packen wollten. Wir waren sehr zufrieden mit dem fertigen Resultat. Und wir sind erfreut, dass wir den Weg gegangen sind, den wir gingen, mit Dank sowohl dem Studio als auch dem Mastering. Rückmeldungen sind bisher ausgezeichnet.
Das Cover der Platte ist vom Meister Kris Verwimp, einer der besten Künstler der Metal-Szene. Auch dieses ist sehr schön, kannst du etwas zur Verbindung mit dem Inhalt erzählen?
Wir danken Kris für seine glänzende Arbeit. Sein Bild hat der Platte seinen einzigartigen Stempel aufgedrückt. Kris machte ein Ölbild nach einem Foto, was wir hier in Kaupanger aufgenommen hatten. Sowohl ich als auch Espen und Stian sind in Kaupanger aufgewachsen. Der Fjord mit den Wikingerschiffen ist der bekannte Sognefjord, wo unter anderem die Schlacht von Fimreite 1184 stattfand. Kaupanger war auch in der Wikingerzeit ein Handelsplatz und somit erinnert uns das Bild an Kaupangers Geschichte.
Wofür steht der Titel „Attende“? Sicher hat das nichts mit der Zahl 18 (Norwegisch „atten“) zu tun, oder? Gibt es auf der Scheibe ein Konzept?
Direkt übersetzt heißt es schon „18“. Wir haben das Wort mit einer anderen Bedeutung benutzt. Wie gesagt, schreiben wir auf Nynorsk und unserem eigenen Dialekt und dort hat das Wort eine andere Bedeutung. Lass mich versuchen den Gebrauch des Wortes zu erklären: Der Text des Stücks „Attende“ erzählt von einer Familie, von der alle bis auf einen Sohn im Kampf gefallen sind. Nun ist auch dieser Sohn auf dem Weg hinaus zum „Viking“, also fleht ihn die Mutter an nicht loszufahren. Sie weiß, dass wenn er fährt, dies seinen Tod bedeutet. Der Sohn fährt gegen den Willen der Mutter los. Es endet natürlich damit, dass er im Kampf stirbt und nicht wieder nach Hause kommt. In diesem Zusammenhang benutzen wir „Attende“ im Sinne von „zurückkehren“.
Viele Leute fühlen sich an Windir erinnert, wenn sie MISTUR hören. Auch ich habe den Eindruck, dass ohne Winder, wo Stian ja vorher spiele, Attende nicht existieren könnte. Kann man sagen, dass MISTUR Windirs echte Nachfolger sind, selbst wenn es euch schon vor Valfars Tod gab?
Durch Windir wurde Sogndal bei Metalfans weltweit bekannt. Klar werden wir mit Windir verglichen, da wir ja auch Strom an der Leadgitarre haben. Wir haben auch einen Sänger, dessen Stimme Valfars recht ähnlich ist. Unser musikalischer Ausdruck hat gewisse gemeinsame Züge, aber wir machen gleichzeitig unser eigenes Ding und haben unsere eigenen Qualitäten. Wir hatten nicht vor ein Nachfolger von Windir zu werden und ich habe auch nicht das Gefühl, dass wir einer sind.
Was hälst du von den anderen Bands, die aus Windir hervorgegangen sind – Cor Scorpii und Vreid?
Beide Bands haben Ex-Mitglieder von Windir, aber ich finde nicht, dass sie den gleichen Stil wie Windir fahren.
Was ist das Geheimnis, was so viele gute Metalbands vom Sognefjord hervorbringt?
Ich glaube nicht, dass Sogndal eine Ausnahme ist gegenüber anderen Städten ist. Talentierte Metal-Musiker findet man in den meisten Ecken Norwegens =).
Genug von Windir – kannst du sagen, welche anderen Metalgruppen MISTUR inspiriert haben?
Es gibt sehr viele Bands, die uns in all den Jahren inspiriert haben, unter Anderem: Amorphis, Emperor, Falkenbach, Windir, Opeth, Dimmu Borgir und Old Man’s Child. Aber es ist nicht nur Metal, was uns inpiriert hat. So lange es gute Akkorde oder Stimmungen gibt, werden wir auch von Pop, Klassik, Volksmelodien, Kirchenmusik, Rock, Balladen und so weiter.
Habt ihr in Zukunft Konzerte geplant? Wird es auch möglich sein, MISTUR in Deutschland zu sehen?
Wir haben schon für 2010 mehrere Konzerte hier in Norwegen bestätigt. In Zusammenarbeit mit Einheit hoffen wir auch nach Deutschland zu kommen. Wir wissen, dass es viele Metal-Seelen in Deutschland gibt, die verrückt nach dieser Art Musik sind und wir wünschen uns selbstverständlich die frohe Botschaft zu verkünden.
Zumindest seid ihr ja auch bei einem deutschen Label. Woher kommt die Verbindung mit Einheit Produktionen und seid ihr mit ihnen zufrieden?
Wir waren mit Einheit im Gespräch seit 2005 und wir entschieden uns für sie, nachdem die Platte fertig eingespielt war. Einheit hat phänomenale Arbeit geleistet und wir sind sehr glücklich, dass wir sie als Parter haben. Sie sind für uns ein wichtiger Kanal für den europäischen und deutschen Markt und sie haben eine sehr gute Promo-Arbeit auf der ganzen Welt geleistet.
Sind Stian und Espen Brüder? Wenn ja, gibt es Probleme, die daraus entstehen?
Das stimmt, sie sind Brüder. Probleme innerhalb der Band gibt es deswegen aber keine.
Ok, so viel dazu. Hier kommt das obligatorische Metal1.brainstorming. Was denkst du, wenn ich sage…
Frauenfußball – langweilig
Die Färöer – Wikinger
Immortal – Bergen und Regen
Sozialdemokratie – Politik
Whisky – Fest und Spaß
Oslo – Grau und langweilig
Benedikt XVI. – Christentum
Vielen Dank fürs Interview! Das letzte Wort ist deins.
Danke fürs Interview. Wir haben gute Rückmeldungen zur Platte bekommen und hoffen, ihr in Deutschland hört sie euch mal an!