Interview mit Mikkel von The Psyke Project

Ein eiskalter Wind weht von Norden her: Die Dänen von THE PSYKE PROJECT veröffentlichten im August ihr viertes Album „Dead Storm“ und fuhren damit weitestgehend positive Kritiken ein. Auch von uns, Grund genug das Gespräch mit der Band zu suchen. Gitarrist Mikkel machte dabei unmissverständlich klar, dass er rockt, plauderte ungezwungen über das Verhältnis zu seinen musikalischen Vorbildern und täuschte charmant darüber hinweg, wenn beidseitig unverschuldeterweise ein anderer Interviewpartner als erwartet am anderen Ende der Leitung sitzt.

English Original…

Hy Rasmus, danke, dass du dir Zeit für dieses Interview nehmen konntest. Wie geht’s dir im Augenblick und wie geht’s dem Rest der Band?
Rasmus ist zur Zeit ziemlich beschäftigt, deswegen mach ich das Interview. Ich heiße Mikkel (Gitarrist) und ich rocke. Uns geht’s allen gut, obwohl wir recht beschäftigt damit sind, Shows zu spielen und unser Album zu promoten. Das macht aber ziemlich viel Spaß, deswegen macht’s eigentlich nichts, dass wir viel von unserer Zeit für die Band aufwenden.

Ihr seid noch nicht so bekannt, zumindest nicht hier in Deutschland, könntest du dich und die Band also bitte unseren Lesern vorstellen?
Wir sind eine fünfköpfige Band aus Kopenhagen, Dänemark. Wir haben vier Alben draußen und sind im Augenblick auf Tour, um unsere vierte CD zu promoten. Unsere Musik ist tief gestimmt und manchmal recht „sludgy“, besonders unser neustes Zeug. Wir schreiben meistens melancholische und düstere Songs, aber wir wollen genau so atmosphärische Musik erschaffen, wie gradlinige, prügelnde Songs.

The Psyke Project ist ein merkwürdiger Name für eine Band, finde ich zumindest. Wie seid ihr darauf gekommen und was soll er genau bedeuten?
Um es kurz zu machen, auf den Namen kamen wir ein paar Minuten vor unserer ersten Show, als uns aufgefallen ist, dass wir vergessen hatten, uns einen Namen zu geben.
Zu der Zeit hatten wir noch keine wirkliche Ahnung davon, was wir mit der Band erreichen wollten und wir waren größtenteils darauf fokussiert, etwas heftiges zu machen. Deswegen finde ich es auch ziemlich logisch, dass wir vergessen haben, der Band einen Namen zu geben. Wie auch immer, der Name ist bei uns geblieben und ist jetzt ein Teil unserer Identität als eine Band.

Ihr habt euer viertes Album „Dead Storm“ im August über Lifeforce veröffentlicht, ein großartiges Album, wie ich vielleicht hinzufügen darf, Glückwunsch dazu erst mal. Wie fühlt ihr euch jetzt, da das Album draußen ist?
Vielen Dank! Wir sind natürlich stolz darauf und begeistert davon, dass es endlich draußen ist. Wir haben lange und hart an diesem Album gearbeitet, deswegen ist es erleichternd es jetzt veröffentlicht zu sehen.

Ihr hattet jetzt einige Zeit, um auf eure Arbeit zurück zu blicken. Was denkst du von deinem aktuellen Standpunkt aus über „Dead Storm“? Bist du immer noch komplett zufrieden damit oder gibt es ein paar Dinge, die du gerne geändert hättest, wenn du es könntest?
Ich denke es ist unmöglich, zu 100% zufrieden mit unserer eigenen Arbeit zu sein, es gibt immer etwas, wovon du denkst, dass du’s besser gemacht haben könntest. Diesmal bin ich aber verdammt nah dran, komplett zufrieden zu sein.
Ich glaube auch, dass es ein wichtiger Teil vom Songwriting ist, dass du immer das Gefühl hast, dass du die Dinge noch besser machen kannst. Ich meine, das muss so sein, wenn du dich musikalisch entwickeln willst. Du musst ständig den Drang dazu haben, dich selbst zu übertreffen.

Die deutschen Reviews, die ich gelesen habe, waren quasi komplett positiv, wie habt ihr die Reaktionen zu „Dead Storm“ erlebt? Mochte die Presse das Album?
Ja, wir haben ein paar großartige Reviews bekommen und das ist natürlich etwas, worauf wir stolz sind. Niemand kann behaupten, dass es ihm völlig egal ist, was in Reviews geschrieben wird.

Ich persönlich finde, dass „Dead Storm“ ein Album ist, das Zeit und Geduld vom Hörer verlangt, aber unglaublich befriedigend ist, wenn es sich erst völlig entfaltet hat. Würdest du das so unterschreiben?
Ja, das hören wir ziemlich oft. Ich kann nicht behaupten, dass mich das überrascht, aber eigentlich wollten wir es nie zu so einem sperrigen Album machen. Wir tun was auch immer uns gefällt und das sorgt scheinbar dafür, dass einige der Songs ziemlich komplex werden, so dass man sie ein paar mal hören muss, um durchzusteigen. Wir haben die Songs sehr oft gespielt, deswegen haben wir eine etwas andere perspektive. Du wirst die Songs noch besser kennen lernen und die Strukturen werden dir schließlich sehr gradlinig und fast simpel erscheinen.

Das Album schafft es eine Atmosphäre zu erschaffen, die seinem Titel wirklich ebenbürtig ist, es fühlt sich wie ein wirklich verwüstender Musiksturm an. Die Songtitel sind dafür ziemlich unterschiedlich. Ist „Dead Storm“ ein Konzeptalbum?
Nein, es ist kein Konzeptalbum, obwohl ich sicherlich verstehe, warum man so denken könnte. Wir hatten nur dieses Thema, das uns inspiriert hat. Wir wollten ein paar Songs schreiben, die man mit unserer Kultur und unserem skandinavischen Erbe verbinden kann. Deswegen sind die Songs auf „Dead Storm“ – zum Beispiel – Auswüchse der natürlichen Landschaft in den Gegenden um unsere Heimatstädte.

Leider habt ihr keine kompletten Texte im Booklet abgedruckt? Wieso nicht? Es würde mich schon interessieren, worum’s in so seltsam betitelten Songs wie „Stockholm Bloodbath“, „Mile High Pillars“ oder „Forget The Forgotten“ geht.
Wir hatten das Gefühl, dass es das grafische Thema des Covers unterstreichen würde, wenn wir nur ein paar Teile der Texte nehmen und abdrucken würden.
Ich schätze mal, wir hätten schon die kompletten Lyrics drucken können, aber wir wollten die Bilder dominieren lassen, um eine gewisse Atmosphäre zu erschaffen.

Die Musik auf „Dead Storm“ schwankt zwischen sehr brutalen, stampfenden Teilen, etwas zerbrechlicheren und welchen, die ich fast episch oder majestätisch nennen würde. Wer hat die Songs geschrieben? Habt ihr einen Haupt-Songwriter oder trägt jeder dazu bei? Zeigt das möglicherweise auch die unterschiedlichen Einflüsse und musikalischen Hintergründe, die jeder von euch hat?
Jeder trägt seinen Teil zum Songwriting bei und wir machen alle Arrangements zusammen. Die meisten Grundriffs bring ich mit in den Proberaum und ich rocke. Und dann fügen wir Teile hinzu und schreiben ein paar Sachen zusammen um. Aber das ist natürlich keine feste Methode, manchmal erschafft derjenige die Grundideen, der sich gerade danach fühlt.
Wie wir die Songs zusammen arrangieren und umschreiben reflektiert definitiv unsere musikalischen Vorlieben. Manchmal stimmen wir nicht überein und diskutieren stundenlang Details, aber das zeigt nur, dass wir alle starke Meinungen davon haben, was wir musikalisch tun wollen. Das ist übrigens eine gute Sache.

Ich hab schon öfter gelesen, dass eure Einflüsse Isis, Neurosis und so weiter sind und einer unserer Leser erwähnte, dass ihr sehr stark nach denen klingt (das kann ich nicht beurteilen, ich kenn die Bands nur vom Namen her). Was würdest du persönlich sagen, wie „unabhängig“ ist eure Musik und was tut ihr, um euren Sound von euren Einflüssen zu unterscheiden?
Da denke ich ehrlich gesagt gar nicht drüber nach. Wenn die Leute denken, dass wir wie diese Bands klingen, dann ist das eine Ehre für mich. Natürlich bemerken wir es, wenn wir etwas tun, das zu sehr nach einer anderen Band klingt, aber wir nehmen nicht alles auseinander und versuchen absichtlich einmalig zu klingen. Unser voriges Album wurde oft mit Converge verglichen, deswegen mach ich mir keinen großen Kopf darum, was die Leute über unser Zeug sagen, obwohl es nett ist, mit qualitativ hochwertigen Bands verglichen zu werden.

Auf Myspace hab ich gesehen, dass ihr in den nächsten Monaten ein Paar Gigs anstehen habt. Besonders das Aalborg Metal Festival mit Bands wie Satyricon und Dark Funeral. Was erwartest du von diesem Festival?
Wir erwarten eine Menge Black Metal Typen und eine verdammt gute Zeit. Ich war noch nicht auf dem Festival, deswegen bin ich ziemlich gespannt darauf, da zu spielen. Davon abgesehen weiß ich nicht wirklich, was ich erwarten soll. Wir haben normalerweise ziemlich viel Spaß, wenn wir unterwegs sind, deswegen bin ich mir ziemlich sicher, dass wir uns betrinken werden.

Hast du eine Ahnung, wie viele Leute zu dem Festival kommen werden, um euch zu sehen? Wie groß ist eure Fanbase in eurem Heimatland?
Ich habe keine Ahnung. Wenn wir da oben sind, spielen wir normalerweise in eher mittelgroßen Locations, aber ich weiß nicht, ob wir dieselben Leute auf das Festival ziehen werden. Ich weiß nicht, ob diese Leute auf ein Metal Festival mit großen Black Metal Bands auf dem Billing gehen. Ich bin ziemlich glücklich, dass wir in ein paar der besten Locations der wichtigsten Städte spielen können und die Hallen normalerweise voll kriegen.

Was ist mit Deutschland? Habt ihr vor hier ein paar Shows in der nahen Zukunft zu spielen?
Wir wollen definitiv bald durch Deutschland touren. Wir haben aber noch nichts geplant. Das letzte mal, dass wir da waren, war großartig und wir haben viele Shows gespielt, hauptsächlich im Osten. Wir haben eine Menge netter Leute getroffen und mit vielen tollen Bands gespielt.

Und wie steht’s mit eurem nächsten Album? Arbeitet ihr schon daran oder seid ihr zu sehr damit beschäftigt, „Dead Storm“ zu promoten?
Wir haben angefangen uns darüber zu unterhalten, was wir musikalisch auf dem nächsten Album tun wollen, aber im Augenblick sind wir ziemlich beschäftigt damit, uns auf Shows vorzubereiten und das Album zu promoten.

Eine letzte Frage hab ich noch: Als ich nach Informationen über eure Band gesucht hab, hab ich bemerkt, dass man euch nicht bei den Metal Archives aufgenommen hat. Ich weiß nicht genau wieso, wahrscheinlich aber, weil man euch als „nicht Metal genug“ angesehen hat. Was würdest du persönlich sagen, wie „Metal“ seid ihr?
Wir tragen keine Patronengürtel und keine engen Lederhosen, aber ich denke, dass einiges von unserer Musik wenigstens vom Metal inspiriert ist. Aber du solltest lieber jemand anderen fragen, wie Metal wir sind, das ist für mich ziemlich schwer zu bestimmen.

Okay, damit sind wir mit dem normalen Teil durch. Traditionell beenden wir ein Interview bei Metal1.info immer mit einem kurzen Brainstorming. Antworte einfach das erste, was dir in den Sinn kommt, wenn du die folgenden Wörter und Phrasen hörst:

Stürme? – Westküste von Jütland
Callisto? – Hä?
Kuchen? – Unser Bassist
Søndervig? – Langeweile
Rauchen? – Pinke Rosen auf unberührten Karibik-Stränden
Metal1.info? – „Windmilling with skullets“

Rasmus, vielen Dank, dass du dir Zeit für dieses Interview nehmen konntest. Ich wünsche dir sowohl persönlich als auch mit The Psyke Project alles Gute für die Zukunft und ich freue mich darauf, in Zukunft mehr großartige Musik von euch zu hören. Die letzten Worte gehören dir, gibt es noch etwas, das du unseren Lesern mitteilen möchtest?
Dank dir! Ich heiße Mikkel und ich rocke. Hört euch unser Zeug an, wenn ihr Riffing im Stil von James Last mögt. Und sucht bei Youtube nach „the psyke project loves Iceland“, wenn ihr mein arschcooles norwegisches Tattoo sehen wollt!

Geschrieben am von Metal1.info

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert