Interview mit sG und T. Thelemnar von Secrets Of The Moon

Am neuen Album von SECRETS OF THE MOON, „Privilegivm“, scheiden sich ein weiteres Mal die Geister – für die Einen das Album des Jahres, reduziert auf die düstere Quintessenz dessen, was diese Band immer schon ausgemacht hat, für die Anderen (mal wieder) zu schwer zugänglich oder gar sperrig – für uns jedoch auf alle Fälle ein guter Grund, die Chance zu ergreifen und sG und Thelemnar bei ihrem Tourstopp in München zum Gespräch zu bitten…

Grüß euch! Vielen Dank erstmal, dass das mit dem Interview geklappt hat. Wie läuft denn die Tour bisher?
sG: Ziemlich gut bisher. Wir haben noch vier Dates in Europa glaube ich, und dann gehts in die Staaten. Nein, bisher ist alles sehr gut gelaufen und wir sind sehr zufrieden mit dem Ganzen.

Publikum auch zufrieden?
sG: Ich wills hoffen, also ich hab bisher noch keine Kritiken gelesen. Also es gibt Shows, wo man sich wohl fühlt, und manchmal muss man halt auch ein bisschen durch. Vielleicht merkt das das Publikum, ich weiß es nicht. Aber ich find, wir haben bisher wirklich gute Shows gespielt.

Kommen wir gleich mal zum neuen Album. Für den Anfang dürft ihr mal vergleichen, und zwar „Privilegivm“ mit „Antithesis“ – was sind die Hauptunterschiede?
Thelemnar: Zur „Antithesis“? Der Unterschied, dass wir beide seitdem alleine für die gesamte Musik verantwortlich sind. Vorher waren wir halt zu viert, das heißt, wir müssen jetzt keine Diskussionen mehr führen. Wir waren immer der Motor der Band, hatten aber noch zwei weitere Faktoren in der dabei, die mit ihrem Stil immer noch ein bisschen auf uns eingewirkt haben. Jetzt konnten wir uns ganz frei entfalten und ausleben. Deswegen klingt das Album jetzt auch so, wie es klingt – es gibt ein paar Sachen, die man vielleicht auch irgendwo anders schonmal wiedergefunden hat, aber auch Dinge, wie mit dem alten Line-Up nicht möglich gewesen wären.
sG: Ganz klar. Es ist das freieste Album, war wir je geschrieben haben, weil wir uns völlig auf die Stärken konzentrieren konnten, die sich bei uns herauskristallisiert haben. Man merkt es vermutlich auch ein bisschen daran, dass wir den Fokus eher auf langsame Parts gelegt haben, da fühlen wir uns einfach am wohlsten.

Ich finde es insgesamt auch deutlich reduzierter als „Antithesis“, da wurde ja doch eigentlich zu allen Gelegenheiten drauflos gespielt, was das Zeug hält, gerade am Schlagzeug wurde mehr gehämmert.
Thelemnar: Ich denke, was wir jetzt geschafft haben, ist, dass wir viele Sachen mehr auf den Punkt bringen können. Es gibt schon auch noch irgendwelche verspielten Parts, aber wir sind als Songwriter gewachsen und einige Spielereien, die du da jetzt wahrscheinlich meintest, brauchen wir gar nicht mehr.
sG: Du meintest die Schnelligkeit der Songs, oder?

Genau…
Thelemnar: Ja Schnelligkeit wurde ja schon gesagt, wir haben uns eben mehr auf die langsamen Sachen konzentriert, weil wir da besser funktionieren. Gerade am Schlagzeug, wenn man da einen einfachen Beat hat kann man oft viel besser Stimmung erzeugen als wenn man sich austobt. Also das können wir natürlich immer noch, hört man ja auch an einigen Sachen. Ich weiß nicht, wir sind halt einfach irgendwie gereift, was das angeht.
sG: Das Gute war ja auch, dass wir nicht mit 100% fertigen Songs ins Studio gegangen sind. Wir hatten noch sehr viel Spielraum und konnten dann viel auch einfach spontan entscheiden. Schön ist auch, dass der Songwriting-Prozess nicht so lange gedauert hat, wie auf „Antithesis“. Die Songs sind für uns alle noch sehr frisch, die haben wir nicht erst anderthalb Jahre gespielt, bevor sie aufgenommen wurden.

Ich finde, dass „Privilegivm“ auch deutlich songbetonter ist, als „Antithesis“, die hatte so eine durchgehend drückende Atmosphäre, ohne aber wirklich hervorstechende Songs zu haben, da haben die neuen Songs alle deutlich eigeneren Charakter.
sG: Das freut mich. Also jeder fasst das Album irgendwie anders auf, es gibt Leute, die sagen, es ist unser härtestes Album, manche sagen, es ist unser weichstes, das ist also ganz unterschiedlich.

Waren die Reaktionen insgesamt dann eher gemischt?
sG: Ich find eigentlich, das meiste war positiv. Also klar, es gibt immer Leute, die damit nix anfangen können. Aber das ist völlig ok für uns. Wir geben nichts auf andere Meinungen. Also klar liest man sich so ein Review mal durch, aber das hat für uns kein Gewicht.
Thelemnar: Ja eben, wir machen die Musik hauptsächlich auch für uns, und wir sind damit zufrieden. Das reicht. Also Reviews sind mir insofern auch ziemlich egal. Jeder hat seine eigene Meinung, soll ich mich darüber ärgern oder freuen? Nein, es ist mir einfach egal. Ob zwei Leute oder zweihundert das Album gut finden, ist nicht wichtig. Also ich freue mich über jedes Lob und es gibt ja total viele Leute, die alle was völlig unterschiedliches in das Album reininterpretieren und unterschiedliche Sachen wiederfinden, das finde ich schon interessant. Es ist so wie bei einem Buch, wo sich auch jeder seine eigene Meinung bilden muss.

[An dieser Stelle wird ein Location-Wechsel in den Tourbus nötig, da der nach aussen wummernde Code-Soundcheck das Aufnahmegerät (und damit die Redakteure) in arge Bedrängnis bringt]

So, wo waren wir?
Thelemnar: Wir waren dabei, dass ich abschließend gesagt habe, dass Leute das Album unterschiedlich auffassen, und das ist halt sehr wichtig und spannend für uns.

Ihr interessiert euch also für die Reaktionen, aber nicht zwingend dafür, ob sie positiv oder negativ sind?
sG: Also ich glaube unsere Musik hat es verdient, nicht sofort abgelehnt zu werden. Das ist etwas, was ich einfach nicht akzeptieren kann. Klar, manche können damit einfach nichts anfangen, das ist völlig ok. Es sagen ja auch viele Leute, dass die alten Alben total geil waren, und dass das, was wir jetzt machen, scheiße ist. Diejenigen, die eben den alten Black Metal hochleben lassen, was sie ja auch gerne tun sollen – aber wir müssen uns als Musiker weiterentwickeln und immer wieder neue Stärken hervorbringen. Deswegen ist es schade, dass manche Leute dem Album gar keine Chance geben. Es gibt alles, aber es ist ok. Ich war früher nicht anders.

Beschäftigen muss man sich auf jeden Fall damit, ja.
sG: Würdet ihr denn sagen, dass es eingängiger ist?

Also als „Antithesis“ auf jeden Fall. Die ist viel komplexer zum reinkommen, weil du das Gesamtprodukt viel länger auf dich wirken lassen musst. Hier kannst du halt mal ein paar Songs hören und die funktionieren dann auch einzeln.
sG: Also das ist interessant, weil andere Leute wiederum sagen, „Antithesis“ sei viel eingängiger als das, was wir jetzt machen. Vom Legacy wurde mir zum Beispiel von einem Redakteur gesagt, es könne das nicht hören, weil es so düster ist. Für andere ist es wieder zu progressiv, also es gibt wirklich alles.

Ne, also die „Antithesis“ geht oft nicht weiter als bis zum vierten oder fünften Song, dann wirds zu heftig, die „Privilegivm“ dagegen geht wunderbar durch. Aber gut. Wo finden sich denn nun eigentlich die Backgroundgesänge, für die laut Booklet Thelemnar und LSK zuständig sind?
Thelemnar: Was heißt laut Booklet, es gibt viele Sachen, die man vielleicht erst entdecken muss, aber die sind überall verstreut, Chöre und sonstige Sachen.
sG: Beispielsweise beim Outro von „Black Halo“, die Frauenstimme, das ist LSK
Thelemnar: Wir haben auch keine Samples verwendet sondern versucht, alles was wir brauchen, selber zu machen.
sG: Das Atmen in „Sulphur“ hast ja du gemacht.
Thelemnar: Ja, so Kleinigkeiten halt.
sG: Da gibts wirklich ganz viel, mir fällt jetzt gar nicht alles ein, ich hab das Album noch nicht gehört ;) Ne, aber es ist schon ne Menge.
Thelemnar: Es stecken viele Details drin, was man als Hörer zumindest auf die ersten paar Male gar nicht so herausfinden kann.

Heute merkt man dann ja zumindest bei LSK, wo sie auch mitsingt.
Zurück zu den Songs auf „Privilegivum“: Dieses „Shepherd“ ist ja nun doch sehr anders, als der Rest des Albums…

Thelemnar: Warum?

Halt, nicht von der Stimmung her, sondern musikalisch.
Thelemnar: Wie ist das denn, wie fasst man so einen Track auf?

Er rundet das Album wunderbar ab und beschließt es, der passt da super hin. Aber theoretisch könnte man ihn ja auch als „angeklebte“ stilistische Expedition sehen…Thelemnar: Also ich finde es ist ein hervorragender Song und aber auch ein wunderbarer Abschluss, beziehungsweise Abspann von diesem Album. Ich denke, das begleitet einen gut raus aus der ganzen Geschichte. Also je nachdem, in welcher Stimmung man da ankommt, natürlich.
Man rechnet erst auch nicht damit, dass der da noch nachkommt.
sG: Also wir sind ja sehr beeinflusst von 70er Musik, also alten Black Sabbath, Pink Floyd, Krautrock, Artrock… Und „Shepherd“ ist ein Song, der eben dann auch so aus uns rausgekommen ist. Das ist wieder eine neue Seite von uns, die wir zeigen wollen. Ich denk, das ist ein super Abschluss.

Wo wir gerade von Neues zeigen reden… gibt es schon neues Material oder irgendwelche Pläne in dieser Hinsicht?
sG: Jaja, wir gehen bald ins Studio und machen ein neues Album. Also nächstes Jahr irgendwann. Aufgrund der Dinge, die in der Band passiert sind, konnten wir uns halt lange Zeit nicht ausleben und mussten auf andere Sachen Rücksicht nehmen. Jetzt ist halt die Zeit gekommen, wo wir kreativ sein wollen.
Thelemnar: Es sind so viele Sachen in uns drinnen, die wir realisieren wollen, jetzt können wir uns da endlich ausleben.

Eigentlich wollte ich euch fragen, ob es nicht sehr demotivierend ist, ständig nach neuen Musikern suchen zu müssen… aber wenn man euch so reden hört, klingt es eher so, als wärt ihr froh, die Sache jetzt zu zweit betreiben?
sG: Es ist halt schon so, dass man auf weitere Bandmitglieder immer Rücksicht nehmen muss, und das spielt für Songwriting-Prozess natürlich eine Rolle, wenn man dann da im Proberaum steht. Wir beide haben zwischen uns halt so ein gutes musikalisches Verständnis, dass das einfach immer passt. Wir vertrauen uns da gegenseitig, weil wir beide wissen, wie die Band zu klingen hat. Insofern ist es jetzt natürlich einfacher, gerade beim Songs schreiben. Unser alter Gitarrist war ein super Songwriter, aber er ist oft zu sehr in die Tiefe gegangen, hat Dinge analysiert, die aus dem Bauch heraus kommen müssen. Deswegen ist „Antithesis“ für euch vielleicht auch ein bisschen zu kopflastig, da hatte er ja vom Songwriting her großen Anteil daran.

Und wie seid ihr denn dann auf eure neue Bassistin gekommen?
sG: Wir waren auf Tour mit Antaeus, 2006. Wir haben uns auf der Tour gut verstanden, haben irgendwo den gleichen musikalischen Background und als unser alter Bassist damals ausgestiegen ist haben wir uns halt gedacht okay, fragen wir sie, weil sie halt einfach zu uns passt und auch das Gleiche in sich trägt, die selbe Dunkelheit, die wir ausdrücken wollen.

Macht es die ganzen Dinge wie Band-Proben und so weiter nicht viel komplizierter, dass LSK aus Frankreich kommt?
Thelemnar: Nun, da ist die jetzige Konstellation wohl eher ein Vorteil. Wir sind keine Band, die regelmäßig im Proberaum steht. Wir habens auch beim Songwriting so gemacht, dass wir uns getroffen haben, wenn wir uns danach gefühlt haben, nicht zwangsläufig zweimal die Woche. Und wenn wir gemerkt haben es geht heut nicht, haben wir es halt sein lassen, das war sehr entspannt. Ich denke eh, wenn man zu viel probt und die Songs zu häufig spielt, wie das ja bei „Antithesis“ war, dann verliert man die Lust an den Songs und auch das Gespür dafür. Das Feeling geht einfach verloren und das ist halt schade. Deswegen machen wir es auch bei Proben für Festivals so, dass wir uns nur am Tag vorher treffen und zwei-drei mal das Set durchspielen, und dann gehts los.
sG: Ich glaube, es bereitet sich auch jeder auf seine eigene Weise auf diese Dinge vor. Ich meine, klar übe ich die Songs auch zuhause mal, aber wenn wir zusammen sind und dann loslegen, dann klappt es einfach immer. Auch wenn man weiß, man hat jetzt am Stück 40 Shows zu spielen. Man muss sich vorbereiten, aber man kommt nach und nach immer mehr rein und die Songs wachsen dadurch, dass man sie immer wieder live spielt ja auch. Deswegen ist der Vorbereitunsgprozess immer kürzer geworden, und das ist auch völlig okay so, es gibt den Songs wieder ein anderes Eigenleben.

Kommen wir mal von der Musik weg hin zum Artwork, das ist ja für Black Metal relativ unkonventionell. Wie seid ihr da draufgekommen, und wart ihr euch gleich einig, das zu nehmen?
sG: Ne, es war so, wir wollten erst ein anderes Artwork, das wir aus urheberrechtlichen Gründen aber leider nicht nehmen durften. Dann haben wir mit dem französischen Designer Metastazis zusammengearbeitet und der kam auf die Idee mit dem Apfel. Er hat sich halt vorher ganz genau die Texte angeschaut und sich da Gedanken drüber gemacht, und dann hat er es präsentiert, und wir waren hin und weg. Ich denke, man wird in Zukunft sehen, dass das ein Cover ist, was Bestand haben wird. Es ist schlicht, es ist auf den Punkt gebracht, es ist ein Hingucker und es passt meines Erachtens nach wie Arsch auf Eimer zu Musik und Texten. Ob mans mag oder nicht ist ne andere Sache, es ist ja irgendwo auch schon wieder Provokation, im Black Metal. Genau deswegen haben wirs genommen, es gibt für mich kein besseres Cover für dieses Album.

Wenn wir grade vom Design sprechen, noch eine andere Frage: ihr habt „Privilegivm“ mit zwei v geschrieben, nur eine Designsache oder steckt was dahinter?
sG: Nö, also das ist nür eine Designsache.

Ach so…Ich hab für das Fan-Tourpackage, das ihr angeboten hattet, nämlich extra zwei Mails geschrieben, eine mit u und eine mit v in der Adresse, weil ich nicht wusste, ob das nun ein U im Stile des Designs oder ein V sein soll…
Aber wo wir gerade beim Thema sind: Der Albumtitel, wie seid ihr auf den gekommen?

sG: Vielleicht kann man es ein bisschen so sagen, dass es für uns ein Privileg ist, nach allem, was wir durchgemacht haben, diese Musik noch machen zu dürfen, zu reisen und vielen Leuten diese Musik auch zeigen zu dürfen.
Thelemnar: Ich denke, auch dieses Cover zu benutzen, ist ein Privileg.
sG: Alles an diesem Album ist irgendwie ein Privileg, und deswegen passt der Albumtitel halt einfach.

Wenn ihr schon vom Cover sagt, dass es kein Black Metal ist, ist die Musik überhaupt noch Black Metal?
Thelemnar: Ja, also für uns ist das 100% Black Metal, es ist unsere Vision davon, das, wie wir Black Metal fühlen, sehen und haben wollen.
sG: Es ist glaube ich halt so, dass die Leute durch den norwegischen Trend der damals abgegangen ist, ein sehr festgefahrenes Bild haben. Wir sind halt einfach mit anderer Musik großgeworden, als der Großteil der Kids heutzutage – deswegen klingt unsere eigene Musik halt dann auch anders. Ich weiß nicht, es gibt so viele Darkthrone-Klone, Leute, die einfach immer nur Dinge kopieren. Wir möchten diese Musik voranbringen, das ist unser Ziel, und deshalb verschließen wir uns da nicht.

Das meinte ich, wenn man von 90% der Black Metal-Szene ausgeht, sollte man sich überlegen, ob man sich davon in eurem Fall nicht fast schon wieder differenzieren sollte.
sG: Im Endeffekt gibt es so viele Schubladen, wo die Leute einen reinpacken, und eigentlich ist mir das auch egal. Wir machen für uns einfach pechschwarze Musik, so wie sie aus uns rauskommt.
Thelemnar: Ich finde es immer so schade, wenn Leute immer zwanghaft Beschreibungen suchen müssen. Sie hören Musik und wollen es einordnen und irgendwo reinpacken. Ich mach das doch auch nicht, ich höre nicht was an und frage mich, ob das jetzt noch Progressive Rock oder Avantgarde Hyperspace Death Metal ist. Man kann sich doch einfach auf die Musik einlassen und sie genießen, ohne unbedingt Erklärungen für alles finden zu müssen.

Nunja, gewisse Anhaltspunkte muss man eben haben, wenn man über Musik redet… wir können ja nicht alle Reviews ohne Genrebezeichnungen ins Netz stellen…
sG: Das ist aber generell in der Metalszene so, dass die Leute immer Anhaltspunkte brauchen. Für mich definiert sich aber eben Black Metal vor allem durch die Texte und den Gedanken dahinter.

Wo du grade beim Thema bist, sag doch gleich mal ein bisschen was zu den Lyrics.
sG: Am liebsten ist es mir, wenn die Leute sich da ein bisschen eigene Gedanken drüber machen. Natürlich hat jeder Song für mich gerade als Schreiber eine absolut tiefgehende Bedeutung und ich möchte, dass die Leute, die sich mit uns beschäftigen, ihre eigenen Schlüsse daraus ziehen. Es ist kein Konzeptalbum, jeder Song steht für sich. Ich finde, es ist ein sehr blasphemisches Album geworden aber auch ein sehr stolzes. Gerade weil wir so viel durchgemacht haben und uns in dieser Dunkelheit irgendwo geborgen fühlen. Das ist für mich an diesem Album ganz ganz wichtig, man hat sich irgendwie aufgefangen gefühlt. Wir sind durch so viel Scheiße gegangen, und trotzdem ist da was, worauf wir uns immer verlassen können, und das ist eben diese Musik. So sind Texte wie „Sulphur“, „Black Halo“ oder „For They Know Not“ entstanden, die sehr stolz aber auch bösartig sind. Es geht halt um Dunkelheit, Blasphemie, Hass und Liebe, das ist alles irgendwie vertreten.

Müssen die Hörer deiner Meinung nach also über die Texte nachdenken und sich daraus ihre eigenen Resumees ziehen?
sG: Definitiv ja. Also es gibt natürlich Leute, die sich nur mit der Musik beschäftigen, was auch völlig ok ist. Aber es gibt schon viele Hörer, die mit uns dann auch über die Texte reden wollen, ihre eigenen Schlüsse daraus ziehen und denen das Ganze was wir machen echt viel bedeutet. Da ist für mich das Größte, wenn wir den Leuten etwas geben, womit sie sich wirklich verbinden können, in den verschiedensten Lebenslagen. Ich habs wirklich schonmal erlebt, das jemand gesagt hat „Ihr habt mir das Leben gerettet.“ Das ist krass, aber gabs auch schon. Insgesamt ist das das größte Kompliment, was man bekommen kann.

Wenn wir grad eh schon so von euren Hörern reden: Wie wichtig ist euch Fannähe? Soetwas wie dieses 15 Euro-Kombi-Package für ein limitiertes T-Shirt sowie ein Konzertticket hab ich bisher eigentlich noch nirgendwo anders gesehen, und die Eintrittspreise von der Tour sind auch mehr als fair…
sG: Da [bezieht sich auf die Eintrittspreise] haben wir leider keinen Einfluss drauf, aber alles Andere ist uns dafür sehr wichtig. Wir sind auf der Bühne eine sehr introvertierte, und vielleicht auch eine ein bisschen arrogante Band, aber das sind wir nicht unbedingt nach außen. Wir wollen schon Kontakt zu den Leuten, und ihnen halt etwas besonderes geben.
Thelemnar: Allerdings agieren wir schon eher zurückhaltend nach Konzerten, wir sind keine Band, die gleich einen auf „Alle gute Freunde“ macht. Wir sind da etwas verschlossen und öffnen uns nicht so. Das wirkt für Manche vielleicht etwas befremdend, oder, wenn sie da ne andere Mentalität haben, ein bisschen arrogant, weiß ich nicht. Aber die Nähe zu den Leuten die uns folgen – „Fan“ hat immer so was mit Trend zu tun – die sind uns schon sehr wichtig. Und deshalb gibt es dann auch Aktionen wie dieses T-Shirt-Paket: Wir wollen den Leuten da gerne was anbieten und zurückgeben, dafür, dass die sich die Zeit nehmen und sich mit der Musik auseinandersetzen. Ich meine, gut, das hat schon ein bisschen was gekostet, aber irgendwo ist es ja auch ein Geschenk. Ich kenne auch keine Band, vielleicht auch nicht nur aus dem Bereich, die den Leuten mal schnell quasi eine gratis Eintrittskarte mitgibt. Aber wir machen das gerne, genauso mit dem Artwork. Man kann schon eine CD machen mit vierseitigem Booklet, da steckt aber nichts dahinter. Bei uns ist es so, wenn sich jemand unsere CDs holt, dann hat er nicht nur Musik und Texte sondern auch was in der Hand zum Anschauen.
Deswegen bin ich auch kein Fan von mp3s, man kann unser Album auch nicht runterladen und dann einfach mal hören. Auch das Artwork von den Shirts, dass sich Leute da wiederfinden und auch wirklich was zum angucken haben. Ich fand das früher auch immer toll, und ich schau mir immer noch die CDs an, die ich 1989 oder 1990 gekauft habe.
sG: Auch, dass diese Box erschienen ist und das Vinyl: Die Leute geben uns was, und wir geben ihnen was zurück.

Übernehmt ihr das Booklet-Design, zum Beispiel die Idee für die verschiedenen Beschichtungen usw. dann auch komplett selber?
sG: Ja, ich bin ja selbst Graphiker und da haben wir sehr viel Einfluss drauf.

Kommen wir mal zur Live-Geschichte. Wie siehts denn aus, wie lang wirds?
sG: Heute?
Ja, oder auf der Tour generell. Weiß nicht, wo ihr mit Borknagar gespielt habt, waren wohl die Headliner?
sG: Ja, schon.

Ich hab auch gehört, dass ihr die Slots rotiert?
sG: Ja, wir rotieren, heut spielen wir glaube ich als zweites…
Thelemnar: Uns war halt wichtig, dass es keinen Headliner und keinen Support gibt. Und dann haben wir uns halt zwei Bands ausgesucht, das waren Sólstafir und Code, und die hatten auch beide Lust mit uns mitzukommen. Ich finde, das ist halt auch spannender für die Leute und es ist halt so auch eine ganz andere Atmosphäre. Es gibt keinen Support oder irgendwelche Unterschiede, niemanden, der mehr zu sagen hat.

Resultieren daraus dann auch gleiche Spielzeiten?
Thelemnar: Genau, also eigentlich ist es so, dass jede Band eine Stunde hat. Was die da jetzt jeweils draus macht, ob sie jetzt eine Dreiviertelstunde, 50 Minuten oder eine Stunde und 5 Minuten spielt liegt dann an ihr. Heute hier in München müssen wir mal schauen, wir haben theoretisch ne Stunde, aber gucken wir mal. Unsere Songs sind halt dann auch schon relativ anstrengend.
sG: Wir wollen die Leute halt auch nicht überfordern, wenn man uns eine Stunde eine hört, dann passts auch schon wieder.
Thelemnar: Anderthalb Stunden SECRETS OF THE MOON geht glaube ich nicht.
sG: Gerade, wenn man auch Leute erreichen will, die von der Musik noch nichts kennen… wenn man die mit einem 90-Minuten-Set abschreckt, das ist nicht gut.

Wie ist das mit dem Mischen zwischen alten und neuen Songs, spielt ihr auch ältere oder ganz alte Songs?
sG: Wir spielen momentan auch wieder Songs von „Carved…“, also mal sehen, ob die heute zu tragen kommen.

Habt ihr noch gar keine Setlist?
Thelemnar: Wir entscheiden uns immer spontan vorher, wir haben einen Pool an Songs und schauen dann halt. Wir haben auf dieser Tour standardmäßig was, womit man anfängt, weil das auch durch Intro und so bedingt ist, aber sonst entscheiden wir uns eigentlich spontan.

Kam „Shepherd“ auch schonmal?
sG: Äh, als Soundcheck haben wir beide das mal gespielt. Das kommt irgendwann schon auch noch, aber heut leider nicht.
Thelemnar: Das war ja in Paris glaub ich, da haben wir das eben wirklich gemacht, wo wir nach dem Soundcheck noch Zeit hatten, und das hatten wir halt schon seit dem Studio nicht mehr gemacht. Hat spontan sehr gut geklappt.

Ok, gehen wir mal ein bisschen weg von SECRETS OF THE MOON: Thelemnar, du hast ja mit Azathoth, ehemals Dark Fortress, und Markus E. Normann von Nagflar ein Projekt gestartet, Eudaimony. Wie seid ihr drauf gekommen, wann gibts was zu hören und so weiter… kannst du da einfach ein bisschen was zu sagen?
Thelemnar: Kann ich, also die Band wurde halt von den beiden ins Leben gerufen, die wollten unbedingt was zusammen machen. Dann wurde noch der Bassist von Dark Tranquillity dazu gewonnen und die zweite Gitarre wollte eigentlich Blakkheim von Katatonia spielen, hat dann aber abgesagt, weil er doch keine Zeit hat. Dann haben wir noch einen hier aus München dabei, der Orchestersachen spielt, also Geige und Cello, Peter Honsalek, der hat die Band Nachtreich. Es gibt schon was zu hören im Internet auf MySpace. Markus ist mit Naglfar halt momenten sehr beschäftigt, aber er ist momentan in einer sehr produktiven Phase, deswegen hoffe ich, dass wir nächstes Jahr mal ins Studio gehen können.

Du bist ja auch ganz gut mit Negura Bunget befreundet…
Thelemnar: Habe bei denen ab und zu mal Percussion gespielt, ja.

Die haben sich ja so mehr oder weniger gesplittet..
Thelemnar: Also die Band Negura Bunget gibt’s in dem Sinne nicht mehr, es gibt eine Negura Bunget-Coverband und es gibt eine neue Band, die heißt Dordeduh. Da ist unser Live-Gitarrist involviert, der war vorher ja auch Bassist bei Negura Bunget. Es gibt jetzt halt diese zwei Bands und fertig. Jeder, der sich damit auskennt oder auskannte, weiß, wo die Hauptsongwriter jetzt untergebracht sind, weitergehend muss man da gar nicht drüber reden, denke ich.
Das war eigentlich auch schon alles, was ich dazu wissen wollte ;)

Wir haben Eudaymony erwähnt, für Dordeduh drummst du, für The Vison Bleak spielst du live…wie funktioniert das zeitlich? Man kann sich nicht vorstellen, dass du mit den Bands dann wirklich oft proben kannst.
Thelemnar: Also es kommt gelegentlich vor, dass mein Terminkalender recht voll ist. Naja, was heißt nicht proben können, ich muss mir die Zeit halt auch irgendwie nehmen. Jetzt ja auch, wir sind bis November unterwegs. Im Dezember bin ich dann schon wieder mit Dordeduh beschäftigt und dann gehts weiter. The Vision Bleak wollen nächstes Jahr im Frühjahr wieder auf Tour gehen und wir haben auch noch viel zu tun. Aber ich mach momentan nichts anderes als sowas. Ich muss halt schauen, sowas wie mit The Vision Bleak mach ich halt gerne, weil ich da halt auch ein paar Euros in die Taschen bekomme, in erster Linie aber aus Freude, weil ich die Musik cool finde und die Jungs gerne mag. Ich hab auch noch viele andere Sachen, die ich verwirklichen möchte, nebenbei. Es gibt ja noch zwei andere Bands. Wenn ich mal die Zeit finde, bin ich aber denk ich schon auch produktiv und manchmal wahrscheinlich auch wirklich hyperaktiv. Ich brauch zwar meine Ruhe und bin dann mal zurückgezogen, muss dann aber auch wieder irgendwas machen.

Okay, dann haben wir es eigentlich soweit. Vielen Dank!
sG: Ja, vielen Dank auch.

Photos von: Moritz Grütz

Publiziert am von Marius Mutz und

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