Interview mit Kar und Morg von Nebelkrähe

Münchner Black Metal-Band NEBELKRÄHE wusste uns mit ihrem soeben erschienenem Debüt-Album „entfremdet“ zu überzeugen. Wir haben Sie darum zum Gespräch gebeten: Welche Vor- und Nachteile es mit sich bringt, eine CD komplett in Eigenregie zu veröffentlichen und was Platon mit Black Metal am Hut hat, erzählen Kar und Morg im Interview.

Wie geht es euch nun, wo das Album erschienen ist?
Morg: Nun… es ist eine ausgewogene Mischung aus Zufriedenheit, Stolz auf das Vollbrachte, Vorfreude auf das Kommende und auch einem Hauch von Wehmut…wir haben zwei Jahre lang auf dieses Ziel hingearbeitet, da ist es natürlich auch etwas irritierend, wenn dieses plötzlich Wirklichkeit geworden ist.Da wir aber bereits während der langen Mix/Mastering-Phase fleißig Songmaterial gesammelt haben, überwiegt jedoch vor Allem die Freude, sich endlich fast ausschließlich auf das neue Material konzentrieren zu können.

Ok, das war vielleicht etwas mit der Tür ins Haus für diejenigen, die euch nicht kennen. Wie würdet ihr euch selber vorstellen?
Kar: Gründung Anfang 2007, ein Besetzungswechsel und eine ewig scheinende Sängersuche, dann aber den Volltreffer gelandet, hierauf einige Konzerte gespielt.“entfremdet“ Mitte 2008 fertig gestellt und Ende 2008 aufgenommen, ist unser erstes Lebenszeichen. Unseren Stil bezeichnen wir gewöhnlich als progressiv angehauchten, melodischen Black Metal. Soweit die Kurzfassung.

Euer Debütalbum „entfremdet“ ist kürzlich erschienen. Wie zufrieden seid ihr mit dem Ergebnis?
Morg: Ja, nach vielen Mühen und Langen Verzögerungen haben wir es tatsächlich geschafft.
Ich für meinen Teil kann mit dem Ergebnis sehr gut leben: Dafür, dass wir das Album von A bis Z komplett in Eigenregie aufgenommen, gemixt und veröffentlicht haben, gibt es eigentlich wenig, womit ich nicht zufrieden wäre.Gerade als junge Band lernt man bei einem solchen Entstehungsprozess mit jedem Schritt viel dazu – bis auf umbrA hat von uns bisher keiner Erfahrungen mit Aufnehmen oder dem ganzen „Drumherum“ gemacht.So bleibt man natürlich vor Rückschlägen nicht bewahrt, was uns zwar mitunter einiges an Zeit, glücklicherweise jedoch dadurch, dass wir nicht in einem Studio aufgenommen haben, nicht an Geld gekostet hat.
100%ige Zufriedenheit gibt es, wie im restlichen Leben auch in der Musik nie, aber das ist auch in Ordnung so… wäre alles schon beim ersten Album „perfekt“, hätte man ja keinen Anreiz, beim nächsten Mal etwas besser zu machen.

Wie sind die Reaktionen ausgefallen, die ihr bisher bekamt?
Morg: Nun, um ehrlich zu sein, gemischt. Wir haben bisher viel positives Feedback auf das Album bekommen, viele Leute sind wirklich begeistert von dem Material.Andererseits gibt es, wie immer, natürlich auch in diesem Fall Leute, die mit der Musik nichts oder wenig anfangen können. Das ist aber völlig normal, wie ich finde, man kann schließlich nie Alle zufriedenstellen…Natürlich ist es immer schöner, zu lesen oder zu hören, dass man mit seiner Musik die Leute erreicht, aber wenn das mal nicht klappt, ist es ja auch kein Beinbruch.
Wir arbeiten an unserem Material, bis alle Bandmitglieder mit dem Resultat zufrieden sind, was uns, wie ich denke, auch recht gut gelungen ist. Das ist das wichtigste, alles Weitere empfinde ich als Bonus…
Kar: Im Übrigen scheint es eher so zu sein, dass Die-Hard-Black Metaller wenig mit der CD anfangen können, während Leute, die eher andere Stile bevorzugen, überraschend positiv reagieren.

So wie ich das verstehe habt ihr den kompletten Entstehungsprozess selbst in die Hand genommen, ohne dass euch ein Label dazwischenfunkt.
Erzählt doch mal, wie das alles funktioniert! Wie entsteht eine komplette CD samt Artwork aus dem Nichts?

Morg: Nun, nachdem ich es nicht anders kenne, weiß ich nicht aus eigener Erfahrung, wie es mit einem Label läuft… aber im Endeffekt wird der Hauptunterschied in der Aufgabenverteilung liegen.Der kreative Teil bezüglich Songwriting und Texten ist wohl (hoffentlich) immer Aufgabe der Band. Zusätzlich mussten wir uns eben um jeden weiteren Schritt selbst kümmern, die richtigen Kontakte aktivieren und die richtigen Leute in die Arbeiten einbeziehen.Die Arbeit war also noch lange nicht getan, nachdem wir die Aufnahmen abgeschlossen haben: umbrA hat den Mix des Materials übernommen, während ich mich um das Layout der CD gekümmert habe.
Dann kamen die Kontakte ins Spiel: Sowohl Stefan Traunmüller vom „Soundtempel“ (Mastering) als auch Stephan Janßen (Layout-Umsetzung) haben einen großen Teil dazu beigetragen, dass ihr „entfremdet“ nun in dieser Form in Händen halten und vor allem hören könnt.
Apropos CD: Wie wichtig war es für euch, das Album nicht als Download, sondern als physischen Tonträger herauszubringen, wo doch früher oder später eh alles im Netz landet?
Morg: Um ehrlich zu sein, stand etwas Derartiges nie zur Debatte. Wir sind allesamt CD-Sammler, besitzen teilweise über 1000 CDs und wissen die Arbeit, die hinter einem Album steckt, zu schätzen. Ich finde, man darf ein Album nicht auf einen Ordner voll mp3s reduzieren… das Gesamtbild muss stimmen und da gehört neben einer CD, einem Booklet und einem Artwork für mich auch dazu, dass die Texte in abgedruckter Form mitgeliefert werden.Es ist wirklich schade, dass das heutzutage nicht mehr alle Menschen so sehen… nicht nur wegen des kommertiellen Nachteils für die Bands durch die illegalen Downloads, sondern vor Allem, weil so ganz unbemerkt ein Stück Musik-Kultur verloren geht.

Wer war verantwortlich für das (äußerst stimmige) Artwork? Ist es extra für das Album entstanden?
Morg: Man könnte es fast meinen. Als es um ein Artwork für „entfremdet“ ging, kam mir sofort dieses Gemälde von Alexandra Lotter in den Sinn:Wir wollten ein Bild, das zu Albumtitel, Musik und auch zu unserer Einstellung zu Black Metal passt, und genau das verkörpert dieses Werk:
Das Gesicht ist durch den expressionistischen Malstil so zu sagen künstlerisch „entfremdet“ und visualisiert dabei genau das, was die Texte des Albums vermitteln sollen.Ob man in dem Gesicht nun Verzweiflung, Erstaunen oder Schmerz sieht, sollte jeder Betrachter für sich entscheiden… am Ende passen all diese Gefühle zur Atmosphäre von „entfremdet“.Dass es sich dabei noch sehr vom durchschnittlichen, tristen Black Metal-Artwork unterscheidet, ist ein willkommener Nebeneffekt, zeigt es doch schon auf den ersten Blick,dass man es hier nicht mit 08/15-Black Metal zu tun hat.
All das zusammen macht aus dem Bild ein, wie ich finde, sehr ausdrucksstarkes Artwork. Ich selbst sehe darin ausserdem eine Szene aus dem Song „Mein ungleich‘ Ebenbild“, aber auch das ist nur eine von vielen Interpretation des Bildes…

Euer Sänger umbrA kam ja erst recht spät zur Band, als das Material eigentlich schon geschrieben war.
Wie stark hat sein Dazukommen die Arbeitsweise bei euch verändert?

Morg: Nun, musikalisch eigentlich nicht all zu sehr. Natürlich hat er das gleiche Mitspracherecht wie alle anderen Bandmitglieder, wenn es um das Arrangement der Songs geht.Es war aber von Vorneherein klar, dass wir einen Sänger und keine weitere treibende, kreative Kraft suchen. Dazu muss man sagen, dass es generell nicht einfach ist, einen talentierten Sänger zu finden – einen Sänger zu finden, der sich gerne und ausschließlich auf fremde Texte einzulassen bereit ist, schien uns lange ein Ding der Unmöglichkeit. Mit umbrA haben wir insofern wirklich Glück gehabt,als dass er mit seinen beiden anderen Bands Atrorum und Dryad’s Tree zwei großartige Ventile für seine musikalische Kreativität hat.Ihm ging es in erster Linie darum, in einer Band singen zu können, und somit ist allen Seiten optimal gedient. Die Texte kommen weiterhin von Kar und mir, musikalisch darf sich jeder aus der Band beteiligen, der etwas einbringen möchte…

Welchen Einfluss hatte er auf „entfremdet“?
Morg: Wie du selbst richtig erwähntest, war das Material nahezu fertig, als er hinzugekommen ist. Auf die Entstehung der Musik hatte er deshalb einen relativ geringen Einfluss – auf die Wirkung der Musik hingegen einen umso größeren,da er es geschafft hat, sich in die Texte hineinzufühlen und diese perfekt mit der Musik in Einklang zu bringen. Dies ist umso wichtiger,als dass die Songs auf „entfremdet“ ja alle in enger Beziehung zu den Texten stehen oder zum Teil gar zu diesen geschrieben wurden.
Wie stark beeinflusst euch sein Engagement bei Atrorum und Dryad’s Tree, müsst ihr viele Kompromisse eingehen?
Morg: Nun, Atrorum ist ja ein reines Studio-Projekt und sowohl Dryad’s Tree als auch wir haben fest Probetage. Wenn ein Konzert ansteht, hat natürlich die entsprechende Band Vorrang, ansonsten sind eigentlich keine Kompromisse nötig…
Manchmal fragen wir uns zwar, wo er neben seinem Job die Zeit für all das hernimmt (er ist ja neben den von dir genannten Bands auch noch bei Golden Dawn aktiv), aber irgendwie bekommt er das immer hin. Vielleicht hat er eine Zeitmaschine, genaueres weiß ich da aber auch nicht…
Da umbrA für uns, wie bereits erwähnt, zudem keine Kreativarbeit hinsichtlich Text/Songwriting leisten muss, kommen sich die Bands auch auf diesem Gebiet nicht in die Quere.

Wie läuft denn das Songwriting bei euch im Generellen ab? Wer schreibt die Musik, wer die Texte?
Morg: Im Gegensatz zu vielen Bands, die ihre Songs zusammen im Proberaum schreiben, entstehen unsere Songs nahezu komplett in Einzelarbeit.Zumal wir die Lieder zumeist zu Texten schreiben oder zumindest sehr sorgfältig auf diese anpassen, hat es sich als am effizientesten erwiesen, ersteinmal die eigene Idee auszuarbeiten, als gleich im Kollektiv herzumzubasteln.Ist der Rohbau dann fertig, wird er dem Rest der Band vorgestellt, der gibt seine Meinung dazu ab und macht Verbesserungsvorschläge. So entwickeln sich die Songs dann Schritt für Schritt weiter, bis alle mit dem Ergebnis zufrieden sind.Für die Texte ist dabei in erster Linie Kar zuständig, wobei ich ihm ein ums andere Mal das Leben durch ständige Änderungswünsche schwer mache oder selbst Verbesserungsvorschläge mache – im Endeffekt sucht er also die Themen und schreibt das Grudngerüst, an dem wir dann zu zweit dann mal mehr mal weniger feilen.Bei der Arcadia-Trilogie ging das dann soweit, dass wir am Ende zwei komplett unterschiedliche Versionen vorliegen hatten…
Das ist ein zugegebenermaßen nicht immer einfaches Spiel, da man manchmal tagelang um Formulierungen ringt, aber bezogen auf das Ergebnis funktioniert es wie ich finde ganz gut…

Wann habt ihr euch entschieden, diese Form von Musik zu machen, die ihr selbst als melodischen, progressiven Black Metal beschreibt?
Kar: Die „Entscheidung“, etwas ungewöhnlichere Musik zu machen, lag einfach darin, dass wir keine Lust darauf hatten, einen Song aus zwei oder drei Riffs aufzubauen, weil das einfach langwelig zum Spielen ist, besonders, weil wir ja lange Zeit instrumental unterwegs waren.
War es überhaupt eine bewusste Entscheidung? Als Einflüsse (oder Bands ähnlichen Stils) führt ihr Geist und Nocte Obducta an, was meiner Meinung nach auch gut passt. Doch es beschränkt sich nicht darauf. Wo liegen andere Inspirationsquellen?
Morg: Nein, ich denke nicht, dass es eine bewusste Entscheidung war… Es gab jedenfalls keinen Punkt, an dem wir meinten, wir müssten jetzt progressiven Black Metal machen.
Viel mehr war es wohl eine Entwicklung, die sich einerseits aus dem Besetzungswechsel an der Gitarre, andererseits durch unsere eigene Entwicklung als Songwriter ergeben hat. Dabei spielt es natürlich auch eine große Rolle, dass man mit den Jahren seinen eigenen musikalischen Horizont erweitert, dennoch kann ich die Frage nach den Inspirationsquellen für mich selbst nur schwer beantworten:
Sicherlich ist man von der Musik, die man hört, immer auf die eine oder andere Weise beeinflusst, allerdings waren mir persönlich beispielsweise gerade die genannten Nocte Obducta insofern nie Inspirationsquelle,als dass ich zu der Zeit, als ich meinen kreativen Beitrag zu „entfremdet“ leistete, nahezu ausschließlich traditionellen, skandinavischen Black Metal „konsumierte“ und mir diese Band nur namentlich bekannt war.
Es gibt also sicherlich viele Bands, die uns indirekt beeinflusst haben, aber keine direkten Vorbilder, die uns als Inspirationsquelle dienten… ein sehr wichtiger Punkt, denn ich denke, dass genau darauf die Individualität unserer Musik basiert.

Gibt es sowas wie ein Konzept auf „entfremdet“?
Kar: Mehr oder weniger ja. Es wird keine Geschichte oder so etwas Ähnliches erzählt (außer bei den letzten drei Songs), aber die Texte hängen thematisch zusammen und die Musik orientiert sich an den Texten.
Morg: „Konzeptalbum“ ist ein, wie ich finde, sehr abgedroschener Begriff mit dem negativen Beigeschmack. Das klingt für mich nach überambitioniertem Kitsch, Bombast und einem vertonten Epos. Deshalb würde ich ihn für „entfremdet“ wohl nicht benutzen.Andererseits wäre er, wie Kar bereits erwähnte, auch nicht ganz falsch: Mit der Arcadia-Trilogie („Als meine Augen ich aufschlug…“, „Gewissheit:“, „Et in Arcadia Ego.“) hängen drei der sieben Texte direkt zusammen,der Rest zumindest thematisch und auch die Songreihenfolge ist wohlüberlegt aufeinander abgestimmt: Das Instrumental „Dem Alb entronnen, so nah dem Traum“ beispielsweise liegt als Überleitung zwischen den „Einzeltracks“ und der Trilogie und trennt und verbindet so zugleich.

Wovon handeln die Texte?
Kar: Wie gesagt, geht es eigentlich immer um das gleiche Thema, aber mit unterschiedlichen Aspekten und Blickwinkeln. Grob vereinfacht, ringt der Protagonist immer um seine Identität und Stellung in der Gesellschaft, denkt über unterschiedliche Arten nach, mit seinen Problemen klarzukommen. Meist sucht er nach einer einfachen Lösung, die sich dann aber als falsch herausstellt.

Meinem Empfinden nach bedienen die Texte einerseits die Erwartungen an Black Metal und andererseits machen sie den Eindruck, sich davon entfernen zu wollen und eher metaphorisch ganz andere Themen anzusprechen.
Sehe ich das richtig und wenn ja woher kommt diese Gratwanderung?

Kar: Ja, das siehst du genau wie ich. Diese Ambivalenz hat meiner Meinung nach zwei Gründe: Zum Einen haben wir sehr früh angefangen, Texte zu schreiben, schon vor dem Entstehen der ersten Songs, also zu einenm Zeitpunkt, an dem ich noch meinte, die BM-Lyricsregeln einhalten zu müssen; zum Anderen haben wir die Texte später oft ironisch klischeehaft gestaltet, um eine Wendung in der Geschichte stärker hervortreten zu lassen.
Ich kann dir aber jetzt schon sagen, dass die Texte für das nächste Album, die fast fertig sind, sich von klassischen BM-Lyrics deutlich weiter entfernt haben.

Zum Thema Erwartungshaltung sollte Corpse-Paint nicht unerwähnt bleiben. Viele Bands verzichten inzwischen darauf, ihr aber nicht. Warum?
Morg: Genauso wie ich es als wichtig und richtig erachte, ein Genre weiterzuentwickeln und sogenannte „Genregrenzen“ zu übertreten, finde ich, dass gewisse Traditionen durchaus gewahrt werden dürfen.Jedes Genre hat seine Eigenheiten, und was beim Hairmetal die Spandex-Hosen sind, sind im Black Metal eben Corpsepaint und Pseudonyme. In beiden Fällen könnte man sicherlich geausogut auch darauf verzichten, aber dann fehlt eben etwas.
Solche Kleinigkeiten sind sicherlich nicht von zentraler Bedeutung, geben der Atmosphäre der Musik beziehungsweise dem Gesamtbild einer Band aber meines Erachtens den letzten Schliff.
Für mich ist es zudem wichtig, dass sich die Bühnensituation so klar von der „privaten“ abgrenzt: Die Person des Musikers rückt in den Hintergrund, die Band als kollektive Einheit sowie ihre Kunst rücken in den Mittelpunkt.

Nochmal zu den Texten ein paar kleine Fragen: Wofür steht der Ebenholzturm?
Kar: Eine Abwandlung der Redensart, dass jemand in seinem Elfenbeinturm sitze. Die Isolation bei gleichzeitigem „Sehen-und-Entscheiden-Müssen“ ist bei der Metapher das Entscheidende.

Der Lichtbringer erinnert mich an den Menschen aus Platos Höhlengleichnis, der als Einziger die Wahrheit erkennt, dem die Angeketteten aber nicht glauben. Weit hergeholt?
Kar: Nein, sondern genau ins Schwarze getroffen. Der Text erzählt und interpretiert das Gleichnis in unserem Sinne; da der Urheber ja schon einige Jahre das Zeitliche gesegnet hat, haben wir den Text verwenden können, ohne uns Gedanken über das Copyright zu machen.
Morg: Bei einem „Konzeptalbum“ (um den Begriff nun doch zu benutzen) über Wege zur Selbstfindung und zum persönlichen Glück war dieser Text natürlich eine Steilvorlage, zumal er sich ob seiner relativ klaren räumlichen Einteilung (Höhle, Aufstieg, Oberfläche, Abstieg, Vertreibung) nahezu perfekt für eine direkte musikalische Umsetzung in unserem Sinne eignet.Wer sich näher mit dem Song beschäftigt, wird feststellen, dass die Musik diesen Situationen folgt und so den Weg des Protagonisten akustisch nachempfindet. Das wie ich finde gelungenste Beispiel für Text/Musik-Bezug auf dem Album.
Der generelle Grundton aller Texte scheint sehr düster zu sein. Nebel, Dämmerung, Tod, Schemen, Schwärze sind häufige Bilder. Bietet die Welt keine Grundlage für Optimismus?
Kar: Interessant, dass du das fragst, ich finde unsere Texte unterm Strich eigentlich recht hoffnungsvoll, auch wenn der Protagonist allzu oft ins Leere tritt. Aber da das Grundthema das Scheitern und der Neubeginn ist, sind die düsteren Farben wohl nötig, um ein realistisches Gemälde zu malen.

Inwiefern vertont ihr in „Dem Alb entronnen, so nah dem Traum“ diesen mystisch angehauchten Zwischenzustand zwischen Tag und Nacht.
Ist das tägliche Leben der „Alb“ und des Nachts entflieht man im Traum?

Kar: Hm, auch eine Deutung der Musik, die etwas für sich hat, wir dachten aber eigentlich eher an einen geistigen Dämmerzustand.Prinzipiell sind Träume natürlich geeignet, der Realität zu entfliehen, in dem Kontext ist es aber wieder das Thema des Scheiterns: Eine Flucht vor dem Alb in einen Traum resultiert doch wieder nur im Alb-Traum.
Morg: Deine Deutung gefällt mir auch recht gut, war aber nicht das, woran ich dachte, als ich mir den Titel überlegt habe. Der Titel passt viel eher auch wieder zum Begriff „Konzeptalbum“: Nachdem der Protagonist in den vorherigen vier Songs Qualen durchlitten und Irrwege beschritten hat, hat er nurnoch einen letzten Versuch vor sich, den Weg nach Arcadia, von welchem er sich die „Erlösung“ erhofft. Er wähnt sich also am Ende seiner Reise, das schlimmste Überstanden, der Erfüllung nah.Zu der Zeit weiß er ja noch nicht, wie hart und lang dieser letzte Weg sein wird. Dabei erfüllt das Instrumental nicht nur textlich, sondern auch musikalisch die Aufgabe einer „Überleitung“: Vom thrashigeren „Mein ungleich‘ Ebenbild“ zum ruhigen Anfang von „Als meine Augen ich aufschlug…“.

Und zum Abschluss noch unser beliebtes Metal1.Assoziationsspielchen.
Ich nenne euch fünf Begriffe und ihr schreibt, was euch als erstes dazu einfällt:

Morg: Ok, dann übernehm ich das mal, here we go:
Grüne Grütze: Nie gehört, kenne und esse nur rote…
Gewitter: Schön, wenn man weiß, dass man beim darauf folgenden Regen im Trockenen steht.
NSBM: Die in sich widersprüchliche Erfindung seit dem Perpetuum Mobile. Vollkommenüberflüssig, da musikalisch zumeist grauenhaft schlecht und inhaltlich absoluter Bullshit. Da kann mir keiner erzählen, er hört das „nur der Musik wegen“…
Avantgarde: Ein Attribut, das meiner Meinung nach zu leichtfertig vergeben wird.
metal1: Meine Startseite.

Vielen Dank für das Interview, euch gebührt das letzte Wort:
Wir haben zu Danken, für das Interesse und die Möglichkeit, den Lesern unsere Band näherbringen zu können.
Hört auf Myspace in unser Album hinein, vielleicht entspricht es ja eurem Geschmack. Wir wünschen auf jeden Fall viel Vergnügen!

 

Geschrieben am von Metal1.info

Dieses Interview wurde per E-Mail geführt.
Zur besseren Lesbarkeit wurden Smilies ersetzt.

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