Ein Buch über Tattoos und Metal, da kann auch ein Online-Musik-Magazin wie Metal1.info mal eine Ausnahme machen und ein Buch zum Thema eines Specials machen. So geschehen mit „UNDER THE SKIN OF ROCK’N’ROLL“, einem vielleicht nicht perfekten, aber doch sehr sympatischen Werk zweier Idealisten.
Wieso Vernunft auch Heavy Metal sein kann und man um die Suicide Girls einfach nicht herumkommt, könnt ihr hier im Interview mit Nando Rohner, einem der beiden Haupt-Autoren, sowie Markus Rutten, Mitwirkendem sowie Chef von SoundsToMove.de, für welche die Idee des Tattoo-Specials einst gedacht war, lesen.
Sers.
Erst einmal vielen Dank für die Zeit für das Interview und Gratulation zur Veröffentlichung eures Werkes, des Buches „UNDER THE SKIN OF ROCK’N’ROLL“.Das Buch beschäftigt sich mit der Verbindung zwischen der Tattoo- und der Metal-Szene, in dem es sich mit nahezu unzählbar vielen Künstlern und deren Meinung zu dem Thema befasst.
Nando: Danke und Danke, dass wir ein Interview für Metal1.Info machen dürfen. Bin schon gespannt was für Fragen du uns aufdrücken wirst ;)
Markus: Der Mann ist vom Fach, der wird dich schon in die Mangel nehmen, haha!
Na dann macht euch mal auf was gefasst ;)
Wie seid ihr auf die Idee gekommen, dieses Thema zu behandeln?
Nando: Die Idee dazu hatte mein Schreib-Partner Alessandro, wobei die damals entstanden ist, als er ebenfalls noch für sounds2move.de geschrieben hat. Da er selber ein begeisterter Tattoo-Fan ist hat er vorgeschlagen, dass man doch mal ein Essay über das Thema verfassen könnte. Dieses Essay ist auch im ersten Kapitel des Buches nachzulesen, und wir haben dafür durchaus gute Kritiken sowohl von den Musikern selber, den Labels und Lesern erhalten. Tja, und irgendwann kam dann die Idee, dass wir das Thema noch ein wenig mehr ausreizen könnten, und da ist uns die Idee für das Buch gekommen. Und nun, nach über 2 Jahren Arbeit ist das Buch fertig. Das ist die Geschichte von „Under the Skin of Rock n Roll“.
Markus: Als mir die beiden diese Idee damals vorgeschlagen haben, was inzwischen so an die drei Jahre her sein dürfte, war ich sofort begeistert, da mir das Potential dieser Idee sofort bewusst wurde. Dass Al und Nando daraus dann ein solches Mammutwerk machen – schon die Web-Version war ein regelrechter Kollos – hat mich dann aber noch mal beeindruckt. Und meiner besseren Hälfte diverse Stunden des konzentrierten Korrekturlesens eingebrockt, hehe. Ich finde dass man speziell im ersten Kapitel die Liebe zur Tattoo-Kunst zwischen den Zeilen herauslesen kann. In Verbindung mit dem Thema Musik ist außerdem gewährleistet, dass die Informationen nie zu trocken vorgetragen werden, was du, mein lieber Moritz, vermutlich bestätigen wirst.
Das Thema ist sehr umfangreich, ihr habt euch dafür entschieden, weniger auf die Tattoos der Künstler, als mehr auf deren Einstellung zu dem Thema einzugehen. Seid ihr mit dem Ergebnis zufrieden?
Nando: Ich bin zu 98% zufrieden mit dem Buch, wobei es eine 100% Zufriedenheit bei mir so oder so nicht gibt. Es war von Anfang an unser Ziel, nicht die Tattoos, sondern die Musiker und ihre Einstellung zu den Tattoo in den Mittelpunkt zu stellen. Der Grund für diese Entscheidung ist ganz einfach, da wir kein Bildband mit vielen bunten Bildern, sondern ein Buch machen wollten, bei dem man was über die Musiker und ihre Denkweise erfährt. Wenn man bunte Bilder von Tattoos anschauen will, dann sollte man sich am besten ein Tattoo-Magazin kaufen, da bekommt man das zu genüge ;). Bei uns steht ganz klar die Denkweise der Musiker im Mittelpunkt und nicht das Ablichten ihrer Tattoos.
Markus: Was nicht heißt, dass wir nicht versucht haben, dem Leser möglichst viel und auch exklusives Bildmaterial an die Hand zu geben. Mit Roy von STONE SOUR und meinem alten Kumpel Rene von MERCENARY zum Beispiel habe ich extra für das Buch kleine Fotosessions veranstaltet, zudem hab ich einige Stunden damit verbracht meine Festplatte nach geeigneten Live-Fotos der entsprechenden Bands abzugrasen. Darüber hinaus haben uns auch ein paar Freunde mit Bildern ausgeholfen, etwa Daniel von Tiefdruck Musik, der auch Axel Jusseit kannte, der die Bilder von Lennon Murphy geschossen hat und den man u.a. vom Rock Hard kennt. Wie Nando schon sagte wollten wir ein Rock N Roll-Buch machen und keinen Bildband voller hochglänzenden Farbfotos. Solche Bücher gibt es natürlich auch, aber die liegen preislich in einer ganz anderen Liga. Das Buch soll ja auch für jedermann erschwinglich bleiben und nicht 60 Euro oder so kosten. Ansonsten finde ich das Ergebnis aber großartig! Es ist zudem ein tolles Gefühl, dass das Buch letztlich unter meinem Titelvorschlag veröffentlicht wurde – da ist man schon ein bisschen stolz.
Nunja, dass eure Intention nicht war, einen Bildband zu schaffen, ist klar… aber im Tattoowierer-Interview-Teil hat das mit den bunten Bildchen doch ganz gut geklappt… warum nicht auch im Interviewteil? Gleiches gilt für die Detailphotos…einige Gute habt ihr ja drin, beispielsweise Rob Dukes (EXODUS) mit seinem Achselhöhlenhaifischmaul, aber das ist eher eine der Ausnahmen…
Nando: Also wenn es nach uns gehen würde, dann wäre das ganze Buch in Farbe. Dann würde es aber über 100 Euro kosten, weil jede Farbseite kostet Geld und dass nicht gerade zu knapp. Das Buch ist im Preis schon so am Limit berechnet, dass es aus unserer Sicht ein faires Preis / Leistungsverhältnis darstellt. Ich kann dir sagen, keiner der am Buch gearbeitet hat, verdient damit Geld, nein wir legen eher drauf ;). Wir haben uns wirklich sehr lange darüber Gedanken gemacht, welche Fotos nun im Farbe sein sollen und welche nicht, da gab es ein paar hitzige Diskussionen, dass kannst du mir glauben ;). Und gerade der Rob Dukes ist so ein Fall, den hatten wir am Telefon und der hat uns aus seinem Privat-Archiv die Fotos zur Verfügung gestellt. Andere Musiker waren da nicht so großzügig bzw. viele konnten aufgrund ihres Zeitplanes uns kein besseres Bildmaterial zusenden, so mussten wir mit dem Arbeiten das wir hatten.
In Abschnitt 1 geht ihr auf sehr viele Themen ein, teilweise zur Geschichte der Tattoos, aber auch auf Themen wie „Die Qual der (Motiv)wahl“ – ein, wie ich finde, reichlich aussageloses Essay, dessen Quintessenz ist, dass man sich überlegen sollte, wo man sich Tattoowieren lässt, da man es sonst später bereut. Nicht sonderlich Heavy Metal, oder?
Nando: Also gegen den Vorwurf das Essay sei ohne Aussage, da wehre ich mich ein wenig dagegen. Man möge es mir verzeihen ;) Es war nie unsere Absicht eine Doktorarbeit über das Thema zu verfassen, da es davon schon genug gibt. Vielmehr wollten wir mit dem Essay einen kurzen Überblick über die Entwicklung der Tattoos geben, so dass auch jene die vielleicht nicht so die große Ahnung von der Materie haben, ein wenig mit Grundwissen ausgestattet werden. Dass das ganze dabei eher oberflächlich abläuft, das liegt fast schon in der Natur der Dinge und ist im Anbetracht, dass das Buch leicht zu konsumieren sein soll, auch nachvollziehbar. Das ganze Buch ist Allgemeinen eher als Entertainment zu verstehen und nicht als eine trockene Auseinandersetzung mit der Thematik. Es soll ein Buch sein, in dem man an einem sonnigen Tag ein wenig schmökern kann und sich von den verschiedenen Interviews unterhalten lassen kann.
Markus: Auch Vernunft und Überlegtheit kann Heavy Metal sein. Dream Theater punken ihre Songs ja auch nicht in 2 Minuten runter ;-). In Motivwahl, Stil und Aussage kann man noch jede Menge Heavy Metal unterbringen, aber wenn man sich als blutjunger Hüpfer nur mal so etwas stechen lässt, dann geht das in den wenigsten Fällen gut. Arschgeweihe sind da ein gutes Beispiel.
Aber geht denn ein solches Essay nicht am Thema Metal-Tattoos etwas vorbei? Ich meine, Einleitung, schön und gut, aber wer will denn in einem solchen Buch lesen, was seine Mutter ihm schon seit Jahren predigt?
Nando: Also ich finde wir gehen auf die Thematik schon zu genüge ein, daher nein, es geht am Thema nicht vorbei. Dass die Grundaussage diese ist, dass man sich Gedanken über sein Tattoo machen sollen, dass mag richtig sein und dazu stehen wir auch. Weil egal aus welchem Musik-Genre man kommt: Das ist wirklich das A und O und auch viele der Musiker betonen das auch immer wieder. Es wird im Essay noch zu genüge auf andere Dinge eingegangen, so das man darin auch noch mehr als nur diese doch sehr wichtige Grundaussage finden kann.
Habt ihr ein Lieblings-Interview, beziehungsweise haben euch bestimmte Antworten überrascht oder erheitert?
Nando: Es gibt ein paar Interviews die wirklich sehr cool waren, z.B. jenes mit Jose von EXCURCIATION, da er echt weiß von was er spricht. Das Interview mit Jennifer Rostock und ihren Boys hat uns sehr erheitert, wer es gelesen hat, wird wissen, wieso ;)
Sehr Interessant war auch das Interview mit den beiden japanischen Musikern Ryo-suke & Shinjilow, da man dabei doch sehr viel über Japan und die dort vorherrschende Einstellung zu den Tattoos erfährt.
Markus: Ich für meinen Teil habe nicht ganz so viele komplette Interviews für das Buch geführt, aber regelmäßig Fragen beigesteuert, Interviews koordiniert oder Künstlernamen in die Runde geworfen. Gestaunt habe ich zum Beispiel über die Simpsons-Tattoos, die in dem Buch natürlich auch zu sehen sind. Zwar bin ich Fan der ersten Stunde und liebe die Serie, aber so weit würde ich definitiv nicht gehen. Bewegt hat mich, dass Rene Pedersen mit mir offen über seine Gefühlswelt und den Tod seines Vaters gesprochen hat. Die Interviews mit Dero von OOMPH! und Matt von TRIVIUM waren ebenfalls sehr interessant. Beachtlich ist für mich wie weit die Antworten zu machen Themen auseinander gehen. Man vergleiche nur mal die Ansichten von Chibi (The Birthday Massacre) und Anneke van Giersbergen bzw. Exilia-Sängerin Masha zum Thema Tattoos und Erotik. Da treffen Welten aufeinander! ;-)
Ja und nein… Ich persönlich finde einige Fragen eures Interviewkataloges etwas einseitig, da sie nicht all zu viel Spielraum für eine Antwort bieten, so dass sich die Interviews in Auszügen relativ viele Parallelen und wenig Individualität aufweisen. Was sagt ihr dazu?
Nando: In gewisser Weise hast du sicherlich nicht ganz unrecht, das gebe ich zu. Wobei einfach bedacht werden muss, dass im Rahmen der Thematik die Fragestellung doch sehr begrenzt ausfällt. Und es war von Anfang an unser Konzept, dass gewisse Fragen zum Standart gehören, da man nur so etwas über die Musiker und ihre Denkweise erfährt. Auch ist es natürlich so, dass gewisse Musiker, nehmen wir z.B. Shinedown oder auch DISTURBED, vielleicht gerade mal 10 min Zeit für solch ein Interview hatten, da noch die regulären Interviews mit anderen Medien anstanden. Teilweise konnten wir froh sein, dass wir die Musiker überhaupt bekommen haben. Wir haben das Buch vollständige alleine gemacht, ohne den Support eines Labels oder auch Verlages, da ist man dankbar um jede Geste und jedes Entegegenkommen der Musiker.
Was die Parallelen angeht, die entstehen halt bei solch einem Thema zwangsläufig, darauf hatten wir als Autoren keinen Einfluss, da es uns viel wichtiger war die Interviews wertfrei und originalgetreu wiederzugeben.
Ein Buch über Tattoowierungen, das lässt einen an viele bunte Bilder verzierter Haut denken… blättert man hingegen in „UNDER THE SKIN OF ROCK’N’ROLL“, findet man nur wenige bunte, wenn man ehrlich ist, sogar generell relativ wenig Bilder verzierter Haut – viel öfter Bandbilder und Portraits. Wieso habt ihr euch für diese Aufmachung entschieden, und nicht zumindest von jedem Musiker ein Bild seiner schönsten/beeindruckendsten/bedeutendsten Tattoowierung abgedruckt?Ich finde, die Anschaulichkeit der Interviews leidet darunter sehr…
Nando: Wie ich oben schon erwähnt habe, das Buch ist kein Bildband. Die Texte sind das Wichtige, die Bilder sind eher eine Zugabe. Auch ist es halt oft so, dass die Musiker zwar darüber sprechen wollten, aber keine Fotos zuließen, was wir wiederum vollkommen verstehen können. Weil jeder, der Tattoos hat, weiß, dass Tattoos, auch wenn man sie offen sehen kann, etwas Privates sind, dass man nicht unbedingt mit 1000 anderen Leuten teilen möchte. Das alles hat mit Respekt vor den Musikern und ihre Privatsphäre zu tun, die wir im Buch auch dementsprechend akzeptieren. Also von meinem Nacken-Tattoo wirst du z.B. auch nie ein Foto zu Gesicht bekommen ;).
Markus: Nicht jeder will sich mal eben ablichten lassen, da respektieren wir ganz klar die Privatsphäre der Künstler. Man muss auch bedenken, dass aus logistischen und zeitlichen Gründen – wir gehen ja auch normal arbeiten und haben noch ein Privatleben – nicht jedes Interview von Angesicht zu Angesicht ablaufen konnte. Ein großer Teil musste per Telefon über die Bühne gehen, was einen schnellen Schnappschuss von Motiv XY von vornherein ausschließt. Wir haben jedoch Wert darauf gelegt, dass bei fast allen Live-Fotos, die enthalten sind, auch ein Teil der Tattoos der Künstler zu sehen sind. Damit haben wir zumindest einen tragbaren Kompromiss gefunden. Du wirst feststellen, dass nur die wenigsten Fotos komplett ohne Tattoo-Impression daher kommen, auch wenn nicht alles Detailaufnahmen sind.
Ihr habt, wie bereits angesprochen, unzählige Künstler aller Genres um ihre Meinung gebeten… Wie haben die Musiker auf die Anfragen zu diesem Thema reagiert?
Nando: Durchwegs positiv und erfreut, mal über was anderes als nur die Musik sprechen zu können. Und auch jetzt, wo das Buch auf dem Markt ist, äußern sich die verschiedenen Musiker, die das Buch schon haben, alle sehr positiv darüber.
Gab es Musiker, die eure Anfrage abgewiesen haben?
Nando: Ja, es gab ein paar. Aber Namen werde ich an dieser Stelle nicht nennen. Auch gab es eine legendäre Punk-Rock Band aus Kalifornien (USA), die zwar sehr gerne mitgemacht hätte, deren Versicherung es ihr aber untersagt hat.
Markus: Stimmt, mir fällt auf Kommando keine Anfrage ein, die von vornherein abgelehnt wurde, sondern die nur vereinzelt an anderen Faktoren gescheitert sind. Wir haben das Glück durch unsere Magazinarbeit schon ein paar Kontakte geknüpft zu haben, wodurch man auch Ansprechpartner bei gewissen Fragen hat.
Ihre Versicherung? Könnt ihr das etwas näher erleutern? Ich meine, es sind wohl noch wenig Leute daran gestorben, Interviews über ihre Tattoos zu führen?
Nando: Also, es war so: Wir haben diese Band angefragt und die hätten sehr gerne dabei mitgemacht, aber es gab anscheinend eine Klausel in ihrem Versicherungsvertrag, der solche und ähnliche Interviews verbieten würde. Vermutlich hat sich die Band in der Vergangenheit bei solchen Interviews schon um Kopf und Kragen geredet, oder ihnen haben meine Augen nicht gefallen, wer weiß ;). Die Bands aus den USA waren im Allgemeinen teils sehr viel schwerer zu bekommen als ihre Kollegen aus Europa.
Nungut, wie auch immer… Themenwechsel: Nach welchen Kriterien habt ihr die Tattoowierer für die Interviews in Teil 3 sowie die Szenegänger in Kapitel 4 ausgewählt?
Nando: Die Tätowierer wurden ganz klar nach dem Können ausgewählt. Jeder der im Buch vertreten ist, ist ein anerkannter Meister seines Faches. Kapitel vier wurde dann aus dem exotischen Gesichtspunkt ausgewählt, ich meine ein Buchautor der Tattoos trägt, ist schon was Besonderes, wie ich finde ;)
Welches Zielpublikum wollt ihr mit dem Buch erreichen?
Nando: Wir haben uns nie Gedanken über ein Zielpublikum gemacht, sondern wir haben das Buch in erster Linie für uns selber geschrieben. Hätten wir ein Zielpublikum vor Augen gehabt, dann hätten wir z.B. nur die ganz großen Bands ins Buch gepackt und auf die kleinen verzichtet. Im Endeffekt kann wohl jeder, der entweder mit Tattoos oder Metal was anfangen kann, seinen Spaß mit dem Buch haben. Das Buch soll einfach ein Nachschlagewerk an Meinungen sein, wie es in dieser Art bisher noch nicht gegeben hat.
Markus: Vermutlich wird das Buch vor allem Rocker und Metalheads ansprechen, womit ich absolut leben kann. Da es allerdings eine recht große Schnittmenge an potentiellen Lesern gibt, die sich sowohl für Musik als auch für Tattoos begeistern, wird sich der Interessentenkreis ganz von allein ergeben. Letztlich ist es aber egal ob jemand das Buch wegen der Tattoo-Fotos, der Musikerinterviews oder nach dem Coverartwork (Handarbeit!) kauft, solange er Spaß mit dem Teil hat und ihm ein angemessener Gegenwert für seine Kohle geboten wird.
Das Buch besteht ja zum Großteil aus einem Block mit Musiker-Kurzinterviews. Ich denke, der Leser kann sich am ehesten ein Bild von dem Konzept des Buches machen, wenn wir euch einfach einmal zehn Fragen aus eurem eigenen Fragebogen stellen:
Wann habt ihr eure Leidenschaft für Tattoos entdeckt?
Nando: Ich interessiere mich schon lange für Tattoos, habe mich aber erst im Zuge der Arbeit am Buch unter die Nadel gelegt. Innerhalb der zweijährigen Arbeit habe ich mir somit zwei Tattoos stechen lassen.
Markus: Das Thema ist spannend, vielfältig und gibt einiges her. Da wird es einem einfach gemacht mit Leidenschaft an die Sache heran zu gehen. Abgesehen davon bin ich von Natur aus sehr Begeisterungsfähig, wenn mich eine Idee überzeugt.
Zwei Tattoos in zwei Jahren, das schreit gradezu nach der nächsten Frage: Machen Tattoos süchtig?
Nando: Ich kann nicht für die Allgemeinheit sprechen, aber ja, sie machen süchtig. Tattoos No. 3 und 4 sind bei mir schon in der Planung, das sagt wohl einiges aus ;).
Wo seht ihr die Verbindung zwischen Tattoos und Metal?
Nando: Für mich steht beides für eine gewisse Abgrenzung gegen die Gesellschaft. Wobei Tattoos in der Metal-Szene oftmals aus einem puren Lifestyle heraus getragen werden, einfach um das Metal-Head sein damit nachhaltig zu untermauern. Tattoos und Metal haben beides etwas Wildes in sich, auch wenn jene Wildheit in beiden Szenen zunehmend gezähmt wird.
Markus: Die ganze große Abgrenzung findet meiner Ansicht nach heute nicht mehr statt, da Tattoos mittlerweile durch fast alle Gesellschaftsschichten hinweg als Kunstform wahrgenommen werden. Schocken kann man die Menschen nur noch mit dem Motiv an sich oder extravaganten Körperstellen wie den Händen oder dem Gesicht. Oder wenn man von oben bis unten zugehakt ist. Metal und Tattoos sind vermutlich einst aus Gründen der Ästhetik und der Rebellion zusammengewachsen, was nicht heißt dass jeder Metaller auch tätowiert sein muss (ich bin kein Freund von Dresscode- und Uniformdenken was Subkulturen wie Metaller etc. angeht), bzw. dass jeder Tätowierte auch „Metal-kompatibel“ ist.
Sind für euch Tattoos eher Kunst oder Lifestyle?
Nando: Für mich sind sie eine Kunstform, mit der man die eigene Persönlichkeit zum Ausdruck bringen kann. Ein Lifestyle werden Tattoos für mich nie werden, da ein Lifestyle für mich bedeutet, dass man sich in seiner eigenen Persönlichkeit einschränken und gewissen Erwartungen entsprechen muss.
Markus: Lifestyle hat wieder dieses Schablonenartige, das mir etwas widerstrebt. Daher würde ich auch auf die Kunstform gehen. Es gibt wirklich filigrane und tiefgründige Arbeiten. Was außer Kunst sollte das sein?
Dass ihr die Suicide-Girls kennt, ist offensichtlich. Was fasziniert euch an ihnen so?
Nando: Frauen mit Tattoos finde ich im Allgemeinen sehr attraktiv. Und dass die Suicide Girls es sogar nach Hollywood geschafft haben, das macht das Ganze noch interessanter. Ich bin der Meinung, man kommt bei diesem Thema um die Suicide Girls einfach nicht drum herum.
Tattoos sind heutzutage sprichwörtlich im Trend. Eine positive oder negative Entwicklung?
Nando: Mir ist das ehrlich gesagt egal. Aber es ist natürlich schon bedenklich, wenn sich irgendwelche Mode-Tussis einfach ein Tattoo stechen lassen, nur weil es eine Paris Hilton vorgelebt hat. Ein Trend muss aber nicht zwangsläufig was negatives sein, auch wenn viele negative Dinge darin mitschwimmen.
Was war euer erstes Tattoo, das ihr euch habt machen lassen?
Nando: Ein japanisches Zeichen im Nacken, dass mit ein Tätowierer aus Tokio gestochen hat.
Wie wichtig ist es für dich, dass deine Tattoos eine tiefere Aussage haben?
Nando: Ich würde nie ein Tattoo ohne eine Aussage tragen. Ein Tattoos muss etwas über mich aussagen, wobei ich wert darauf lege, dass die Aussage nur von jenen Menschen erkannt werden kann, die mich auch persönlich kennen.
Markus: Ein Motiv, weil ich es gerade in dem Moment toll finde oder es in einer Zeitschrift oder einem Katalog gesehen habe, wäre für mich auch nichts. Der persönliche Bezug sollte mit dem Kunstaspekt Hand in Hand gehen. Ob das Ganze dann für jedermann Sinn ergibt, ist nicht mein Problem, weil ich und nicht andere damit leben müssten.
Welchen Tattoo-Stil bevorzugt ihr?
Nando: Ich bevorzuge keinen direkten Stil, jedoch hege ich eine Schwäche für Zeichen und Symbole.
Gibt es eine Stelle an deinem Körper, an der du dir nie ein Tattoo machen lassen würdest?
Nando: Mein Gesicht, mein Geschlechtsteil und mein rechter Arm ;).
Markus: Gesicht, Hände, Gehänge, Hals, Arschgeweih und wohl alle Stellen, die man nicht ohne großen Aufwand auch mal abdecken oder verstecken kann ;-).
Hattest du je wegen deiner Tattoos Probleme mit anderen Leuten?
Nando: Bis jetzt noch nicht, aber das kann ja noch kommen ;)
Zum Schluss noch das traditionelle Metal1-Quiz: Ich gebe euch einige Begriffe vor, und ihr antwortet mit dem ersten Gedanken, der euch dazu einfällt:
Piercings:
Nando: Aua
Markus: Wer es mag.
Finanzkriese:
Nando: Scheiße.
Markus: Gute Gelegenheit für Firmenchefs, ihre jahrelange Unfähigkeit und Misswirtschaft zu vertuschen und unter dem Deckmantel der Krise Personal zu entlassen, um eigentlich nicht benötigte Hilfsmittel zu betteln oder gleich Insolvenz anzumelden und sich mit einer dicken Abfindung zu verabschieden, während der Rest sehen kann wo er bleibt. Jahrelang wird überall fusioniert, übernommen und aufgekauft. Damit besitzen weniger Menschen mehr Unternehmen und wenn diese dann Idioten sind und die falschen Entscheidungen treffen, sind gleich mehrere Firmen und deren Mitarbeiter in den Arsch gekniffen, weil anderen den Hals nicht voll genug bekommen. Ok, das war jetzt zwar nicht kurz, aber mein erster Gedanke ?.
Trend:
Nando: Pagan Metal
Markus: Trends kommen und gehen, aber die wirklich guten Bands schaffen in den meisten Fällen den Absprung, bevor das Schiff untergeht und die nächste Sau durchs Dorf getrieben wird. Das haben New Metal und Metalcore in den letzen zehn Jahren bewiesen. Aktuell wird meiner Ansicht nach Folk Metal ziemlich ausgeschlachtet und die Zielgruppe übersättigt.
Bücher:
Nando: „UNDER THE SKIN OF ROCL’N’ROLL“ ;)
Markus: „The Dirt“ von MÖTLEY CRÜE (Rock N Roll!), “Die Kunst des Krieges” von Sun Tsu, “Die Chronik der Unsterblichen” von Hohlbein, „Wenn der Weg sich gabelt“ von Nando Rohner, „UNDER THE SKIN OF ROCL’N’ROLL“. Allesamt uneingeschränkte Kaufempfehlungen.
Ich bedanke mich jetzt schonmal für die Zeit und Mühe, die ihr für dieses Interview aufgewendet habt und wünsche euch viel Erfolg mit dem Buch… einen letzten Begriff habe ich noch, dann seid ihr durch:
Metal1.info
Nando: Nettes Layout und danke für das Interview.
Markus: Nicolai, Moritz und weitere Idealisten wie wir. Herzlich Dank, dass ihr uns zu Wort kommen lasst! Und schön, dass euch die aktuelle Delain so gut gefallen hat – die ist super. Wir hatten schon das Glück mit der Band auf Tour sein zu dürfen, das sind sehr natürliche, freundliche und umgängliche Menschen, die kann man ohne schlechtes Gewissen unterstützen. Metal!