Interview mit Chris Alexander von Silverlane

SILVERLANE dürften in der deutschen Power Metal-Szene bereits ein Name sein. Die Band um den Subway To Sally-Drummer Simon Michael ist längst kein Geheimtipp mehr und will sich mit ihrem neuen Album „My Inner Demon“ endgültig in der Szene etablieren. Im Interview stand uns Gitarrist Chris Alexander geduldig Rede und Antwort.

Hey Chris, als erstes vielen Dank, dass du dich meinen Fragen stellst. Bei euch überschlagen sich ja gerade die Ereignisse: Erst ein Vertrag mit Drakkar, dann die Tour mit Lordi und als krönender Abschluss noch ein neues Album. Bevor wir jetzt die Punkte einzeln abhandeln – wie fühlst du dich?
Grüße Dich! Danke der Nachfrage, mir geht’s super. Und nur so kann’s einem ja bei einem so ereignisreichen Jahr wie unser letztes gehen.

Dann erzähl mal, Drakkar ist jetzt ja nicht das typische Power-Metal Label, wie kam der Kontakt zustande?
Es war ganz komisch. Wir sind mit der fertigen Scheibe auf Labelsuche gegangen. Leider bekamen wir, wenn denn überhaupt was zurück kam, nur Absagen. Daraufhin haben wir uns dazu entschlossen es selbst in die Hand zu nehmen und quasi unser eigenes Label zu gründen. Da wir kaum Kontakte hatten hat Simon bei Ina von Absolut Promotion angerufen und mal angefragt was es denn so kosten würde wenn man sich bei Ihr ein Promo-Paket kauft. Nun wir haben Ihr die Demo geschickt und zwei Tage später hat sich Drakkar bei uns gerührt. Auf Inas Hinweis hin. Das war absolut verrückt.

Ja,klingt wirklich so! Gab es noch mehr Interessenten an eurer neuen Scheibe „My Inner Demon“ und warum hab ihr euch letztendlich für Drakkar entschieden?
Das weiß ich gar nicht ob es noch weitere Anfragen gab. Nachdem mit Marius Kopec, unserem Ansprechpartner bei Drakkar aber sofort die Chemie stimmte und sie auch über jeden Punkt des Vertrages mit sich reden ließen, gab es für uns sowieso schon keine Alternative mehr. Es war und ist absolut genial!

Der deutsche Power-Metal Untergrund – dem ihr jetzt mit riesigen Schritten entwachst – hat mit Torian oder Destination’s Calling um nur zwei zu nennen ja noch einige Perlen zu bieten. Was glaubst du habt ihr besser gemacht als die Konkurrenz?
Nichts. Sowohl Torian und Destination’s Calling sind absolute Top Bands und haben es genauso verdient beachtet und „verdealt“ zu werden. Im Fall von DC ist das ja mittlerweile auch schon passiert, mit den Torians hatte ich schon ne Weile keinen Kontakt mehr. Aber es gilt: Qualität setzt sich auf Dauer durch. Einfach abwarten und das Ding weiter durchziehen.

Welchen Anteil an eurem Erfolg hat die Tatsache dass dein Bruderherz für Subway To Sally die Felle gerbt?
Laut unserem Label gar keine. Weiter unterscheiden sich die Stile schon gewaltig, daher gibt es, denke ich in der Fanbase nicht die großen Überschneidungen. Auf der Tour hatten wir sehr viel Kontakt mit Menschen die unsere Konzerte besucht haben. Wir haben mal mitgezählt. Simon wurde bei den acht Terminen auf der Tour ganze sieben mal auf Subway to Sally angesprochen. Die Leute haben sich einfach mehr für die Band interessiert, die sie gerade gesehen haben. Und so soll’s sein.

Was für Tipps kannst du all den Bands hier draußen geben, die sich schon zig Mal vergeblich um einen Deal bemüht haben?
Weiter dran bleiben und nicht den Spaß an der Sache verlieren. Wir machen keine Musik weil wir nen Deal haben wollen, sondern freuen uns über den Deal weil wir Bock auf unsere Mucke und Spaß an der Sache haben.

Was hat sich durch den plötzlichen Erfolg für euch privat und als Band geändert?
Hm. Nichts. Doch: Wir proben öfter. Aber wir arbeiten in Summe einfach genauso weiter wie früher. Das heißt: Songs schreiben und produzieren nur mit dem Unterschied das wir plötzlich ein wenig öfter spielen und viel mehr Menschen erreichen können. Das macht glücklicher. Doch ich glaube wir sind alle ein ganzes Stück glücklicher als früher.

Wie stark beeinflussen Drakkar euch? Oder sind das neue Logo und die neue Website euer eigener Verdienst?
Drakkar beeinflusst uns nicht. Alles geschieht in Zusammenarbeit. Das Logo war ein Vorschlag vom Grafiker. Wir fanden es alle cool und so haben wir es genommen. Die Silverlane.org Site stammt von einem alten Kumpel von mir, der übrigends in den Anfängen der Band auch mal mit als Mucker bei uns am Start war. Somit ist das mehr oder weniger auf unserem „mit“-Mist gewachsen. Die Myspace Site ist vom Label komplett überarbeitet worden und wir sind mächtig stolz auf das Ergebnis.

Was sind jetzt die nächsten Ziele? Gibt es bereits Planungen für eine weitere Tour oder vielleicht den Eurovision Songcontest?
Pläne gibt es immer. Neues Album steht auf jeden Fall für dieses Jahr noch auf der Liste, zwecks Tour, naja wenn uns noch mal jemand mit nehmen will und das mit Urlaub und Arbeit so hinhaut….
Konkrete Tourpläne gibt es erstmal noch nicht.

Wenn du zurück denkst, habt ihr ja auch schon eine bewegte Vergangenheit hinter euch gebracht. Hättest du bei Veröffentlichung des ersten The Rising Force Album gedacht, dass du mal mit Lordi die Bühne teilen würdest?
Mit Sicherheit nicht. Da gab’s Lordi ja noch gar nicht ;-)
Nee, im Ernst: Ich habe schon immer von so ner Geschichte geträumt, mir war aber immer bewusst das wir es so wie Millionen anderer nie schaffen werden. Naja. Falsch gedacht. Vielleicht sollte ich mal von nem Lottogewinn träumen oder so *lol*

Und nachdem ich jetzt so schön übergeleitet habe, was war der schönste und was der schrecklichste Moment der Tour? Gerne lauschen wir auch einer schmutzigen Geschichte eures neuen Rockstar Lebens…
So, da muss ich jetzt vorsichtig sein um den Mythos nicht zu zerstören. Es ranken sich ja viele Mythen um das Rockstar-Dasein, die ich aber aus der geringen Erfahrung, die ich bis dato habe schon mal gar nicht bestätigen kann. Aber vielleicht kommt das ja noch.
Der schönste Moment der Tour ist schwer zu umreißen da die ganze Zeit mit der Crew und allem sich einfach super angefühlt hat. Wie eine große Familie. Schrecklich war unsere Grippe die wir in der ersten hälfte mit rumgeschleppt haben. In Holland wars dann soweit. Sowohl beim Daniel (Bass) als auch bei mir war komplett die Stimme weg. Wären der Show ist mir dauern der Ton weg gebrochen, als ob ich mitten im Stimmbruch gewesen wäre. Aber man hat’s scheint’s kaum gehört. Die Leute gingen trotzdem ab wie Schnitzel.

Mit Lordi habt ihr euch vertragen?
Die Mucker und die Crew waren super! Es gab überhaupt keinen Stress, wir durften fast alles, uns wurden sowohl beim Sound als auch beim Licht keine Grenzen gesetzt. Wir haben uns prächtig verstanden. Dementsprechend emotional war auch der Abschied…..

Wie habt ihr euch auf die Konzerte vorbereitet? Es war – von Simon abgesehen- ja die erste Tour für euch und ihr habt vermutlich in den paar Tagen vor mehr Leuten gespielt als in der gesamten Bandgeschichte davor.
Wir haben intensiv geprobt, das war’s eigentlich schon. Alle waren total entspannt. Eigentlich war’s komisch. Aufregung war schon da, aber es war mehr das Gefühl des „nicht mehr abwarten Könnens“.
Wir wollten es einfach allen zeigen! Und das ist dann beim ersten Gig in Hamburg auch so richtig abgegangen! Wir wollten einfach nur los legen!

Ich hab an anderer Stelle schon gelesen, dass die Reaktionen auf euch sehr positiv waren. Was ist dass für ein Gefühl wenn man nach so einer euphorischen Zeit wieder in seinem eigenen Bett aufwacht und kein Konzert vor sich hat?
Ein komisches Gefühl. Die erste Woche wieder zu Hause waren wir noch total geflasht von den ganzen Eindrücken. Unser erster Satz wenn wir uns gesehen haben oder miteinander telefoniert haben, war immer: Ich will wieder auf Tour. Aber der Alltag holt einen ja sehr schnell wieder ein.

Habt ihr schon die ersten Groupies? Dein Schwesterchen wird ja sicherlich mit Liebesschwüren überhäuft, wie gehst du als ihr Bruder damit um?
Groupies? Nee, das muss nicht sein. Also ich hatte keine Angebote dergleichen, wie das bei den anderen war, kann ich nicht sagen. Aber ich weiß dass alle immer brav die Nächte in Ihren Hotelzimmern verbracht haben. Ja, die Dodo wird schon von allen geliebt. Aber wir passen da schon auf das nix weg kommt ;-)

Brav! Nun zum neuen Album. Die größte Veränderung ist sicherlich der Wechsel am Gesang. Wie seid ihr auf Ecki gestoßen? Einen so talentiertren Sänger findet man ja nicht von heute auf morgen…
Nun ja, man braucht halt einfach Glück. Ecki habe ich das erste mal vor 5 Jahren mit seiner Cover-Band gesehen und war hin und weg. Er war damals schon eine solche Rampensau und mit einer Stimme gesegnet die ich bis dato noch bei keinem so jungen Herrn bewundern durfte. Nachdem sich bei uns in der Band ein Posten ergeben hatte, haben wir Ecki ins Studio eingeladen und ihm das Material vorgespielt. Er war sofort begeistert und wir hatten die Gesangs-takes in einer Woche komplett.
Das war absolut überwältigend. Er hat einen total frischen Wind in die Band gebracht, wir funktionieren seither fast wie ein Uhrwerk.

Dreht sich das neue Album immer noch um die Fantasiewelt die in den letzten Alben thematisiert wird oder was wird diesmal behandelt?
Nein, das neue Album hat kein besonderes textliches Konzept. Es sind einfach Songs, die sich mit allem möglichen Beschäftigen.

Simon meinte im letzten Interview mit Metal1.info, dass die Hauptideen für die Stücke von Marcus und euch beiden kommen. Wie lief es diesmal ab?
Die meisten Songs kommen von Simon, der Rest der Band steuert auch einen gehörigen Teil bei. Daniel hat einen und Uli hat auch nen Song auf dem Album. Bei uns darf jeder, der will und kann :-)

Wie sind die Reaktionen auf das Album – von meiner euphorischen Besprechung mal abgesehen – denn bisher ausgefallen?
Durchwachsen. Ich bin mittlerweile müde von diesen ganzen „klingt wie“ Rezis. Wir klingen wie die Musik die aus uns raus kommt und auf die wir Bock haben. Es gab Rezis die uns in den Himmel loben und welche die die Scheibe wohl als eine Beleidigung für Ihre Hörnerven sahen. Ich sag’s mal so: Bei den Menschen die die CD bisher gekauft haben, kommt sie super an. Uns gefällt sie auch supergut und wir sind stolz drauf.

Ist dir schon etwas aufgefallen, was du gern noch anders gemacht hättest?
Nein, bisher nicht. Aber ich hab schon von vielen Menschen Input bekommen was wir unbedingt anders machen MÜSSEN damit die Scheibe gut ankommt. Was mich dabei ein wenig verwirrt ist das mir von denen jeder etwas anderes erzählt. Somit tu ich mir da schwer und muss mal eben Reinhard Mey zitieren: Und ich bedenk was ein jeder zu sagen hat und schweig fein still. Und setz mich auf mein achtel Lorbeerblatt und mache was ich will :-)

Legends Of Safar – den Vorgänger – habt ihr noch komplett selber bei euch zu Hause aufgenommen und lediglich extern mastern lassen. Habt ihr auch diesmal wieder alles selbst gemacht?
Jupp! Außer das Mastern, das hat wieder unser Kumpel Uli Friedel von Church Mastering übernommen. Ich sag nur im Kinderzimmer produzieren rules! Naja, mittlerweile wohnen wir nicht mehr daheim bei den Eltern, aber das Studio war bis vor ner Woche noch dort :-)
Wir haben im Lauf der Jahre gelernt wie man mit einfachen Mitteln einen guten Sound hin bekommt.

Im Vergleich zum Vorgänger finde ich euren Sound deutlich düsterer und gereifter. Um es mit andern Bands zu vergleichen würde ich sagen, dass ihr euch von Edguy weg und zu Kamelot hin bewegt habt. Wie siehst du das und wo siehst du eure Haupteinflüsse?
Wir sind ja bekannterweise eine Familienband. Wir sind miteinander aufgewachsen und haben gemeinsame Erfahrungen die sich für mich immer schön in unseren nun doch schon sehr zahlreichen Produktionen nieder schlagen. Ich denke wir sind hauptsächlich älter geworden und haben unseren Spaß an den düsteren Elementen wieder entdeckt. Unser Haupteinfluss ist der ungebremste Spieltrieb mit musikalischen Elementen. Simon hat sich, auch im Zuge der Subway Produktionen, sehr mit Orchestersatz befasst. Das ist dann voll in die neue Scheibe eingeflossen.

Auffällig ist auch der Kontrast am Keyboard. Während früher eher kitschig flächige Orchestrierung dominiert hat, ist jetzt vermehrt Melodiespiel zu hören und das mit deutlich besseren Sounds. Ein Produkt eurer Weiterentwicklung oder des Labelbudgets?
Nun, die CD haben wir komplett selbst im eigenen Studio produziert, ohne Budget. Das Label hat die Produktion genau so übernommen wie wir sie schon vor einem Jahr zu Hause rum liegen hatten :-)
Aber ich gebe Dir Recht: Die Sound klingen viel besser. Wir haben hier schon ein wenig Investiert und wie schon gesagt mit Simon mittlerweile jemanden der absolut klasse arrangieren kann. Davon profitiert die Scheibe immens.

Was für Musik hörst du privat?
Alles Mögliche. Schon auch Melodic-Metal aber auch viel Gothic wie Tiamat oder Type O Negative. Weiter stehen bei mir wie schon rauszuhören war sehr viele Reinhard Mey CDs im Regal und auch die komplette Discografie von Knorkator. Ich bin da sehr breit aufgestellt. Die letzte CD die ich mir gekauft habe, war die aktuelle JBO…

Magst du noch ein paar Worte zur deutschen Power Metal Szene und eurer Rolle darin sagen?
Die Szene ist klassen, unsere Rolle darin mag ich selbst nicht beurteilen. Das überlasse ich Anderen.

Bevor wir zum Schluss kommen gibt es traditionell noch unser kleines Wortspiel. Was fällt dir zu folgenden Bergriffen ein:
Schmiergeld: Los Leute, schmiert mich!!!
Hybrid vs. Röhre: Line 6, Line 6 und nochmal Line 6 :-)
In Extremo: Bitte wer? Kenn ich nicht….
Kostüme: Meine Frau hat ein paar…
CSU: Jowoi! Bayern des samma mir! Bayern und der bayerische Bier….
Metal1.info: Coole Site!

Vielen Dank für die ausführliche Beantwortung! Noch viel Erfolg mit der neuen Platte und allen folgenden, die letzten Worte gehören dir.
Ich möchte mich bei allen bedanken die uns während der Tour mit Lordi unterstützt haben. Ihr seid die Besten Fans der Welt! Danke an Metal1.info für dieses Interview, in diesem Sinne!
Servus, Euer Chris

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