Interview mit Reamon Bomenbreker von Heidevolk

Aus dem wunderschönen Gelderland in den Niederlanden stand Heidevolks Muskelberg Reamon Bomenbreker für ein Interview zum neuen Album „Walhalla Wacht“ bereit.

English Original…

Metal1: Groet Raemon! Danke zuerst mal für das Interview und die Zeit dafür. Fangen wir direkt an, in Ordnung?
Mit „Walhalla Wacht“ werdet ihr mit Sicherheit einige Aufmerksamkeit bekommen. Kannst du kurz zusammenfassen, was textlich auf der neuen Scheibe passiert?

Reamon: Da gibt es Songs, die altertümliche Kämpfe zwischen den Römern und Germanenstämmen und die Kämpfe zwischen den Friesen und den Franken beschreiben („Opstand der Bataven“ und „Saksenland“). Außerdem gibt es ein paar Songs, über die heidnischen Mythologie und den Glauben, wie etwa „Zwaarden Geheven“, „Het Wilde Heer“ und natürlich „Wodan Heerst“. Letzterer beschreibt die Reise zur Weisheit des Führers der Götter. Und selbstverständlich nicht zuletzt – die Songs über Bier: „Hulde Aan De Kastelein“ (was soviel bedeutet wie: Tribut an den Schankwirt).

Metal1: Ihr habt euch auf dem neuen Album klar weiterentwickelt – ich denke da allein mal ans Gitarrenspiel. Wie habt ihr seit eurem Debut an euch gearbeitet, was wolltet ihr unbedingt ändern?

Reamon: Es gab ein paar Änderungen im Lineup nach den Aufnahmen zu „De Strijdlust Is Geboren“. Mark (Gesang), Rowan (Bass) und ich (Gitarre) traten der Band bei. Natürlich haben wir unsere Spuren in den neuen Songs hinterlassen, aber wir haben uns nicht entschieden, etwas an unseren Songs zu ändern – es kam von selbst.

Metal1: Wer ist bei euch für das Songwriting verantwortlich? Von wem kommen die Ideen?

Reamon: Ich glaube, dass sind wir alle. Heidevolk hat eine sehr demokratische Art und Weise Songs zu schreiben, denn wir wollen alle etwas im Schreibprozess zu sagen haben. Das ist der Grund, weshalb wir so lange brauchen, ein neues Album zu schreiben. Manchmal führte das zu sehr schwierigen Diskussionen, aber am Ende waren wir mit den Ergebnissen auf „Walhalla Wacht“ sehr zufrieden.

Metal1: Eure Texte sind allesamt in eurer Muttersprache, dem Niederländischen, verfasst. Warum ist euch das so wichtig?

Reamon: Die Lyriks von „Walhalla Wacht“ und Heidevolk im Allgemeinen handeln von der Germanischen Geschichte, der Natur und der Geschichte von Gelderland (unserer Region). Es schien einfach natürlich, in unserer Muttersprache zu singen.

Metal1: Würdest du sagen, dass es zu einer wirklich ernsthaften Folk/Pagan Metal-Band auch dazu gehört, in der Heimatsprache zu musizieren?

Reamon: Nein, würde ich nicht – jeder drückt sich unterschiedlich aus. Ich denke, es gibt einen Haufen guter Folk Metal-Bands, die Englisch singen.

Metal1: Warum habt ihr euch für einen zweistimmigen, klaren Männergesang entschieden und nicht etwa fürs Growling?

Reamon: Eine Menge Folk Metal-Bands benutzen Grunts in ihrer Musik. Die Gründer von Heidevolk, Joris und Sebas, dachten beide daran, etwas mit tiefen (Chor-ähnlichen) Männerstimmen zu machen. Als sie sich im lokalen Pub trafen, entschieden sie, dass ein Mix aus Metal- und klarem Männergesang ziemlich cool wäre – daher kommt also die Idee. Jeder von uns mag Death- und Black Metal, also ist es auch möglich, dass wir in der Zukunft Lieder mit Grunts schreiben.

Metal1: Euer Debutalbum „De Strijdlust Is Geboren“ musstet ihr noch in Eigenproduktion erarbeiten. Wie ist es jetzt mit Napalm Records im Rücken? Wie kommt ihr mit ihnen klar?

Reamon: Das fühlt sich toll an. Wir haben endlich mehr Zeit die Songs zu schreiben, an unserem Bühnenakt zu arbeiten, Bier zu trinken und Spaß zu haben. Die Jungs von Napalm waren großartig zu uns und wir sind sehr zufrieden mit allem, was sie für uns getan haben.

Metal1: Schon kurz nach dem Komponieren eurer ersten Songs wolltet ihr auf die Bühne. Woher kommt dieser Durst, live zu spielen?

Reamon: Wie du vielleicht weißt, bin ich Heidevolk nach den Aufnahmen zu „De Strijdlust Is Geboren“ beigetreten. Ich habe sie live in einem Pub hier in der Gegend spielen sehen und war von der Kraft, die sie auf der Bühne und nach der Show schafften, beeindruckt. Ich erzählte Joost, dem Drummer (der ein guter Freund von mir ist), dass sie mich anrufen sollten, wenn sie einen Gitarristen brauchten. Ich denke, dass sich die Kraft unserer Live-Shows seit den Änderungen im Lineup (Mark, Rowan und ich) gesteigert hat. Wir spielen alle sehr gerne live und geben die vollen 100 Prozent (weswegen ihr uns auch die erste halbe Stunde nach der Show nirgends seht, weil wir einfach zu müde zum Sprechen sind). (lacht)

Metal1: Hättet ihr Lust, nochmal mit anderen Pagan Metal-Bands auf Tour zu gehen und Doppelkonzerte – wie letztes Jahr mit Gernotshagen – zu spielen?

Reamon: Klar! Diese Tour war unglaublich. Die Jungs von Gernotshagen sind großartig. Sie zeigten uns die tolle Landschaft in Thüringen und stellten uns selbst gemachte Thüringer Würste vor. Wir hatten viel Spaß mit ihnen nach den Gigs und im Tourbus. Es ist immer toll mit anderen Bands zu spielen und zu feiern.

Metal1: Ihr kommt aus der niederländischen Provinz Gelderland. Wie war das Leben für euch als Jugendliche dort so? Habt ihr die ganze Zeit über Kraft für eure Musik getankt oder euch auch mal gewünscht, irgendwo anders zu sein?

Reamon: Ich denke, dass Leben für Jugendliche ist ziemlich gut hier. Gelderland ist keine langweilige Provinz; in Gelderland gibt es eine wunderschöne Natur aber auch viele Städte mit ihrer eigenen Metalszene. Da gab es immer genügend zu tun während dem Aufwachsen. Weil die Niederlande ein kleines Land sind, braucht man nie zu lange fahren, um Freunde zu treffen oder eine gute Metalband zu sehen.

Metal1: Wie habt ihr euch untereinander alle kennen gelernt? Wart ihr schon länger befreundet, oder kam das ganz anders zustande?

Reamon: Wir kommen alle aus dem Gebiet um Arnhem. Eine Vielzahl von Bands wurden hier in den Pubs gegründet, während man ein kaltes Glas Grolsch (Bier aus Gelderland) trank. Heidevolk ist da keine Ausnahme. Ein paar von uns waren schon seit einer langen Zeit Freunde, andere kannten sich von verschiedenen Bands oder aus den Pubs. Es überrascht mich bis heute, wie sich eine Gruppe junger Leute mit dem gleichen Geschmack in Sachen Fleisch, Bier, Musik, Natur und Geschichte finden konnte.

Metal1: Ihr habt es vielleicht schon mitbekommen: das Northern Lights Festival in Österreich wurde abgesagt. Grund waren die typischen Vorurteile seitens der Behörden, die Black-, Folk- und Pagan Metal-Bands ständig vorgeworfen werden. Was denkt ihr darüber – betrifft euch ja selber, da ihr dort aufgetreten wärt.

Reamon: Ich habe dem Northern Silence Festival wirklich entgegengesehnt, weil ich dort mit Heidevolk und Thronar gespielt hätte. Ich versteh die Leute wirklich kein Bisschen, die ständig versuchen, Festivals und Folk Metal-Bands etwas entgegenzusetzen. Mit diesem Festival ist nichts falsch – die Organisatoren haben hart gearbeitet um ein tolles Festival auf die Beine zu stellen. Dann meinen ein paar engstirnige Idioten, die keinen Versuch unternahmen, die Natur des Festivals oder der Bands zu untersuchen, hinkommen zu müssen und alles zu versauen. Ich hoffe, die Leute von Northern Silence lassen sich von der Absage nicht entmutigen und versuchen es nächstes Jahr noch einmal. Wenn wir gefragt werden, werden wir sicher spielen!

Metal1: Wie seht ihr, als noch relativ junge Band, diese Entwicklung hin zur immer härter werdenden Verurteilung dieses Metal-Bereichs?

Reamon: Natürlich hassen wir das; letztendlich basieren all diese Vorurteile auf rein gar nichts. Bands wie wir werden fast schon dazu gezwungen, sich dafür zu entschuldigen, dass sie über die Geschichte singen. Nun, das wird niemals passieren!

Metal1: Kommen wir wieder zu was Fröhlicherem: was gefällt euch an Deutschland – mal vom bayerischen Bier und der Weißwurst abgesehen?

Reamon: Zuerst einmal: du solltest bayerisches Bier und Weiswürste nicht außer Acht lassen. (lacht) Wir hatten immer schon eine spezielle Beziehung zu unseren deutschen Fans; sie hießen uns mit offenen Armen willkommen, als wir „De Strijdlust Is Geboren“ noch nicht einmal veröffentlicht hatten. Ich schätze eure Gastfreundschaft hat einen tiefen Eindruck bei uns hinterlassen. Wir haben außerdem gute Verhältnisse zu deutschen Bands wie XIV Dark Centuries, Odroerir, Black Messiah, Gernatshogen und so weiter.

Metal1: Abschließend kommen wir noch zum traditionsreichen metal1.Brainstorming. Was assoziierst du zu folgenden Stichworten?

Einherjer: Mut
Irak-Krieg: Niemals endend
Xena: Lange Beine und Leder
Kondome: Notwendiges Übel
metal1.info: Wo Hip Hop noch verachtet wird

Metal1: Ich danke dir für das Interview und wünsche euch das Beste für „Walhalla Wacht“. Du hast das letzte Wort!

Reamon: Ich danke dir für das Interview und hoffe, euch alle sehr bald in Deutschland zu sehen! Opdat we ons allen in de grote hallen weerzien!

Geschrieben am von Metal1.info

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert