Die Hamburger Düsterrocker [soon] haben mit „Without A Trace“ seit einiger Zeit ein neues Album auf dem Markt. Grund genug also Eric, dem Sänger der Band, einige Fragen unter anderem zum aktuellen Werk, Tourerlebnissen und auch der Bedeutung der Klammern um den Bandnamen zu stellen.
Hej! Euer neuestes Album „Without A Trace“ ist seit einigen Tagen auf dem Markt. Wie zufrieden seid ihr nun im Nachhinein gesehen mit dem Album?
Ich denke, [soon] sind mit „Without A Trace“ noch nicht am Maximum ihrer Möglichkeiten angekommen, da sehe ich noch jede Menge Entwicklungspotential. Allerdings bin ich ehrlich zufrieden mit unserem zweiten Album. Wir haben eine Menge Zeit, Energie und Herzblut in „Without A Trace“ gesteckt, und es ist nach meiner Einschätzung ein interessantes, abwechslungsreiches Album geworden!
Zuerst einmal stechen bei euerem Bandnamen die eckigen Klammern ins Auge. Was hat es damit auf sich? Reine Optik-Sache oder steckt da sogar eine Bedeutung dahinter?
Die Klammern haben keine tiefere Bedeutung. Unser Bandname [soon] ist sehr kurz und prägnant, das war uns wichtig. Die Schreibweise mit kleinen Buchstaben und eckigen Klammern ist außerdem eher ungewöhnlich und hoffentlich dadurch einprägsam.
Anlass dieses Interviews ist ja die Veröffentlichung eueres Albums. Was kannst du uns jetzt schon über das Album berichten und was unterscheidet es von „End Isolation“?
Für die Leser, die [soon] noch nicht kennen: Wir sind musikalisch irgendwo zwischen Rock und Metal einzuordnen und verbinden in unseren Songs harte Gitarrenriffs und klaren, melodischen Gesang. Wir legen Wert auf „große Melodien“ in den Refrains und versuchen, die Arrangements in den Stücken möglichst abwechslungsreich zu halten, so dass zum Beispiel auch Bass und Schlagzeug Akzente setzen. Das gilt jetzt aber sowohl für unser Debütalbum „end isolation“ (2006 veröffentlicht) als auch für den Nachfolger „Without A Trace“. Beim zweiten Album haben wir versucht, zwischen den Songs noch mehr das Tempo zu variieren und dadurch die Dynamik des Albums weiter zu erhöhen. Von einem sehr ruhigen Song („Nearly fantasized“) über druckvolle Midtempostücke („High Time“) bis hin zu schnelleren Songs mit Doublebass-Einlagen (z.B. „My Ideas“) haben wir jetzt eine Menge an Variationen anzubieten. Dadurch bleibt das Album hoffentlich für die Hörer auch langfristig interessant.
Wie entstehen bei euch Songs? Ist einer federführend, oder geschieht alles gemeinsam?
Nein, es ist nicht die ganze Band ins Songwriting involviert. In aller Regel bin ich da schon federführend.
Wie lief der Aufnahme-Prozess ab? Gab es Probleme, Interessantes zu berichten oder lief alles glatt?
Ehrlich gesagt, gab es keine spektakulären Ereignisse. Für mich selber war es ein sehr konzentriertes Arbeiten, das in relativ kurzer Zeit über die Bühne gehen musste. Insgesamt sind die Aufnahmen gut gelaufen und wir von größeren Pannen glücklicherweise verschont geblieben.
Leider liegen mir keine Texte zu den Titeln vor, jedoch würde mich doch sehr das lyrische Konzept dahinter interessieren. Gibt es einen inhaltlichen Zusammenhang zwischen den Songs und was dient als Inspiration? Im übrigen finde ich es sehr schade, dass eurer Promo keine Texte bei lagen.
„Without A Trace“ ist kein Konzeptalbum mit einer zusammenhängenden Story. Meine Songtexte sind in aller Regel autobiographisch geprägt. Oft geht es um zwischenmenschliche Beziehungen, z.B. in „Estrangement“ um das Gefühl zunehmender Entfremdung zu einem Menschen, der einem früher einmal sehr nahe stand. Die Frage nach dem richtigen Weg für das eigene Leben, den wohl jeder individuell für sich finden muss, ist auch Thema in Songs auf diesem Album (z.B. im Titeltrack oder in „My Ideas“). Meine Inspirationen ergeben sich in aller Regel aus alltäglichen Erlebnissen und Beobachtungen.
Das Coverartwork von „Without A Trace“ hat es mir besonders angetan. Gibt es einen tieferen Sinn dahinter?
Ich habe das Bild in einem anderem Kontext gesehen und fand es einfach sehr atmosphärisch und düster, andererseits auch ausdrucksstark und kraftvoll. Freut mich immer noch, dass es geklappt hat, und wir das Bild als Cover benutzen dürfen. Das Foto berührt mich emotional ähnlich wie unsere Musik, die ich ebenfalls als vielschichtig und dynamisch empfinde!
Habt ihr schonmal daran gedacht ein komplettes Acoustic Album aufzunehmen, wie es beispielsweise Green Carnation getan haben?
Ehrlich gesagt: Nein. Anfragen für akustische Konzerte haben wir bekommen, aber immer abgelehnt. Wir sehen [soon] klar als Rockband mit kraftvollem Drumming und verzerrten Gitarren.
Eine Standardfrage, wenn auch nicht minder interessant in meinen Augen, ist natürlich, welche Bands euch vor allem beeinflussen und was ihr privat hört.
Wenn wir zu Auftritten fahren, hören wir als Band sehr viele Spielarten von Rock und Metal. Von ruhigen oder progressiveren Songs bis hin zu ziemlich harten Stücken, innerhalb der Band haben wir also eine große Bandbreite von Einflüssen. Wichtig für unsere musikalische Entwicklung waren sicherlich einerseits Gothic-Metal Bands wie Paradise Lost, andererseits aber auch ungewöhnlichere Bands wie Psychotic Waltz.
Euere Musik würde ich am ehesten als düstere Rockmusik bezeichnen, ohne das Wort Gothic in den Mund zu nehmen. Würdet ihr mir bei dieser Stilbeschreibung zustimmen und wie steht ihr zur „Gothicszene“?
Düstere Rockmusik passt prima! [soon] sind in der Gothic-Szene sehr freundlich aufgenommen worden, sowohl bei den Magazinen als auch bei den Fans. Wir sehen uns selbst nach wie vor als härtere Rockband. [soon] sind aber mit ziemlicher Sicherheit musikalisch sowohl für Gothic-Fans als auch für Rockfans und Metaller, die Wert auf Melodien legen und auf der Suche nach interessanten neuen Bands sind, eine echte musikalische Alternative!
Ihr wart in den vergangenen Jahren und Monaten fleißig auf Tour und das mit sehr unterschiedlichen Gruppen. Werdet ihr auch bei härteren Acts wie zusammen mit Lay Down Rotten gut angenommen oder stoßt ihr eher auf Ablehnung?
Ich spiele deutlich lieber vor Metalfans als vor Mainstream-Publikum, denn die Metaller können in aller Regel deutlich mehr mit [soon] anfangen! Viele Fans von düsteren, härteren Bands hören ja oft auch noch melodischere Acts und wir haben da wirklich gute Erfahrungen gemacht. Andererseits würde ich natürlich nicht erwarten, dass eingefleischte Grindcore-Fanatiker auf [soon] abfahren. Aber wir spielen ausgesprochen gern live und sind da sehr offen. Gerade bei Festivals gibt es ja auch immer häufiger ein buntes, stilistisches Durcheinander, was ich persönlich aber aus der Zuschauerperspektive interessanter finde als stundenlang dieselbe Musikrichtung…
Habt ihr nicht manchmal Probleme, euch für einen Liveauftritt zu motivieren, da ihr nun schon wirklich sehr viele Konzerte auf den Buckel habt? Was steht denn so als nächstes an?
Eigentlich haben wir keine Motivationsprobleme. Es macht uns wirklich Spaß, Konzerte zu spielen und ist eine schöne Abwechslung zum Alltag. Wir werden versuchen, wieder so viele Konzerte wie möglich zu spielen. Die Termine dazu finden Eure Leser auf unserer Website www.soonmusic.net!
Gibt’s da einen Auftritt, an den ihr euch immer erinnern werdet (positiv)?
Einige inzwischen. Gerade bei Festivals gibt es immer wieder tolle Erlebnisse, an die man dann noch lange zurückdenkt. Wenn bei einem Konzert der Funke von der Band auf das Publikum überspringt, gehört das einfach zu den schönsten Dingen, die man auf der Bühne erleben kann!
…und auch einen, bei dem man wohl lieber nie die Bühne betreten hätte?
Die ersten Konzerte sind bei den meisten Musikern (rückwirkend betrachtet) natürlich oft nicht gerade die Besten, das war bei mir oder uns als Band auch so. Gerade was die eigene Performance angeht, wird man natürlich in der Regel einfach im Laufe der Zeit sicherer und besser. Aber hätte man diese schlechten ersten Konzerte nicht gespielt, hätte es natürlich auch keine weiteren gegeben…
Welche Einstellung habt ihr als Band zum Internet? Wie seht ihr die Chance und Risiken, insbesondere für den Underground?
Wir nutzen unsere Website (www.soonmusic.net) sehr gern als Medium und bieten den Fans darauf sowohl Musik als auch Fotos und einiges an Infos über [soon]. Sicher ist es durch das Internet leichter geworden, sich über Bands zu informieren und mit ihnen Kontakt aufzunehmen. Andererseits ist die Informationsflut bezüglich Bands und Musik im Internet natürlich riesig, und es wird für Hörer dadurch nicht einfacher, die Spreu vom musikalischen Weizen zu trennen.
Was sind euere Ziele, sowohl als Band als auch persönlich, für die nächste Zeit, die ihr euch vorgenommen habt?
Wir versuchen, uns als Musiker weiter zu entwickeln und ich hoffe natürlich, im Laufe der Zeit immer bessere Songs zu schreiben. Es wäre schön, wenn ein paar mehr Menschen mitkriegen würden, dass es [soon] gibt, und mal in unsere Musik auf www.soonmusic.net reinhören würden. Schreibt uns gern Eure Meinung zu den Songs von „Without A Trace“ oder „end isolation“. Wir hoffen, Schritt für Schritt als Band vorwärts zu kommen. Toll wäre es, 2008 mal auf ein paar der größeren Festivals mit [soon] spielen zu dürfen!!
Zum Abschluss folgt fast schon obligatorisch das einzigartige, lebensverbesserndende, legendär Metal1.Wortspiel ein. Was fällt euch spontan zu folgenden Begriffen ein?
Lebkuchen: Mag ich nicht besonders…
Bundesliga: …im Vergleich deutlich lieber als Lebkuchen!
Kurt Beckstein: Ich dachte, der heißt Günther. Ein Wortspiel oder verwechsle ich da irgendwas?! ( Anm: Ja, das war ein ungewolltes Wortspiel )
Festivals: Machen enorm Spaß! Hoffe, wir spielen mit [soon] 2008 wieder möglichst viele tolle Festivals…
Glöckchen: Erinnert mich an Keyboardsounds, die wir früher ab und an benutzt haben. Lang, lang ist’s her!
Weihnachtsbaum: Ich hab nie einen, aber in meiner Familie gibt es natürlich jedes Jahr einen…
Ich danke euch dafür, dass ihr euch für das Interview Zeit genommen habt und wünsche [soon] noch viel Erfolg für die Zukunft!