Interview mit Igor Panic von Edgecrusher

 

Hier stellen sich EDGECRUSHER für den Metal1.info Underground Contest vor.
Stil: Thrash Metal
Zur CD-Review „Forever Failure“
Für Edgecrusher abstimmen!

Hi! Da ihr als Underground-Band wohl dem Großteil der Leser noch unbekannt seid, wäre es fein, wenn ihr euch zu Beginn kurz vorstellen würdet.
Edgecrusher wurden von mir (Igor Panic) im Jahre 2002 gegründet. Wir alle waren zuvor in anderen Bands tätig und wollten eine neue Band ins Leben rufen. Die Suche nach Proberaum und geeigneten Mitmusikern zog sich Ewigkeiten hin, um nicht gar ganze Jahre zu sagen. Aber nun im Jahre 2007 sind wir wohl komplett. Seit 2004 haben wir ein Demo und einen Longplayer in Eigenregie veröffentlicht, die ziemlich guten Anklang im Underground fanden. Here we are.

Wie steht es um die Underground-Szene in euerer Umgebung und Region?
Es ist eine übersichtliche Szene mit ein paar wenigen aber guten Bands. Es ist quasi
fast für jeden Geschmack was dabei, das übliche Name-Dropping spar ich mir heute mal!

Pflegt ihr viele Freundschaften zu anderen Underground-Bands? Wie wichtig schätzt ihr die Kontakte zu anderen Bands ein?
Ich finde Kontakte zu anderen (Underground) Bands essentiell. Nicht nur, dass man sich immer freut, wenn man befreundete Bands auf Gigs wieder trifft, vielmehr ist es für uns unabdingbar, wenn es darum geht Gigs auf die Beine zu stellen. Hier haben sich über die Jahre die sog. „Austauschgigs“ wirklich bezahlt gemacht. Man freut sich einfach, wenn man für einen organisierten Gig im Austausch auch einen zu bekommen. So spielt man viel öfter, als wenn man auf sich alleine gestellt wäre.

Wird der Underground in der heutigen Zeit von den Hörern und Medien noch entsprechend gewürdigt und akzeptiert?
Eine sehr schwierige Frage. Das Interesse seitens Fans (diese sind aber überschaubar in ihrer Anzahl) und Medien (zumeist Webzines) ist schon da. Allerdings merkt man auch eine Sättigung des Markts. Schaut man mal in die Veranstaltungskalender, die man im Web überall findet, fällt einem sofort ins Auge, dass es an jeder Ecke \’ne Underground Veranstaltung steigt. Ich selber habe eine Zeit lang, eine Underground Konzertreihe veranstaltet und habe mit der Zeit erfahren müssen, dass immer weniger Leute kamen, wobei ich sogar sehr verwöhnt war, wenn man bedenkt, dass selten mal unter 100 Leute kamen. Ich denke, das Problem liegt einfach an der Qualität der Konzerte. Es spielt alles und überall, ob man eine Gitarre in Händen halten kann oder nicht. Die Folge ist, dass das Publikum irgendwann Underground mit qualitativ schlechten Gigs gleichsetzt und ausbleibt. Zumindest ist das meine Vermutung, vielleicht sind die Gründe auch viel vielschichtiger als ich vermute.

Wie wichtig war es euch, für „Forever Failure“ einen erfahrenen Soundmann wie Andy Sneap zu gewinnen?
Andy Sneap? Ich glaube, den hätten wir uns keine Woche leisten können *g* (ups ;); Anm. d. Red.) Wir waren bei Andy Classen, der mit Sicherheit nahezu genauso gut wie der englische Soundmaster ist. Er ist der Wahnsinn. Wir sagten uns einfach, dass wir einen geilen Bombensound haben wollen und da gab es für uns keine Frage, wer das erledigen sollte. Unsere Bodensee-Kollegen Spellbound waren bei ihm und als wir das Ergebnis hörten, waren wir hin und weg.
Anfangs hatten wir mächtig die Hosen voll … da kommen die Amateur-Hosenscheisser Edgecrusher zum Master Classen. Man ist fast sprachlos, wenn man dann merkt, wie lässig und nett der Andy ist. Er macht Dir überhaupt keinen Druck, sondern leitet die Geschicke mit viel Erfahrung in die richtige Richtung. Und zum Sound braucht man ja nun wirklich nicht viel sagen hehe.

Bis auf „Golden Purity“ habt ihr alle Lieder eueres „Deeper Than Hate“-Demos auf dem Album wieder verwendet. Warum gerade dieses eine nicht?
Ganz einfach, weil der Song nicht mehr unseren Sound repräsentiert. Mit der Zeit haben wir uns weiter entwickelt und unseren eigenen Sound gefunden. Und „Golden Purity“ passt da wie viele ältere Songs nicht mehr richtig rein.

Im Gegensatz zu vielen anderen Thrash Metal-Bands beschränkt ihr euch nicht auf dieses Genre, bei euch findet man auch Power Metal, Melodic Death oder sogar punkige Klänge („Me And The Sun“). Wie wichtig ist euch diese Abwechslung und Offenheit in euerer Musik und war es von Anfang an geplant, dass ihr euch musikalisch nicht einschränken wollt?
Bei Gründung der Band waren nun wirklich nicht viele Dinge klar hehe, aber von Anfang an wussten wir, dass wir uns nicht limitieren würden, da unsere Geschmäcker einfach zu verschieden und vielseitig waren und immer noch sind.

Ist es schwierig für euch, Auftrittsmöglichkeiten zu bekommen? Labels kaufen ihre Bands ja gerne mal in Touren oder Supportslots rein, wäre es überhaupt möglich für eine Underground-Band, vor „größeren“ Bands zu spielen?
Klar ist es möglich, allerdings musst Du da viel Kohle locker machen. Pay to play scheint inzwischen Standard sein. Selten kommt man da auch anders ran. Wir durften mal letztens für Mercenary eröffnen, weil der Veranstalter (in Wangen) uns mal live gesehen hatte und uns gut fand. Das ist aber die Ausnahme.

Habt ihr mit der ein oder anderen „größeren“ Band besondere Erfahrungen (positiv oder negativ) gemacht?
Besonders positiv sind mir Disillusion (sehr nette Jungs) und Ché von Born From Pain in Erinnerung geblieben. Überhaupt muss ich sagen, dass Underground Bands meistens die größeren Diven sind als die wirklich gestanden Bands, die es vielleicht erlauben könnten. Aber das ist ein Kapitel für sich *abwink*.

Ich habe euch 2004 in Tuttlingen bei der Cold Metal Night 2 live erlebt und damals habt ihr als Coverversionen „Dead Skin Mask“ von Slayer und „Hail And Kill“ von Manowar gespielt. Spielt ihr heute auf der Bühne auch noch den ein oder anderen bekannten Song nach?
Wir haben schon lange kein Cover mehr live gezockt, wollen dies aber in naher Zukunft wieder tun. Gerade die „Knüppelversion“ von „Hail and Kill“ mag ich nach wie vor. Des Weiteren würde ich gerne mal was von Testament covern, lassen wir uns mal überraschen :o)

Habt ihr wie viele andere Bands auch damit angefangen, bei Auftritten und im Proberaum erstmal nur Coverversionen zu spielen, bevor ihr euch an eigenes Material gewagt habt? Mit welchen Liedern habt ihr angefangen?
Wir hatten uns damals alle vor der ersten Probe einen leichten Song draufgehauen (Metallica – For Whom The Bell Tolls), um überhaupt irgendetwas spielen zu können. Danach schusterten wir gleich unsere ersten eigenen Song zusammen, der sich auch wieder auf „Forever Failure“ findet … „Eternity“.

Mit welcher „großen“ Band würdet ihr gerne auf Tour gehen?
Ganz klar ……. TESTAMENT. Das ist für mich die großartigste Band dieses Planeten. Allerdings hätte ich da mächtig die Hosen voll, dass wir jeden Abend nur Prügel von verwöhnten Testament Fans bekommen würden *g*.

Vor allem bekannte Bands predigen ja gerne, dass es völlig egal ist, ob man nun vor 10 oder 1000 Leuten spielt. Wie seht ihr das?
Nein, das ist absoluter Bullshit. Sicher, die meisten professionellen Bands werden sich bemühen den bestmöglichen Auftritt hinzulegen, aber das sind im Endeffekt auch nur Menschen, die sich von Emotionen leiten lassen. So wird man bei einem 10 Mann Gig dem Publikum nie dieselbe Spielfreude und Emotion vermitteln können, wie auf einem 1000 Mann Konzert, bei dem man möglicherweise vom Zuspruch des Publikums überwältigt ist. Allerdings ist es hin und wieder so, dass man komischerweise bei einem kleinen Gig die bessere Leistung bringt, als bei einem wirklich gut besuchen Gig. Das sollte uns zu denken geben, oder? *g*

Das „Forever Failure“-Cover zeigt ein Bild mit eher skurrilen Farben und auf der Rückseite des Booklets ein Negativ davon. Was ist die Idee dahinter, inwiefern hat es Bezug zu den Texten des Albums?
Bezug hat es insofern, dass das Cover eine Art von menschlicher Verfehlung zeigt. Man fragt sich, was mit diesem Mädchen passiert ist. Ist sie alleine zurückgelassen worden, wurde ihr etwas angetan? Dies passt dann eben gut zum „Überthema“ des ganzen Albums, nämlich Verfehlung.

Ist der „Underground“ an sich noch ehrlich? Kann man noch vom viel gepriesenen Zusammenhalt der Szene reden oder schleicht sich auch hier schon mehr und mehr Kommerz- und Konkurrenzdenken ein?
Ich denke Konkurrenzdenken war hier immer schon arg verbreitet. Ich kann mich noch gut erinnern, als ich als Teenager zu den Konzerten einer befreundeten Band gegangen bin und die ganze selbsternannte „Dorfprominenz“ mit verschränkten Armen hinten im Konzertraum stand und darauf wartete, dass einer einen Fehler machte, um danach so zu tun wie „War ja klar, die können ja nix.“ hahahaha, echt skurril.

Das absolute Gegenteil zum Underground dürften die populären Casting Shows sein. Meist nur mäßig talentierte Musiker werden schnell berühmt und müssen sich nicht erst jahrelang einen Status erarbeiten. Wie steht ihr zu diesen Shows und den daran teilnehmenden Leuten?
Ganz ehrlich? Es geht mir am Arsch vorbei. Mir tun im Endeffekt die Leute leid, die da gewinnen. Ein halbes Jahr Erfolg und danach will keiner von denen mehr was wissen. Wie verkraften die das? Gestern noch bei Wetten Dass auf der Couch und heute interessiert sich nicht mal die 10jährige Nachbarstochter für deine Musik. Das muss hart sein.

Würde es eine Metal-Casting-Show geben (für komplette Bands, nicht Einzelmusiker) – würdet ihr euch eine Teilnahme überlegen?
Huch, schwere Frage. Prinzipiell würde ich nicht daran teilnehmen. Allerdings … wenn man sich überlegt, wie viel Leute man dadurch erreichen könnte, egal, ob man gewinnt oder nicht, das wäre schon verlockend. Wieviel kleine Gigs muss man zocken, um so viel Leute zu erreichen, wie in einer Fernsehsendung? Das ist schon viel Holz.

Ein leidiges Thema – Labels. Welche Erfahrungen habt ihr bisher damit gemacht und versucht ihr aktuell, ein Label zu finden oder macht ihr lieber erstmal auf eigene Faust weiter?
Bisher keine nennenswerten. Die meisten Labels schicken nicht mal Absagen, wobei hier lustigerweise die kleinen unbekannten Labels die vorderen Ränge bekleiden. Die großen Labels geben eigentlich immer eine Rückmeldung.
Momentan sind wir in Gesprächen mit einem kleinen familiären Label. Wir lassen uns überraschen, was daraus wird. Wir werden es euch wissen lassen :o)

Wie verdient ihr euch das Geld zum Musikmachen, was macht ihr neben der Musik im „normalen Leben“?
Momentan sind 3 von uns noch Studis, wobei der Schlagwerker in wenigen Wochen sein Bau-Ingenieur Studium erfolgreich abschließen wird. Der Jan (Rhythmus-Gitarre) und der Markus werden irgendwann mal Schüler quälen, der Johannes arbeitet in einer großen Firma als Lagerarbeiter und ich schmeiße den Vertriebsinnendienst bei einem Software-Unternehmen.

Das Internet ist für jede junge Band ein unverzichtbares Medium geworden. Welchen Stellenwert haben für euch Plattformen wie MySpace?
Ich habe solche Plattformen am Anfang sträflich unterschätzt. Man kann wirklich viele Leute damit erreichen. Allerdings ist das schon wieder zu einem richtigen Wettbewerb ausgeartet. Die Bands sind so zahlreich, dass man kaum wahrgenommen wird. Es gibt aber auch Kuriositäten, die man sich nicht erklären kann. Wir haben z.B. momentan Downloadraten von einzelnen mp3 auf unserer Seiten von 4.000 – 5.000 Downloads pro Monat und ich habe keine Ahnung, woher das kommt. Auch aus uneren Webstatistiken des Webseiten-Poviders werden wir nicht schlau.

Onlinemagazine haben in der heutigen Zeit einen eigenen Status erlangt, wo seht ihr die Vor- und Nachteile gegenüber den herkömmlichen Printmagazinen?
Online-Magazine sind auch für Underground Bands erreichbar. Es ist ja nahezu unmöglich in einem etablierten Printmagazin wie Rock Hard, etc. Erwähnung zu finden. Es hat beides seine Daseinsberechtigung. Webzines sind am PC zu genießen (auch während der Arbeitszeit *hust*) und Magazine in Papierform haben eben ihren eigenen Flair. Die Printmagazine bedienen natürlich auch andere Nachfragen … deren Budget ist viel größer und dementsprechend können viel teurere und umfangreichere Unterfangen bewerkstelligt werden.

Lass uns zum Schluss noch unser traditionelles Wortspiel machen. Was fällt dir als erstes ein zu folgenden Begriffen und Zitaten…

Politik in Musik: Unverzichtbar. Oder will man immer nur über Drachen und Schlösser singen? hehe
Natur: Erlebe ich jeden Tag neu, wenn ich mit den Hunden rausgehe.
Fußball: Ein Leben ohne Fußball ist nicht lebenswert.
„Wer später bremst ist länger schnell“: „… und schneller in der Leitplanke.“
„Humor ist eine erste Sache“: Mich würde interessieren, was ein ganz „truer Panda-Metal-Hörer“ dazu sagen würde hahaha.
Metal1.info: Ein qualitativ hochwertiges Webzine, welches ich gerne lese.

Igor, ich danke dir für deine Zeit und wünsche viel Erfolg für die Zukunft von Edgecrusher!
Stefan, ich danke Dir ebenfalls und zwar für Dein Interesse an Edgecrusher. Und halte Dich fern von Drogen, Frauen und HipHop *g*

Geschrieben am von Metal1.info

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert