Interview mit Dawn Of Destiny

Nach ihrem Auftritt beim Metal For Mercy am 13. April konnten wir die gesamte DAWN OF DESTINY-Mannschaft zum Interview einsammeln, die unter anderem verrät, dass sie Nightwish-Vergleiche gar nicht ausstehen kann.

Hi Tanja, Ansgar, Dirk, Veith und Jens, sagt mir doch schnell, wie es Euch so geht!
Jens: Jetzt so direkt nach dem Auftritt geht es uns gut, da wir denken, dass wir eine ganz gute Show geliefert haben und hoffen, dass wir auch ein bisschen Anklang gefunden haben.
Dirk: Da kann ich nur zustimmen, das Spielgefühl war sehr gut und die Leute gingen ja auch ganz gut mit.

In der Review zu Eurem Demo („Dawn Of Destiny“) habe ich versucht, einen kurzen Überblick über Eure Bandgeschichte zu geben. Da Euch vermutlich (noch) nicht so viele kennen, würde ich Euch bitten, mal kurz was zu Euch und Eurer Musik zu sagen.
Jens: Wir existieren unter dem Namen DAWN OF DESTINY seit Ende 2005, haben in dieser Konstellation seit letztem September zusammen gespielt, nachdem der Veith (Gitarre, Anm. d. Verf.) nach einigen Besetzungswechseln als Letztes hinzugekommen ist.

Der Discographie auf Eurer Homepage entnehme ich, dass dies bisher Euer einziges Demo ist. Hat sich in den bisherigen zwei Jahren Eures Schaffen’s die Musik irgendwie verändert oder folgt Ihr seit dem Beginn einem Konzept bzw. genau diesem Stil.
Jens: Ein paar Änderungen gibt es aufgrund der Tatsache, dass immer neue Musiker hinzugekommen sind, natürlich zwangsläufig, da sie ihren eigenen Stil in die Musik einbringen. Die Songs haben sich auch ein wenig in ihrer Komplexität geändert, auch die Stimmung ist inzwischen nicht mehr so wie für Power Metal typisch fröhlich, sondern habe eine wesentlich höhere Dichte und mehr Atmosphäre. Insgesamt sind wir heute viel düsterer.
Tanja: Das darf auch ruhig mal knallen und ein bisschen wehtun :)

Vermutlich landet Ihr recht schnell in der Schublade „Power Metal“. Kann man das so stehen lassen? Warum oder warum nicht?
Jens: Wie eben schon angedeutet, wollen wir nicht alle gängigen Klischees des Power Metals erfüllen, wir schreiben die Songs jetzt auch nicht bewusst in diese Richtung, sondern sie basieren auf Stimmungen und Gefühlen. Natürlich sehen wir auch, dass es für die Fans wichtig ist, Bands zu kategorisieren, um Anhaltspunkte zu finden, ob die Musik was für den Einzelnen ist. Von daher können wir mit dieser Sparte aber schon ganz gut leben. Wir denken aber schon, dass wir auf einem guten Weg sind, einen ganz eigenen Stil zu finden

Was macht „Power Metal“ für Euch aus?
Tanja: Spaß. Vor der Bühne darf das Publikum ruhig ordentlich mitgehen und eine schöne Party feiern.

Einige Songs zünden sofort, wie z.B. das sehr coole „Healing Touch“, andere entfalten sich erst nach mehrmaligem Hören. Verfolgt Ihr damit ein bestimmtes Konzept (z.B. dass der Hörer auch nach häufigem Konsum der Platte neue Dinge entdecken kann)?
Jens: Naja, die Songs sind nicht von vorne bis hinten konstruiert, wir sagen jetzt nicht: heute machen wir mal einen Song, der nicht so eingängig ist. Das basiert immer auf bestimmten Stimmungen und baut sich nach und nach dann auf. Klar, man sagt schon mal, dass der neue Song ein bisschen in diese oder diese Richtung tendieren soll.
Ansgar: Es ist schon wichtig, dass man eine gute Mischung hat von Songs, die sofort ins Ohr gehen und weniger eingängigen Stücken, denen man erst nach einigen Durchgängen die Details abgewinnen kann.

Wie natürlich ist der Songwriting-Prozess bei Euch? Sagt Ihr Euch zu Beginn: so, jetzt machen wir einen flotten Song oder eine Ballade oder „fließen“ Euch die Songs quasi von selbst aus den Fingern?
Jens: Bei mir ist es so, dass ich glücklicherweise im Songwriting relativ zügig voran komme, daher kann man schon sagen, dass es quasi „fließt“.

Wer ist für das Songwriting bzw. die Texte verantwortlich?
Tanja: Hauptsächlich schreibt Jens die Lieder, aber es ist ja schon so, dass wir alle Metal hören, auf Konzerte gehen und uns entsprechende Inspirationen holen.
Jens: Ich schreibe auch die Texte…
Tanja: …aber das meiste schmeiße ich dann wieder raus, weil ich den Quatsch nicht singen will (alle lachen)

Wie kam es dazu, dass Ihr Eure CD im renommierten „Woodhouse“-Studio aufnehmen konntet?
Tanja: Wir hatten schon vor dem Studiotermin ein Angebot von einem Label, so dass es bezahlbar erschien. Letztendlich haben wir den Vertrag dann zwar nicht unterschrieben, haben uns dann aber gesagt: jetzt erst recht.
Jens: Es standen durchaus auch andere Studios zur Auswahl, aber nach eingehender Prüfung haben wir gedacht, dass der Sound für unsere Musik genau das richtige ist.

Welcher der Meister saß den an den Reglern?
Jens: Aufgenommen haben wir es mit dem Dennis, gemischt hat es hinterher der Siggi Bemm.

Worauf legt Ihr beim Songwriting besonderen Wert?
Jens: Zum einen natürlich eine gewisse Homogenität, zum anderen lege ich großen Wert auf ausgefeilte Arrangements. Es hört sich ja blöd an, wenn man ein paar gute Riffs einfach aneinander klatscht und nichts wirklich zum anderen passt. Außerdem ist eine gewisse Abwechselung wichtig, das typische Strophe-Refrain-Schema findet man bei uns auch nicht allzu häufig. Letztlich ist halt auch eine gewisse Stimmung wichtig.

Ihr habt im ganzen ja fast zwei Jahre am Album gearbeitet. Seid Ihr Perfektionisten?
Jens: Naja, wir haben ja nicht die ganzen zwei Jahre an dem Album gearbeitet, in Wirklichkeit mussten wir viele Songs sogar innerhalb von einem Monat schreiben, weil wir das Angebot von der Plattenfirma hatten, die uns dann so schnell wie möglich ins Studio bringen wollten.
Tanja: Letztlich war es dann sogar so, dass wir noch einige Songs streichen mussten, weil wir plötzlich zu viele hatten.
Dirk: Zu der Zeit hatten wir in recht kurzer Zeit ziemlich viele Gigs, von daher musste das eben auch noch zwischendurch funktionieren.

Welche Bands bzw. Künstler inspirieren Euch?
Jens: Savatage, Dream Theatre, Dimmu Borgir und Queen, weil diese Bands gerade durch ein hervorragendes Songwriting bestechen und ich mich auch in erster Linie als Songwriter und nicht unbedingt als Bassist sehe.
Tanja: Evergrey, Nevermore, Freedom Call, Stratovarious und als Quoten-Frauenband Within Temptation.
Dirk: Nightwish, vor allem die alten Alben, als „Oldie“ der Band natürlich auch Iron Maiden, Judas Priest oder auch Metallica.
Ansgar: Ich habe einige musikalische Vorbilder, die kommen allerdings kaum aus dem Metalbereich, Schlagzeuger wie Thomas Lang haben mich da sehr inspiriert, aus dem Metalbereich gefallen mir Therion, Arch Enemy oder Nevermore, technisch versierte Bands eben.
Veith: Ich höre hauptsächlich Schwedenrock a la Europe, Mathias Eklund von Free Kitchen und natürlich Bach, ich habe ja klassische Gitarre gelernt.

Kommen wir noch mal auf die Songs an sich zurück. „Healing Touch“ haben wir ja bereits angesprochen, der Zweitling „Condemnation“ setzt dagegen nicht so sehr auf Eingängigkeit, sondern mehr aus das Filigrane. Seid Ihr gerne öfter mal „verspielt“?
Tanja: Abwechselung muss natürlich sein, sonst wird es ja langweilig im Proberaum.
Jens: Darüber haben Ansgar und ich vorhin noch am Telefon gesprochen. Verspielt sind wir nicht unbedingt, wir versuchen das zu spielen, was wir können, aber im Vordergrund steht immer das Songdienliche. Einen gewissen Standard haben wir zwar schon, aber es geht wirklich nicht darum, mit besonders geilen Soloeinlagen aufzuwarten. Das ist es auch, was anderen Bands die guten Lieder oft kaputt macht, weil jeder meint, er müsste die Hammeraktionen auspacken, obwohl das dem Song gar nichts nützt, sondern eher das Gegenteil bewirkt.
Ansgar: Man setzt verspielte Passagen halt einfach dann ein, wenn sie passen, wenn sie den Song voran bringen.
Dirk: Ich denke, dass die Musik von uns sich durch diverse Tempiwechsel schon vom eher „flachen“ Metal, den man heute leider zu oft zu hören bekommt, ab. Wir wollen interessante Songs schreiben.

In der Review habe ich die Meinung vertreten, dass die Power diesen 7-Minüters schon ziemlich an Nightwish erinnert. Sind solche Vergleiche okay für Euch oder nervt es eher?
Tanja: Gerade solche Vergleiche mit Nightwish nerven mich schon etwas, generell ist es aber okay, wenn man mit etablierten Acts verglichen wird.
Dirk: Mich nervt es überhaupt nicht, nur finde ich, dass gerade „Condemnation“ überhaupt nichts mit Nightwish zu tun hat.
Tanja: Man kann es natürlich schon als Kompliment nehmen, Nightwish ist ja wirklich sehr erfolgreich, aber wir klingen einfach ganz anders, unsere Arrangements sind anders, der Gesang ist ganz anders…da hat wohl jemand nicht richtig hingehört ( :(; Anm. d. Verf.)
Jens: Bei uns sind die Songs schon ganz anders strukturiert, das Keyboard steht nicht so im Vordergrund, Tanja singt viel tiefer als Nightwish.
Veith: Bevor ich Tanja das erste Mal gehört habe, habe ich Frauengesang gehasst. Ich mag auch keine andere female-fronted-band.

Ist der Song „Dawn Of Destiny“ so etwas wie eine Bandhymne oder entstand Euer Bandname erst, nachdem Ihr den Song geschrieben habt? Er unterscheidet sich doch ein wenig von den anderen Liedern, wie ich finde, der männliche Hintergrundgesang kommt schon sehr death-metallisch daher, so dass ich vermute, dass der Song entweder ganz alt oder ganz neu ist.
Jens: Tja, der Song entstand eigentlich genau in der Zwischenphase…aber es stimmt schon tatsächlich, der Song war ursprünglich sogar noch viel death-metallischer, was wir erst im Laufe der Zeit geändert haben. Der Bandname bestand auch schon vorher, aber ich wollte immer einen Song mit diesem Titel schreiben. Das eine hat mit dem anderen also nichts zu tun. Der Titel passte einfach nur gut zu der Stimmung.

Könnt Ihr ein oder zwei Worte zu den Texten sagen? Wovon handeln sie, was bedeuten sie Euch?
Jens: Auch hier denken wir nicht in Klischees, wir schreiben nicht über Feen, die vom Rittersmann aus den Klauen des bösen Drachen befreit wird. Es geht vielmehr um zwischenmenschliche Beziehungen, „Healing Touch“ handelt beispielsweise von einer Prostituierten, die davon träumt, aus dem Teufelskreis ausbrechen zu können. „Condemnation“ handelt von Krieg, ein Thema, was häufiger bei uns vorkommt, jedoch immer aus einem persönlichen Blickwinkel, der zum Nachdenken anregen soll.

Was treibt Ihr außerhalb von Proberaum, Bühne und Aufnahmestudio so? Bleibt Zeit für Hobbies oder seid Ihr mit Band und Beruf (und eventuell Familie) völlig ausgelastet?
Jens: Ich fahre Pizzataxi, ein paar Hobbies habe ich auch, aber im Großen und Ganzen konzentriere ich mich im Moment schon hauptsächlich auf die Band.
Tanja: Nein, da bleibt bei mir eigentlich keine Zeit mehr.
Dirk: Musik, Beruf, Familie, das ist es.
Ansgar: Bei mir bleibt auch nicht mehr viel Zeit nebenbei.
Veith: Auch bei mir ist neben Band, Beruf und Beziehung nicht mehr viel Zeit für andere Aktivitäten.

Wie sieht es mit Live-Aktivitäten aus? Beschränkt sich das (zur Zeit noch) auf Einzelkonzerte, ist auch mal eine kleine Tour geplant oder müsst Ihr Euch jetzt erst mal um das Album kümmern?
Tanja: Das Album ist ja schon fertig, das promoten wir zur Zeit durch Einzelgigs, aber wenn sich die Möglichkeit ergibt, nehmen wir gerne auch eine Tour mit.
Jens: Wenn das Album erst mal draußen ist, wird sich hoffentlich eine solche Möglichkeit ergeben, bis dahin nehmen wir aber alles mit, was wir kriegen können.

Mit Shark Records habt Ihr ja einen ziemlich dicken Fisch an Land gezogen (man beachte das Wortspiel). Wie kam es zu der Zusammenarbeit und wie läuft es bisher?
Tanja: Wir haben Hörproben von den Songs rausgeschickt, ganz ohne tamtam oder so und dann lief das ganz wunderbar an. Wir haben im Vorfeld auch Gespräche mit anderen Labels geführt, aber da passte dann immer irgendetwas nicht und mit Shark kommen wir bisher bestens aus und wir sehen auch nicht die Gefahr, dass sich das mal ändern könnte.

Ein kurzer Blick nach vorn: was können die Fans in der näheren und vielleicht auch in der etwas entfernteren Zukunft von DAWN OF DESTINY erwarten?
Jens: Erstmal haben wir jetzt ein paar Konzerte in den nächsten Monaten, im September wird die CD erscheinen und dann würden wir gerne auch mal wieder etwas weiter entfernt spielen wie damals in München beim Unifest.
Tanja: Wir wollen einfach spielen, spielen, spielen. Das macht uns am meisten Spaß, dafür machen wir die Musik.

Kommen wir zum Schluss noch zu unserem allseits beliebten Assoziationsspiel. Gebt bitte kurz und knapp wieder, was Euch bei den folgenden Begriffen als erstes durch den Kopf geht.
Ruhrpott: (Dirk) Schalke
Jürgen Rüttgers: (Jens) Ministerpräsident, ganz wertfrei
Literatur: (Veith) ich habe Buchhändler gelernt (Dirk) meine Tochter liest viel, ich aber nur Asterix
Theofanis Gekas: (Jens) Torschützenkönig, yeah
Hausputz: (Tanja) ich nicht
Mortadella: (Jens) früher mal lecker (Ansgar) kriegt der Hund
Metal1.info: (Tanja) kannte ich vorher nicht *gg* (Dirk) DIE Anlaufstelle im Internet

Wie in allen guten Häusern ist es natürlich auch bei uns üblich, dass dem Interview-Partner die letzten Worte gebühren. Ich bedanke mich an dieser Stelle ganz herzlich bei Euch und wünsche Euch viel Erfolg in der nächsten Zeit. Ich hoffe, wir hören dann mal wieder voneinander.
DAWN OF DESTINY: Wir haben zu danken für das Interview und die Zeit, die Du uns zur Verfügung gestellt hast. Bis dahin.

Geschrieben am von Metal1.info

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