Interview mit Arkadius von Suidakra

SUIDAKRA mussten für „Command To Charge“ einiges an Kritik einstecken. Mit dem neuen Album „Caledonia“ inklusive der Rückkehr von Marcel und den Folk-Elementen wird dieses Bild wieder freundlicher. Frontmann Arkadius ist anscheinend trotzdem noch nicht allzu gut auf die (Online-)Presse zu sprechen. Er plauderte mit uns über die Rückkehr Marcels, seinen Unmut über die damalige Berichterstattung, verschiedene Entwicklungen und auch aktuelle Begebenheiten.

Hy! Glückwunsch zum neuen Album erstmal. Wie zufrieden seid ihr selbst mit „Caledonia“ und den Reaktionen der Presse und der Fans?
Die Reaktionen waren gerade nach dem letzten Album seitens der Presse und Fans überraschend positiv. Ich denke vielen gefällt die Tatsache, dass „Caledonia“ viel folkiger und ausgereifter als ihr Vorgänger klingt. Schade finde ich persönlich dass wir im Rock Hard Soundcheck trotz Guter Einzelkritik (8,5 Punkte) mal wieder im letzten Drittel gelandet sind. Nach 8 Alben weiß ich auch nicht was wir machen sollen, um besser abzuschneiden.

Viele Fans dürfte es im Vorfeld gefreut haben, dass Marcel wieder dabei ist. Wart ihr überrascht, dass er wieder als Vollzeitmitglied eingestiegen ist? Wie wichtig war seine Rückkehr für Suidakra?
Sehr wichtig, da Marcel schon immer für den Folk-Anteil im SuidAkrA-Sound verantwortlich war, hat sich sein Einstieg natürlich positiv auf das Songwriting bei „Caledonia“ ausgewirkt. Zudem sind wir ein super eingespieltes Team und das Songwriting lief wie am Schnürchen.
Zu Marcels Einstieg kam es einige Monate nach dem Release von „Command To Charge“. Wir haben uns im gegenseitigen Einverständnis von unserem damaligen Sänger Mathias getrennt, da er sich auf seine eigene Band konzentrieren wollte. Kurz darauf rief ich Marcel an und fragte, ob er wieder Lust hätte, mit uns ein Album zu schreiben. Er sagte zu und nun ist er nach einigen Jahren Abwesenheit wieder ein volles SuidAkrA Mitglied. Ich muss zugeben dass es für mich persönlich schon etwas überraschend war.

Marcel war ja für das lyrische Konzept verantwortlich. Welchen Einfluss hatte er auf die restliche Musik?
Marcel bringt sicherlich, allein durch seinen Gesang und Melodien, wieder verstärkt den Folkeinfluss in unseren Sound mit ein. Allerdings bietet uns ein Konzeptalbum natürlich die Möglichkeiten viele Folkelemente in unseren Sound mit einzubauen. Es hat sich schon recht früh abgezeichnet dass, „Caledonia“ folkiger ausgefallen wird.

War das Konzept um die schottischen Ureinwohner Marcels Idee oder hattet ihr da bereits vor seiner Rückkehr in diese Richtung gedacht?
Nein es war seine Idee. Vor seiner Rückkehr gab es weder lyrische noch musikalische Ideen, da wir mit Caledonia erst begonnen haben nachdem Marcel wieder eingestiegen ist.

Standen auch andere Themen zur Auswahl oder war für euch gleich klar, dass es dieses sein wird?
Nachdem Marcel uns seine Idee vom Konzept erklärt hatte, waren wir alle von vorne herein begeistert und haben an diesem Konzept gearbeitet ohne etwas anderen in Erwähnung zu ziehen. Es war sofort 100%ig klar für uns.

Ihr habt zu „The IXth Legion“ eueren ersten Videoclip überhaupt gedreht. Wie kam es dazu, dass ihr gerade mit Sebastian Radtke zusammengearbeitet habt, der bisher ja eher in einem anderen Tätigkeitsfeld aktiv war? Habt ihr seinen Film Psychotica gesehen? Wie war der Dreh für euch als neue Erfahrung?
Ich habe Psychotica komplett erst nach den Aufnahmen zu „The IXth Legion“ gesehen. Vorher haben wir uns einige Trailer angeschaut.
Die Idee zum ersten SuidAkrA Clip stammt eigentlich von Sebastian Radtke. Wir kennen ihn schon lange, er ist SuidAkrA-Fan und bot uns an, den Clip zu „The IXth Legion“ zusammen zu produzieren. Uns ging es bei dem Clip vor allem darum, folkloristische und moderne Aspekte miteinander zu verbinden. Der Dreh hat super viel Spaß gemacht. Die Szenen im Wald sind an einem Samstagnachmittag entstanden und die Spaziergänger haben sich bestimmt auch Ihren Teil gedacht! Ich muss zugeben, es war anfangs komisch, vor der Kamera auf Knopfdruck Action zu machen. Aber im Laufe der Zeit hat sich das gelegt und wir alle haben uns auf das Wesentliche konzentriert. Ich war über das Endresultat sehr positiv überrascht und wir sind alle mehr als zufrieden damit.

Der Dudelsack ist auf „Caledonia“ ein ziemlich wichtiges Instrument geworden. Wollt ihr live auch mit Dudelsack auftreten, wie im Videoclip mit Gastmusiker, oder wird das möglicherweise wegen eingeschränkter Umsetzungsmöglichkeiten vom Band kommen müssen?
Axel, der die Pipes eingespielt hat ist auch hauptberuflich Piper, daher hat er nicht so viel Zeit zu Verfügung um mit uns die ganzen Gigs zu spielen. Wir werden aber bei besonderen Gigs schon versuchen mit einen Dudelsackspieler aufzutreten. Das haben wir bisher auch schon zweimal getan u.a. auf dem Summer Breeze 2005. War eine super Sache. Ansonsten wird die Gitarre die Dudelsackläufe übernehmen, da es nicht unser Ding ist etwas vom Band abzuspielen.

Zum ersten mal seit „Emprise To Avalon“ hat Kris Verwimp wieder euer Coverartwork entworfen, was übrigens sehr genial ist. Wie kam es, dass ihr wieder mit ihm zusammengearbeitet habt und welche Vorgaben / Freiheiten haben die Künstler bei euch?
Wir haben uns im Vorfeld das erste Mal bei einem SuidAkrA Gig in Belgien getroffen und mit ihm über das kommende Konzept gesprochen. Er hatte sofort viele Ideen wie man dies umsetzten konnte. Wir schickten Kris während der Songwriting Phase unsere Demo aufnahmen und er arbeitete quasi parallel zu uns am Artwork. Bei diesem Konzept kam für uns von vorne herein nur Kris in Frage. Er versteht es wie kein anderer unsere Musik und Texte perfekt in ein Albumcover umzusetzen.

Wie wichtig ist „Command To Charge“ im Nachhinein betrachtet für die Entwicklung für euch als Band?
Bei „Command To Charge“ sind wir einige neue musikalische Wege gegangen. Die Scheibe klang moderner und weniger atmosphärisch war als alles, was wir davor gemacht haben. Aber wir wollten bewusst in eine andere Richtung gehen und neue Dinge ausprobieren, da wir damals das Gefühl hatten, dass einige SuidAkrA-typische Trademarks Ihren Reiz verloren hatten. Wir wollten mit dem dem Gesang unseres damaligen Sängers Mathias herum experimentieren, es kam zum ersten Mal ein Dudelsack zum Einsatz, wir waren in einem anderen Tonstudio, haben ein ungewöhnliches CD-Artwork verwendet und so weiter.
Nach „Command To Chrage“ hatten wir wieder viele neue folkige Ideen. Wir brauchten dieses Album und meiner Meinung nach ist es sehr wichtig für uns. Man kann sagen ohne „Command To Charge“ hätte es „Caledonia“ nie gegeben.

Zur „Command To Charge“ gab es ja ausserordentlich geteilte Meinungen und von der Presse einige negative, so ja auch meine. Hat dich das alles damals sehr gewurmt? Wie gehst du / ihr heute mit Negativkritiken um, hat sich seitdem etwas daran geändert?
Man muss vorab sagen, dass eine Band mehr als ein Jahr ihrer Zeit und Energie opfert, um ein Album zu schreiben. Es macht natürlich jeden Menge Spaß, ist aber auch mit enormen Aufwand verbunden. Grundsätzliche finde ich Kritik sehr gut und bin der Meinung, dass konstruktive Kritik besser ist als nur Lobeshymnen. Allerdings gibt es auch Kritiken, die lediglich dazu dienen, die Band schlecht zu machen und die frustrierten Vorstellungen des Schreibers loszuwerden. Das hat mich damals schon gewurmt, da ich kein Abfalleimer für solche Leute bin. Ich kann nicht verlangen, dass jeder unsere Musik mag, das wäre utopisch, denn wie man weiß, sind Geschmäcker verschieden und das ist auch gut so. Doch manche missbrauchen das Internet, um eine gratis Promo-CD zu bekommen und lassen dann einen journalistischen Dünnschiss raus, dass es nur so weh tut. Nun ja, ich habe da einige Schlüsse draus gezogen. Ich lese mir nicht mehr alles durch, was die Leute schreiben, da ich meine Zeit und Energie besser nutzen kann, als mich über so etwas aufzuregen. Und um ehrlich zu sein, ist es auch nicht wert.

Bisher sind nur ein paar wenige Gigs im Ausland angekündigt sowie ein paar Sommerfestivals wie das Wave Gotik Treffen. Wie geht ihr an einen solchen Auftritt ran, wo von vornherein feststeht, dass ihr da eher als Abwechslung auf der Bühne steht und der Großteil der Bands völlig andere Musik als ihr spielt?
Eigentlich genauso wie bei jedem anderen Gig auch. Wir machen uns über so etwas nicht so viele Gedanken, sondern gehen auf die Bühne um Spaß zu haben. Bisher hatten wir keine Probleme damit. Wir haben z.B. auf dem Wave Gotik Treffen schon einmal 2000 gespielt und es war der Hammer. Ausserdem denke ich ist unsere Musik auch sehr universell.

Ist zu „Caledonia“ auch noch eine weitere Tournee durch Deutschland geplant?
Wir wollen nächstes Jahr auf dem Live Sektor richtig loslegen. Geplant sind zahlreiche Konzerte im Ausland, sowie eine 10-tägige Tour durch Russland. Leider wurde die geplante Wacken Road Show 2007 abgesagt, also werden wir in Deutschland nur einige Einzelgigs spielen, bevor es dann auf die Sommerfestivals zugeht. Wir werden natürlich versuchen so oft wie nur möglich „Caledonia“ live zu präsentieren.

Wie schaut es bei euch mit dem Thema Live-DVD aus? Ihr habt ja nun massig Songmaterial, da wäre das schon mal eine feine Sache.
Ich habe mit unseren Label darüber gesprochen und wir werden Anfang 2007 die erste SuidAkrA Live DVD veröffentlichen. Sie wird neben unseren Gig in St.Peterburg und Wacken 2006 unser erstes Akustikkonzert beinhalten sowie einiges an Bonusmaterial! Wir stecken gerade in der Arbeitsphase.

Am 19. November sollten Dew-Scented und einige mehr in Hollfeld spielen, dies wurde aber wenige Tage vorher von der Stadtabgesagt, weil an diesem Tag Volkstrauertag ist, obwohl das nur ein staatlicher Feiertag ist. In Bayern hattet ihr ja auch schon mal Probleme, beim Demons from Hell 2003 wurde euch nach kurzer Spielzeit schon der Strom abgedreht. Wie seht ihr solche Ärgernisse? Muss doch auch frustrierend sein, weit zu reisen und sich vorzubereiten, um dann soetwas immer wieder mitmachen zu müssen.
Natürlich ist es sowohl für die Band als auch für die Fans frustrierend wenn so etwas passiert, aber was soll man da machen. Solche Menschen, die die Polizei rufen oder Stress machen, gab es schon immer und wird es geben. Da kann man leider nichts machen. In einigen Bundesländern bzw. Städten wird Kultur nicht gerade groß geschrieben. Musik hat hier in Deutschland auch einen ganz anderen Stellenwert als es in anderen Ländern der Fall ist. Wir leben aber nun mal hier und können das nicht ändern. Was wir können ist uns mit den Gegebenheiten versuchen zu leben.

Mal was aktuelles: Nach dem Amoklauf in Emsdetten wollen die Politiker immer ganz schnell reagieren und „Killerspiele“ verbieten, unter anderem wurde kürzlich ja auch schon der Film Hostel auf den Index gesetzt. Was hältst du von solchen Aktionen?
Schwachsinn. Ich denke die Politik macht so etwas um überhaupt was zu tun. Sie wollen ein Zeichen setzten, aber eine prophylaktische Wirkung hat es keinesfalls. Zu einem gibt es viele Wege trotzdem an solche Spiele bzw. Filme ranzukommen und gerade der Aspekt der Verbotenheit macht es attraktiv für mache Menschen. Auf der anderen Seite kenne ich so viele Leute die sich diese Art von Filmen ansehen (ich gehöre selbst dazu hahaha) und solche Spiele zu Hause spielen, ohne dass sie gleich losrennen und Leute abmurksen. Viel wichtiger finde ich sich die Frage zu stellen wie er an die Waffen kommen konnte.

Denkst du, dass Metal wieder „böse“ werden und schocken kann?
Nein… Wir hatten doch schon alles, Tieropferung, Krichenbrände, Satanismus, Rock Bitch hehehe um die Leute noch zu schocken müsste man legal jemanden umbringen oder so. Die Zeiten sind vorbei wo man Black Sabbath oder AC/DC als was ganz schrecklichen gesehen hat. Dieses Schockgetue ist doch auch mittlerweile Mainstream geworden und Meiner Meinung nach ist es auch egal, weil es für mich persönlich um die Musik geht. Wenn ich geschockt werden will schau ich mir einen Film an oder gehe in die Geisterbahn hahahaha.

Als ihr damals vor knapp zehn Jahren mit „Lupine Essence“ euer erstes Album veröffentlicht habt, spielte das Internet noch keine große Rolle. Wie wichtig ist dieses Medium in der heutigen Zeit für euch, was hat sich deiner Meinung nach in dieser Zeit alles geändert, was Promotion, Verbreitung und Popularität von Bands angeht?
Im Bezug auf Musik ist das Internet eine zweiseitige Sache: Man kann leicht eine große Menge Menschen auf der ganzen Welt erreichen und hat so die Möglichkeit, weitläufig bekannt zu werden. Und es ist super für unsere Fans, dass sie sich auf unserem MySpace Profil das neue SuidAkrA Video reinziehen können oder sich in unserem Forum mit anderen Fans aus aller Welt austauschen können. Auf der anderen Seite ist das illegale Runterladen eines noch nicht veröffentlichten Albums natürlich extrem ärgerlich! Dem Einzelnen ist wahrscheinlich nicht klar, dass so etwas das Aus für eine Band wie SuidAkrA bedeuten kann. Wir sind aber sicher, dass das neue Album so gut ankommen wird, dass die meisten doch in den Laden gehen, um es sich dort zu kaufen. Das geniale Artwork von Kris Verwimp wirkt auf Hochglanzpapier definitiv besser als nur am Bildschirm…

Ohne Wortspiel gehn wir nicht nach hause! Sag doch einfach, was dir zu folgenden Begriffen spontan einfällt…
Manowar
: Klischee
Queen: Genial
Moonsorrow: Weiss ich zu wenig von um da was zu sagen
Nordische Mythologie: Sehr Interessant
Stephen King: Nicht mein Fall, viel zu vorhersehbar meiner Meinung nach!
Jim Carrey: Genialer Komiker! Ich mag seine Filme!
Fußball: WM und EM sind immer wieder ein Highlight, für die Bundesliga fehlt mir die Zeit.
Schottland: Tjo, wer ein Konzeptalbum über Schottland schreibt, der hat nur eine Meinung dazu: GENIAL!
Metal1.info: Ein Internetmagazin ;-)

Danke dir vielmals für deine Zeit. Wie üblich kannst du das Interview mit deinen Worten beschließen, falls es noch etwas gibt, dass du hier noch nicht sagen konntest.
Ein fettes „Danke“ an Dich und alle, die SuidAkrA bis hierhin unterstützt haben!
Jeder, der sich irgendwann in den vergangenen 12 Jahren mit SuidAkrA identifizieren konnte, sollte in
„Caledonia“ auf jeden Fall reinhören!
Wir sehen wir uns sicher bei einem unserer Gigs in 2007.

Geschrieben am von Metal1.info

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