Interview mit Benjamin von Novembers Fall

NOVEMBERS FALL konnten mit ihrer Mini-CD „Mythaeon“ groß punkten. Sänger und Gitarrist Benjamin stand unserem Redakteur Sebastian K. aus diesem Anlass für ein Interview bereit.

Hallo Benjamin, danke das du die Zeit nimmst für dieses Interview. Eure aktuelle Demo ist ja in der Szene extrem gut angenommen worden. Wie reagiert die Band auf die überwiegend positive Kritik und wo seht ihr in Zukunft noch Verbesserungsbedarf ?
Also es wird von uns sehr sehr gut aufgenommen. Es ist ein total verrücktes Gefühl. Wir exisitieren ja noch nicht so lange und plötzlich merken wir, dass es schaffen ganz gute Songs zu schreiben und dass andere das auch so sehen. Das Gefühl ist aufjeden Fall toll. Und Negativkritik treibt uns immer gut voran. Beim BrokenMemories war das hauptsächlich das Songwriting waswir dann bei der Mythaeon deutlich gesteigert haben, und diesmal haben wir deutlich festgestellt, dass hauptsächlich der Cleangesang kritisiert wird. Vereinzelt wird uns mangelnde Eigenständigkeit nachgesagt, wir haben nie versucht zu kopieren, aber so etwas lässt einen noch kritischer auf die eigenen Kompositionen schauen, ich denke, dass kann uns auch nur zu Gute kommen, denn dadurch entwickeln wir uns weiter.

Welches Review zu Mythaeon ist die besonders positiv in Erinnerunggeblieben und bei welchem dachtest du, der Schreiber weiß nicht wovon erredet?
Oh es gab beides, aber es gab in der Tat extrem viele gute Kritiken, dassich gar nicht weiß, welche ich aufzählen soll. Ein Spruch war: “Beim Negativen fällt es leichter.“ Die lustigsten waren, dass in unseren Songs die Abwechslung fehlt. In einem anderen stand, dass wir von Primordial geklaut haben sollen. Das genialste war, dass wir alle bis dato diese Band gar nicht kannten. Es gab diesmal extrem viele Schmeichelhafte Reviews, aber ein spezielles habe ich nicht mehr im Kopf, denn ich bin z.B. immersehr angetan, wenn jemand sagt, dass wir dringend ein Label bekommensollten. Das stand dieses Mal auch in verhältnismäßigvielen Reviews.

Wir hatten allerdings auch Kritikpunkte, namentlich der klare Gesang,der meiner Meinung nach nicht ganz das Niveau halten konnte. Woran lags?
Das ist eine gute Frage. Vielleicht hat meine Erkältung eine Rolle gespielt,oder die Aufnahmezeit (2 Uhr nachts). Natürlich kann man nicht alles auf die Umstände und die Produktion schieben. Ich denke aber generell, dass dieses Feld ausbaufähig ist. Ich finde cleanen Gesang eine tolle Möglichkeit, weitere melodische Facetten mit einzubauen. Ich übe auch Cleangesang noch viel stärker und nehme Gesangsstunden.

Das Motiv mit dem kleinen Mädchen und dem Spiegel im „Booklet“ hat mirsehr gut gefallen. Zusammen mit dem Titel „Coral Island“ war ich direktan den japanischen Horrorfilm „Ringu“ erinnert. Was war die Inspirationund wer war für die Zeichnung verantwortlich?
Eine Freundin von uns, sie heißt Annika. Es ist verrückt uns hat es auch anThe Ring erinnert, aber wir haben die Bilder auf die Songs bezogen, zumindest in etwas weiterem Sinne. Das Booklet verbildlicht sozusagen die drei Songs auf Mythaeon, Text als auch Musik. Wir gaben Annika einige Vorgaben und sie setzte diese für uns um. Wir sind mit dem Ergebnis sehr zufrieden. Nebenbei bemerkt, der Tim von Angst-im-Wald hat die beiden Seiten noch etwas digital nachbearbeitet.

Ganz besonderes Interesse gilt natürlich der Zukunft von Novembers Fall. Gibt es vielleicht schon Pläne für ein erstes Album oder sind vielleichtsogar schon Labels an euch herangetreten? Wie kommt Novembers Fallderzeit voran?
Hm, schwer zu sagen. Also klar, es wäre cool, wenn wir ein Label bekommen würden. Das wäre mir am liebsten um ein Albumherauszubringen. Jedoch ist noch kein Label an uns herangetreten. Ich denke wir nehmen vielleicht nächstes Jahr ein Albumauf, derzeit wollen wir erstmal viel Zeit haben für neue Songs. Ichpersönlich könnte mir aber schon fast eher vorstellen,dass wir nochmal zwischendurch ein kleines Schmankerl mit 4-5 Songsherausbringen. Ich glaube, dass Novembers Fall durch diezahlreiche Presse etwas an Aufmerksamkeit in der Szene gewinnt, derzeit ist das aber schwierig abzuschätzen.

Was Novembers Fall seit jeher auszeichnet ist das fehlen klassischer Songstrukturen und Lieder in Überlänge. Einerseits macht das die Songs schwerer zugänglich, andererseits wird es dadurch auch um einige Interessanter. Wie kam es, dass ihr euch dazu entschieden habt es einfach mal anders zu probieren als der Rest?
Naja, den Rest gibt es schon. Wir wollten und wollen nicht die Kopie einerKopie einer Kopie sein. Denn wie bei dem Film „Vier lieben Dich“ sieht man, dass die Qualität mit jedem Mal sinkt.Außerdem wollten wir einfach alles möglicheverwirklichen, was uns gut gefällt. Dazu wären die gängigen Songstrukturen jedoch viel zu streng und einschränkend. Es istaußerdem eine spannende Herausforderung, Neues auszuprobieren. Wirexperimentieren gerne.

Seid ihr der Meinung, ihr habt euren Stil gefunden oder experimentiertihr derzeit ein wenig in einer anderen Richtung? Auf was können wir unsin Zukunft einstellen? Und wird es zukünftig Songs wie „Coral Island“geben? Das interessiert mich persönlich ganz besonders.
Coral Island ist derzeit überall viel umjubelt. Es reizt einen dannnatürlich schon, so etwas in der Richtung nochmal zumachen. Jedoch denke ich, man sollte mit so etwas vorsichtig umgehen, denn was man einmal gut gemacht hat, sollte nichtunnnötig ausgelutscht werden. Dadurch verliert es schnell seinen Reiz. Wirwerden uns aber auf Dauer sicher die düstere,progressive Art erhalten. Wir haben derzeit zwei neue Songs geschrieben,wenn ich sie vergleichen sollte mit der Mythaeonwürde ich sie aber eher in etwas eingänigeren Bereichen ansiedeln. Aber das ist nicht einfach zu sagen, denn die Songs sind noch nicht vollständig fertig. Am besten einfach mal abwarten was alsnächstes kommt. Das wissen wir vorher selber nie.

Wie beurteilt ihr die derzeitige Situation im Melodic Death MetalUnderground? Gibt es Hoffnung für junge Bands oder ist der Markt aufhohem Niveau überfüllt?
Meiner Ansicht nach ist der Markt momentan stark von Metalcore-Bands überschwemmt. Melodic Death war glaub ich mal extremer.Es gibt jedoch auch schon für ziemlich viele Spielarten des Melodic DeathVertreter, die sicher etwas reißen können. Aber diese Sparte ist auch ebenso angefüllt von überflüssigen In Flames oder AtThe Gates Kopien, welche kein Mensch braucht undwelche aufgrund von fehlender Eigenständigkeit sicher kein ewiges Lebenhaben werden.

Welche Bands dienen euch als Vorbilder? Bei welchen Platten sitzt ihrmit offenen Mündern vor der Anlage?
Opeth oder Disillusion, also um zwei große Beispiele zu nennen. Ichpersönlich bin auch absolut überzeugt von The Ocean, ISISund Dark Suns. Das sind einfach Bands die es schaffen, diese düsterenMelodien rüberzubringen. Meines Erachtens erzeugen siealle dieses Gänsehautfeeling beim Hören.

Die Begründer des Göteburger Sounds haben – oft nicht zur Freude derFans – ihren Sound über die Jahre radikal geändert. Die Speerspitzebilden dabei natürlich In Flames. Was haltet ihr von dieser Entwicklung?
Ich finde es sehr gut, dass sie versucht haben, sich zu wandeln, denn gerade In Flames haben bewiesen, dass man einen Stilauch totspielen kann. Sie versuchten sich deshalb an einem etwasmodernerern, frischeren Klang. Ansich keine schlechte Sache,ob es gut ist oder nicht, das sei jedem selbst überlassen, denn meinerMeinung nach ist Musik einfach Geschmackssache.

Wie sieht es derzeit live bei euch aus ? Wann sind die nächsten Terminean denen ihr die Fans von euch überzeugen wollt?
Also wir haben ein paar Dates im März und April 2006, aber auch für spätere Zeitpunkte. Die Booking Phase ist jedoch nochnicht abgeschlossen. Am besten schaut auf www.novembersfall.com für den aktuellen Stand vorbei. Das ist einfacher

Das war es auch schon fast. Hast du vielleicht ein paar letzte Worte fürunsere Leser?
Freut mich, dass ihr euch die Zeit genommen habt, dieses Interview zu lesen. Am besten geht ihr einfach mal auf unsere Pagewww.novembersfall.com und ladet euch unsere Songs runter. Die kosten nix, aber werden euch nicht enttäuschen, wenn ihr melodischen Death Metal mögt.Was jetzt noch fehlt ist unser Metal1.Assoziationsspiel. Was fällt diezu folgenden Begriffen ein:

Britpop: Coldplay
Hansapils: Kann man trinken
Homosexualität: Nich mein Ding, aber ich kann gut neben Homosexuellen existieren ohne dass es mich in irgendeiner Weise stört.
Curling: Oh, damit kenn ich mich überhaupt nicht aus, sorry.
Vogelgrippe: Das derzeitige MediennervundPanikmache-thema Nr.1!
Metal1.info: Kenn ich schon was länger. In der Tat hatten wir auch unsereletzte CD zu Euch geschickt, die irgendwo verschwunden sein muss.

Danke für das Interview
Bitteschön, gern geschehen

Geschrieben am von Metal1.info

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert