Interview mit Micha aka "Das letzte Einhorn" von In Extremo

22.05.2004 beim Infinity Festival in Pettenbach, Österreich, hatte Klemens mit Michael Rhein, aka „Das letzte Einhorn“ von IN EXTREMO das Vergnügen…

M1: Ihr spielt überdurchschnittlich viel auf Festivals…Wieso das?
Micha: In diesem Jahr auf alle Fälle, das hat sich so ergeben. Viele Veranstalter von großen Festivals wollten uns haben, und die Chance haben wir natürlich wahrgenommen. Ab nächste Woche geht es los mit den großen Festivals, das RockHard Festival, Rock am Ring und so weiter, ich glaube diese Chance würde jede Band wahrnehmen denn wir spielen da insgesamt jedes Wochenende vor 40- bis 50 tausend Leuten, da müssten wir ja bekloppt sein das nicht zu machen.

M1: Sind Rock am Ring/im Park die größten Festivals die ihr heuer spielt?
Micha: Nein, beim Aerodrome spielen wir auch, das Highfield ist auch ein sehr großes, gestern waren wir in Frankreich auch auf einem sehr großen Festival…

M1: Dieses (Infinity) hier gehört also eher zu den kleineren?
Micha: Ja Ja *g* (Anm. d. Red: Es tummelten sich bei Schlechtwetter keine 1000 Leute vor der Bühne).

M1:Nutzt ihr die Festivals auch um euch andere Bands anzuschaun?
Micha: Ja natürlich, Ich guck mir immer Bands an, auch zuhause in irgendwelchen kleinen Clubs.

M1: Eure aktuelle CD hat ja auch die „Copy Control“ Funktion, um sie nicht mehr auf PCs kopieren zu können. Was sagst du zur Problematik der Tauschbörsen an sich? Schadet euch das sehr?
Micha: Das schadet jeder Band….ich bin da grundsätzlich sehr zwiegespalten, ich kann sowohl die eine als auch die andere Seite verstehen. Ich denke das man CDs einfach billiger verkaufen müsste, aber das Händler mit Bauchläden herumlaufen und die kopierten CDs verkaufen, das finde ich nicht in Ordnung.Wir haben in Russland z.B. von unseren letzten beiden Scheiben 750.000 Scheiben verkauft….alles Schwarz. Davon haben wir gar nichts.

M1: Ihr spielt ja auch in der Formation „Unbefleckt“. Ist das nur ein Gag für ein paar mal im Jahr oder ist da auch mal eine CD zu erwarten?
Micha: Also, der Name „Unbefleckt“ hat mit IN EXTREMO gar nichts zu tun, das ist einfach Spaß, Jux, Dollerei. Back to the Roots würde ich mal sagen, es kann sein das wir einfach irgendwo an der Straße stehen und Straßenmusik machen, das muss auch nicht sein das alle von IN EXTREMO dabei sind, da können auch andere Musiker mit dabei sein.

M1: Also eher für Mittelalterfestivals und solche Anlässe und nicht für eine CD?
Micha: Ja, aber wir werden schon mal wieder eine akustische Platte machen, wir sind da noch am verhandeln wegen dem Vertrieb. Ein anderer Vorteil ist das nicht so viele Leute dahin kommen *g*.

M1: Wer sind deine musikalischen Vorbilder?
Micha: Meine Vorbilder?…Vorbilder kann ich nicht sagen, Doors finde ich sehr gut, Led Zeppelin, eine meiner Lieblingsbands ist Filter…da gibt’s so viele, auch deutsche Bands. Die H-BlockX finde ich z.B. sehr gut….

M1: Die sind auch am Ring, im Park und im Aerodrome….
Micha: Ja, wir kennen uns auch sehr gut. Aus einer ganz anderen Ecke gefällt mir auch Gerd Köster, ein Kölner Lokalmatador sag ich mal, hat gespielt mit „Schröder Roadshow“ oder Piano has been drinking“, die haben solche Tom Waits Sachen auf Kölsch gemacht, ich hab den ein paar mal live gesehen und er ist für mich einer der besten deutschen Sänger die ich je gehört habe.Aber ich finde auch Klassik gut, ich höre nicht nur Rockmusik, ich find total viele Sachen gut, das kommt auch davon wenn man viele Länder bereist hat….das dein Horizont aufgemacht wird und nicht dieses bescheurte Bretter-denken. Und da bin ich auch sehr froh drüber das ich die Möglichkeit hatte das zu machen.

M1: Ich nehme an ihr versteht nicht alle Sprachen in denen eure Lieder sind selbst… Wo holt ihr euch da Unterstützung?
Micha: Ich geh da schon mal in eine Bibliothek und so weiter, wo ich so alte Texte ausgrab, dann lass ich die auch mal übersetzen, schreibe die um, und lass sie wieder zurück übersetzen, das ist oft schwerer als neu einen eigenen Text zu schreiben. Ich weiß auch was jedes Wort bedeutet, sonst würde ich es nicht singen.

M1: Ihr habt beim Computerspiel Gothic 1 den Soundtrack beigesteuert, ist da was dran das ihr am dritten Teil auch wieder beteiligt seid?
Micha: Das ist in Planung, ja. Es ist angefragt worden und wir haben auch total Lust dazu. Ich denke mal das wir funktionieren.

M1: Welche Band sagt dir eher zu. Subway to Sally, Schandmaul oder Tanzwut?
Micha: Komische Frage…die sind alles gute Musiker, aber ich finde Schandmaul ganz gut, die haben ihr eigene Sache gemacht, ist mir zu Folkloristisch muß ich sagen, ist nicht mein Ding aber die machen ihren Weg, auch vom textlichen her.Tanzwut ist mir zu….Techno-lastig kann ich nichts mit anfangen. Ich finde Corvus Corax besser. Subway to Sally ist mir einfach zu kompliziert.

M1: Inwiefern kompliziert?
Micha: Ja. Zu verzickt. Aber das liegt auch an der Mentalität. Wenn der Berliner sagt Potsdam, Potsdam ist nicht Fisch nicht Fleisch, aber das jetzt nicht negativ gesehen, das ist keine Wixerei oder so.Aber im Grunde genommen haben alle diese Bands ihre Berechtigung, und SUBWAY TO SALLY ist auch eine Band die 10 Jahre existiert und eine gestandene Band ist, das finde ich wunderbar.

M1: „Vollmond“ auf der „Sünder ohne Zügel“: Im CD Inlay steht Musik: cKay. Wer ist das?
Micha: Ein Freund von uns, der war mit im Studio und hat diese Harfenmelodie für uns gemacht, und wir haben den Rest drum rum gebaut. Wir haben dann gesagt, na wenn du schon mit dabei warst dann schreiben wir dich auf drauf.

M1: Wie geht’s mit In Extremo weiter, gibt’s schon konkrete Pläne für die nähere Zukunft?
Micha: Also wir werden jetzt bis September spielen, wir spielen ja nicht nur ein Deutschland sondern auch total viel im Ausland, was kaum einer weiß. Ab September machen wir dann mal einen Break und kommen dann voraussichtlich im Frühjahr mit einer neuen Platte raus.

M1: Über die Richtung des neuen Albums, kann man da schon was sagen oder entsteht das dann erst bei den Aufnahmen?
Micha: Das entsteht. Es wird IN EXTREMO sein, wir werden uns aber auch weiterentwickeln. Das ist ja auch so ein Ding, viele Mittelalterbands sagen einfach „Ja, wir müssen das machen damit die Leute glücklich sind“. Das ist Schwachsinn, Stillstand bedeutet tot. „Früher war alles besser“, „ Das ist ja nicht mehr das selbe wie früher“. Ich möchte nicht 20 Jahre lang die selben Songs spielen, es macht mir immer noch Spaß, aber das ist nicht der Weg.

M1: Aber gerade in diesem Genre ist das gefährlich weil die Fans nicht viel verzeihen und oft das gewohnte verlangen…
Micha: Aber dann tut’s mir leid für die, ich nenne das dumm. Ohne jetzt jemand persönlich anzugreifen, aber der will ja auch nicht 30 Jahre lang in der zehnten Klasse bleiben. Aber es verkennen ja auch viele, das auf der „Sünder ohne Zügel“ und „7“ ja deutlich mehr Original-Mittelalterliche Elemente als auf der „Weckt die Toten“ sind. Das sind aber Stücke die kennt keiner, die kennen nur vom Mittelaltermarkt das Palästinalied, das kann ich nicht mehr hören, jeder der einen Dudelsack halten kann spielt dieses Lied, der kann ihn noch nicht mal spielen, der kann ihn nur halten. Und da distanzieren wir uns davon, und die Entwicklung geht einfach weiter.IN EXTREMO ist IN EXTREMO, wir schmeißen das alles in einem Topf, mit 7 Leuten, und was rauskommt das sind dann wir.

M1:Und zum Abschluss noch ein kurzes Brainstorming:
George Bush jr. Marionette, hat den Arsch offen.
Geld Gut welches zu haben aber nicht wichtig.
Open Airs Wunderbar.
New Metal Eine eigene Sache, die ich auch ganz gut finde.

M1: Ich bedanke mich für das Interview und freue mich auf IN EXTREMO live….

Geschrieben am von Metal1.info

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