Review Edge Of Sanity – Infernal (Re-Release)

Bis 1997 hatten sich EDGE OF SANITY als eine der innovativsten Bands der schwedischen Death-Metal-Szene etabliert. Mit Alben wie „The Spectral Sorrows“ und „Purgatory Afterglow“ bewiesen sie ihre Fähigkeit, brutalen Death Metal mit progressiven Elementen und Melodien zu verbinden. Infernal entstand jedoch in einer Phase interner Spannungen innerhalb der Band, insbesondere zwischen Frontmann Dan Swanö und den übrigen Mitgliedern. Diese Konflikte spiegeln sich in der teils zerrissenen Natur des Albums wider. Obwohl Infernal einige brillante Momente hat, wirkt es letztlich wie das Werk einer Band, die in zwei verschiedene Richtungen zieht.

Eines der auffälligsten Merkmale von Infernal ist die unterschiedliche Herangehensweise an das Songwriting. Auf der einen Seite stehen Dan Swanös Beiträge, die stärker auf Melodie, Atmosphäre und progressive Strukturen setzen. Auf der anderen Seite drängen Andreas Axelsson und der Rest der Band auf einen direkteren, aggressiveren Death-Metal-Sound. Dies führt zu einem Album, das manchmal an Kohärenz mangelt, aber dennoch einige herausragende Stücke bietet.

„Hell Is Where the Heart Is“ eröffnet das Album mit einer energiegeladenen, intensiven Attacke und repräsentiert die härtere Seite der Platte. Die Riffs sind scharf und aggressiv, doch eine melodische Unternote deutet bereits auf die progressiveren Tendenzen der Band hin. Zu den ungewöhnlichsten Songs des Albums gehört „15:36“, getragen von melancholischem Klargesang und einer düsteren, bedrückenden Atmosphäre. Der Song ist purer Swanö und hätte problemlos auf eines seiner Soloprojekte gepasst. Ein weiteres Highlight „The Last Song“ mit einem eindringlichen Klavierintro, das in eine dramatische und melodische Komposition übergeht – einer der emotionalsten Momente auf Infernal. „Losing Myself“ und „Burn the Sun“ repräsentieren die traditionellere Death-Metal-Seite des Albums – solide, aggressive Songs, die jedoch nicht unbedingt als Highlights herausstechen. „Forever Together / Forever Lost“ fasst die gespaltene Natur des Albums perfekt zusammen, indem es sowohl die härteren als auch die melodischen Elemente in einem Stück vereint.

Trotz seiner Uneinheitlichkeit bleibt Infernal ein starkes Album mit vielen spannenden Momenten. Allerdings fehlt ihm die klare Vision und das nahtlose Zusammenspiel der Stile, die frühere EDGE-OF-SANITY-Alben so fesselnd machten. Die Zerrissenheit des Albums sollte sich als Wendepunkt erweisen, denn Dan Swanö verließ die Band kurz nach der Veröffentlichung.
In der Diskografie von EDGE OF SANITY wird „Infernal“ oft als Übergangsalbum betrachtet, das die kreativen Differenzen offenbart, die letztendlich zur vorübergehenden Auflösung der Band führten. Das nachfolgende „Cryptic“ wurde mit einer anderen Besetzung aufgenommen und verfolgte einen direkteren Death-Metal-Ansatz, dem der progressive Geist Swanös fehlte. Allerdings kehrte Swanö 2003 mit „Crimson II“ zurück und setzte EDGE OF SANITY damit ein würdiges letztes Kapitel.
Dem Re-Release hat Dan Swanö ein Update in puncto Sound verpasst. So kommen die Drucks etwas knackiger daher, während die Gitarren etwas mehr Punch erhalten haben. Trotzdem bleibt der ursprüngliche Charackter der Aufnahmen erhalten – einmal mehr eine sehr gute Arbeit des Bandchefs.

Heute wird „Infernal“ manchmal übersehen, weil es von internen Konflikten überschattet wurde, doch es bleibt ein faszinierendes Album für Fans der Band. Auch wenn es nicht so kohärent oder bahnbrechend ist wie ihre besten Werke, enthält es dennoch einige brillante Momente, die zeigen, warum EDGE OF SANITY eine der einzigartigsten und visionärsten Bands des Extreme Metal war.

Wertung: 7.5 / 10

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