Interview mit Lee Hutchinson von Pick Collectors Against Cancer

Read the English version

Klimawandel und Krieg, Rassismus, Hass und Ausbeutung: Tagtäglich werden wir mit negativen Nachrichten aus aller Welt bombardiert. Doch so wichtig es ist, sich mit diesen Problemen auseinanderzusetzen, so wichtig ist es auch, das Positive im Blick zu behalten. Neben dem oft bitter nötigen „Eskapismus durch Musikgenuss“ bietet die Metal-Szene hierfür (bei allen nicht zu leugnenden Problemen) jede Menge tolle Projekte. In unserer Interview-Serie „HEAVY … aber herzlich!“ stellen wir euch sozial, ökologisch oder politisch engagierte Vereine, Veranstaltungen und Personen vor, die uns Mut und die Welt zu einem besseren Ort machen.

Für Teil 2 dieser Reihe sprachen wir mit Lee Hutchinson, der mit der von ihm gegründeten Charity-Initiative PICK COLLECTORS AGAINST CANCER bereits knapp 300.000 $ an Spendengeldern für die Krebsforschung gesammelt hat.

Mehr Informationen zu PICK COLLECTORS AGAINST CANCER findet ihr unter www.pcac.rocks, sowie auf Facebook und Instagram.

Bitte stell dich kurz als Person vor. Wer bist du und wie bist du zur harten Musik gekommen?
Hi, mein Name ist Lee Hutchinson, ich komme aus Southampton in Großbritannien und stehe auf Metal, seit ich 14 bin. Angefangen habe ich mit Bands wie Slayer, Metallica oder Nuclear Assault, aber ich stand auch auf Bands wie WASP, Wolfsbane und Almighty. Als ich merkte, dass ich mich in die Rockszene verliebt hatte, begann ich Bass zu spielen und trat einer Band bei. Der Rest ist Geschichte.

Du hast PICK COLLECTORS AGAINST CANCER (PCAC) 2015 gegründet. Wie bist du auf die Idee gekommen, das Sammeln von Plektren mit dem Sammeln von Spenden zu verbinden?
Meine Mutter war an Krebs erkrankt und ich wollte etwas Geld für das lokale Krebszentrum sammeln. Ich habe schon immer gerne Spenden gesammelt, und so lag es nahe, meine Liebe zu Metal, Gitarrenplektren und Spendenaktionen zu kombinieren. Ich sprach mit meinem Freund Steve über meine früheren Spendenaktionen – Trekking zum Mount Everest Base Camp, Schwimmen auf der Isle of Wight in Großbritannien, Musikabende, Essen – als mir die Idee kam. Am Anfang wollte ich einfach nur 1000 Dollar zusammenbekommen. Als Fundraising-Gruppe haben wir das sehr schnell übertroffen, also habe ich das Ziel auf 5000 Dollar erhöht, dann 10.000 Dollar, 25.000 Dollar … jetzt sind wir fast bei 300.000 Dollar!

Der Anfang: Das NFG-PCAC-Pick

Wie bist du an die Sache herangegangen, was waren damals deine ersten Projekte?
Als ich die Idee hatte, wollte ich mehrere konkurrierende Plektren-Hersteller dazu bringen, sich zusammenzutun und einen Sack Plektren zu drucken und zu spenden, um ein Plektren-Set zu erstellen. Glücklicherweise haben alle Unternehmen, die ich kontaktiert habe, zugesagt und sind mit an Bord, und bis heute unterstützen sie mich, wenn ich sie frage. Das erste Projekt war ein Plektrum-Set, dann schickten mir Stone Sour und Skindred einige ihrer Plektren, die ich versteigerte. Das öffnete die Tür für alle weiteren Auktionen. Ian Grushka von New Found Glory fragte mich, ob ich ihr Logo auf die eine und mein PCAC-Logo auf die andere Seite eines Picks drucken wolle – das war der Beginn der Zusammenarbeit zwischen Künstlern und PCAC. Ian ist selbst ein aktiver Pick-Sammler, und in einigen der Pick-Trading-Gruppen auf Facebook aktiv, und er erkundigte sich bei mir über PCAC, worum es geht, wie ich das organisiere und so weiter. Nach einer Weile schlug er mir die Idee mit den Picks vor, und natürlich war ich sofort Feuer und Flamme dafür, denn ich sah, dass sich dadurch weitere Türen zum Fundraising öffnen würden. Ian und ich sind Freunde geworden, und er hat mit seinen Spenden von Picks, Pässen usw. dazu beigetragen, Tausende von Dollar zu sammeln. Wenn ich jemals eine Idee habe, weiß ich, dass ich ihn fragen kann und er mich unterstützen wird. Ich habe sogar seiner Tochter für eine Woche die Leitung von PCAC überlassen.

PCAC-Memorial-Pick für HR Nielsen

Wie ist PCAC heute organisiert? Wie viele Leute sind beteiligt und wie viel Zeit investierst du in das Projekt?
Ich mache immer noch das meiste, ich poste auf Facebook, wo sich alles abspielt, und auf Instagram, ich kümmere mich um die Bands, Manager, Promoter, ich verpacke und poste alle Auktionsgewinne, Pick-Releases – mein Rekord liegt bei 1.800 Picks in 48 Stunden, das war kein Spaß … ich habe einen 18-Stunden-Tag und einen 16-Stunden-Tag dafür gebraucht! Einer meiner besten Freunde, Toby, kümmert sich um den ganzen Kram auf der Website. Das hat mir geholfen und mir viel Zeit und Druck abgenommen. Als ich mit der Website anfing, war das für mich eine große Umstellung. Ich habe mehrere Leute, die mir bei der Auswahl der Designs helfen. Leider ist mein Freund Michael Hr Nielsen, der die meisten Picks entworfen hat, im Jahr 2023 gestorben. Er war eine große Hilfe, seit ich die Idee hatte. Ich hatte das Glück, dass Lisa Lane, die Gründerin von EgoPicks und ebenfalls eine Person, die mir im Laufe der Jahre sehr geholfen hat, sowie Fernando ‚Nando‘ Menotti einsprangen, wo Michael zuvor geholfen hatte.
Wenn ich ein Gewinnspiel auf Facebook veranstalten möchte, kann ich ihnen eine Nachricht schicken und sie um Picks bitten, die dann innerhalb weniger Tage eintreffen. Manchmal habe ich auch zu einem meiner Freunde gesagt: „Hast du 100 Plektren, die du mir schicken kannst, damit ich ein Benefiz-Gewinnspiel machen kann?“ und 48 Stunden später kommt ein kleines Paket an.

Wie läuft ein Projekt bei dir normalerweise ab, von der Idee für ein Plektrum bis zur Geldspende?
Es ist wirklich jedes Mal anders. Einfach erklärt: Ich lerne ein Bandmitglied kennen oder sie kontaktieren mich, wir entwickeln eine Idee, die ihnen gefällt, wir einigen uns auf ein Pick-Design und dann bringe ich sie heraus. Die Bands wählen ihre bevorzugte Krebshilfsorganisation, und ich spende 100 % des gesammelten Geldes an diese Organisation. Ich hole mir immer die volle Zustimmung des Künstlers und/oder der Plattenfirma/des Managers ein. Ich werde niemals ein Pick herausgeben, das nicht vollständig genehmigt wurde. Wenn die Künstler mit mir Kontakt aufnehmen, haben sie meist eine sehr genaue Vorstellung davon, was sie wollen. Randy Blythe [Lamb Of God] hat mir zum Beispiel eine Nachricht geschickt und gesagt, er wolle etwas umsetzen. Als wir uns trafen, sagte er: „Ich möchte drei Plektren im Set, auf einem möchte ich etwas zum Surfen haben, da ich Surfen liebe, auf einem anderen möchte ich ein Foto von einer Frau verwenden, die an Krebs erkrankt ist, und auf dem anderen ein Foto von mir, da es mein Plektrum-Set ist und es Sinn macht.“

Nergal mit PCAC-Behemoth-Pick

Und die Künstler entscheiden, an welche Organisation das Geld aus einer Kampagne gespendet werden soll?
Jeder, mit dem ich zusammenarbeite, darf sich seine bevorzugte Wohltätigkeitsorganisation zum Thema Krebs aussuchen. Das ist etwas, was die Künstler an PCAC wirklich mögen: Sie wissen, wohin das Geld fließt. Ich stelle nicht nur den Künstlern, sondern auch der Facebook-Gruppe Nachweise über alle Spenden zur Verfügung. Um meinen vertrauenswürdigen Ruf zu wahren, halte ich alle auf dem Laufenden und beantworte alle Fragen zu meiner Arbeit.

Wie wählst du die Produktionsfirma für deine PCAC-Picks aus?
Viele der Bands, mit denen ich zusammenarbeite, haben Endorsement-Verträge, also muss ich für diese Picks die entsprechenden Firmen beauftragen. Aber das Gute ist, dass ich mit so ziemlich allen Firmen schon zusammengearbeitet habe, sodass sie wissen, was ich mache und dass es ein echtes, ehrliches Projekt ist. Zu allen Unternehmen, mit denen ich zusammenarbeite, habe ich eine langjährige Beziehung … und das liegt an der Sache mit dem Vertrauen. Eines der Unternehmen meinte zum Beispiel, dass sie oft um Spenden gebeten werden, aber die Art und Weise, wie ich PCAC erklärt habe, hat sie dazu gebracht, sich auf mich einzulassen – und sie waren begeistert, was dabei herauskam.

Du hast schon ein paar erwähnt, aber du arbeitest jetzt mit unzähligen bekannten Bands zusammen. Wie kam es dazu, was hat dir dafür die Türen geöffnet?
Das hat sich einfach so ergeben! Ich habe Freunde, die sehr stark in der Musikindustrie involviert sind, und sie haben Bands von PCAC erzählt, sie haben mich mit Bandmitgliedern bekannt gemacht. Wenn ich ein Pick mit einer bestimmten Band herausbringe, öffnet das in der Regel die Tür zu einer anderen.
Beim Download-Festival habe ich backstage mit jemandem geplaudert, von dem ich nicht wusste, wer er war … aber es stellte sich heraus, dass er der Manager einer großen Managementfirma war. Ich musste die Firma wegen einer Zusammenarbeit mit einer ihrer Bands kontaktieren und bekam eine Antwort, in der es hieß: „Wir wissen von PCAC, du hast neulich mit unserem Chef gesprochen und er mochte, was du machst, also werden wir dich zu 100% unterstützen: Er sagte, wenn du uns kontaktierst, sollten wir versuchen, dafür zu sorgen, dass alles funktioniert.

Lee mit Tom Araya (Slayer)

Welche Schwierigkeiten oder Hürden musstest du seit der Gründung des Projekts überwinden?
Die größte Hürde war es, am Anfang Vertrauen zu Bands, Gitarrentechnikern usw. aufzubauen. Pick-Sammler haben bei vielen Techs nicht den besten Ruf, weil es da auf der ganzen Welt ein paar zwielichtige Gestalten gibt – aber ich habe hart gearbeitet, um zu beweisen, dass ich nicht so bin. Die Touring-Welt ist ziemlich klein und jeder scheint jeden zu kennen. Nach einer Weile bekamen die Leute zu hören, dass ich in Ordnung bin und man mir vertrauen kann. Ein großer Wendepunkt war, als Tom und Sandra Araya bei der Spendensammlung eingestiegen sind. Es war, als würden die Leute denken: „Wenn Tom das gemacht hat, dann muss es OK sein“ … Sandra hat im Laufe der Jahre eine Menge Geld gesammelt! Wenn ich jetzt mit Technikern spreche, höre ich: „Ah, wir haben gehört, dass du einer der Guten bist!“ Das hat eine ganze Weile gedauert.

Welche Band oder welches Projekt war für dich der größte Erfolg – persönlich, aber auch von der Höhe des gesammelten Geldes her?
Der größte finanzielle Erfolg war die Ergon-Gitarre, das war ein Riesenerfolg. Adriano Sergio war ein Gitarren-Techniker bei Anthrax. Als wir uns das erste Mal trafen, hatte er die Idee, eine Gitarre zu bauen und sie von Künstlern signieren zu lassen. Ich könnte stundenlang über dieses Projekt sprechen, aber die Kurzversion ist: Adriano hat die Gitarre gebaut und sie von Iron Maiden, Slipknot, Slayer, Megadeth, Lamb Of God, Papa Roach, Judas Priest, Scorpions, Machine Head signieren lassen … die Liste lässt sich noch lange fortführen. Insgesamt kamen 13.000 Dollar zusammen. Was ich an dieser Aktion so toll fand, war, dass nicht die reichste Person gewonnen hat: Ich habe ein Spiel entwickelt, bei dem der Gewinner die Gitarre für 13 Dollar bekam und sie bei Bloodstock Open Air überreicht bekam. Er hat nicht nur die Gitarre gewonnen, sondern auch Geld für einen Flug nach Großbritannien, ein Hotelzimmer, VIP-Tickets für das Festival, eine Backstage-Tour und ein beeindruckendes Kunstwerk – eine vergoldete Nachbildung der Gitarrenform von Dread Metal.

Die Bloodstock-Familie übergibt die Gitarre an Gewinner, Nuno Martins.

Die größte Einzelversteigerung war eine Bassgitarre von Vman von Slipknot. Ich stand bei einem Mastodon-Gig in London und hörte: „Das da ist Lee!“ Vman kam rüber, stellte sich vor und sagte: „Ich habe eine Bassgitarre für dich!“ Das Coole an der Sache war: Der Gewinner und ich haben uns dann mit Vman in einem Coffee Shop in London getroffen, wo er den Bass überreicht hat. Er hat Plektren und Custom Saiten dazu gegeben, er hat den Bass sogar rausgenommen und verschiedene Bass-Spieltechniken gezeigt.

Du arbeitest besonders eng mit dem Bloodstock Open Air zusammen, für das du auch ganze Pick-Sets produzierst. Wie kam es zu dieser Zusammenarbeit?
Die Antwort darauf ist einfach … Ich wurde Alan Hungerford vorgestellt. Alan ist einer meiner größten Unterstützer und hat durch seine Empfehlungen, Spenden und seine Hilfe dazu beigetragen, zehntausende Dollar zu sammeln. Alan ist mit Vicky verheiratet und er hat mich der ganzen Familie vorgestellt, der das Festival gehört. Ich wurde 2015 eingeladen, und es war ein großer Erfolg! Die Pick-Set-Idee entstand, sie wuchs und wuchs und einige große Bands waren beteiligt. Mein Ziel ist es, ein Pick Set mit allen drei Headlinern der Hauptbühne zu machen. Ich hoffe, 2025 ist es soweit! Ich kann der BOA-Familie nicht genug für ihre Unterstützung danken. Adam, Vicky, Rachael, Paul, Simon, Alan, Will und das gesamte Backstage-Personal behandeln mich fantastisch und helfen dem PCAC, wo immer sie können.

Hast du vor, das auch auf andere Festivals auszuweiten?
Ich würde sehr gerne mit dem Download Festival zusammenarbeiten, denn ich fahre nach Donington, seit ich 16 Jahre alt bin. Der Boss, Andy Copping, weiß über PCAC Bescheid und hat sogar gespendet, um das „Eddie“ Plektrum von Derek Riggs zu bekommen, also drücke ich die Daumen, dass es klappt! Ich habe vor ein paar Jahren ein paar tausend Dollar mit Plektren gesammelt, die hinter der Bühne beim Festival gespendet wurden, und Andy hat den Teenage Cancer Trust als Empfänger des Geldes ausgewählt.

Giant-Pick mit Derek-Riggs-Zeichung

Nicht nur, weil du es gerade erwähnt hast, sondern auch, weil es besonders cool war: Kannst du uns die Geschichte der Zusammenarbeit mit Derek Riggs erzählen, der für dich ein „Eddie“-Design auf ein riesiges Plektrum gezeichnet hat, das dann im Original versteigert sowie auf normalen Picks und als Poster nachgedruckt wurde? Wie kam es zu dieser Zusammenarbeit – und sind weitere Entwürfe von ihm geplant, oder war es eine einmalige Sache?
Ich war schon immer ein großer Fan von Dereks Arbeit und hatte die Idee, berühmte Metal-Künstler dazu zu bringen, auf ein riesiges Plektrum zu zeichnen/malen. Ich erzählte meiner Freundin Kat von meiner Idee und sagte: „Stell dir vor, Derek würde einen Eddie auf ein Plektrum malen.“ Sie sagte mir, sie sei mit ihm befreundet und würde ihn fragen. Ich wusste allerdings nicht, dass zwei PCAC-Unterstützer aus Amerika Derek und seiner Frau Kim bereits von PCAC erzählt hatten. Kat, Jared und Mark haben für die Idee geworben, und tatsächlich bekam ich eine E-Mail, in der stand, dass es möglich ist! So kamen insgesamt über 10.000 Dollar zusammen. In meinem Kopf war es ein Traumziel, Derek einzubeziehen … Ich kann immer noch nicht glauben, dass er der erste war, der zu der Idee ja sagte!

Jason Bowld (Bullet For My Valentine) mit dem von ihm designten Giant-Pick.

Was andere Riesen-Plektren angeht, war das Erste, das veröffentlicht wurde, von Jason Bowld, dem Schlagzeuger von Bullet For My Valentine – weil er mit seinem so schnell war. Das nächste wird ein Design von Suicidal Tendencies sein. Deren Künstler Alan Pirie hat bereits seine Zauberkunst an einem Pick vollbracht und ich werde es bald herausbringen. Ein Blanko-Pick hat der Gitarrist einer Band, aber wer das ist, bleibt vorerst ein Geheimnis. Es sind noch ein paar Rohlinge übrig und ich habe meine Künstler im Visier, also schaut mal hier, ob ich sie mit meiner Magie dazu bringen kann, zuzusagen!

Wie viele verschiedene PCAC-Picks gab es eigentlich, seit du diese Initiative gestartet hast?
Oh Mann, ich habe ehrlich gesagt keine Ahnung … eine Menge! Es gab eine Menge Picks mit berühmten Bands, lustige Picks für Spiele, Give-Aways, Tribute-Picks, Event-Picks … Ich müsste mich hinsetzen und sie alle zählen, denn ich habe von allem, was ich veröffentlicht habe, eines aufgehoben.

Gibt es mit PCAC noch andere besondere Momente oder Erfolge, die dich besonders stolz gemacht haben?
So viele, dass es unmöglich ist, ein oder zwei auszuwählen! Die Ergon-Gitarre, die Zusammenarbeit mit einigen meiner Lieblingskünstler, echte Freundschaften auf der ganzen Welt, die Liebe und Unterstützung, die PCAC bei den Leuten genießt, auf dem Download-Festival an der Seite der Bühne zu stehen, Black Stone Cherry dabei zuzusehen, wie sie PCAC-Plektren ins Publikum schmeißen und am nächsten Tag ein Live-Video zu sehen, in dem sie darüber sprechen … ehrlich, es waren viele besondere Momente, die Liste ließe sich beliebig fortsetzen. Ich nehme das nicht als selbstverständlich hin, ich bin so dankbar, dass PCAC von so vielen akzeptiert wurde. Eines Tages werde ich aufhören, und ich werde zurückblicken und so viele Geschichten zu erzählen haben! Ich will nicht das größte Metal-Fundraising-Projekt sein, ich will nur meinen kleinen Beitrag leisten, Menschen helfen und dabei Spaß haben. Und deshalb bin ich sehr stolz auf das, was ich erreicht habe.

BSC-PCAC-Pick, am Mikrophonständer beim Download

Daran anknüpfend: Was ist dein nächster Meilenstein, was würdest du gerne erreichen?
Der nächste Meilenstein sind 300.000 Dollar, die ich im Jahr 2025 erreichen dürfte. Das ganze Projekt entwickelte sich zu einem zweiten Vollzeitjob, also habe ich es aktiv auf ein erträgliches Maß heruntergefahren, ohne dass es mich ausbrennt. Ich gehe jetzt einfach Schritt für Schritt vor, ohne mir große Ziele zu setzen. Eine halbe Million wäre fantastisch, aber das scheint so weit weg zu sein. Vielleicht würde es schneller gehen, wenn ich Hilfe beim Verpacken und Versenden bekäme, aber ich bitte nicht gerne darum, denn es ist eine Menge, was ich von den Leuten verlange, und ich müsste ihnen zu 100% vertrauen. Ein anderer Grund, warum es so gut funktioniert, ist, dass die Musiker von Anfang bis Ende mit mir zu tun haben – es sind nicht drei oder vier Leute, die alle E-Mails schicken und verschiedene Dinge tun. Sie lernen mich kennen, und wenn sie mich und meine Ideen mögen, wissen sie, dass sie mit mir zu tun haben werden, bis das Geld gespendet ist.

Wie kann die Metal-Community eure Initiative unterstützen?
Hauptsächlich indem man Beiträge teilt, bei den Gewinnspielen mitmacht, um Geld zu sammeln, oder auf die Website geht und ein Plektrum kauft, wenn man helfen will. Gegenstände, die versteigert werden können, habe ich im Moment zuhauf, also geht es jetzt vor allem ums Mitmachen und darum, die Botschaft zu verbreiten. Ich veranstalte oft Gewinnspiele, bei denen man auf lustige Art und Weise Plektren gewinnen kann. Eine Sache, die sich von allem anderen unterscheidet, ist, dass man 100%ig einen Preis gewinnt, wenn man bei einem PCAC-Spiel mitmacht: Ich habe einmal ein Slipknot-Spiel gemacht, bei dem jede Person, die durch eine Spende mitgespielt hat, einen Slipknot-bezogenen Gegenstand gewonnen hat – sei es ein Plektrum, eine Eintrittskarte, eine Setlist, ein Schlagzeugfell, einen Stick oder eine signierte CD.

Was macht die Metal-Szene und insbesondere die Pick-Sammler-Community zu etwas Besonderem, warum ist sie der perfekte „Boden“ für ein Projekt wie dieses?
Die Metal-Szene ist wie keine andere. Die Fans schauen vielleicht furchteinflößend und gemein aus, aber sie sind die nettesten und freundlichsten Menschen, die du je treffen wirst! Mein Bruder hat mich vor ein paar Jahren zum Bloodstock-Festival begleitet. Er ist kein Metal-Fan und war skeptisch, ob er hingehen sollte, weil ihm die Musik so wenig zusagte. Schlussendlich hatte er so viel Spaß und hat so viele neue Bands entdeckt, die ihm gefielen, dass er wieder kam! Er meinte dann zu mir: „Es war das freundlichste Festival, auf dem ich je war, alle lachten und waren fröhlich – und sahen dabei gruselig aus.“ Vor ein paar Jahren traf ich eine Band, und die Musiker haben die ganze Zeit gelächelt, gelacht und Scherze gemacht. Als es dann um das Foto von ihnen ging, konnte ich mir ein Schmunzeln darüber nicht verkneiffen, wie schnell sie ihre „Metal-Gesichter“ ein- und ausschalten konnten.

Randy mit PCAC-Lamb-Of-God-Pick

Die Metal-Community ist einfach fantastisch, ich habe so viele tolle enge Freunde in der Metal-Welt und durch PCAC gefunden. Ich war schon auf anderen Festivals, und man sieht nicht oft, dass wildfremde Leute aufeinander zugehen und sich umarmen, nur weil man das gleiche T-Shirt trägt. Oder dass Leute in einem Moshpit aufeinander losgehen, nur um dann zu lächeln, ein Bier zu trinken, einander die Arme um den Hals zu legen und darauf zu warten, dass der nächste Song anfängt. Das Bloodstock war die erste große Veranstaltung im Vereinigten Königreich nach Covid, und ich habe noch nie so viele Leute gesehen, die sich umarmten und glücklich waren, bei einem Konzert ihrer Lieblingsbands wieder „zu Hause“ zu sein. Die Welt der Picksammler war auch toll: Ich hatte Leute, die ganze Sammlungen gespendet haben, um anderen zu helfen, Unterstützer, die ihre Kontakte genutzt haben, um mir zu helfen, Künstler zu treffen, die ich einbeziehen wollte.

Was möchtest du den Metalheads da draußen mit auf den Weg geben?
Macht weiterhin das, was wir Metalheads tun … seid freundlich, unterstützt die Szene, wenn ihr das Glück habt, bei einem Gig ein paar Extra-Picks zu bekommen, seid nicht gierig – gebt sie weiter, um jemand anderen zum Lächeln zu bringen!

Vielen Dank für deine Zeit – lass uns mit einem kurzen Brainstorming abschließen:
Der Reiz des Pick-Sammelns:
Dass ich etwas von einem Gig haben kann, über das ich, wenn ich alt und grau bin, eine Geschichte erzählen kann, wo und wann ich die Band gesehen habe und so weiter.
Anzahl der Plektren in deiner privaten Sammlung: Etwa 2000 … aber ich kenne einige Jungs, die weit über 20.000 haben!
Dein Lieblingspick: Tom Arayas Slayer-Pick von der „Seasons In The Abyss“-Tour, der erste Pick, den ich gefangen habe!
Dein liebstes PCAC-Pick: Das ist schwer zu sagen, da sie alle eine besondere Bedeutung haben. Aber ich entscheide mich für das von Tom Araya, weil es das erste Pick war, das ich je eingetütet habe: Ich habe ihn in seiner Garderobe gefragt, ob er ein Plektrum machen würde, kein Slayer-Design, sondern eines von Tom, und er hat ja gesagt. Ich habe gezittert, so aufgeregt war ich.
Ein Tipp für alle, die anfangen wollen, Plektren zu sammeln: Karma ist alles! Wenn ihr gierig seid, werdet ihr sehr schnell enttarnt. Wenn du freundlich und nett bist, bekommst du vielleicht ein oder zwei zusätzliche Plektren in einem Tauschgeschäft, und das kann dir helfen, weitere für deine Sammlung zu bekommen. Ich habe einem Kerl bei einem Gig vier oder fünf Plektren gegeben und wollte nichts dafür zurück – aber als er mich das nächste Mal bei einem Machine-Head-Gig sah, gab er mir einen Haufen Pick von diesem Gig!
PCAC in zehn Jahren: Das ist ein beängstigender Gedanke, hoffentlich immer noch dabei, Geld zu sammeln, mit Bands zu arbeiten, die auf der Hauptbühne stehen und aufstrebend sind. Ich werde einfach älter und grauer sein, aber immer noch lächeln!

Fotos: © PCAC (Nutzung mit freundlicher Genehmigung)


Alle weiteren Teile dieser Serie findet ihr hier:

Publiziert am von

Dieses Interview wurde per E-Mail geführt.
Zur besseren Lesbarkeit wurden Smilies ersetzt.

2 Kommentare zu “Pick Collectors Against Cancer

  1. Ich bin gespannt, welche Projekte ihr noch vorstellt. „Inklusion muss laut sein“ wäre vielleicht noch was, was spannend wäre.
    Oder die inklusive Basis des Rock Harz, welches ja mit der Lebenshilfe zusammengestellt wurde.

    Auch interessant wären die Akteure der queeren Black Metal-Bands, welche auf Bandcamp sehr präsent sind. Beispielsweise das Projekt Lust Hag oder Genital Shame. Da tut sich was im Untergrund und das ist auf seine Art und Weise spannender als jedes Darkthrone-artige Projekt, was es natürlich immer noch gibt.

    Bleibt dran, jeder hat das Recht harte Musik zu hören und keiner muss bei Helene Fischer versauern.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert