Interview mit Dani Filth von Cradle Of Filth

Read the English version

Die britischen Extreme-Metaller CRADLE OF FILTH melden sich mit ihrem 14. Studioalbum „The Screaming Of The Valkyries“ zurück. Nur logisch also, dass wir uns mit Frontmann Dani Filth zu einem sehr interessanten Gespräch zusammengefunden haben. Was das neue Werk von seinen Vorgängern unterscheidet, was man unter Easter-Eggers versteht, was Dani mit Deutschland verbindet und vieles mehr lest ihr hier.

Dani, zuerst eine Eisbrecher-Frage: Hast du Robert Eggers’ Nosferatu schon gesehen?
Ja, habe ich.
Und was hältst du davon?
Ich mochte ihn. Ich fand, er war sehr gut gemacht. Die Farbpalette sah großartig aus. Ich denke, all die historischen Anspielungen – sowohl auf die Geschichte als auch auf den Vampirfilm im Allgemeinen – waren wirklich gut. Ich konnte überall eine Menge Easter Eggs oder besser gesagt Easter Eggers entdecken. Das Einzige, was mich ein bisschen gestört hat – ich meine, ich liebe den Impressionismus und all das – ich fand nur, dass es einfach nicht gruselig genug war.
Wirklich?
Ja. Ich fand die Spannung um Orloks Ankunft und all das großartig. Aber er hätte einfach ein bisschen furchteinflößender sein müssen. Das ist der einzige Kritikpunkt, den ich habe. Ich habe das Ende geliebt. Es hat mich wirklich an „Die Verwandlung des Vampirs“ von Baudelaire erinnert – die Art, wie das Tageslicht alles offenbart. Also ja, es war großartig. Ein Genuss.

Vielleicht wäre das ein weiteres Konzept für CRADLE OF FILTH in der Zukunft?
Das wurde ja eigentlich schon gemacht, oder?

Dani Filth 2025; © Jakub Alexandrowicz

Vielleicht hast du recht. Fangen wir mit den ernsten Themen an. Zunächst einmal: Glückwunsch! Euer neues Album „The Screaming Of The Valkyries“ erscheint in weniger als einem Monat. Ich habe es gehört und es ist fantastisch. Es ist eines eurer besten Alben bis heute. Ich würde gerne zuerst die Texte beleuchten. Soweit ich mich erinnere, haben CRADLE OF FILTH immer schon Themen wie Mythologie, Religion und Geschichte erforscht. Wie war das bei „The Screaming Of The Valkyries“? Meiner Meinung nach habt ihr diesmal die Gesellschaft als das Monster dargestellt …
Nicht unbedingt. Das Album hat ein sehr gemischtes Repertoire. „To Live Deliciously“, „Non Omnis Moriar“, „You Are My Nautilus“, „Malignant Perfection“, „When Misery Was A Stranger“, „Demagoguery“ – all diese Songs sind von aktuellen Ereignissen beeinflusst. Ich würde sagen, dass alles andere reiner Eskapismus ist. Es ist kein Konzeptalbum im eigentlichen Sinne. Der Schrei der Walküren stellt ein katastrophales Ereignis dar – als wäre es eine reale Begebenheit. Wie das Aufsteigen einer Atompilzwolke oder eine riesige Welle, die sich über dir erhebt – kurz – eine Katastrophe. Also wenn man den Schrei der Walküren hört – von Wesen, die Asgard überfallen, die Torwächter und die Dienerinnen der Götter vernichten – dann ist das Ragnarök, das Ende von allem. Aber allein den Schrei zu hören, würde bedeuten, das unmögliche Unheil anzuerkennen. Und außerdem ist es auch einfach ein verdammt guter Titel für ein Heavy-Metal-Album.

Also sind die Texte in gewisser Weise auch eine Aussage über die aktuelle globale Situation?
Bei ein paar Songs vielleicht. Der Rest ist sehr feierlich. Sex und Tod, Vampirismus – all die guten Dinge, die man von CRADLE OF FILTH kennt. Religiöse Ikonografie, Pornografie, dunkle Romantik. Aber ich würde sagen, dass „When Misery Was A Stranger“ das Album auf einer eher düsteren Note enden lässt, denn die Texte sind düster. Innerhalb dieser Texte ist die Katastrophe bereits geschehen. Das Unvermeidliche ist eingetreten. Und der Titel selbst wurde tatsächlich davon inspiriert, dass wir mittlerweile nur noch 22 Sekunden von Mitternacht entfernt sind. Das war im Grunde auch das Thema hinter „When Misery Was A Stranger“. Diese Ereignisse sind passiert und wir hätten sie entweder wertschätzen oder uns mit ihnen auseinandersetzen sollen, als wir noch die Gelegenheit dazu hatten. Aber die Hoffnung im Song besteht darin, dass man ihn liest als wäre es bereits geschehen – obwohl es in Wahrheit noch nicht passiert ist. Es ist also sehr dickensianisch, wie in „A Christmas Carol“ – die drei Geister sind gekommen und haben dich gewarnt, und nun hast du die Gelegenheit, tatsächlich etwas zu ändern.

Welche Botschaft möchtest du in diesen Zeiten vermitteln?
Nun, dieses Album dreht sich um Eskapismus und darum, die Kunst und die Musik zu genießen, falls sie eine kleine Botschaft enthält. Aber ehrlich gesagt – wenn die Leute über diese Dinge noch nicht Bescheid wissen, dann ist es, als würde man zu Bekehrten predigen. Sie werden es nie wirklich aufnehmen. Ich meine, diese Dinge sind grundlegend, sie passieren jeden Tag, und die Leute sollten darüber Bescheid wissen. Neulich erwähnte jemand den aktuellen Konflikt in Russland. Er hatte absolut keine Ahnung von den Entwicklungen des letzten Jahres. Nicht ein bisschen. Und ich war schockiert. Ich dachte mir: Das ist verrückt. Wie kann man das nicht wissen? Und er sagte: „Nun, ich traue den Nachrichten nicht.“ Dann vertraue eben 20 verschiedenen Nachrichtenquellen und bilde dir deine eigene Meinung! Aber gar nichts zu tun und einfach weiterzumachen? Aber gut, jeder nach seiner Fasson.

CRADLE OF FILTH 2025; © Jakub Alexandrowicz

Ich denke, die Hauptbotschaft unseres Albums ist, dass es eine Reflexion dessen ist, wie ich selbst zur Musik gekommen bin – insbesondere zum Heavy Metal. Ich war völlig überwältigt und verzaubert von den Konzepten, der Ideologie hinter den Albumcovern und der puren Flucht aus der Realität, die Heavy Metal bietet. Ich habe es geliebt. Es war groß, laut, dreist und so farbenfroh wie nur möglich. Denk an frühe W.A.S.P., Spider, Venom – in voller Rüstung gekleidet. Das war es. Ich habe es absolut geliebt. Und genau das will ich den Menschen heute vermitteln. Ich will, dass sie natürlich ein Auge auf die Realität haben und sich bewusst sind, was passiert. Aber ich werde nicht predigen. Wir sind keine Band, die ihre Meinungen anderen aufdrängt. Ich habe meine Ansichten, aber sie sind nicht dazu da, um sie jedem aufzuzwingen. Ich werde nicht predigen – es sei denn, es bewegt mich so tief, dass ich es einfach muss. Aber ich will, dass unsere Alben ein Ort sind, an dem Menschen zusammenkommen können, um zu entfliehen, zu genießen und kreativ zu sein.

Eskapismus in den Dingen, die man liebt, sozusagen?
Ja. Eines der Hauptprinzipien dieses Albums war es, einfach das zu liefern, was wir schreiben – ohne den Druck, spezielle Editionen oder Bonustracks für Timbuktu zu machen. Wir wollten einfach nur abliefern. Das ist es. Die Leute beschweren sich sowieso, wenn ein Album zu lang ist. Also, was bringt es, noch Special-Edition-Tracks hinzuzufügen? Natürlich kaufen sie sie trotzdem – mit erweitertem Artwork und allem drum und dran. Aber wir wollten den Leuten einfach nur das Album geben. Genau so war Musik früher. Und wir liefern immer noch ein langes Album. Wir wollten ein Album schreiben, das trotz der Verbindung von Extremen auch sehr, sehr eingängig und einprägsam ist.

YouTube

Mit dem Laden des Videos akzeptieren Sie die Datenschutzerklärung von YouTube.
Mehr erfahren

Video laden

Ich weiß, dass du ein außergewöhnlicher Lyriker bist, besonders wenn es eine gute Idee für ein vollständiges Albumkonzept gibt. Was bevorzugst du? Konzeptuelles oder nicht-konzeptuelles Schreiben?
Nun, ich würde lieber wieder ein Konzeptalbum machen, aber es ist einfach sehr, sehr schwierig. Es verändert, wie die Musik klingt. Ich glaube ehrlich gesagt, dass wir mit CRADLE besser schreiben, wenn wir nicht eingeschränkt sind. Ich gehe nie auf die Band zu und sage: „Hier sind die Texte, schreibt einen Song drumherum.“ Ich gebe ein Thema oder eine Richtung vor, aber im Allgemeinen warte ich ab und helfe dabei, den Song zu formen. Manchmal entwickelt sich etwas und ich denke: Nein, ich brauche diesen Song, dieses Riff muss länger sein.
Oder: Das ist der Pre-Chorus, also muss sich das verändern – genau wie unser Produzent Scott Atkins, der ein echter „Gestalter“ ist. Erst danach schreibe ich Texte zu etwas, das bereits geformt wurde. Aber ja, Konzeptalben – wenn es ein großartiges, originelles Konzept gibt und ich mich völlig darin verliere wie ein verrückter Professor, sodass ich nichts anderes mehr tun kann, außer meine Aufgabe zu erfüllen und es zum Leben zu erwecken, so wie ich es bei „Crawl’s Example“ getan habe – dann ja. Wenn nicht, dann ist es, wie wir es mit diesem Album gemacht haben, einfach eine Sammlung guter Songs.

Im Vergleich zu „Existence Is Futile“ habt ihr auf eurem neuen Album die Orchestrierung weitgehend weggelassen. Dadurch erinnert „The Screaming Of The Valkyries“ meiner Meinung nach eher an „Nymphetamine“ oder „The Manticore And Other Horrors“ als an „Damnation And A Day“ oder „Darkly Darkly“. Würdest du dem zustimmen?
Ich denke schon. Die Keyboards auf diesem Album sind eher experimentell. Wir haben versucht, ein bisschen mehr in die Richtung zu gehen, die wir vielleicht bei „The Principle Of Evil Made Flesh“ oder „From The Cradle To Enslave“ eingeschlagen haben. Seltsame, einzigartige Horror-Sounds, unheimliche Atmosphären, ungewöhnliche Klänge. Es gibt Chöre, es gibt andere Instrumente – Geigen, Cello usw. Aber alles in einem seltsamen, ungewohnten Kontext.

Cradle Of Filth - Existence Is Futile Cover

Also, wenn ihr beginnt, ein Album zu schreiben …
Das tun wir gerade.
Oh, wirklich? Kannst du etwas mehr darüber verraten?
Na ja, ich würde nicht zu aufgeregt sein. Ich meine, wir haben dieses Album noch nicht einmal veröffentlicht, aber wir versuchen, dem Ganzen ein bisschen voraus zu sein, solange wir noch voller Energie sind. Es ist gut. Ich meine, natürlich haben wir immer noch die Nachwirkungen dieses Albums im Ohr. Aber es hat uns ermöglicht, einen Schritt in eine neue Richtung zu machen.

Und wie läuft das ab? Schreibt ihr zusammen oder arbeitet ihr aus der Ferne? Wie ist der Weg von der ersten Idee für ein neues CRADLE-Album bis zum finalen Ergebnis?
Riff-Banken. Jeder trägt eine Menge Ideen bei, und dann fangen wir an, darauf aufzubauen. Es gibt viele Gelegenheiten, sich zu treffen – wir sind fast das ganze Jahr auf Tour, bei Proben vor den Shows, beim Soundcheck oder wenn wir irgendwo im Nirgendwo in Hotelzimmern festsitzen. So haben wir den Großteil von „The Screaming Of The Valkyries“ geschrieben – oder besser gesagt, verfeinert. Wir hatten bereits viel Material und haben es dann in Hotelzimmern weiter ausgearbeitet und damit experimentiert. Nicht alles, aber deutlich mehr als in der Vergangenheit.

Übrigens: Ihr hattet eine Besetzungsänderung, richtig? Daniel Burbage an der Gitarre und Zoe Marie Federoff an Gesang und Keyboard. Kannst du erzählen, wie sie zur Band gekommen sind und wie es ist, mit ihnen zu arbeiten?
Nun, sie sind zur Band gestoßen, weil unser vorheriger Gitarrist zu einem ziemlich ungünstigen Zeitpunkt ausgestiegen ist – etwa einen Monat, vielleicht sechs Wochen, bevor wir in den USA mit Danzig auf eine große Tour gehen sollten. Das ließ uns nicht genug Zeit, um Visa zu besorgen, also mussten wir Musiker in den USA finden. Unser Gitarrist verließ die Band aus persönlichen Gründen und damit ging auch unsere Keyboarderin – nicht aufgrund seiner Entscheidung, sondern weil sie sich noch nicht richtig in der Band eingelebt hatte und den Moment nutzte, um auszusteigen.
Ursprünglich mussten wir also in den USA nach Ersatz suchen, um das Visaproblem zu umgehen. Doch es gab viel Arbeit im Hintergrund, um langfristige Mitglieder zu finden. Wir hatten eine Art Checkliste und sowohl Donny als auch Zoe waren die Besten der Besten – großartige Musiker, perfekt geeignet, moralisch und sozial kompatibel, einfach sehr nette Menschen und Fans der Band. Es hat sich perfekt gefügt. Statt zu sagen, „danke für eure Dienste, jetzt suchen wir in Europa jemanden“, haben wir gemerkt, dass es einfach passt. Und es läuft so gut, dass Zoe und Ashok mittlerweile verheiratet sind! Meine Partnerin und ich waren Anfang des Jahres bei ihrer Hochzeit in Arizona – es war fantastisch. Das allein zeigt, dass es in der Band ziemlich stabil läuft.

Dieses Jahr geht ihr mit eurem neuen Album auf eine große Tour. Ich habe gelesen, dass ihr fünf Stopps in Deutschland macht. Was schätzt du am deutschen Publikum?
Die deutschen Fans haben CRADLE OF FILTH immer sehr unterstützt. Ich glaube, unsere erste Tour überhaupt war in Deutschland – 1994 mit Napalm Death und At The Gates. Wir haben damals in Essen gespielt, was irgendwie witzig ist, weil wir Essen seit Ewigkeiten nicht mehr besucht haben, obwohl es früher ein fester Bestandteil unserer Tour war. Deutschland war eines der ersten Länder, das auf CRADLE OF FILTH aufmerksam wurde, und es ist seither ein sehr wichtiger Markt für uns. Wir haben auch viele deutsche Bands. Das ist unser zweites deutsches Label. Ich fahre einen deutschen Sportwagen – was will man mehr?

Ich war schon immer ein großer Fan der deutschen Metalszene. Ich habe mich sehr schnell und intensiv für Thrash begeistert. Großbritannien hatte einige großartige Bands, aber im Thrash waren wir nicht so stark vertreten. Es gab ein paar wie Sabbat und Onslaught, aber der meiste Thrash kam aus den USA – die Bay Area mit Metallica, Megadeth, Anthrax, Slayer, Exodus, Overkill. Und dann gab es die deutsche Szene mit Destruction, Sodom, Kreator, Violent Force und Deathrow. Ich war ein riesiger Assassin-Fan. Daher war es ziemlich cool, als wir in Deutschland bekannt wurden. Es ist immer großartig, in Deutschland zu spielen, und wir schätzen es sehr, dass wir nach 30 Jahren Karriere in Deutschland immer noch große Fortschritte machen.

Apropos Touren: Ein sehr schwieriges Thema ist der Verkauf von Merch als primäre Einkommensquelle für Bands. Wie hat sich das für dich als Fan und aus professioneller Sicht entwickelt? Wo siehst du Verbesserungsmöglichkeiten – für Bands und Fans?
Ich könnte den ganzen Tag darüber reden. Es ist einfach, wie die Welt funktioniert. Es ist eigentlich ironisch, dass Merchandise die Haupteinnahmequelle ist – und nicht die Alben, also die Musik selbst. Heutzutage muss man einfach sehr clever damit umgehen. Wir haben gerade Kollaborationen mit Black Craft gemacht, einer Bekleidungsfirma aus den USA, und mit Vetements, einer großen High-End-Modemarke. Beide, besonders die Vetements-Sachen, sind sehr experimentell und cool. In der Vergangenheit haben wir auch etwas mit Drop Dead, dem Label von Bring Me The Horizon, gemacht. Man muss einfach schlau sein.

CRADLE OF FILTH live auf dem Brutal Assault 2022
CRADLE OF FILTH live auf dem Brutal Assault 2022

Ich finde nicht, dass Bands von Fans kritisiert werden sollten, nur weil sie Geld verdienen wollen. Ich meine, es ist doch auch völlig okay, wenn Fans eine Karriere haben. Ich sehe genug Leute, die mit Porsches und Audis zu unseren Shows kommen. Und Metal-Fans sind nicht dumm – viele haben gut bezahlte Jobs. Also warum sollte es für Bands nicht auch in Ordnung sein?
Das Problem ist: Wenn Bands nicht bezahlt werden, dann gibt es irgendwann einfach keine Bands mehr. Ich denke, Regierungen müssten Gesetze erlassen, um Bands besser zu schützen – sei es in Bezug auf Privatsphäre, KI, Online-Inhalte, die von anderen genutzt werden, oder Informationen, die verbreitet werden. Und vor allem müssten die Einnahmen durch digitale Streaming-Plattformen fairer geregelt werden.

Rote Karte für Spotify, sozusagen?
Na ja, egal wer es ist – fairerweise muss man sagen, dass diese Plattformen auch viel für Bands tun. Sie bringen uns an Leute, die uns vielleicht noch nicht kannten, weil sie uns über eine Playlist entdecken. Ich habe selbst viele Bands über meine Freundin gefunden, weil sie ständig Spotify nutzt. Und wenn ich eine Band gut finde, kaufe ich mir das Album – auch weil ich das Format bevorzuge. Ich liebe es, CDs ins Auto zu legen oder sie auf einer richtigen Anlage zu hören. Es klingt einfach besser. Ich glaube, meine Aussage war etwas übertrieben formuliert. Ich habe die digitalen Plattformen nicht als Schuldige hingestellt. Vielmehr denke ich, dass Regierungen und andere Akteure in der Verantwortung stehen. Und auch Bands müssen klug sein und diese neuen Möglichkeiten richtig nutzen. Streaming gibt es nun schon eine Weile, aber wir haben gelernt, es für uns zu nutzen. Gleichzeitig braucht es aber gesetzliche Regelungen, um Künstler zu schützen und vielleicht auch über andere Tantiemenmodelle nachzudenken. Aber das ist ein anderes Thema. Es ist schwieriger geworden, ja – aber wie immer gilt: Mutieren und überleben. Das haben wir als Band schon immer getan. Und die Szene insgesamt auch.

CRADLE OF FILTH live auf dem Brutal Assault 2022
CRADLE OF FILTH live auf dem Brutal Assault 2022

Dani, wir sind fast am Ende. Zum Abschluss möchte ich dich fragen: Abseits von Musik, Touren und Rock ’n’ Roll – was wünschst du dir für die Welt? Kann das Schreien der Walküren noch zum Schweigen gebracht werden?
Ich weiß es nicht. Mit der Amtseinführung von Trump und all den Dingen, die dort passiert sind – ob gut oder schlecht – wer weiß das schon? Es sind auf jeden Fall sehr interessante, chaotische Zeiten. Vielleicht schaffen wir es ja doch noch, uns vom Abgrund zurückzuziehen. Ich hoffe es. Ich hoffe, dass die Menschen ihren gesunden Menschenverstand nutzen. Es ist doch absurd, dass wir im Jahr 2025 zwei große Kriege haben. Einer davon lodert gerade, aber die Gräueltaten, die auf beiden Seiten passiert sind, wirken einfach beispiellos, unkontrollierbar und kaum zu glauben – gerade in unserer Zeit. Eigentlich sollten wir doch in einem Zeitalter der Aufklärung leben. Und doch haben diese Kriege den gesamten Fortschritt in Sachen Klimawandel zurückgeworfen. Ölquellen, die in Brand gesetzt werden, U-Boote, Kriegsschiffe, Dutzende von Raketen, die täglich abgefeuert werden. Nahe Fehlschläge an Atomkraftwerken, ganze Städte dem Erdboden gleichgemacht – es ist einfach verrückt. Da spielt es keine Rolle, wie oft man sagt, dass Elektroautos die Zukunft sind oder dass man Windparks ausbauen sollte. Im Vergleich dazu ist das alles nur ein Tropfen auf den heißen Stein. Aber irgendwie, irgendwie wird es weitergehen.

Dani, es war mir eine Freude, mit dir zu sprechen. Danke, dass du dir die Zeit genommen hast. Hast du zum Abschluss noch Lust auf unser Metal1-Brainstorming?
Okay, klar.
Alkohol vor der Show? Nie. Ich trinke nicht mehr.
Must-have-Gadget auf Tour? Sonnenbrille, dunkle Sonnenbrille.
Buch oder Musik? Musik.
Devilment? Pause.
CRADLE OF FILTH in fünf Jahren? 2030 … Zum Glück bin ich weder Wahrsager noch Hellseher. Aber ein happy medium bin ich schon. Keine Ahnung – hoffentlich am richtigen Ort.

YouTube

Mit dem Laden des Videos akzeptieren Sie die Datenschutzerklärung von YouTube.
Mehr erfahren

Video laden

Publiziert am von

Dieses Interview wurde per Telefon/Videocall geführt.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert