Jinjer Artwork

Review Jinjer – Duél

  • Label: Napalm
  • Veröffentlicht: 2025
  • Spielart: Groove Metal

JINJER gehören spätestens seit dem letzten Album „Wallflowers“ zur Speerspitze des modernen, progressiv angehauchtem Metals. Knapp vier Jahre später steht mit „Duél“ nun der Nachfolger des hochgelobten vierten Longplayers der Ukrainer in den Startlöchern – und die Erwartungshaltung ist in Anbetracht der nicht zu unterschätzenden Messlatte ziemlich hoch.

Grundsätzlich bleibt das Quartett seinem Patentrezept treu und setzt den auf dem Vorgänger eingeschlagenen Weg Richtung progressiverer Strukturen konsequent fort. So geben sich brettharte Metalpassagen und progressiv-melodische Abschnitte über die gesamte fast 45-minütige Laufzeit von „Duél“ die Klinke in die Hand und sorgen für ein durchgehend anspruchsvolles, wenn auch insgesamt etwas gleichförmiges Hörvergnügen – was, auf hohem Niveau gemeckert, auch das Hauptmanko des Album darstellt.

Denn obwohl JINJER auf klassische Strophe-Refrain-Strophe-Strukturen weitestgehend verzichten, klingen die elf Kompositionen insgesamt sehr ähnlich, jedoch ohne dabei beliebig austauschbar zu sein. Vielmehr wirkt es, als ob die Band aus Donetsk über die Jahre hinweg ihren stilistischen Baukasten komplettiert hat und diesen nun bei quasi jedem Song vollumfänglich einsetzt. Was aber auch dazu führt, dass nur wenig dauerhaft im Ohr hängenbleibt, wobei etwas weniger harte Songs wie „Kafka“ oder „Tumbleweed“ durchaus positiv herausstechen.

Genrefans dürfte das nicht abschrecken, zumal die technische Umsetzung ohne jeden Makel daherkommt. In Sachen Zusammenspiel und individueller Spiel- bzw. Gesangstechnik befinden wir uns hier fraglos in der obersten Liga, gerade das Bassspiel von Eugene Abdukhanov und der facettenreiche Gesang der charismatischen Frontfrau Tatiana Shmailyuk fallen immer wieder äußerst positiv auf (was die Leistung der restlichen Bandmitglieder keinesfalls schmälern soll). Produktionstechnisch hat man mit der erneuten Verpflichtung von Max Morton, der auch für den druckvollen Mix sowie das gelungene Mastering verantwortlich ist, auf Bewährtes besetzt. Auch hier gibt es nichts zu Meckern.

Textlich geben sich JINJER anspruchsvoll: Wer jedoch beim Albumtitel „Duél“ primär an den Ukraine-Konflikt denkt, liegt falsch, beschäftigt sich die Platte doch vielmehr mit persönlichen Konflikten auf der psychologischen Ebene. Lediglich der Track „Rogue“ ist ein mehr oder weniger expliziter Mittelfinger Richtung Russland und Putin.

Es fällt schwer, „Duél“ nicht zu mögen. Das Album hat auf allen Ebenen kaum Schwächen, trotzdem bleibt aufgrund der fehlenden Varianz ein gewisses Geschmäckle. Ein richtiger Hit wie „Pisces“ hätte dem fünften JINJER-Longplayer sicherlich gut getan und wäre gewissermaßen das Sahnehäubchen gewesen. So ist „Duél“ leider nicht der vorläufige Höhepunkt in der Diskografie der Band geworden und bleibt in Sachen Aha-Effekt minimal hinter „Wallflowers“ zurück – was aber nichts daran ändert, dass es ein tolles Album ist, welches Fans von Bands wie Mastodon oder Gojira ziemlich sicher mehr als nur ein bisschen ansprechen dürfte.

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Wertung: 8 / 10

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