Das Cover von "Here Be Dragons" von Avantasia.

Review Avantasia – Here Be Dragons

Bei AVANTASIA ist fast alles beim Alten: Tobias Sammet hat für seine Metal-Oper wieder zahlreiche hochkarätige Gastsänger und -sängerinnen an Bord geholt und zelebriert Bombast, Kitsch, Theatralik und die großen Emotionen so sehr, wie es Power Metal und Hard Rock nur zulassen. Neu ist beim Jubiläumsalbum Nummer 10, „Here Be Dragons“, allerdings das Label hinter der Veröffentlichung: Wie schon so einige andere große Namen zuvor wanderten AVANTASIA von Nuclear Blast zum neuen Platzhirsch Napalm Records.

Nach zwei Alben über die „Moonflower Society“ – „Moonglow“ (2019) und „A Paranormal Evening With The Moonflower Society“ (2022) – wenden sich AVANTASIA nun mit Drachen einem der Fantasy-Themen überhaupt zu – doch welches Schleifchen ums Paket geschnürt ist, ist letztendlich egal. Mit dem knackigen Opener „Creepshow“ steht zu Beginn nicht nur der typische Sammet-Solosong, sondern auch die perfekt gewählte erste Singleauskopplung. Auf den knackigen Hard-Rock-Hit folgt mit dem fast neunminütigen Titeltrack der obligatorische, musical-artige Longtrack (der im Text immerhin den „Moonflower Garden“ erwähnt und damit eine kleine, thematische Verbindung zu den Vorgängern schafft). Hier gibt sich Geoff Tate (ex-Queensrÿche) bereits zum vierten Mal die AVANTASIA-Ehre.

Nicht fehlen darf natürlich Michael Kiske: Die Helloween-Legende war bisher auf jedem AVANTASIA-Album vertreten. „The Moorland at Twilight“ ist passend zu Kiskes Gastbeitrag ein flotter Power-Metal-Song, der stark und wohlig an die beiden „The Metal Opera„-Alben erinnert. Als besonders cooles Element entpuppt sich hier eine dezent eingewobene Orgel. Der Track ist aber nicht der einzige, der an die AVANTASIA-Frühphase erinnert, auch der treibende Hard-Rocker „Phantasmagoria“ mit Ronnie Atkins oder der zweite Sammet-Soloauftritt „Unleash the Kraken“ als pures Feelgood-Power-Metal-Lehrstück lassen die frühen 2000er ebenso aufleben wie die beiden „Moon“-Alben. Diese drei Alben nun als Rückbesinnungs-Trilogie zu bezeichnen, wäre wohl zu viel des Guten – der Bombast und die Theatralik der Alben von „The Scarecrow“ (2008) bis hin zu „Ghostlights“ (2016) sind schließlich weiterhin groß vertreten. „Here Be Dragons“ versteht sich daher eher als Best-of aus fast 25 Jahren AVANTASIA.

Da es auch auf einem Best-of mit vielen altbekannten Motiven Neues geben sollte, gibt es drei Neuzugänge zur AVANTASIA-Familie. Adrienne Cowan gehört zwar schon länger zum Live-Ensemble, ist bei „Avalon“ nun aber endlich erstmals auch auf einem Album vertreten. Wer sie von ihrer Hauptband Seven Spires kennt, weiß: Hier wäre trotz guter Sangesleistung mehr drin gewesen – das Songwriting hätte hier mutiger und weniger konservativ sein dürfen. Kenny Leckremo von H.E.A.T. gibt beim rasanten „Against the Wind“ mit seiner rauen Stimme einen gelungenen Einstand. Ein besonderes Schmankerl für Genrefans ist das Mitwirken von Kamelot-Frontmann Tommy Karevik, der beim pathetischen „The Witch“ brilliert – besonders, weil beim abschließenden Bombastmonster „Everybody’s Here Until the End“ sein Kamelot-Vorgänger Roy Khan mit von der Partie ist und beide Kamelot-Sänger damit auf einem Album vertreten sind.

Vieles, fast alles auf „Here Be Dragons“ klingt wohlig vertraut – manchmal zu vertraut. Überraschungen gibt es keine, alles passiert in etwa so, wie es auch zu erwarten ist. „Here Be Dragons“ ist deshalb nicht langweilig oder mäßig, sondern wieder einmal ein sehr gutes AVANTASIA-Album und fügt sich perfekt in die hochklassige Diskografie ein. Sammet macht es sich damit vielleicht ein bisschen zu bequem; qualitativ bleibt die Jubiläumsscheibe damit leider hinter den „Moon“-Meisterwerken zurück, die insgesamt mehr zu bieten haben. Dass AVANTASIA auch ohne Neuerungen und mit dem Ausspielen altbekannter Stärken ihre Spitzenposition im Power Metal festigen, daran besteht kein Zweifel.

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Wertung: 8 / 10

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