Das Cover von "Bone Collector" von Grave Digger

Review Grave Digger – Bone Collector

  • Label: Reigning Phoenix
  • Veröffentlicht: 2025
  • Spielart: Heavy Metal

In den inzwischen 45 Jahren ihres Bestehens haben sich GRAVE DIGGER dank harter Arbeit und cleverem Geschäftssinn den Ruf als Garant für hochwertigen Teutonenstahl erkämpft. Bis auf wenige Ausnahmen erreichen auch ihre neueren Alben allerorten Höchstwertungen und selbst wenn die Truppe erneut altbekannte Themen wie Kreuzritter oder schottische Clans ausgräbt, überzeugt das Ergebnis auf ganzer Linie. Die Erwartungen an ein neues Album der Band um Frontmann Chris Boltendahl sind also von Haus aus hoch und sie dürften kaum weniger werden, wenn GRAVE DIGGER wie bei Ankündigung von „Bone Collector“ auch noch vollmundig versprechen, zum Feeling ihres 1984er Meilensteins „Heavy Metal Breakdown“ zurückzukehren. Kann das gut gehen?

Überraschender- bzw. im Lichte ihrer jüngsten Erfolgssträhne erwartbarerweise ja. Das liegt aber vielleicht auch daran, dass GRAVE DIGGER mit „Bone Collector“ gar nicht so wirklich in die 80er zurückkehren. Zwar klingen schon die Main-Riffs des rabiaten Openers sowie des nachfolgenden „The Rich, The Poor The Dying“ so ganz ohne Schotten- oder Kreuzritter-Kontext schön nach dem Teutonenstahl der alten Schule, allerdings ruft die Platte insgesamt eine andere Epoche ins Gedächtnis: Der staubtrockene, druckvolle Sound und das energetische Songwriting von „Bone Collector“ lassen vor allem an die Alben der späten 90er und frühen 2000er denken, was sicherlich eine der fruchtbarsten Phasen im Schaffen von GRAVE DIGGER war.

Riffgetriebene, energiegeladene Titel wie „Kingdom Of Skulls“, „Killing Is My Pleasure“ und vor allem das abschließende „Whispers Of The Damned“ rufen auf angenehmste Weise das 2001 erschienene „The Grave Digger“ in Erinnerung – gut, das liegt jetzt auch schon fast 25 Jahre zurück, also darf vermutlich auch hier von „old school“ gesprochen werden. Wirkliches 80er-Feeling kommt auf „Bone Collector“ eigentlich nur im rockigen „The Devil’s Serenade“ auf, es ist aber nicht so, als würde man ausgerechnet diesen Aspekt in den übrigen Songs vermissen. Das Songwriting auf diesem Album verdient somit eine glatte Eins mit Stern, denn GRAVE DIGGER klingen hier – wie immer – nach sich selbst und zitieren sich selbstbewusst, ohne sich dabei zu kopieren.

Überhaupt wirken die Gladbecker auf ihrem 21. Album, als hätten sie Super getankt – bedenkt man, dass die Truppe bereits mit ihren vorangegangenen Alben die meisten Erwartungen nicht nur erfüllt, sondern übertroffen hat, ist das nicht nur überraschend, sondern schlicht beeindruckend. Die kompromisslose Angriffslust der Songs auf „Bone Collector“ sorgt zusammen mit dem authentischen, ungezwungenen Songwriting dafür, dass GRAVE DIGGER auch nach 45 Jahren noch hungrig und – ja, tatsächlich – jugendlich klingen. Und selbst wenn es ein wenig aus der Zeit gefallen wirkt, ist es cool, dass die Band dieser Platte passend zum Inhalt den typischen 90er-Sound verpasst hat.

Ja, GRAVE DIGGER konnten sich einen Ruf als Garant für hochwertigen Teutonenstahl erspielen und „Bone Collector“ wird ihn weiter zementieren. Wer nach viereinhalb Jahrzehnten Bandgeschichte eine Platte abliefert, auf der sich kein einziger schlechter Song befindet und die obendrein so frisch klingt, als wäre man locker 20 Jahre jünger, versteht nicht nur sein Handwerk, sondern hat auch nach wie vor ehrlichen Spaß an der Musik. Wo auch immer GRAVE DIGGER ihre Energie herbekommen, es bleibt zu hoffen, dass diese Quelle nie versiegt; denn „Bone Collector“ ist nicht nur ein hervorragender Einstand für ihren neuen Gitarristen Tobias Kersting, sondern hält auch von Anfang bis Ende das hohe Niveau seiner beiden gelungenen Vorgänger.

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Wertung: 9 / 10

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Ein Kommentar zu “Grave Digger – Bone Collector

  1. wieso spricht eigentlich kein Review dieses scheußliche KI-Cover an? Selbst wenn es ein 10 von 10 Album wäre, würde ich es mir niemals kaufen, wenn man so wenig Wert darauf legt dem Fan ein stimmiges Gesamtpaket zu liefern. Ich finde es eine Frechheit.

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