Das Cover von "Volume Six" von Sacrifice

Review Sacrifice – Volume Six

  • Label: High Roller
  • Veröffentlicht: 2025
  • Spielart: Thrash Metal

Als Fan der kanadischen Thrash-Metal-Urgesteine SACRIFICE braucht man Geduld. Schon ihre letzte Platte „The Ones I Condemn“ ließ stolze 16 Jahre auf sich warten und bis zum Release ihres passend „Volume Six“ betitelten sechsten Studiowerks mussten ebenfalls 16 Jahre ins Land gehen – es ist also verzeihlich, wenn man die Truppe aus Toronto zwischenzeitlich nicht auf dem Schirm hatte. Bemerkenswert ist in diesem Zusammenhang, dass SACRIFICE nach all den Jahren in Ur-Besetzung zurückkehrten, denn genau wie das 2009er Comeback-Werk wurde auch „Volume Six“ von den gleichen Musikern aufgenommen, die auch auf dem Debüt „Torment In Fire“ (1986) zu hören sind. An mangelnder Glaubwürdigkeit wird die Platte also bestimmt nicht scheitern.

Wer „The Ones I Condemn“ kennt, weiß, dass SACRIFICE zwar Mitte der 80er angefangen haben, jedoch keineswegs in der Vergangenheit hängen geblieben sind. Schon „Comatose“ eröffnet die Platte als absolut zeitgemäßer Thrash-Brecher und auch „Antidote Of Poison“ und das galoppierende „Missile“ klingen mit ihrem tonnenschweren Riffing alles andere als angestaubt. Nicht zuletzt dank des schneidenden Gesangs von Frontmann Rob Urbinati fühlt man sich auf „Volume Six“ des Öfteren an die weitaus jugendlicheren Warbringer erinnert, was wohl am besten verdeutlicht, dass die Kanadier auf ihrem neuesten Album alles andere als „alt“ klingen – vor allem nachzuhören in „Explode“.

Klar, im Thrash Metal ist es nicht einfach, sich eine eigene Identität zu schaffen und so hört man natürlich auch bei SACRIFICE, wer sie beeinflusst. Auf „Volume Six“ sind das neben den genannten Warbringer natürlich auch deren Vorbilder Demolition Hammer und geht man nach Songs wie „Underneath Millennia“, gehören allem Anschein nach auch die neueren Werke von Destruction zu den Inspirationsquellen der Truppe. Dank ihres ausgeprägten Gespürs für zeitgemäßes Abrissbirnen-Riffing und dem Talent für ziemlich songdienliche Leads in der Schnittmenge aus technischem Anspruch und melodiöser Nachvollziehbarkeit klingen SACRIFICE zwar vielleicht nicht immer individuell, aber doch stets authentisch.

Und dann sind SACRIFICE ja auch noch für echte Überraschungen gut: Mit „Lunar Eclipse“ und „Black Hashish“ finden sich auf „Volume Six“ nämlich gleich zwei reine Instrumentalstücke, in denen die Thrasher unerwartet viel kompositorische Tiefe offenbaren und mit teils progressiven Passagen ein schönes Gegengewicht zur ansonsten kompromisslosen Attacke der übrigen Songs schaffen. Abschließend sei noch bemerkt, dass die Platte in eine moderne, druckvolle Produktion verpackt wurde, die mit jeder „großen“ Veröffentlichung mithalten kann. Ganz nebenbei verstärkt der wuchtige Sound auch den Eindruck, dass SACRIFICE nach wie vor voll am Puls der Zeit thrashen.

Der inzwischen ausgeschiedene Finanzminister L. brachte es ja schon vor sieben Jahren auf den Punkt: „Es ist besser, kein neues Album zu machen, als das falsche neue Album zu machen.“ Diesen Ratschlag hat man auch in Kanada beherzigt und so dauerte es eben anderthalb Jahrzehnte, ehe SACRIFICE der Meinung waren, dass ihr neues Material reif zur Veröffentlichung ist. Der Erfolg gibt ihnen Recht, denn „Volume Six“ ist ein in jeder Hinsicht überzeugendes Thrash-Metal-Album geworden, das zu keiner Zeit nach „altem Eisen“ klingt. Die Erfahrung sagt, dass auf absehbare Zeit kein Nachfolger zu erwarten ist, aber vielleicht geht die Band ja alsbald wenigstens auf Tour …

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Wertung: 8.5 / 10

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