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Review Avatarium – Between You, God, The Devil And The Dead

Rund drei Jahre nach „Death, Where Is Your Sting“ stehen AVATARIUM mit ihrem sechsten Longplayer „Between You, God, The Devil And The Dead“ in den Startlöchern. Vom eher klassischen Doom-Metal der früheren Alben hatte sich das Quartett schon seit längerem verabschiedet, allerdings fielen die genrefremden Stücke oftmals noch qualitativ ab. Die große Frage ist also, ob die Schwed*innen ihr Songwriting dahingehend weiter optimieren konnten oder ob die aktuelle Veröffentlichung der Zuhörerschaft gar etwas Neues bietet.

Die Kernbesetzung ist mit Sängerin Jennie-Ann Smith und ihrem Lebensgefährten, dem Gitarristen Marcus Jidell, unverändert – und die beiden harmonieren in Sachen Songwriting ausgezeichnet miteinander. Unterstützt wird das dynamische Duo, wie auch schon auf dem Vorgängeralbum, von Andreas Johansson am Schlagzeug und Mats Rydström am Viersaiter. Die inzwischen omnipräsenten (und klanglich hochgradig analogen) Keyboards, Orgeln und Synthesizer kommen von Rickard Nilsson, der auch schon (wie der inzwischen ausgestiegene AVATARIUM-Mitbegründer Leif Edling) bei der Doom-Legende Candlemass in die Tasten gehauen hat (aber nicht fest zur Band gehört). Spiel- und gesangstechnisch geben sich die fünf Musiker*innen dabei keine Blöße.

Schon die ersten Takte auf „Between You, God, The Devil And The Dead“ zeigen, dass AVATARIUM die Abkehr vom klassischen Doom Metal weiter fortführen – was nicht heißen soll, dass auf entsprechende Stilmittel gänzlich verzichtet wurde, denn es gibt immer noch die eine oder andere tiefe Gitarrenwand mit entsprechendem Sustain. Und im direkten Vergleich ist die Platte auch spürbar düsterer und auch wieder etwas härter als der Vorgänger. Allerdings rücken besagte Tasteninstrumente (und die ausgesprochen oldschool und analog klingende Produktion) die Songs spürbar Richtung Okkult- oder sogar Classic Rock. Und das funktioniert hier spürbar besser als auf „Death, Where Is Your Sting“ und wirkt merklich ausgereifter.

Eine Prise Pathos gehört seit jeher zum Werkzeugkasten von AVATARIUM, so auch auf „Between You, God, The Devil And The Dead“ – allerdings hält sich der theatralische Aspekt in Grenzen und das Ganze wirkt nicht zu aufgesetzt. Highlights sind fraglos das wunderbar metallische „Until Forever And Again“, das klassisch-doomige „Being With The Dead“ oder auch das balladeskere „Lovers Give A Kingdom To Each Other“, letzteres inklusive großartigem Akustik-Gitarrenspiel und latent spürbaren Chelsea-Wolfe-Vibes. Mit „Notes From Underground“ ist auch noch ein tolles Instrumentalstück an vorletzter Stelle platziert, bevor das Album mit dem ruhigen Titeltrack emotional intensiv endet.

Wirkliche Ausfälle sind eigentlich nicht zu verzeichnen, lediglich einige wenige Längen. Die durchaus groovige Single „I See You Better In The Dark“ wirkt allerdings ein wenig generisch und vorhersehbar. Lyrisch verzichtet Smith auf Plattitüden und beschäftigt sich auf „Between You, God, The Devil And The Dead“ mit diversen existentiellen Fragen, oftmals inspiriert durch ihr hauptberufliches Wirken im psychologisch-sozialen Bereich. Da es sich aber nicht um ein Konzeptalbum handelt, können die Songs auf inhaltlicher Ebene problemlos für sich alleine stehen.

Wer etwas für Bands wie Candlemass, Lucifer oder auch The Devil’s Blood übrig hat, wird viel Freude an „Between You, God, The Devil And The Dead“ haben. Und wer die musikalische Entwicklung von AVATARIUM grundsätzlich mag, sowieso. Die acht Songs sind insgesamt abwechslungsreich und spannend genug, um auf die rund dreiviertel Stunde Albumlänge nicht zu langweilen oder gar zu nerven. Für Freunde der 70er Jahre sowie genannter Genres und Bands fraglos ein riskiertes Ohr wert, aber möglicherweise (noch) nicht das ultimative Highlight in der Diskografie der Schwed*innen.

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Wertung: 7.5 / 10

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