Meine Top-5 der Metal-Alben 2024
Meine Prog-Highlights waren:
- Pure Reason Revolution – Coming Up To Consciousness: unfassbar reduziert und gerade deshalb so gelungen und berührend!
- Big Big Train – The Likes Of Us: Schönklang in Perfektion!
- Barock Project – Time Voyager: Vital und vielseitig wie kaum eine andere Band des Retroprog-Genres.
- IZZ – Collapse The Wave: Songwriting von einem anderen Stern!
- Frost* – Life In The Wires: Eine Prog-Achterbahnfahrt mit Hochglanzpop-Produktion
Weitere gute bis sehr gute Platten gab es von MEER, NEAL MORSE, HAVEN OF ECHOES, CALIGULA’S HORSE und RICHARD HENSHALL (HAKEN).
Schlechtestes Metal-Album des Jahres 2024
Mit ihrem neuen Projekt NORTH SEA ECHOES und dessen Debüt „Really Good Terrible Things“ versprachen RAY ALDER und Jim Matheos von FATES WARNING auf dem Papier ein spannendes Elektro-Postrock-Projekt, das im besten Falle an O.S.I. hätte erinnern können. Abgesehen von wenigen guten Songs bleibt aber viel Langeweile und Luft nach oben, über die auch die zahllosen Produktionsgimmicks nicht hinwegtäuschen können. Hier fehlt es leider an der Grundsubstanz, an spannenden Songs.
Bestes Entmetallisiert-Album des Jahres 2024
Der britische Künstler STATE AZURE bietet mit seinen beiden Alben „Alpha I“ und „Alpha II“ feinste Elektronik irgendwo zwischen Ambient und Berliner Schule, zwischen BRIAN ENO, VANGELIS und TANGERINE DREAM. Endlos oft gehört.
Bestes Festival des Jahres 2024
Das Night Of The Prog Festival auf der Loreley. Die diesjährige Ausgabe war die letzte auf dem Felsen; die ersten Ankündigungen deuten darauf hin, dass auch aus dem Night Of The Prog ein „Cruise“ wird. Schade. Zum Abschluss gab es aber nochmal ein tolles Line-up mit STEVE HACKETT, BIG BIG TRAIN, RIVERSIDE, STEVE ROTHERY BAND, ARENA, PENDRAGON, MEER, IZZ, OK GOODNIGHT und mehr.
Bestes Konzert des Jahres 2024
Hier muss ich drei Gigs nennen:
- Den ersten abendfüllenden Europa-Gig der Retroprogger IZZ in Amsterdam. Mehr als 25 Jahre nach ihrer Gründung und vier Tage nach ihrem Gastspiel beim Night Of The Prog Festival lieferten die Amis hier eine sehr engagierte und persönliche Performance ab und spielten eine 2,5-Stunden-Show für nichtmal 30 Fans. Sie hätten nach all den Jahren mehr als 3.000 Fans verdient. Unfassbar gut, einmalig – und damit auch ein bisschen traurig.
- Die Space-Rocker OZRIC TENTACLES in Eindhoven. Hatte ich schon lange auf meiner Liste. Endlich hat es gepasst und sich richtig gelohnt. Ein wahrhaft psychedelischer Trip. Wer Epileptiker*in ist, sollte allerdings besser nicht hingehen. Ich habe noch nie so wilde, bunte Visuals gesehen – ohne Pause, ohne Kompromisse.
- SAGA in Köln. Die kanadischen Melodic-Progger habe ich schon zahllose Male gesehen, aber dieses Mal war alles anders. Gitarrist Ian Crichton fällt krankheitsbedingt aus und wird von Bassist Dusty Chesterfield wirklich würdig vertreten, und ein von seiner Krebserkrankung sichtlich geschwächter Michael Sadler performt mit letzter Kraft und voller Hingabe. Er zeigt sich verletzlich und viel persönlicher als je zuvor, singt sogar einen Song zusammen mit seinem Sohn. Sowas gab es bei SAGA noch nie. Ein Abend, der nachhallt und in Erinnerung bleibt.
Schlechtes Konzert des Jahres 2024
THRESHOLD in Essen. Ebenfalls schon oft gesehen, und meistens waren sie viel zu laut. Dieses Mal war es unerträglich, da quasi nur noch Bass und Schlagzeug zu hören waren. Leider konnte Sänger Glynn Morgan aufgrund einer Kehlkopferkrankung die Tour nicht spielen, sodass THRESHOLD mit Alessio Garavello als Ersatzsänger auftraten. Der war zwar stimmlich fit, veränderte aber aufgrund seiner viel höheren Tonlage manche Melodie derart stark, dass das Flair der Originale nicht mehr rüberkam. Das sorgte alles zusammengenommen dafür, dass ich erstmals ein Konzert nach 40 Minuten verlassen habe.
Bestes Coverartwork des Jahres 2024
Das Cover von BLOOD INCANTATIONs „Absolute Elsewhere“ ist genauso kompromisslos und cool wie die Musik, die es verpackt.
Schlechtestes Coverartwork des Jahres 2024
Ich weiß nicht, was schlimmer ist: der gewollte Albumtitel „Hopiumforthemasses“ oder das Cover – in beiden Fällen haben MINISTRY aus meiner Sicht wenig Geschmack bewiesen.
Newcomer des Jahres 2024
Naja, als Quasi-Nachfolgeband von ANATHEMA sind WEATHER SYSTEMS nur bedingt ein Newcomer. Dennoch ist in diesem Jahr nach langer Wartezeit und endlosen Ankündigungen das Debütalbum „Ocean Without A Shore“ erschienen. Wer den klassischen ANATHEMA-Sound mag, sollte auch hieran Gefallen finden.
Persönliche Entdeckung des Jahres 2024
Da gab es einiges: BLOOD INCANTATION als mutige Mischung aus Death-Metal, Prog und Retro-Elektronik, die amerikanischen Nachwuchs-Progmetaller OK GOODNIGHT, die für unsere Ohren ungewöhnliche Musik der chinesischen Prog-Combo OU. In etwas gewöhnlicheren Gefilden die ambitionierten Rocker MILE MARKER ZERO und die Indie-Stars NOTHING BUT THIEVES – I know I’m late to the party. ;-)
Enttäuschung des Jahres 2024
Die Veröffentlichungspolitik hinter TRANSATLANTICs Live-Release „Live At Morsefest 2022: The Absolute Whirlwind“ roch schon arg nach Geldmacherei. Zunächst wurde das Live-Set nur als limitiertes Deluxe Artbook mit fünf CDs, zwei Blu-rays und 36-seitigem Fotobuch für 80 Euro veröffentlicht. Auf Nachfrage in Fankreisen hieß es, es werde nur diese eine Version geben. Wer nur die Blu-ray wollte, musste die CDs und das Artbook mitnehmen und tief in die Tasche greifen. Drei Monate später, als die Hardcore-Fans sicher schon alle gekauft hatten, kamen die Blu-rays noch einmal als Standalone-Release auf den Markt. Fan-Service geht anders.
Überraschung des Jahres 2024
Nach vielen Jahren des Wartens erscheint tatsächlich das Debütalbum der ANATHEMA-Nachfolgeband WEATHER SYSTEMS. Und: Die deutschen Progmetaller EVERON kündigen das erste Album seit 16 Jahren für Anfang 2025 an.
Mein Song des Jahres 2024
Prog-Song des Jahres: IZZ – We Are The 3rd:
Pop-Hymne des Jahres: MEER – Golden Circle:
Mein bestes gelesenes Buch 2024
„Jim ist mies drauf“ von Suzanne und Max Lang. Weit mehr als ein Kinderbuch. Toll illustriert, vermittelt es ganz vorzüglich und sehr amüsant, wie es ist, schlechte Laune zu haben. In der Reihe sind noch weitere Titel erschienen wie „Jim ist gut drauf“ oder „Jim hat keinen Bock“. Die sind auch empfehlenswert, treffen aber nicht derart ins Schwarze.
Mein bester gesehener Film 2024
Dune 2 – optisch opulent, mitreißend und nochmal eine deutliche Steigerung zum schon sehr guten ersten Teil.
Wunsch / Hoffnung für 2025
Ich wiederhole den so nötigen wie naiven Wunsch vom letzten Jahr: Weniger Angst in den Köpfen. Mehr Frieden in der Welt. Beides ist bitter nötig – und scheint geradezu unmöglich in diesen Zeiten.
Aus musikalischer Sicht: Noch eine Tour von SAGA, mit einem gesunden Michael Sadler.