Musikfilme – Teil 1: Spielfilme

Wenn die Coronakrise auch den Konzertkalender leergefegt hat, muss die Abendgestaltung trotzdem nicht Metal-frei bleiben. Nicht (nur) mit Livestream-Konzerten aus leeren Hallen, Proberäumen oder den Wohnzimmern der Musiker, sondern auch mit Klassikern und Neuerscheinungen aus dem filmischen Bereich. Schließlich gibt es auch hier unzählige Werke, die sich dem Thema Rock und Metal verschrieben haben – sei es als Komödie, Thriller, Horrorfilm oder gar als Dokumentation.

In diesem Special wollen wir euch Metal-relevante Film-Highlights in Form von Kurzreviews vorstellen. Dabei legen wir den Fokus in diesem ersten Teil auf Spielfilme aus diversen Genres, während wir in Teil 2 Musik-Dokumentationen behandeln. In diesem Sinne: Rock on – auch in Zeiten von Social Distancing!


Airheads

1994 hatte das Radio noch eine bestimmte Bedeutungfür die metallische Musiklandschaft. Wer es schaffte, seine vermeintliche Hit-Single im Programm eines einschlägigen Senders unterzubringen, hatte eine gewisse Chance, von den Major-Labels wahrgenommen und vielleicht sogar mit einem Plattenvertrag belohnt zu werden. So betrachtet erscheint die Idee von Chazz (Brendan Fraser), Rex (Steve Buscemi) und Pip (Adam Sandler) alias „The Lone Rangers“ (Zitat: „Moment mal … Kann es einen Plural von „The Lone Ranger“ geben?!“) erst einmal gar nicht so abwegig: Sie besetzen den Radiosender Rebel Radio und versuchen mit vorgehaltener (ziemlich realistisch aussehender und mit Tabasco gefüllter) Wassermaschinenpistole den Moderator und DJ Ian zu überzeugen, ihr Demo zu spielen. Dass in Michael Lehmanns Komödie „Airheads“ auf dem Weg zur langersehnten Airtime noch so einiges schiefgehen muss, versteht sich vermutlich von selbst.
„Airheads“ ist ohne Frage eine klassische 90er-Jahre-Komödie, wartet aber mit einer charmanten Story, schrägen Charakteren und Gastauftritten (von Beavis & Butthead über Lemmy bis hin zur Band White Zombie, auf deren Konzert eine komplette Szene spielt) sowie einem kultigen und großartigen Soundtrack auf (inklusive einer tollen Version des Motörhead-Songs „Born To Raise Hell“ mit Ice-T und Whitfield Crane von Ugly Kid Joe neben Lemmy am Mikrofon). Sicher nicht ganz zeitlos, aber immer noch ausgesprochen unterhaltsam, zumal AIRHEADS die späteren Weltstars Fraser, Buscemi und Sandler in sehr jungen Jahren zeigt. (Stephan Gossen)


Bohemian Rhapsody

„Bohemian Rhapsody“ hat sich 2018 als Überraschungshit entpuppt, und das nicht zu Unrecht. Das biografische Drama beleuchtet den Werdegang Freddy Mercurys, natürlich mit Fokus auf die ewig unerreichten QUEEN, und lockte allein in Deutschland fast vier Millionen Besucher in die Kinos. Mit einer oscarprämierten Schauspielleistung von Rami Malek als Freddy und einer 20-minütigen, penibel nachgestellten und audiovisuell hervorragend umgesetzten Live-Aid-Performance von 1985 ist „Bohemian Rhapsody“ nicht nur etwas für QUEEN-Fans. Zwar nimmt sich der Film gelegentliche Freiheiten bei den Ereignissen, um für einen besseren Spannungsbogen zu sorgen, doch erfreulicherweise werden Freddy und QUEEN hier nicht zwei Stunden lang mit der rosaroten Brille gezeigt: Spannungen innerhalb der Band sowie Freddys Beziehungen, Homosexualität und Drogen-Exzesse werden nicht ausgespart. „Bohemian Rhapsody“ ist ein liebevoller und ehrlicher Einblick in das Leben eines der größten Stars der Geschichte und lässt den leider viel zu früh verstorbenen Mercury wieder zu neuem Leben erwachen. Kleine Empfehlung: Wer eine gute Sound-Anlage zu Hause hat, kann außerdem die hervorragende Tonmischung des Films in vollen Zügen genießen.


Deathgasm

Brodie ist ein vaterloser Teenager, der auf Heavy Metal steht. Damit hat er es nicht allzu leicht: Nachdem seine Mutter in die Psychatrie eingewiesen wurde, muss er zu seinem Onkel Albert in die Kleinstadt Greypoint ziehen – in einen christlich-fundamentalistischen Haushalt. Dort eckt er mit seiner Vorliebe natürlich an, und auch in der neuen Schule wird der Außenseiter Opfer von Mobbing, an dem nicht zuletzt sein eigener Cousin David beteiligt ist. Die Schulschönheit Medina zeigt Interesse an Brodie, der jedoch zunächst mit seiner eigenen Schüchternheit zu kämpfen hat. Anschluss findet er bei den beiden Rollenspiel-Nerds Dion und Giles sowie Zakk, der ebenfalls Liebhaber härterer Klänge ist und den er – wie sollte es anders sein – im Plattenladen kennenlernt. Zu viert beschließen die Jungs, die Gruppe „Deathgasm“ zu gründen und proben fortan in Onkel Alberts Garage. Zusammen mit Zakk steigt Brodie in das heruntergekommene Haus des Metal-Musikers Rikki Daggers ein, wo sie eine Schallplatte erbeuten, in deren Sleeve mysteriöse Notenblätter versteckt sind. Nachdem sie die Noten mit der Band gespielt haben, verwandeln sich die Einwohner von Greypoint nach und nach in bluthungrige Besessene. Von da an bekommen das Quartett und Medina es nicht nur mit blindwütigen Zombies zu tun, sondern auch mit den Vertretern eines Kultes, die ebenfalls hinter den verhängnisvollen Noten her sind, mit denen sie einen Dämon aus der Unterwelt beschwören wollen.
„Deathgasm“ ist eine kultige Splatter-Komödie, die nicht nur mit der genreüblich parodistisch überzeichneten Gewalt – vornehmlich dargestellt durch den Gebrauch von Kettensägen, Äxten und, ja, Dildos – daherkommt, sondern auch jede Menge Metal zu bieten hat: von donnernden Drums und schweren Riffs bis hin zu lächerlichem Corpsepaint-Posing im Wald. Wenn man kein Problem mit Blut in Strömen hat, gehört der neuseeländische Independent-Streifen auf die Must-See-Liste jedes Metalheads.  (Markus Frey)


Detroit Rock City

Ohio, Ende der Siebziger: Die vier High-School-Slacker Hawk, Lex, Trip und Jam lieben Kiss und spielen sogar in einer eigenen Cover-Band. Ihr größter Traum: die Rock-Giganten einmal live sehen. Nachdem Jams ultrakonservative Mutter ihre Pläne durchkreuzt und die entdeckten Konzertkarten verbrannt hat, macht sich das Quartett in dem Glauben, vier neue Tickets bei einem Radiogewinnspiel ergattert zu haben, auf den Weg nach „Detroit Rock City“, wo die Show von Paul Stanley und Co. stattfinden soll. Auf dem Weg dorthin müssen die Freunde nicht nur Jam aus dem christlichen Internat befreien und sich mit Disco-Fuzzis herumärgern, sondern schließlich feststellen, dass das mit dem Gewinnspiel doch nicht so ganz geklappt hat. Sodann beschließen sie, sich aufzuteilen, um sich möglichst viele Gelegenheiten zu verschaffen, doch noch an die heiß begehrten Karten zu kommen. Was die vier Jungs infolgedessen im Nachtleben der Großstadt in Michigan einzeln erleben, ist nicht nur für die Zuschauer äußerst unterhaltsam anzusehen, sondern macht die vier Teenager auch eine ganze Spur reifer, mutiger und reicher an Lebenserfahrung – und übersteigt wohl die Erwartungen an einen Konzertbesuch, und wenn es auch von der heißesten Band der Welt ist, um ein Vielfaches.
„Detroit Rock City“ ist eine charmante Hommage an die Musik und das Flair der Siebziger, die sich irgendwo zwischen Teenie-Klamotte und Abenteuer-Komödie bewegt. Der Streifen wartet mit allerlei Kiss-Eastereggs, Gastauftritten (etwa von Porno-Legende Ron Jeremy oder Ex-Playmate und Gene Simmons‘ Ehefrau Shannon Tweed), natürlich einem Bomben-Soundtrack und einem Edward Furlong („Terminator 2“) in der Hauptrolle auf, bevor es mit dem Schauspieler bergab ging. Und auch wenn Kiss selbst in die Produktion involviert waren und selbstverständlich in dem Film auftreten, handelt es sich bei „Detroit Rock City“ keineswegs um blinde Heldenverehrung. Nicht zuletzt deshalb ist er einer der besseren Produkte, auf denen „Kiss“ draufsteht, und für alle Fans zeitloser Rockmusik ein amüsanter Leckerbissen. (Markus Frey)


Heavy Trip

„Heavy Trip“ ist eine charmante, schwarzhumorige Road-Trip-Komödie aus Finnland mit Kultfilm-Potential, die eine kleine Hobby-Metal-Band auf ihrem Weg aus dem Keller hinaus in die Welt begleitet, und dabei so liebevoll wie augenzwinkernd die Metal-Szene aufs Korn nimmt. Dem einen oder anderen mögen die zahlreichen humorvollen Szenen rund um Bandnamens- und Soundfindung, lange Haare, schwarze Kleidung, Särge und Bühnenidentität zu klischeebeladen sein, doch die vielen kreativen Einfälle, ironischen Seitenhiebe und einfühlsamen Beobachtungen machen trotzdem einen großen Spaß und sorgen für viele Lacher. In „Heavy Trip“ findet man ein Plädoyer für Akzeptanz und dafür, nie aufzugeben, aber auch für den Metaller an sich, bei dem harte Schale und weicher Kern nicht selten zusammengehören.
Noch ein Hinweis für die Menschen, die besonderen Wert auf das “audio” in “audio-visuelle Medien” legen: Der Soundtrack des Films wurde von Lauri Porra komponiert, dem Bassisten der finnischen Power-Metal-Band Stratovarius. (Christina Maier)

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Imaginaerum

Es ist schon ironisch, wenn man fast schon größenwahnsinnig mit einem effektlastigen Spielfilm zum eigenen aktuellen Album plant, selbst darin mitspielt – und bis zum Erscheinen des Films die Frontsängerin aussteigt. Aber irgendwie gehört Drama zu NIGHTWISH, und genauso dramatisch gestaltet sich auch der Film „Imaginaerum“, der sicherlich eher ein 85-minütiges Musikvideo ist und dessen Einzelteile ein gewollt tiefsinniger Plot um Demenz, die eigenen Erinnerungen, Tod, Selbstmord und Vater-Tochter-Beziehungen zusammenhält. Regie führte Stobe Harju, der auch das wahnsinnig schöne Musikvideo zu „The Islander“ gedreht hat, und gestalterisch bewegt sich der Film auf einem ähnlichen Niveau. Trotz des vergleichsweise geringen Budgets von etwas unter vier Millionen Dollar macht „Imaginaerum“ optisch einiges her, und wer generell den NIGHTWISH-Sound der 2000er und schöne Musikvideos mag, sollte hier mal einen Blick riskieren. Mag die Story auch arg um die einzelnen Songs herumkonstruiert sein, so kann man dennoch die sicherlich einzigartige Optik in Kombination mit den Tracks aus dem dazugehörigen Album „Imaginaerum“ genießen. Insgesamt etwas zu ambitioniert – aber sehenswert! (Christina Maier)


Kings Of Rock – Tenacious D

In den frühen 2000ern schwappte sie auch zu uns nach Europa herüber, die Erkenntnis, dass es da drüben in den USA mit TENACIOUS D ein musikalisches Comedy-Duo gibt, das eine heitere Mischung aus mitreißender Rockmucke und selbstironischen, zuweilen pubertären Albernheiten bietet. Jack Black war mittlerweile dem einen oder anderen schon als Schauspieler bekannt, da er nicht mehr nur Neben-, sondern auch zunehmend Hauptrollen in Hollywood-Produktionen ergattert hatte. Darüber hinaus konnte sich das erste selbstbetitelte Album von 2001 damit brüsten, unter der Mitarbeit der Rock-Größen Dave Grohl (u.a. Foo Fighters, ex-Nirvana) und Josh Homme (u.a. QOTSA, ex-Kyuss) eingespielt worden zu sein. Der im Jahr 2006 folgende Film „Kings Of Rock – Tenacious D“ (im Original „Tenacious D In The Pick Of Destiny“) entstand auf dem vorläufigen Karrierehöhepunkt des Duos Black und Kyle Gass: Er erzählt die fiktive Geschichte der Entstehung der Band und deren Abenteuer auf der Jagd nach dem „Plek des Schicksals“, einem allmächtigen Gitarrenplektrum, geschliffen aus einem Zahn des Leibhaftigen höchstpersönlich.
In den USA grandios gefloppt und auch hierzulande kein überbordender Kino-Erfolg, ist der Streifen trotz hanebüchener Handlung und beschränktem Schauspieltalent einiger Mitwirkender doch eine kurzweilige Musikkomödie für alle Rock- und Metal-Fans, deren Humor sich nicht im Feuilleton der FAZ wiederfindet. Der Soundtrack, zugleich das zweite Album von TENACIOUS D, birgt Ohrwurm-Potential und entstand unter der Mitarbeit von erneut Grohl, Meat Loaf und niemand Geringerem als Ronnie James Dio. Alle drei haben ebenfalls einen Gastauftritt im Film – ersterer, wie schon im Musikvideo des Songs „Tribute“, als roter Teufel mit Hörnern und Hufen. Viele der Gags sind übrigens der älteren HBO-Serie von TENACIOUS D entlehnt, die man auf deren DVD „The Complete Masterworks“ nachschauen kann, wenn man sich nach „Kings Of Rock“ eine Überdosis von „the D“ geben will.  (Markus Frey)


Lords Of Chaos

Schon 1998 versuchten zwei Norweger, die Geschichte des Black Metal rund um Suizide, Brandstiftungen und Morde in ihrem umstrittenen Buch „Lords Of Chaos“ zu sortieren. Der Regisseur Jonas Åkerlund geht einen Schritt weiter: vom Buch zum Spielfilm. Dieser bildet (naturgemäß) gewiss nicht die Realität ab. Dennoch macht er diese extreme Epoche der Musik- und Gesellschaftsgeschichte in einer Form greifbar, die durch keine Buchlektüren oder Dokumentation möglich ist: Åkerlunds Dead, Euronymous, Varg oder Faust sind nicht nur durchweg sehr gut besetzt, sondern lassen nachvollziehbar werden, wie aus einem „sich selbst zu ernst nehmen“ und der daraus resultierenden Gruppendynamik eine blinde Begeisterung für den Coolsten der Gang erwächst – die in Panik umschlägt, als alles aus dem Ruder zu laufen beginnt. Gewisse Lücken in der Erzählung sind nicht von der Hand zu weisen: Dem in der Materie bewanderten Betrachter fehlen sicher einige Personen, andererseits bietet der Film durch den Fokus auf die spektakulären Ereignisse wenig neue Erkenntnisse. Auch versucht sich der Film nicht an Erklärungsversuchen, weswegen die jungen Männer (oder großen Kinder) im „langweiligen“ Norwegen dieses Bedürfnis nach immer extremeren Ausdrucksformen entwickeln. Dennoch gelungt es „Lords Of Chaos“, die Geschichte von „The True Mayhem“ und damit die des True Norwegian Black Metal lebendig werden zu lassen. (Moritz Grütz)

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Metallica – Through The Never

Ein Beispiel für „Weil sie’s können“ gefällig? Here we go: METALLICA veröffentlichen mit „Through The Never“ nicht etwa einfach einen neuen Konzertmitschnitt, sondern … ja, was eigentlich? Einen Konzertfilm mit Rahmenhandlung. Von Regisseur Nimród Antal aufwendig im Imax-3D-Format umgesetzt ist das Bild (im Kino) leider das einzig Dreidimensionale. Die „Handlung“ hingegen ist ziemlich platt: Teils surreal, teils mit Action-Elementen versetzt begibt sich der Roadie Trip auf die Suche nach einem liegengebliebenen Truck des Tour-Trosses, den er unbedingt finden muss. Wofür, wird nicht ganz klar – denn parallel findet bereits die METALLICA-Show statt, die immer wieder in fraglos spektakulären Aufnahmen in den Film geschnitten wird.
Doch Unfälle, Straßenschlachten und ein maskierter Reiter, mit dem sich Trip später duellieren muss, bilden Elemente, aber lange noch keinen angemessenen Inhalt für einen Spielfilm – zumal der „Plot“ bis zum Ende sinnfrei bleibt. Ob es eine weitere Live-DVD von METALLICA gebraucht hätte, ist fraglich. Diesen zahnlosen Live-Spielfilm-Bastard auf dem Niveau eines nicht enden wollenden Musikvideos hätte es jedenfalls nicht gebraucht, nur weil genug Geld da war, ihn umzusetzen. Die Produktionskosten lagen übrigens bei rund 32 Millionen US-Dollar.  (Moritz Grütz)


Queen Of The Damned

Lestat, der Vampir (verkörpert von Stuart Townsend), erwacht in den 1990er-Jahren aus einem beinahe ein Jahrhundert andauernden Schlaf – geweckt von den düsteren Nu-Metal-Kompositionen einer in der Nähe probenden Amateur-Rockband. Kurzerhand beschließt er, Frontmann und Sänger der Gruppe zu werden und offenbart sich als echter Vampir (geschützt vom Image des exzentrischen Rockstars, der das vermeintliche Vampirtum als Marketinginstrument nutzt), um seinesgleichen zu produzieren. Dass er mit seiner Musik aber die Aufmerksamkeit sowohl von jahrhundertealten Geheimgesellschaften als auch von Akasha, eine altertümlichen ägyptischen Vampirkönigin (der letzte Leinwandauftritt der kurz nach den Dreharbeiten verstorbenen Sängerin Aaliyah), auf sich zieht, hatte Lestat dabei nicht auf dem Zettel.
„Queen Of The Damned“ aus dem Jahr 2002 (lose basierend auf den Romanen „Der Fürst der Finsternis“ sowie „Die Königin der Verdammten“ von Anne Rice und ebenso lose an den Filmklassiker „Interview mit einem Vampir“ anknüpfend) wäre eigentlich ein eher belangloser Vampir-Horror-Film – wenn da nicht der bemerkenswerte Soundtrack wäre. Kein Geringerer als Jonathan Davis, seines Zeichens Frontmann von Korn, lieh Townsend für den Film seine (Gesangs-)Stimme. Auf der zugehörigen Soundtrack-Compilation interpretierten (Nu-)Metal-Größen wie Wayne Static (Static X), David Draiman (Disturbed), Chester Bennington (Linkin Park) sowie Marilyn Manson die im Film vorkommenden Songs, ergänzt um legendäre Szene-Hits von Static X, den Deftones oder den Kidneythieves. Unterm Strich ein sicherlich trashiges Filmvergnügen – aber durch die Musik auch ein unterhaltsames. (Stephan Gossen)


Rock Star

Wenn Hollywood sich an eine Subkultur wagt, geht das gern nach hinten los. Zu oft sehen die Verantwortlichen um der Massentauglichkeit willen von einer tieferen Auseinandersetzung mit einer Szene ab und stoßen „echten“ Fans so eher vor den Kopf, als sie zu begeistern. Ein liebevoll umgesetztes Gegenbeispiel liefert Regisseur Stephen Herek mit „Rock Star“: Der Streifen folgt dem jungen Heavy-Metal-Sänger Chris Cole, für den es Mitte der 80er nichts Wichtigeres gibt als seine Lieblingsband Steel Dragon. Lose basierend auf dem Ein- und Ausstieg von Tim „Ripper“ Owens bei Judas Priest erzählt der Film, wie Chris vom Sänger der Tribute-Band Blood Pollution zum Frontmann seiner Helden und damit zu Weltruhm aufsteigt, ehe der Traum seinen Glanz verliert. Selbst wenn die abgedroschene Aussage von „Folge deinem Herzen und verwirkliche dich selbst“ am Ende jedes Hollywood-Klischee erfüllt, bietet „Rock Star“ viel Fan-Service für echte Headbanger. Die eigens für den Film gegründete Band Steel Dragon besteht aus Sänger Jeff Scott Soto (u. a. Yngwie Malmsteen), Dokken-Bassist Jeff Pilson, Gitarrenheld Zakk Wylde und Drum-Legende Jason Bonham, und auch für Blood Pollution wurden mit Leuten wie Black-Label-Society-Klampfer Nick Catanese echte Genre-Schwergewichter rekrutiert. Auch ansonsten stellt der Film den Alltag einer Underground-Band ebenso wie den Rock-’n‘-Roll-Zirkus der Mitt-80er vom Auf- bis zum Abbau ziemlich authentisch dar, fährt mit Songs von Bon Jovi, Kiss und AC/DC nebst ziemlich gelungenen Steel-Dragon-Originalen einen authentischen Soundtrack auf und birgt mit einem Zitat des Kultfilms „Heavy Metal Parking Lot“ sowie etlichen Anspielungen auf die Größen des Genres so manches Easteregg für Heavy-Metal-Fans der alten Schule. (Thomas Meyns)


School Of Rock

Was hat „School Of Rock“, was andere Familien-Komödien mit der immer gleichen „Aufstieg des Underdogs“-Prämisse nicht haben? Ganz klar: Jack Black. Das quirlige Tenacious-D-Mitglied, zum Zeitpunkt des Drehs Anfang 30, mimt den selbstverliebten und daher mittlerweile bandlosen Gitarristen Dewey, der sich aus Geldsorgen einen Job als Aushilfslehrer erschleicht und dabei zu seiner eigenen Überraschung das musikalische Talent seiner Schüler-Wider-Willen erkennt. Kurzerhand meldet er die Klasse bei einem Rockband-Wettbewerb an, bei dem er selbst gerne teilnehmen möchte. Wohin die Reise geht ist klar: Aus dem Egomanen wird mit der Zeit tatsächlich ein guter Lehrer, der es schafft, die Talente der Kinder mit Spaß und Engagement zu fördern, und der sich selbst dabei mehr und mehr zurücknimmt. Jack Black ist dabei so herrlich überdreht, witzig und auf uncoole Art cool, dass es eine wahre Freude ist, sich diese mittlerweile 16 Jahre alte Musikfilm-Perle mal wieder anzusehen. Mit den unpolierten Ohrwurm-Poprock-Songs hat sich „School Of Rock“ damals rasend schnell zum Kultfilm entwickelt, dem zehn Jahre später sogar eine Cast-Reunion folgte. Kein Wunder – wer hätte nicht auch gern in seiner Schulzeit Jack Black als verrückten Lehrer gehabt? (Christina Meier)


This Is Spinal Tap

Rob Reiners 1984 erschienene Mockumentary „This Is Spinal Tap“ ist vermutlich der einflussreichste Musikfilm aller Zeiten. Die Tour-Doku der fiktiven britischen Heavy-Metal-Band SPINAL TAP wird aller Wahrscheinlichkeit nach in jedem Proberaum rund um den Globus zitiert und lehrt das Publikum auf ebenso überspitzt-augenzwinkernde wie zutreffende Art und Weise, welche Strapazen tourende Bands zu überkommen haben: Das reicht von Fehlfunktionen im Bühnen-Equipment über mangelhaftes Catering (rundes Brot, eckiger Käse – was soll der Mist?) und übergriffigen Musiker-Freundinnen bis hin zu Ego-Konflikten im Bandgefüge und explodierenden Schlagzeugern. Die „Doku“ avancierte gar derart zum Kult-Film, dass die namensgebende Band SPINAL TAP die Jahrzehnte überdauerte, ihre eigene Simpsons-Episode bekam und bis heute Alben aufnimmt und gelegentliche Konzerte spielt.  (Thomas Meyns)


Wayne’s World, Teil 1 & 2

Was als Sketch-Reihe in der legendären US-Unterhaltungssendung „Saturday Night Live“ begann, erfährt 1992 und ’93 mit den beiden Streifen „Wayne’s World“ 1 und 2 seinen Höhepunkt. Die „SNL“-Komiker, Gag-Autoren und Schauspieler Mike Myers und Dana Carvey schlüpfen für zwei Filme in die Rollen der Heavy-Metal-Fans Wayne Campbell und Garth Algar. Die Teenager senden aus dem Keller von Waynes Elternhaus in einer verschlafenen US-Kleinstadt ihre Blödel-Show „Wayne’s World“ über den lokalen Kabelkanal. Im ersten Teil müssen sie sich nicht nur mit Rob Lowe als aalglatten Produzenten herumschlagen, der die Show aus Profitgier aufkauft und sie ihres amateurhaften Charmes beraubt, sondern Wayne muss auch mit ihm um seine Traumfrau Cassandra („Relic Hunter“ Tia Carrere) kämpfen. Teil 2 kann man dabei als lauen Aufguss des ersten betrachten, der nicht zuletzt wegen seiner zahlreichen Gastauftritte aus der Film- und Musikwelt dennoch einen gewissen Unterhaltungswert bietet. Diesmal ist es Cassandras schmieriger Manager (Christopher Walken), der einen Keil zwischen sie und Wayne treibt. Der ist indes damit beschäftigt, ein Festival à la Woodstock auf die Beine zu stellen, was ihn und Garth mit allerlei Problemen konfrontiert.
„Wayne’s World“ ist ein Kult-Komödien-Duo der Rock- und Metal-Szene, das neben der entsprechenden musikalischen Untermalung mit Slapstick, Wortwitzen und parodistischen Anspielungen auf Pop- und Sub-Kultur den typischen Humor amerikanischer Comedy-Routinen bietet. Die Filme warten zudem mit hochkarätigen Künstlern wie Alice Cooper und Aerosmith auf, während sich Hollywood- und TV-Schwergewichte wie Kim Basinger, Drew Barrymore, Charlton Heston, Jay Leno oder Ed O’Neill („Eine schrecklich nette Familie“) in Nebenrollen und Cameos die Klinke in die Hand geben. Alleine schon wegen der „Bohemian-Rhapsody“-Szene in Waynes Auto, die dem 1970er Queen-Hit nach Veröffentlichung des Films übrigens einen neuen Chart-Erfolg bescherte, sollte man sich diese Perle der frühen Neunziger mal angesehen haben – die Fortsetzung ist dabei eher als optionales Vergnügen zu verstehen. (Markus Frey)


Mehr Lust auf ein „Konzert im Wohnzimmer“? Alle Reviews zu Live-DVDs auf Metal1.info findest du >> hier.

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